Das Geschichtsbewusstsein des Durchschnittsbürgers ist nicht ausschließlich durch das Fernsehen geprägt - aber doch zu einem sehr großen Teil. Dem allgegenwärtigen Medium entkommt fast niemand. Dass geschichtsthematische Programmbeiträge relativ viele Zuschauer erreichen, liegt aber nur zum Teil am allgemeinen Interesse der Deutschen an der Vergangenheit. Medienforschungen zufolge gibt es neben dem Publikum, das sozusagen von Haus aus an Geschichte interessiert ist, auch eine Zuschauergruppe, „deren Neugier auf ‚Historisches’ von fernsehspezifischen Vermittlungsformen geweckt wurde“. Überspitzt gesagt gibt es also sowohl die, die fernsehen, weil sie sich über Geschichte informieren möchten, als auch die, die sich über Geschichte informieren, weil sie fernsehen möchten. Die der Verfasserin zugänglichen Quellen verschweigen leider, welche dieser Gruppen die größere ist. Ich wage jedoch zu behaupten, dass letztere eine nicht unbedeutende Rolle spielt und vermutlich in den Planungen der Programmmacher eine fest eingeplante Größe ist. Geschichte im Fernsehen soll daher auch immer unterhalten und publikumswirksam sein. Verfasser fachspezifischer Veröffentlichungen zu historischen Detailfragen mögen damit zufrieden sein, einem zahlenmäßig sehr beschränkten Rezipientenkreis zu dienen. Eine Dokumentation im Fernsehen aber hat ein anderes Selbstverständnis. Sie will zwar einerseits historische Wirklichkeit abbilden - bei allen Abstrichen, die im weiteren Verlauf der Arbeit beleuchtet werden -, sie ist jedoch auch immer auf Quotenfang und auf ein breites Publikum ausgelegt. Fernsehen kennt keine Fußnoten und Literaturverzeichnisse. Um es mit den Worten Rainer C.M. Wagners zu sagen: „Fernsehtürme sind aus Beton und Stahl (…), Fernsehtürme sind nie aus Elfenbein.“
Inhaltsverzeichnis
- 1. Voraussetzungen
- 1.1. Fernsehen und Wissenschaft
- 1.2. Objektivität
- 2. TV-Dokumentationen
- 2.1. Grundsätzliches
- 2.2. Merkmale einer Dokumentation
- 2.3. Zeitzeugen – ein Kapitel für sich
- 3. Zum Beispiel...
- 3.1. „Kohle, Chaos und Kartoffeln“
- 3.2. „Die eigene Geschichte“
- 4. Resümee
- 4.1. Fernsehen – ein geeignetes Medium zu Geschichtsvermittlung?
- 4.2. Was nun also?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Geschichte im Fernsehen, insbesondere die Herausforderungen und Möglichkeiten der Geschichtsvermittlung in diesem Medium. Es wird analysiert, inwiefern die Anforderungen der wissenschaftlichen Objektivität mit den Bedingungen des Fernsehens – Unterhaltungswert, Publikumswirksamkeit und beschränkten Darstellungsformen – vereinbar sind. Die Arbeit beleuchtet zudem die spezifischen Merkmale von Fernsehdokumentationen und deren Wirkung auf das Geschichtsbewusstsein der Zuschauer.
- Die Darstellung von Geschichte im Fernsehen und ihre Rezeption
- Der Konflikt zwischen wissenschaftlicher Objektivität und den Anforderungen des Fernsehmediums
- Die Merkmale und Besonderheiten von Fernsehdokumentationen
- Die Rolle von Zeitzeugen in der Fernsehgeschichte
- Die Möglichkeiten und Grenzen der Geschichtsvermittlung durch das Fernsehen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Voraussetzungen: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss des Fernsehens auf das Geschichtsbewusstsein der Bevölkerung und die unterschiedlichen Motivationen der Zuschauer, sich über Geschichte im Fernsehen zu informieren. Es wird der Unterschied zwischen der Zielsetzung wissenschaftlicher Publikationen und Fernsehdokumentationen herausgearbeitet, wobei die letzteren stärker auf Unterhaltung und ein breites Publikum ausgerichtet sind. Die beschränkten Möglichkeiten der Darstellung im Fernsehen im Vergleich zu wissenschaftlichen Publikationen (keine Fußnoten, Literaturverzeichnisse etc.) werden ebenfalls thematisiert.
1.2. Objektivität: Das Kapitel diskutiert die Problematik der Objektivität in historischen Fernsehdokumentationen. Es wird argumentiert, dass selbst bei dem Versuch, unkommentierte Quellen zu verwenden, die Auswahl, Gliederung und der Aufbau des Films bereits eine Intention des Filmemachers widerspiegeln. Die selektive Auswahl von Ereignissen und Materialien, die oft auf Spektakularität und aktuelle Relevanz abzielen, führen zu einer unvermeidlichen Verzerrung der historischen Wirklichkeit. Die beschränkte Information der Zuschauer über die Entstehungsgeschichte von Dokumentarfilmen erschwert zudem eine kritische Bewertung.
