Wenige Tiergruppen in Deutschland sind durch Lebensraumfragmentierung und Biotopzerstörung derart in ihrem Bestand bedroht wie die Amphibien. In der Vergangenheit stark verachtet sind sie heute oft Gegenstand engagierter Schutzmaßnahmen. Besonders wo Amphibienwanderwege von neutrassierten Straßen gekreuzt werden, ist es dem Einsatz und Engagement unzähliger freiwilliger Helfer zu verdanken, dass jährlich saisonale Krötenzaune errichtet werden und die Lurche gefangen und über die Strassen getragen werden. Derart werden alleine in Baden-Württemberg etwa 800 Wanderstrecken betreut und dabei rund 750.000 Amphibien pro Jahr auf die andere Straßenseite gebracht (FRITZ 1999). Auch die Wissenschaft beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Erfassung und Erforschung der Amphibien. Neben allgemeinen jüngeren Veröffentlichungen (GRUBER 2002, LFU 2000, u.v.a.) werden auch verstärkt Bestimmungsbücher ( BLAB & VOGEL 1996, GÜNTHER 1997, NÖLLERT 1992 u.a.) herausgegeben. Arbeitskreise wie der ABS (Arbeitskreis Amphibien-Reptilien-Biotop-Schutz Baden-Württemberg) dokumentieren auf Länderebene Bestände und Bestandsentwicklungen, um sie in Form von Atlanten (für Baden-Württemberg als Grundlagenwerk in Vorbereitung) zu veröffentlichen.
Ziel dieser Arbeit ist es grundlegend auf Arten und Lebensweise der Amphibien einzugehen, die Gefährdungsursachen darzustellen, Schutzmaßnahmen aufzuzeigen und diese im Hinblick auf eine Zukunftsprognose einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Arten
3 Lebensweise
3.1 Wanderungen
3.2 Wanderradius
3.3 Feinde
3.4 Parasiten
3.5 Besondere Lebensgewohnheiten
4 Gefährdung
4.1 Biotopzerstörung
4.2 Lebensraumfragmentierung
4.3 Gewässerverschmutzung und -versauerung
4.4 UV-Strahlung
5 Artenschutzmaßnahmen
5.1 Neuanlage von Kleingewässern
5.2 Pufferzonen um Gewässer
5.3 Biotopverbund
5.4 Schutzgebiete
5.5 Strassensperrungen
5.6 Amphibienschutzeinrichtungen („Krötenzäune“)
Leitanlagen
Durchlässe
Wirksamkeit von Durchlässen
6 Ausblick
Literatur
1 Einleitung
Wenige Tiergruppen in Deutschland sind durch Lebensraumfragmentierung und Biotopzerstörung derart in ihrem Bestand bedroht wie die Amphibien. In der Vergangenheit stark verachtet sind sie heute oft Gegenstand engagierter Schutzmaßnahmen. Besonders wo Amphibienwanderwege von neutrassierten Straßen gekreuzt werden, ist es dem Einsatz und Engagement unzähliger freiwilliger Helfer zu verdanken, dass jährlich saisonale Krötenzaune errichtet werden und die Lurche gefangen und über die Strassen getragen werden. Derart werden alleine in Baden-Württemberg etwa 800 Wanderstrecken betreut und dabei rund 750.000 Amphibien pro Jahr auf die andere Straßenseite gebracht (Fritz 1999).
Auch die Wissenschaft beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der Erfassung und Erforschung der Amphibien. Neben allgemeinen jüngeren Veröffentlichungen (Gruber 2002, LfU 2000, u.v.a.) werden auch verstärkt Bestimmungsbücher (Blab & Vogel 1996, Günther 1997, Nöllert 1992 u.a.) herausgegeben. Arbeitskreise wie der ABS (Arbeitskreis Amphibien-Reptilien-Biotop-Schutz Baden-Württemberg) dokumentieren auf Länderebene Bestände und Bestandsentwicklungen, um sie in Form von Atlanten (für Baden-Württemberg als Grundlagenwerk in Vorbereitung) zu veröffentlichen.
Ziel dieser Arbeit ist es grundlegend auf Arten und Lebensweise der Amphibien einzugehen, die Gefährdungsursachen darzustellen, Schutzmaßnahmen aufzuzeigen und diese im Hinblick auf eine Zukunftsprognose einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.
2 Arten
Von den etwa 3500 auf der Erde lebenden Amphibienarten, kommen nur 20 autochton in Deutschland vor (Blab 1996, Günther 1997), 13 von ihnen sind bereits auf der Roten Liste (RL) von Deutschland vermerkt (Stand 1994, aus Blab & Vogel 1996).
