Bacchussymbolik in den Gedichten C. F. Meyers


Seminararbeit, 2005

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Antike Stoffe als Motive
1. Die Romreise und ihre Folgen auf C. F. Meyers Werk
2. Betrachtungsweise

III. Bacchussymbolik in den Gedichten C. F. Meyers
1. Bacchus – Charakteristika einer Doppelgestalt
2. Bacchusgedichte
„Die Schule des Silen“
„Bacchus in Bünden“
„Der Blutstropfen“
„Pentheus“
„Der trunkene Gott“

IV. Bacchische Bewegung vs. konservatives Bürgerleben

V. Schluß

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Motive aus der Welt der antiken Mythologie sind im Gedichtwerk Conrad Ferdinand Meyers ein immer wiederkehrendes Element. Oft geben schon die Titel der Gedichte, wie zum Beispiel „Lethe“, „Bacchus in Bünden“ oder „Pentheus“ einen Hinweis auf die Themenwelt der antiken Mythologie. In einigen Gedichten greift C. F. Meyer den Stoff einer antiken Sage, wie etwa im „Pentheus“, auf und gibt deren Inhalt, wenn auch oft mit Veränderungen an den Personen oder im Ablauf, wieder. Die Anspielung auf einen mythologischen Hintergrund ist in C. F. Meyers Gedichten jedoch nicht immer klar ersichtlich. Ein von C. F. Meyer häufig verwendetes Motiv ist die Welt des Bacchus, sein Wirken auf die Menschen und die daraus resultierenden Folgen. In manchen Gedichten greift der Gott direkt in eine Szene ein („Bacchus in Bünden“), in anderen erinnert nur das Verhalten der Menschen an das Wirken des Gottes („Der Blutstropfen“). In den Gedichten der zweiten Kategorie ist der mythologische Hintergrund erst bei näherem Hinsehen zu erkennen.

In der folgenden Arbeit soll genauer auf die Bacchussymbolik und ihre Bedeutung für C. F. Meyers Werk eingegangen werden. Es wird versucht, die Frage zu klären, woher das Interesse C. F. Meyers an der Beschäftigung mit antiken Stoffen kommt und wieso gerade die Welt des Bacchus so großen Einfluss auf sein Schaffen hat. Hierfür werden, einige repräsentative Gedichte textanalytisch behandelt. Zudem soll geklärt werden inwieweit C. F. Meyers Biographie Hinweise auf die Begeisterung des Dichters für die Welt des Bacchus gibt.

II. Antike Stoffe als Motive

1. Die Romreise und ihre Folgen auf C. F. Meyers Werk

Begegnungen mit der Antike lassen sich im Lebenslauf C. F. Meyers an mehreren Stellen ausmachen. Die beiden alten Sprachen, Latein und Griechisch, erlernte er in der Schule. Zwar interessierte ihn die deutsche Literatur mehr als die klassische, aber die vielen lateinischen Wörter in seinen Briefen zeigen, dass Meyer sich auch nach dem Schulabschluss den alten Sprachen zuwandte. Auch seine Griechischkenntnisse frischte er 1860 in Lausanne auf, als er sich mit einer Übersetzung der Bibel im Urtext beschäftigte.[1]

