Sollte man die vielzitierte Phrase des "American Dream" mit einem amerikanischen Autor in Verbindung bringen, würde wohl der Name F. Scott Fitzgerald einer der ersten sein, der in diesem Zusammenhang fällt. Neben Ernest Hemingway und William Faulkner ist der Chronist der zwanziger Jahre, denen er mit seinem "Tales of the Jazz Age" (1922) zu ihrem charakteristischen Namen verhalf, einer der literarischen Schlüsselfiguren seiner Generation, und die Beschäftigung mit dem "American Dream", mit dem Thema, das um Jugend, Erfolg und vor allem materiellen Reichtum kreist, ist in seinem Werk nicht zu übersehen.
Im Zentrum dieser Arbeit steht Fitzgeralds berühmtester und den amerikanischen Traum vielleicht am nachhaltigsten reflektierende Roman "The Great Gatsby" (1925), der das stärkste Echo der Literaturkritik ausgelöst hat und zudem seine reifste Leistung darstellt. Der Akzent liegt hier vor allem auf den Charakteristika dieses Traums und des Ideals, in welchem er wurzelt, seiner Herkunft und Entwicklung in der Geistesgeschichte Amerikas und seinem Bezug zu den Schlüsselfiguren und –orten im Roman. Das erste Kapitel nimmt auch Bezug auf den Umgang des modernen Amerika - symbolisiert in der Figur des Erzählers Nick Carraway - mit dem Verlust der gründerzeitlichen Werte und Ideale soweit sie den amerikanischen Traum betreffen.
Die Beschäftigung mit Fitzgeralds vielleicht ehrgeizigstem Roman "Tender is the Night" (1934) bildet den zweiten Schwerpunkt der Arbeit, wobei hier das besondere Augenmerk dem Wesen des sich im Protagonisten, dem Psychiater Dick Diver, kristallisierenden Zusammenbruchs der stilisierten geldaristokratischen Scheinwelt gilt.
Im dritten Teil der Arbeit wird auch das 1941 posthum erschiene Romanfragment "The Last Tycoon" berücksichtigt. Die Problematik des unhaltbar gewordenen "American Dream" wird hier anhand der Figur Monroe Stahrs, einem paternalistischen Filmstudioboss, und (unter anderem) dem politischen Hintergrund der dreißiger Jahre betrachtet. Es wird gezeigt, dass eine der Ursachen für sein Scheitern darin liegt, dass ein traditioneller Individualismus durch politisch-soziale Umwälzungen, etwa durch erstarkende kollektivistische Kräfte aber auch die dazu diametral gegenüberstehenden kapitalistischen Strömungen, seine scheinbar unerschütterliche Autorität nicht mehr erhalten kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der „Amerikanische Traum“ – eine Begriffsbestimmung
- 3. The Great Gatsby
- 3.1. Der intakte American Dream und James Gatz
- 3.2. Gatsbys Sündenfall: Die Fixierung des Ideals in Daisy Fay
- 3.3. Die spirituelle Qualität des Materiellen
- 3.4. Das Scheitern der idealisierten Vergangenheit als Utopie der Zukunft
- 3.5. Gatsby und Amerika
- 3.6. East Egg: Endprodukt eines pervertierten Amerikanischen Traums
- 3.7. Das formlose Ödland: The Valley of Ashes
- 3.8. Nick Carraway: Die first-rate intelligence eines modernen Amerika
- 4. Tender is the Night
- 4.1. Inszenierte Wirklichkeit und leere Scheinwelt
- 4.2. Der Bruch mit dem alten Amerika
- 4.3. Die Illusionen einer Nation
- 4.4. Der fragmentierte Dick Diver: Portrait eines Niedergangs
- 5. The Last Tycoon
- 5.1. Monroe Stahr: Der Letzte der Pioniere
- 6. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht F. Scott Fitzgeralds Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Traum in seinen Romanen The Great Gatsby, Tender is the Night und dem Fragment The Last Tycoon. Die Analyse konzentriert sich auf die literarische Darstellung des Traums, seines Scheiterns und der damit verbundenen gesellschaftlichen und individuellen Krisen. Biografische Aspekte werden immanenter Betrachtungsweise untergeordnet.
- Die Definition und Entwicklung des „amerikanischen Traums“
- Das Scheitern des amerikanischen Traums in der Welt Fitzgeralds
- Die Rolle des materiellen Reichtums und des sozialen Status
- Die Darstellung von Illusion und Desillusionierung
- Individuelle Schicksale als Spiegel der gesellschaftlichen Veränderungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und benennt F. Scott Fitzgerald als zentralen Autor zur Erörterung des American Dream. Sie kündigt die immanente Herangehensweise der Arbeit an, welche biografische Parallelen zurückhält und den Fokus auf die literarische Analyse legt. The Great Gatsby wird als zentraler Text der Untersuchung definiert, gefolgt von Tender is the Night und The Last Tycoon als ergänzende Analysen.
2. Der Amerikanische Traum: eine Begriffsbestimmung: Dieses Kapitel beleuchtet die vielschichtige Bedeutung des „amerikanischen Traums“, der über die gängige Reduktion auf materiellen Reichtum hinausgeht. Es wird der Kern des Traums als Selbstverwirklichung und das Streben nach individuellem Glück definiert, verwurzelt in der Unabhängigkeitserklärung von 1776. Die Hoffnung auf Selbstentfaltung und die Überzeugung von sozialer Mobilität werden als zentrale Antriebskräfte herausgestellt. James Truslow Adams' Definition wird zitiert, um die Vielschichtigkeit des Konzepts zu unterstreichen, das nicht nur materiellen Erfolg, sondern auch die Erreichung des vollen individuellen Potentials umfasst.