2. TV-Dokumentationen: Dieses Kapitel unterscheidet zwischen zwei Arten von Filmemachern: den „Dokumentaristen“, die sich an wissenschaftlichen Standards orientieren, und den „Filmemachern“, die der künstlerischen Gestaltung Vorrang geben. Die Kapitel beleuchtet die Unterschiede in der Darstellung von Geschichte aus verschiedenen Epochen, betont die Vielfalt an Möglichkeiten bei der Darstellung der jüngeren Geschichte dank der Verfügbarkeit von Filmmaterial und Zeitzeugen, im Gegensatz zu früheren Epochen die auf statische Dokumente angewiesen sind.
2.2. Merkmale einer TV-Dokumentation: Guido Knopp’s vier Merkmale einer erfolgreichen Fernsehdokumentation – Aktualität, Kontinuität, Vielfalt und Nähe – werden erläutert. Es wird insbesondere die Rolle von Jahrestagen und Jubiläen als Anlass für Dokumentationen kritisch hinterfragt.
Schlüsselwörter
Geschichte im Fernsehen, Geschichtsvermittlung, Fernsehdokumentation, Objektivität, Zeitzeugen, Medienwirkung, Geschichtsbewusstsein, Wissenschaft und Unterhaltung, Publikumswirksamkeit, Darstellungsformen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Darstellung von Geschichte im Fernsehen"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Geschichte im Fernsehen, insbesondere die Herausforderungen und Möglichkeiten der Geschichtsvermittlung in diesem Medium. Es wird analysiert, wie sich wissenschaftliche Objektivität mit den Anforderungen des Fernsehens (Unterhaltungswert, Publikumswirksamkeit, begrenzte Darstellungsformen) vereinbaren lässt. Die Arbeit beleuchtet auch die Merkmale von Fernsehdokumentationen und deren Wirkung auf das Geschichtsbewusstsein.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: 1. Voraussetzungen (inkl. 1.1 Fernsehen und Wissenschaft, 1.2 Objektivität); 2. TV-Dokumentationen (inkl. 2.1 Grundsätzliches, 2.2 Merkmale einer Dokumentation, 2.3 Zeitzeugen); 3. Zum Beispiel... (mit Beispielanalysen von Dokumentationen); und 4. Resümee (inkl. 4.1 Geeignetheit des Fernsehens zur Geschichtsvermittlung, 4.2 Ausblick).
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Darstellung von Geschichte im Fernsehen und ihre Rezeption, den Konflikt zwischen wissenschaftlicher Objektivität und den Anforderungen des Fernsehmediums, die Merkmale und Besonderheiten von Fernsehdokumentationen, die Rolle von Zeitzeugen und die Möglichkeiten und Grenzen der Geschichtsvermittlung durch das Fernsehen.
Wie wird die Problematik der Objektivität im Fernsehen behandelt?
Die Arbeit diskutiert die Schwierigkeiten, Objektivität in historischen Fernsehdokumentationen zu gewährleisten. Selbst bei Verwendung unkommentierter Quellen beeinflussen Auswahl, Gliederung und Aufbau des Films die Darstellung. Die selektive Auswahl von Ereignissen und Materialien, oft auf Spektakularität und aktuelle Relevanz ausgerichtet, führt zu Verzerrungen. Die mangelnde Information der Zuschauer über die Entstehung der Dokumentationen erschwert eine kritische Bewertung.
Welche Arten von Filmemachern werden unterschieden?
Die Arbeit unterscheidet zwischen „Dokumentaristen“, die sich an wissenschaftlichen Standards orientieren, und „Filmemachern“, die der künstlerischen Gestaltung Vorrang geben. Die Unterschiede in der Darstellung von Geschichte aus verschiedenen Epochen werden beleuchtet, wobei die jüngere Geschichte durch die Verfügbarkeit von Filmmaterial und Zeitzeugen anders dargestellt werden kann als frühere Epochen.
Welche Merkmale einer erfolgreichen Fernsehdokumentation werden genannt?
Die Arbeit erläutert Guido Knopps vier Merkmale: Aktualität, Kontinuität, Vielfalt und Nähe. Die Rolle von Jahrestagen und Jubiläen als Anlass für Dokumentationen wird kritisch hinterfragt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Geschichte im Fernsehen, Geschichtsvermittlung, Fernsehdokumentation, Objektivität, Zeitzeugen, Medienwirkung, Geschichtsbewusstsein, Wissenschaft und Unterhaltung, Publikumswirksamkeit, Darstellungsformen.
Welche Zusammenfassung der Kapitel wird gegeben?
Die Zusammenfassung der Kapitel beschreibt den Inhalt jedes Kapitels detailliert, beginnend mit den Voraussetzungen (Einfluss des Fernsehens auf das Geschichtsbewusstsein, Unterschiede zwischen wissenschaftlichen Publikationen und Fernsehdokumentationen), über die Objektivität (Problematik der Objektivität in Fernsehdokumentationen), TV-Dokumentationen (Unterschiede zwischen Dokumentaristen und Filmemachern, Darstellung verschiedener Epochen) bis zum Resümee (Bewertung des Fernsehens als Medium zur Geschichtsvermittlung).
- Quote paper
- Lena Marie Hahn (Author), 2002, Geschichte im Fernsehen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48182