Als bedeutendster Einfluss auf C. F. Meyers Person und sein Werk gilt wohl sein Aufenthalt in Italien, besonders in Rom, im Jahr 1858 zusammen mit seiner Schwester Betsy Meyer. In den Straßen, den Palästen und auf den Plätzen der Stadt wird die Geschichte für C. F. Meyer lebendig.[2] Das Gefühl, auf historischem Boden zu wandeln, fasziniert Meyer und während des Aufenthaltes in den Ruinenstätten scheint das hektische Treiben der Gegenwart ihn nicht zu berühren. Über das Ergebnis der Romreise schreibt Betsy Meyer: „ Wie groß und entscheidend die Eindrücke waren, die C. F. Meyer während seines nicht über zwei Frühlingsmonate dauernden Aufenthaltes in Rom empfing, wie voll von Ideen, künstlerischen Stoffen, Anregungen jeder Art er nach Haus kehrte, lässt sich nicht beschreiben.“[3] Der Romaufenthalt stellt sich auch als „Wende in C. F. Meyers Existenz als Dichter und in seinem Verhältnis zur Antike“[4] dar. In Rom begegnet Meyer aber nicht nur der alten römischen, sondern auch der hellenischen Kunst. Vor allem die Denkmäler der bildenden Kunst haben den Dichter in seinem Schaffen inspiriert. Mehr als zu den freundlich lächelnden Statuen fühlt sich C. F. Meyer zu den Darstellungen von leidenden Körpern hingezogen, Bildern also, die das menschliche Schicksal darstellen. Solchen Bildwerken fühlt er sich verbunden, während „die in idealer Vollkommenheit ruhenden einen fremdartigen Zauber auf ihn ausüben.“[5] In einem Brief an seinen Vetter[6] Friedrich von Wys beschreibt Meyer die Statuen oder Büsten griechischer Dichter. Er bemühte sich, in ihrer Mimik und in der Kopfform zu erkennen, ob ihre Kunst göttlich oder eher menschlich ist.[7] Die „idealen“ Darstellungen der hellenischen Kunst gehen in Meyers Werk jedoch nicht komplett unter. Er bedient sich ihrer ebenso und „später gewinnt er ihnen die Bedeutung eines urbildlichen Hintergrundes ab, vor dem seine `realistisch´ dargestellten Menschen „ringen“ und „leiden““[8].

2. Betrachtungsweise

Im Laufe von Meyers Aufenthalt in Rom ergaben sich dem Dichter zahlreiche Möglichkeiten, das bewegte Leben Roms auf sich wirken zu lassen und die Menschen als Außenstehender zu betrachten. Dadurch und im Zusammenhang mit den Werken der bildenden Kunst kam er zu der Erkenntnis, dass Mimik und Gestik, ja jede äußere Form ein Ausdruck des Inneren sein kann.[9] Dies widerspricht seinem „protestantischen Misstrauen gegen den äusseren Glanz der Dinge, der, näher betrachtet, doch nur eine Leere verbirgt.“[10] Er vermisst den Ausdruck des inneren Lebens.

Von seinem ethisch motivierten Misstrauen gegenüber ästhetischen, perfekten Formen rückt er immer mehr ab und die Anschaulichkeit wird ihm immer wichtiger. Meyer betrachtet in erster Linie das Sichtbare, in dem das Unsichtbare eingeschlossen ist. Der abwechslungsreiche Lauf eines Menschenlebens sowie die Form der Dinge faszinieren ihn jetzt mehr, und er ist der Auffassung, dass der innere Sinn durch die äußere Hülle zu scheinen vermag, sofern es dem Dichter gelingt, die „äusseren Gegebenheiten und Ereignisse zu sehen und zu beschreiben“.[11]

Meyer ist überzeugt, dass er als Dichter in erster Hinsicht schöne Gebilde als Inspiration benötigt: die Bilder schöner Landschaften, Szenen eines Menschenlebens, allgemein Motive, die in ihrer Reichhaltigkeit so vielfältig wie das Leben selbst sind.[12]

[...]


[1] Albrecht, Michael von: Conrad Ferdinand Meyer und die Antike. In: Antike und Abendland 11 (1962). S. 120.

[2] Burkhard, Marianne: C. F. Meyer und die antike Mythologie. Hrsg. von Emil Staiger. Zürich: Atlantis Verlag 1966 (=Züricher Beiträge zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte). S. 7.

[3] C. F. Meyer in der Erinnerung seiner Schwester Betsy Meyer, Berlin 1903. S. 108.

[4] von Albrecht: Conrad Ferdinand Meyer und die Antike. 1962. S. 122.

[5] Ebd., S. 122f.

[6] Burkhard: C. F. Meyer und die antike Mythologie. S. 58.

[7] von Albrecht: Conrad Ferdinand Meyer und die Antike. 1962. S. 123.

[8] Ebd., S. 123

[9] Burkhard: C. F. Meyer und die antike Mythologie. S. 56.

[10] Ebd., S. 57.

[11] Ebd., S. 58.

[12] Ebd., S. 59.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Bacchussymbolik in den Gedichten C. F. Meyers
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V48356
ISBN (eBook)
9783638450935
ISBN (Buch)
9783638817813
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bacchussymbolik, Gedichten, Meyers
Arbeit zitieren
Christopher Späth (Autor:in), 2005, Bacchussymbolik in den Gedichten C. F. Meyers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48356

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