Unterteilt wird die Klasse der Amphibien (=Lurche) in drei Ordnungen: Die Schwanzlurche (Caudata) mit den Gattungen Salamander (Salamandra) und Molche (Triturus), die Froschlurche (Anura) mit den Gattungen Unken (Bombina), Geburtshelferkröten (Alytes), Krötenfrösche (Pelobates), Echte Kröten (Bufo), Laubfrösche (Hyla) und Echte Frösche (Rana), sowie die in Mitteleuropa nicht vertretene Ordnung der Blindwühlen (Gymnophionia) (Blab 1996).
Schwanzlurche (Caudata):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Froschlurche (Anura):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3 Lebensweise
3.1 Wanderungsverhalten
Die vorherrschenden Wanderungen sind die Frühlingswanderung zum Laichgewässer und die Abwanderung der Adulttiere in ihre Sommerquartiere, sowie die Abwanderung der frisch metamorphosierten Amphibien. Bei den Frühlaichern setzt meist schon im Herbst ein Wanderungsverhalten in Richtung der Laichgewässer ein, so dass einige der Lurche die Gewässer schon vor dem winterlichen Kälteeinbruch erreichen (Blab & Vogel 1996).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Das Amphibienjahr (Blab & Vogel 1996)
Je nach Amphibienart setzt die Frühlingswanderung zu unterschiedlichen Zeiten ein, wobei z.B. das Gros der Erdkröten innerhalb weniger Tage am Laichgewässer erscheint. Verursacht wird diese Synchronisierung der Wanderung vorwiegend durch die Temperatur und die Feuchtigkeit. So finden sich für Erdkröte und Grünfrösche im Frühjahr je nach geographischer Lage und Witterung von Anfang März ab ideale Wanderungsbedingungen, wenn bei leichten oder vorangegangenen Niederschlägen die 20-Uhr-Temperaturen 6°C übersteigen. Mit dem Morgengrauen, in kalten Nächten aber auch schon vor Mitternacht, kommt die Wanderung zum Erliegen. Die Lurche vergraben sich dann oder ziehen sich in nahe Gebüsche oder Wälder zurück (Schwerdtke 1986).
Nach der Paarung und dem Ablaichen erfolgt die Abwanderungen der adulten Tiere zeitlich verzögert von den Gewässern in die Sommerquartiere. Einzelne Individuen mancher Arten (z.B. Bergmolch) verbleiben das ganze Jahr am Laichgewässer und überwintern im Gewässer oder am Ufer. Die Verweildauer am Laichgewässer ist für die verschiedenen Arten und Geschlechter sehr unterschiedlich (vgl. Abb. 2). Generell wandern die Weibchen vor den Männchen von den Laichgewässern ab. Die Abwanderungswege unterscheiden sich sehr oft von den Laichwanderungswegen, so dass beide zusammengenommen einen schleifenförmigen Verlauf zeigen (Heusser 1969 in Schwerdtke 1986).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Durchschnittlich Verweildauer am Laichgewässer (nicht berücksichtigt im Wasser überwinternde Ind.) (Blab & Vogel 1996)
Ebenfalls stark synchronisiert erfolgt das Phänomen der Abwanderung der frisch metamorphosierten Jungtiere, welches auch als „Froschregen“ bekannt ist. Um der Gefahr des Austrocknens zu entgehen warten die frisch verwandelten Lurche auf feuchte Witterung, worauf es zu massenhaften Abwanderungen kommt.
Eine Ausnahme im Wanderungsverhalten stellen Alpensalamander dar, die in Anpassung an die kurze Vegetationsperiode im Gebirge voll entwickelte Junge zur Welt bringen und daher nicht auf Laichgewässer angewiesen sind.
3.2 Wanderradius
Die zwischen Frühlings- und Sommerquartier zurückgelegten Wanderstrecken unterscheiden sich bei den einzelnen Amphibienarten sehr stark (vgl. Abb. 3). Will man umsichtigen Artenschutz betreiben, ist es von höchster Wichtigkeit diese zu kennen und zu berücksichtigen. Während sich Molche nur in einem Radius von 400 m um ihr Laichgewässer bewegen, sind für die Erdkröte maximale Entfernungen von 3,6 km nachgewiesen worden (Blab & Vogel 1996).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Radien der artspezifischen Jahreslebensräume ausgewählter Lurcharten (BLAB & VOGEL 1996)
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