Während des zweiten Weltkrieges wurden die beiden Bretton-Woods-Institutionen (BWI), der Internationale Währungsfond (IWF) und die Weltbank, gegründet um die internationalen Finanzmärkte zu stabilisieren und um die Lebensstandards in weniger entwickelten Ländern zu fördern. In den 90er Jahren wurde die Weltwirtschaft durch eine Vielzahl von Finanzmarktkrisen beeinträchtigt. Seit der Existenz der BWI konnte in keinem Jahrzehnt zuvor eine solche Quantität an Krisen festgestellt werden [Dieter 2004, S. 110]. Dies konnte geschehen, obwohl sich die Ressourcen des IWFs kontinuierlich erhöhten und der IWF schon über 50 Jahre lang Erfahrung sammeln konnte. Die weltweite Armut konnte bis dato ebenfalls nicht wirkungsvoll bekämpft werden. Zurzeit leben über eine Milliarde Menschen von weniger als einem US-Dollar am Tag. 750 Millionen Menschen sind unternährt, ein Fünftel davon sind Kinder. Und in einer Studie von Navia und Zweifel (2002) musste sogar festgestellt werden, dass die Kindersterblichkeitsrate in den Entwicklungsländern trotz eines erhöhten Kreditvolumens der Weltbank ansteigt [Cohen/Zweifel 2003, S. 7]. Eine Beibehaltung des Status quo kann bei einer verfehlten Wahrnehmung der Mandate nicht gerechtfertigt werden. Daraus resultiert die Forderung nach einer genaueren Analyse und korrespondierend dazu eine Reformierung der Institutionen.
Die vorliegende Arbeit hat demnach den Anspruch die Kreditvergabe der BWI auf ihre Effektivität hin kritisch zu analysieren. Die Untersuchungen, welche in dieser Arbeit vorgenommen werden, lassen sich dabei in zwei Komponenten unterteilen. Zum einen soll ein Ansatz aufgezeigt werden, wie den Problemen der Finanzmarktinstabilitäten entgegengewirkt und die Armut in den Entwicklungsländern effektiv bekämpft werden kann. Im Falle, dass sich diesbezüglich ein vertretbares Paradigma identifizieren lässt, muss es der Anspruch der BWI sein, ein solches Paradigma in ihre Tätigkeiten zu implementieren. Schließlich werden die aufgenommenen Kredite durch Steuergelder bezahlt und somit steht es den Nationalbürgern zu eine effiziente Allokation dieser Mittel zu fordern.
Grundlegende Annahme der zweiten Komponente dieser Arbeit ist es, dass ein solches Paradigma existiert, von den BWI allerdings nicht umgesetzt wird. Es sollen hier Erklärungsansätze dafür aufgezeigt werden, welche Anreize existieren, die zu einer Abweichung von diesem Paradigma führen können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Bretton-Woods-Institutionen
- 2.1 Der Internationale Währungsfond
- 2.1.1 Aufbau und Organisation
- 2.1.2 Aufgaben und Funktionen
- 2.1.3 Instrumente des IWF
- 2.2 Die Weltbank
- 2.2.1 Aufbau und Organisation
- 2.2.2 Aufgaben und Funktionen
- 2.2.3 Instrumente der Weltbank
- 3. Marktversagen
- 3.1 Unvollkommene Kapitalmärkte
- 3.1.1 Negativauslese bei der Kreditvergabe
- 3.1.2 Währungs- und Finanzkrisen
- 3.2 Entwicklungstheorien im Rahmen des Marktversagens
- 3.2.1 Das Revised-Minimum-Standard-Modell und das Two-Gap Modell
- 3.2.2 Die Berücksichtigung der endogenen Wachstumstheorie
- 4. Staatsversagen
- 4.1 Staatsversagen als Begründung für die Existenz der BWI
- 4.1.1 Zahlungsbilanzschwierigkeiten
- 4.1.2 Solow und das Staatsversagen
- 4.1.3 Die Institutionenökonomik und der CDF
- 4.2 Staatsversagen als Begründung für die Reformierung der BWI
- 4.2.1 Die Katalysator-Funktion im Zusammenhang mit dem Staatsversagen
- 4.2.2 Das Verhalten der BWI als Bürokratien
- 4.2.2 Interventionsbedingtes Markt- und Staatsversagen
- 5. Problemanalyse
- 5.1 Die Kreditvergabe und deren Wirkung auf das Marktversagen
- 5.1.1 Der Wandel der Kapitalflüsse
- 5.1.2 Volatile Kapitalmärkte
- 5.2 Die Kreditvergabe und deren Wirkung auf nationales Staatsversagen
- 5.2.1 Ein Lichtblick am Ende des Tunnels: die Institutionenökonomik
- 5.2.2 Ownership und gute Regierungstätigkeit
- 5.2.3 Analyse der Katalysator-Funktion der BWI-Kredite
- 5.3 Das Staatsversagen seitens der BWI
- 5.3.1 Eine Erfolgsanalyse der bisherigen Kreditvergabe
- 5.3.2 Das Wirken der BWI als Bürokratien
- 5.3.2.1 Kritische Analyse der Konditionalität
- 5.3.2.2 Kontrolldefizite über die BWI
- 5.3.2.3 Projektfinanzierung versus Hilfefinanzierung
- 5.3.2.4 Ownership und das Staatsversagen seitens der BWI
- 6. Reformvorschläge
- 6.1 Reformen im Sinne der Institutionenökonomik
- 6.2 Reformen im Sinne der neuen politischen Ökonomie
- 7. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Kreditvergabe der Bretton-Woods-Institutionen (BWI) und deren Auswirkungen auf Markt- und Staatsversagen in Entwicklungsländern. Ziel ist es, die Rolle der BWI im Kontext von Kapitalmarktineffizienzen, politischen Instabilität und mangelnder Regierungsführung zu untersuchen.
- Analyse der Kreditvergabe durch den IWF und die Weltbank
- Bedeutung von Marktversagen und Staatsversagen in Entwicklungsländern
- Bewertung der Katalysator-Funktion der BWI-Kredite
- Untersuchung von Konditionalitätsbedingungen und Kontrolldefiziten der BWI
- Entwicklung von Reformvorschlägen für die Kreditvergabe der BWI
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 bietet eine Einleitung in das Thema und erläutert die Relevanz der Kreditvergabe der BWI für die Entwicklung von Entwicklungsländern. Kapitel 2 beschreibt Aufbau, Organisation, Aufgaben und Funktionen des IWF und der Weltbank. Kapitel 3 befasst sich mit dem Konzept des Marktversagens, insbesondere im Kontext unvollkommener Kapitalmärkte und Entwicklungstheorien.
Kapitel 4 analysiert das Konzept des Staatsversagens und dessen Bedeutung für die Existenz und Reformierung der BWI. Kapitel 5 stellt eine Problemanalyse der Kreditvergabe der BWI dar, die sich auf die Auswirkungen auf Markt- und Staatsversagen konzentriert. Kapitel 6 präsentiert Reformvorschläge, die auf eine Verbesserung der Kreditvergabe und eine effektivere Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern zielen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Bretton-Woods-Institutionen, Kreditvergabe, Marktversagen, Staatsversagen, Entwicklungsländer, Kapitalmärkte, Konditionalität, Ownership, Institutionenökonomik, politische Ökonomie und Reformvorschläge.
- Arbeit zitieren
- Christoph Heimer (Autor:in), 2005, Die Kreditvergabe der Bretton-Woods-Institutionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48111