Erich Kästner: Chronist seiner Zeit - biographische Anspielungen in seiner Literatur


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2005

17 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

Einleitung

1. Der wissbegierige Musterknabe – eine kurze Biographie

2. Zwei Werke als Beispiele

3. Kästners Verhältnis zu seiner Mutter und das „Nicht-Vorhanden-Sein“ des Vaters
3.1. Die Mutter-Sohn Beziehung in „Emil und die Detektive“
3.2. Die Mutter-Sohn Beziehung in „Fabian“

4. Biographische Übereinstimmungen in „Emil und die Detektive“

5. Kästners Einstellung zu Moral und Gesellschaft in seiner Literatur
5.1. Kästners Einstellungen und Eigenschaften in Emil und was er damit erreichen will
5.2. Ist der Moralist Fabian eine Synonymfigur des Moralisten Kästners?

6. Kästners „Memoiren“ in Form eines Kinderbuchs

Fazit

Literatur

Einleitung

Erich Kästner gilt als erfolgreichster Autor dieses Jahrhunderts. Er war nicht nur Verfasser zahlreicher Kinderbücher, Romane und Gedichte, sondern auch Moralist und Gesellschaftskritiker.

In seinen Werken finden sich zahlreiche Anspielungen zu seinem Lebenslauf, ja sind sogar geprägt von ihnen. Bei genauem Hinsehen wird erkennbar, in wie weit Erich Kästner eigene Erfahrungen, Personen und Schauplätze in seinen literarischen Werken unterbringt.

Ich beschränke mich bei der Verdeutlichung der Parallelen von Lebenslauf und Literatur auf zwei verschiedene Werke: Zum einen das Kinderbuch „Emil und die Detektive“ und zum anderen seine Satire „Fabian – die Geschichte eines Moralisten“, da meines Erachtens diese beiden Werke die besten sind, an denen man die den Chronisten Kästner „ertappen“ kann. Denn diese Werke sind seine Debüt-Werke: „Emil“ ist sein erstes Kinderbuch und „Fabian“ der erste Roman Kästners, nachdem er schon mehrere Gedichtbände veröffentlicht hatte.

Da Kästner eine sehr innige, alles andere ausgrenzende Beziehung zu seiner Mutter hatte, stellt sich natürlich die Frage, in wie weit sich diese Beziehung und das daraus resultierende „Nicht-Vorhanden-Sein“ des Vaters auf die Literatur auswirkt. Wie sehr sind Kästners Werke tatsächlich von der Mutterfigur geprägt und welches Bild entsteht dabei von ihr?

Kästner hat uns in „Emil und die Detektive“ gezeigt, dass sich der Autor selbst in sein Werk einbringen kann: Er selbst, oder zumindest ein Redakteur mit gleichem Namen, kommt in einem der letzten Kapitel vor. Dort spielt er aber nur eine Nebenrolle. Doch in wie weit trifft dies ach auf sein Werk „Fabian“ zu? Ist die Figur Fabian eine Synonymfigur Kästners?

Bemerkenswert ist auch, dass Kästner seine Memoiren in Form eines Kinderbuches verfasst hat. Er schreibt in seinem Werk „Als ich ein kleiner Junge war“ von seiner Kindheit für Kinder. Er verfasste dieses Werk erst spät in seinem Leben, nämlich 1957 im Alter von 58 Jahren. Auf die Besonderheiten dieses Werkes möchte ich im letzten Kapitel kurz eingehen.

Schließlich bleibt die Frage, warum Kästner so viele Dinge seiner Biographie, seien es Personen, Namen oder Schauplätze, in seinen Werken verwendet. Warum er einige Tatsachen genau, die anderen nur andeutungsweise übernimmt, kann wohl nur er selbst beantworten. Jedoch möchte ich versuchen einige Erklärungsansätze zu finden und sein Vorgehen zu deuten.

1. Der wissbegierige Musterknabe – eine kurze Biographie

Da die Kindheit Kästners und die enge Beziehung zur Mutter für meine Arbeit am wichtigsten ist, möchte ich in meiner Kurzbiographie besonders auf seine Kindheit eingehen und aufgrund der Vollständigkeit nur ganz kurz das Leben nach dem Studium bis zu seinem Tode anschneiden. Deshalb habe ich nur die Eckpfeiler aus Kästners Leben und nur einige seiner Werke aufgeführt. Dabei habe ich mich hauptsächlich auf die Biographie von Helga Bemmann[1] und sein eigenes Werk „Als ich ein kleiner Junge war“[2] gestützt.

Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 als Sohn von Emil und Ida Kästner geboren. Die Eltern lernten sich auf einem für damalige Zeiten typischen Weg kennen. Er war Sattlermeister, sie eine Tochter aus einer Familie, die dem Geschäft des Pferdehandels und der Metzgerei nachging. Von Liebe war also nicht zu sprechen, die Verbindung war eher eine Zweckgemeinschaft, wie Erich Kästner in „Als ich ein kleiner Junge war“ erzählt. Emil Kästner musste seine Sattlerei schon bald aufgeben, da zu dieser Zeit der Industriesektor mehr und mehr Mittelstandsbetriebe ausrottete, und wurde Arbeiter in einer Kofferfabrik. Nach der Geburt Erich Kästners musste auch Ida Kästner einer Beschäftigung nachgehen, da das Geld, das Emil Kästner aus der Fabrik nach Hause brachte, nicht reichte. Sie lernte bald den Beruf der Friseuse um mit dem dazu verdienten Geld ihrem Sohn die bestmögliche Ausbildung zu schaffen. Doch auch diese Einnahmen reichten nicht aus um Schulden und Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Familie vermietete eines ihrer Zimmer. Die Untermieter waren meistens Lehrer, die sehr lange dort wohnten und auch eine enge Beziehung zur Familie hatten. Daraus entstand schon früh der Berufswunsch des kleinen Erich Kästners: Er wollte Lehrer werden.

