1. Einleitung
1.1 Begründung und Entstehung amerikanischen Rechnungslegung US-GAAP
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise und des Börsenkraches 1929 wurde der steigende Bedarf an Rechnungslegungsvorschriften größer. In America wurden auf Bundesebene sieben Gesetzte zum Schutze des Wertpapierhandels für kleinere Kapitalgeber erlassen1, welche in Zukunft ähnliche Vorkommnisse verhindern sollten. Ein wichtiger Bereich dabei war die Neuformulierung der Bilanzvorschriften2. Die anschließende Differenzierung zwischen dem Kontinentaleuropäischen und dem angloamerikanischen3 Bilanzierungsvorschriften wurden durch die unterschiedlichen Gesetzgebungen geprägt.
Da in Kontinentaleuropa4 ein stark kodifiziertes Recht (Code law) vorherrscht, welches sich auszeichnet durch langwierige Gesetzgebungsverfahren und geringe Flexibilität erkennt man die Anlehnung an die statische Bilanzlehre. Die statische Bilanzkonzeption stellt vorrangig auf die zeitpunktbezogene Ermittlung des Vermögens und der Schulden ab5, orientiert sich also an der Vergangenheit. Dem gegenüber steht das im angloamerikanischen Raum dominierende Gewohnheitsrecht (Common law), wonach die Rechtssprechung durch Gerichte die zentrale Rechtsquelle bildet. Ein Gericht ist demnach angehalten, dass es für eine richterliche Einzelfallentscheidung (case law) einen dem entsprechenden Präzedenzfall sucht6. Da diese Einzelfallentscheidungen verschiedene Interessengruppen berücksichtigt und somit die Anpassungsfähigkeit an geänderte Bedürfnisse gewährleistet. Folglich wird die dynamische Bilanztheorie der Forderung nach einer je nach konkretem Abbildungsziel periodengerechten Erfolgsermittlung des in einem bestimmten Zeitraum erwirtschafteten Gewinns gerecht7.
Im Jahr 1933 begann ein Dialog zwischen der NYSE und AICPA in folge der stetig steigenden betrügerischen Unternehmenszusammenbrüchen. Dieser Dialog endete schließlich in der Verabschiedung des Securities Act 1933 (SA) und Securities Exchange Act 1934 (SEA) und trug einen entscheidenden Teil zur Gründung der Securities and Exchange Commission (SEC) bei8.
[...]
Abbildung 1: Entwicklung der US-GAAP [in dieser Vorschau nicht enthalten]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Begründung und Entstehung der amerikanischen Rechnungslegung US-GAAP
- 1.2 Aufbau und Vorschriften der US-GAAP (House of GAAP)
- 1.2.1 Komponenten des Jahresabschlusses nach US-GAAP
- 1.2.2 Komponenten des Jahresabschlusses nach HGB
- 1.3 Bilanzierungsdiskrepanzen in der interessenorientierten Bewertung
- 2 Darstellung der Informationspolitik und Gläubigerschutzfunktion Anhand des EK
- 2.1 Unterschiede der EK Bewertung in den Rechnungslegungssystemen
- 2.1.1 Veränderungsrechnung des Eigenkapitals
- 2.1.2 Dividenden
- 2.1.3 Kapitalrücklage
- 2.1.4 Gewinnrücklagen
- 3 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Darstellung der Informationsfunktion und Gläubigerschutzfunktion des Jahresabschlusses nach US-GAAP. Sie untersucht die Unterschiede in der Bewertung des Eigenkapitals (EK) im Vergleich zum Handelsgesetzbuch (HGB) und beleuchtet die Bedeutung der amerikanischen Rechnungslegungsstandards im Kontext der Kapitalmarktorientierung.
- Entwicklung und Regulierung der US-amerikanischen Rechnungslegungsstandards (US-GAAP)
- Aufbau und Struktur des „House of GAAP“
- Unterschiede in der Bewertung des Eigenkapitals zwischen US-GAAP und HGB
- Informationsfunktion und Gläubigerschutzfunktion des Jahresabschlusses
- Bedeutung der Rechnungslegungsstandards für die Kapitalmarktorientierung
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung
Das erste Kapitel erläutert die Entstehung der US-GAAP im Kontext der Weltwirtschaftskrise und des Börsenkraches von 1929. Es werden die Unterschiede zwischen dem kodifizierten Recht in Kontinentaleuropa und dem Gewohnheitsrecht im angloamerikanischen Raum hervorgehoben und die Entwicklung der US-GAAP durch verschiedene Institutionen wie das Committee on Accounting Procedures (CAP), das Accounting Principles Board (APB) und das Financial Accounting Standards Board (FASB) dargestellt.
2 Darstellung der Informationspolitik und Gläubigerschutzfunktion Anhand des EK
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Unterschiede in der Bewertung des Eigenkapitals zwischen US-GAAP und HGB. Es werden verschiedene Aspekte des Eigenkapitals wie die Veränderungsrechnung, Dividenden, Kapitalrücklage und Gewinnrücklagen im Detail untersucht, um die Unterschiede in der Informationsfunktion und dem Gläubigerschutz beider Rechnungslegungssysteme zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
US-GAAP, HGB, Eigenkapital, Bilanzierungsdiskrepanzen, Informationsfunktion, Gläubigerschutzfunktion, Kapitalmarktorientierung, Rechnungslegungsstandards, Jahresabschluss, Wertpapierhandel, SEC, AICPA, FASB, APB, CAP.
- Citar trabajo
- Kai Roddeck (Autor), Christoph Guiard (Autor), Frank Engel (Autor), 2002, Darstellung der Informationsfunktion und Gläubigerschutzfunktion des Jahresabschlusses nach US- GAAP mit Bezug auf das HGB, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4771