In meiner Zulassungsarbeit mit dem Titel Die qualitative Einflussnahme der Staatssicherheit auf das Schulleben in der DDR beschäftige ich mich mit der Frage, in
welcher Art und Weise das Ministerium für Staatssicherheit Einfluss auf das Schulleben in der ehemaligen DDR nahm und welche Konsequenzen diese Einflussnahme auf die Institution Schule sowie deren Mitglieder hatte.
Die Merkmale der zwei Hauptkomponenten, Schule und Staatssicherheit, werden einzeln erörtert und später in Beziehung zueinander gesetzt. Im ersten Kapitel wird die Frage geklärt, wer oder was die Staatssicherheit in der DDR war. Das MfS war ein Ministerium der SED und bezeichnete sich selbst als „Schild und Schwert der Partei“. In dieser Stellung erhielt es Aufgaben von der Partei, führte diese konspirativ als Geheimdienst aus und erweiterte sie ebenso nach eigenen Vorstellungen. Die Staatssicherheit hatte die primäre Aufgabe, den sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat vor den subversiven Angriffen des Feindes zu schützen. Als Feind wurde das kapitalistische Ausland angesehen. Ihm wurden ständige ideologische Beeinflussungsversuche gegen den Sozialismus unterstellt, welche die Staatssicherheit unter dem Begriff "politisch ideologische Diversion" (PIP) zusammenfasste. Um den Staat zu schützen und die PID im Keim zu ersticken, schaffte sich die Staatssicherheit ein Netz von Überwachungsmöglichkeiten durch den Einsatz operativer Mittel und Methoden sowie durch den Aufbau eines allgegenwärtigen Netzes inoffizieller Mitarbeiter. So gelang es der Staatssicherheit, das Leben der DDR- Bürger, uneingeschränkt zu überwachen.
Das zweite Kapitel zeigt die für das MfS bestehende Notwenigkeit auf, das Schulleben zu überwachen. Grundlage des Kapitels bilden der Befehl 11/66 „zur politisch- operativen Bekämpfung der politisch- ideologischen Diversion und Untergrundtätigkeit unter jugendlichen Personenkreisen der DDR“ und die „Dienstanweisung 4/66 zur politischoperativen Bekämpfung der politisch- ideologischen Diversion und Untergrundtätigkeit unter jugendlichen Personenkreisen der DDR“. Jugendliche versuchten im Auge der Staatssicherheit eine Opposition darzustellen, die das Ziel der Herausbildung eines allgemeinen sozialistischen Bewusstseins, gefährden könnte. Am Beispiel der Stadt Dresden 1986 wird ein direkter Auftrag des MfS zur Überwachung des Schullebens aufgezeigt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Ministerium für Staatssicherheit
- Die Stasi - ein Ministerium der SED
- Die Aufgaben des MfS
- Maßnahmen zur Überwachung und Kontrolle von Personen durch die Stasi
- Die Maßnahmen zur Beeinflussung durch das MfS
- Die Begründung des MfS für die Einflussnahme auf das Schulleben
- MfS- interne Richtlinien und Dienstanweisungen
- Jugendliche als scheinbare Opposition im Blickfeld der Staatssicherheit
- Der Auftrag des MfS zur Überwachung des Schullebens
- Ansatzpunkte einer möglichen MfS- Einflussnahme im Volksbildungsbereich
- Das Aufnahmeverfahren in die Erweiterte Oberschule (EOS)
- Die Partei in der Schule
- Der Erziehungsauftrag im sozialistischen Staat
- Die Einflussnahme der Staatssicherheit auf das Schulleben
- Die Präsenz der Staatssicherheit an Schulen
- Meldepflicht für „außergewöhnliche Vorkommnisse“
- Lehrer im Visier der Staatssicherheit
- Die Einflussnahme der Stasi auf Schüler
- Einzelne Teilbereiche des Schulalltags als Interessengebiete des MfS
- Konsequenzen aus der Einflussnahme durch das Mfs
- Die Veränderung in der Köpfen der Menschen
- Auswirkungen auf die Lehrer- Schüler- Interaktion
- Folgen der Kooperation mit der Stasi für inoffizielle Mitarbeiter
- Auswirkungen auf die Schule als Bildungs- und Erziehungsinstanz
- Das Beispiel der „Schule der Freundschaft\" in Staẞfurt
- Die Tätigkeit ausländischer Mitarbeiter an der SdF für das MfS
- „außergewöhnliche Vorkommnisse“ an der SdF
- Versuch der Kontaktaufnahme durch Vertreter der Kirche
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Zulassungsarbeit analysiert die qualitative Einflussnahme des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) auf das Schulleben in der DDR. Ziel ist es, die Art und Weise aufzuzeigen, wie das MfS in das Schulleben eingriff und welche Folgen diese Einflussnahme für die Institution Schule sowie deren Mitglieder hatte. Dabei wird die Beziehung zwischen Schule und Staatssicherheit beleuchtet und die Auswirkungen auf das Bildungssystem und den Alltag in der DDR erörtert.