Erich Kästner schildert in seinem Buch „Als ich ein kleiner Junge war“ sehr genau die Erlebnisse und Gedanken dieser Zeit. Er musste viel im Haushalt mithelfen und da er sehr schnell begriff, dass der Familie wenig Geld zur Verfügung stand, bemühte er sich stets tüchtig und anständig zu sein. Er wollte seiner Mutter zeigen, dass sie das Geld für die Schule nicht umsonst investierte und brachte immer vorbildliche Schulnoten nach Hause, was ihm aber nicht besonders schwer gefallen ist, denn er war intelligenter und musterhafter Schüler, der außerdem sehr lesehungrig war und alles las, ob Bücher, Zeitungen oder Sonstiges, was er in die Finger kriegen konnte.

Als intelligentes Kind mittelloser Eltern gab es nur eine Möglichkeit der Berufswahl: Erich Kästner sollte Lehrer werden, da der Staat die Kosten der Ausbildung übernahm. So wurde Erich Kästner 1913 Schüler des Fletschernen Lehrerseminars. Kurz nach dem Krieg aber erschien ihm die Lehrerausbildung nicht mehr das Richtige zu sein und er brach die Schule kurz vor der Abschlussprüfung ab. Seine Eltern, vor allem aber seine Mutter, unterstützten ihn dabei, sein Abitur zu machen und danach zu studieren. 1919 beginnt er, dank eines Stipendiums, sein Studium in Leipzig - später auch Rostock und Berlin - mit den Fächern Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theatergeschichte. Nebenbei arbeitet er als Redakteur der Neuen Leipziger Zeitung, wo er nach seinem Studium auch eine feste Anstellung bekommt. Schon während seiner Studienzeit erschienen erste Gedichte von ihm in dem Heft „Dichtungen Leipziger Studenten“, später schrieb er seine Lyrik für die Zeitung. Aufgrund eines seiner, unter starke öffentliche Kritik geratene Gedichte, verließ er die Zeitung und zieht nach Berlin, wo er auch seinen ersten Gedichtband „Herz auf Taille“, dann „Emil und die Detektive“ und später auch „Fabian“ veröffentlicht.

Während der Nazi-Zeit emigrierte der verbotene Schriftsteller Kästner nicht sondern blieb in Deutschland, überstand aber den Krieg, trotz einiger Verhaftungen, unbeschadet. Er erhielt mehrere Auszeichnungen wie den Literaturpreis und das Bundesverdienstkreuz. Bis zu seinem Tode am 29. Juli 1974, erscheinen noch viele weitere Werke Kästners, darunter viele Kinderbücher und seine Autobiographie „Als ich ein kleiner Junge war“.

Erich Kästner heiratete nie, hatte aber längere Beziehungen mit Friedel Siebert, die ihm 1957 den Sohn Thomas schenkte, und Luiselotte Enderle, mit der er bis zu seinem Tode zusammen lebte.

2. Zwei Werke als Beispiele

Ich habe zwei Werke, eines aus der Kinderliteratur und eines aus der Erwachsenenliteratur, ausgewählt, an denen ich versuchen werde, Kästners Biographie mit dem Inhalt der Bücher zu vergleichen. Ausgewählt wurden von mir ein „Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“ und „Emil und die Detektive“.

„Fabian“ ist Kästners erster Roman für Erwachsene und gilt als „brillanteste Satire auf deutsche, insbesondere Berliner Zustände am Ende der 20er Jahre“[3]

Der Titelheld ist der 32 jährige Dr. Jakob Fabian. Der Germanist und Moralist beobachtet die Gesellschaft und das Leben sehr kritisch, was ihn aber nicht davon abhält selbst die Grenzen der Moral zu überschreiten. Er genießt den Kontakt mit vielen Frauen, hauptsächlich denen, die ihren Lebensunterhalt nach dem Krieg mit Prostitution verdienen. Als er sich dann doch in eine junge Frau namens Cornelia Battenberg verliebt, hält diese Liebe jedoch nicht sehr lange an, denn sie wendet sich bald einem Filmproduzenten zu, der ihr eine steile Karriere als Schauspielerin verspricht.

[...]


[1] Bemmann, Helga: Humor auf Taille, Erich Kästner – Leben und Werk; Berlin 1983

[2] Kästner Erich: Als ich ein kleiner Junge war; in: Erich Kästner, Gesammelte Schriften; Bd. 6 Romane für Kinder; Zürich, Berlin, Köln 1959

[3] Kindlers neues Literatur Lexikon; Bd. 9, S. 19

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Erich Kästner: Chronist seiner Zeit - biographische Anspielungen in seiner Literatur
Université
University of Mannheim
Cours
Proseminar: Kinderbuchautoren schreiben Erwachsenenliteratur
Note
1,0
Auteur
Année
2005
Pages
17
N° de catalogue
V48275
ISBN (ebook)
9783638450300
ISBN (Livre)
9783638596596
Taille d'un fichier
411 KB
Langue
allemand
Annotations
Hier wurden die Parallelen der Biographie Erich Kästners mit den Werken "Fabian" und "Emil und die Detektive" verglichen. Vor allem geht es um die außergewöhnliche Mutter-Sohn-Beziehung und die Moralvorstellung Kästners.
Mots clés
Erich, Kästner, Chronist, Zeit, Anspielungen, Literatur, Proseminar, Kinderbuchautoren, Erwachsenenliteratur, Thema Erich Kästner
Citation du texte
Franziska Kraus (Auteur), 2005, Erich Kästner: Chronist seiner Zeit - biographische Anspielungen in seiner Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48275

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