3. The Great Gatsby: Dieses Kapitel analysiert Fitzgeralds Meisterwerk The Great Gatsby. Es beleuchtet die verschiedenen Facetten des amerikanischen Traums, die in Gatsbys Leben und seinem Streben nach Daisy dargestellt werden. Die Analyse untersucht Gatsbys Idealvorstellung der Vergangenheit und ihr letztliches Scheitern. Die Gegenüberstellung von East Egg und dem Valley of Ashes verdeutlicht die sozialen Disparitäten und den moralischen Verfall. Nicks Rolle als Beobachter und die Darstellung der "first-rate intelligence" eines modernen Amerika werden diskutiert.
4. Tender is the Night: Das Kapitel widmet sich Tender is the Night und untersucht den Zusammenbruch des amerikanischen Traums im Leben von Dick Diver. Die Analyse fokussiert sich auf die Inszenierung der Scheinwelt, den Bruch mit der Tradition und die Illusionen einer ganzen Nation. Der moralische Zusammenbruch Divers wird als Spiegelbild der gesellschaftlichen Veränderungen interpretiert.
5. The Last Tycoon: Dieses Kapitel skizziert die Problematik des Scheiterns im Romanfragment The Last Tycoon am Beispiel von Monroe Stahr. Es dient als ergänzende Betrachtung, die die zentrale Thematik des Scheiterns des amerikanischen Traums zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Amerikanischer Traum, F. Scott Fitzgerald, Selbstverwirklichung, materieller Reichtum, sozialer Aufstieg, Illusion, Desillusionierung, Gatsby, Dick Diver, Monroe Stahr, Roaring Twenties, gesellschaftliche Kritik.
F. Scott Fitzgerald und der Amerikanische Traum: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert F. Scott Fitzgeralds Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Traum in seinen Romanen The Great Gatsby, Tender is the Night und dem Fragment The Last Tycoon. Der Fokus liegt auf der literarischen Darstellung des Traums, seines Scheiterns und der damit verbundenen gesellschaftlichen und individuellen Krisen. Biografische Aspekte spielen eine untergeordnete Rolle.
Welche Romane von F. Scott Fitzgerald werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf drei Werke Fitzgeralds: The Great Gatsby (als Haupttext), Tender is the Night und The Last Tycoon (als ergänzende Texte).
Wie wird der „Amerikanische Traum“ definiert?
Der „Amerikanische Traum“ wird nicht nur auf materiellen Reichtum reduziert, sondern umfassender als Selbstverwirklichung und Streben nach individuellem Glück verstanden, verwurzelt in der Unabhängigkeitserklärung von 1776. Zentrale Aspekte sind die Hoffnung auf Selbstentfaltung und soziale Mobilität. Die Arbeit bezieht sich auch auf James Truslow Adams' Definition, die das Erreichen des vollen individuellen Potentials mit einschließt.
Welche Themen werden in den Romanen analysiert?
Die Analyse untersucht die folgenden Themen: die Definition und Entwicklung des „amerikanischen Traums“, sein Scheitern in Fitzgeralds Welt, die Rolle von materiellem Reichtum und sozialem Status, die Darstellung von Illusion und Desillusionierung sowie individuelle Schicksale als Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen.
Wie wird The Great Gatsby analysiert?
In der Analyse von The Great Gatsby werden die verschiedenen Facetten des amerikanischen Traums im Leben Gatsbys und seinem Streben nach Daisy beleuchtet. Es wird untersucht, wie Gatsbys Idealvorstellung der Vergangenheit scheitert. Die Gegenüberstellung von East Egg und dem Valley of Ashes verdeutlicht soziale Disparitäten und moralischen Verfall. Nicks Rolle als Beobachter und die Darstellung der "first-rate intelligence" eines modernen Amerika werden ebenfalls diskutiert.
Was ist der Fokus der Analyse von Tender is the Night?
Tender is the Night wird analysiert, um den Zusammenbruch des amerikanischen Traums im Leben von Dick Diver zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Inszenierung der Scheinwelt, dem Bruch mit der Tradition und den Illusionen einer ganzen Nation. Divers' moralischer Zusammenbruch wird als Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen interpretiert.
Welche Rolle spielt The Last Tycoon in der Arbeit?
The Last Tycoon dient als ergänzende Betrachtung, die die zentrale Thematik des Scheiterns des amerikanischen Traums am Beispiel von Monroe Stahr zusammenfasst.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Amerikanischer Traum, F. Scott Fitzgerald, Selbstverwirklichung, materieller Reichtum, sozialer Aufstieg, Illusion, Desillusionierung, Gatsby, Dick Diver, Monroe Stahr, Roaring Twenties, gesellschaftliche Kritik.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit verwendet eine immanente Herangehensweise, wobei biografische Parallelen zurückhaltend behandelt und der Fokus auf die literarische Analyse gelegt wird.
- Quote paper
- Marcus Münch (Author), 2000, F. Scott Fitzgerald und das Scheitern des Amerikanischen Traums, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47703