- Das MfS als Instrument der SED-Diktatur und seine Aufgaben zur Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung
- Die Begründung des MfS für die Einflussnahme auf das Schulleben, insbesondere im Hinblick auf die Jugend als potentielle Opposition
- Die verschiedenen Ansatzpunkte des MfS im Volksbildungsbereich, von der Aufnahme in die Erweiterte Oberschule bis hin zur Kontrolle von Unterrichtsinhalten und -methoden
- Die Auswirkungen des MfS auf Lehrer, Schüler und das Schulleben im Allgemeinen, wie zum Beispiel die Überwachung durch inoffizielle Mitarbeiter, die Meldepflicht für „außergewöhnliche Vorkommnisse“ und die Beeinflussung von Lehrer-Schüler-Interaktion
- Die Folgen der Einflussnahme für das Bildungssystem und die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler in der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Fragestellung der Zulassungsarbeit und den Aufbau der Arbeit erläutert. Anschließend wird das MfS als Institution der SED-Diktatur und dessen Aufgaben zur Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung vorgestellt. Im zweiten Kapitel wird die Begründung des MfS für die Einflussnahme auf das Schulleben dargestellt, wobei Jugendliche als potentielle Opposition im Fokus stehen. Kapitel 3 beleuchtet die möglichen Ansatzpunkte des MfS im Volksbildungsbereich, wie zum Beispiel die Aufnahme in die Erweiterte Oberschule und die parteiliche Präsenz an den Schulen. Im vierten Kapitel wird die Einflussnahme des MfS auf das Schulleben detailliert beschrieben, wobei die Überwachung durch inoffizielle Mitarbeiter, die Meldepflicht für „außergewöhnliche Vorkommnisse“ und die Beeinflussung von Lehrer-Schüler-Interaktion im Vordergrund stehen. Das fünfte Kapitel behandelt die Folgen der Einflussnahme für das Bildungssystem und die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler in der DDR. Abschließend werden im sechsten Kapitel die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und die Bedeutung der Untersuchung für die Geschichte des Bildungswesens in der DDR hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Zulassungsarbeit befasst sich mit den Themen Staatssicherheit, MfS, Schulleben, DDR, Bildungssystem, Überwachung, Kontrolle, Einflussnahme, inoffizielle Mitarbeiter, Meldepflicht, Lehrer, Schüler, Persönlichkeitsentwicklung, und die Auswirkungen der SED-Diktatur auf die Bildung in der DDR.
- Arbeit zitieren
- Janette Heyn (Autor:in), 2005, Die qualitative Einflussnahme des MfS auf das Schulleben in der DDR und welche Konsequenzen hatte diese Einflussnahme auf die Institution Schule sowie deren Mitglieder?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48034