Die Universität: Konzept, Leistungsfähigkeit, Probleme,


Hausarbeit, 2005

28 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung in das Thema

2. Grund- und Strukturdaten sowie rechtliche Grundlagen Universitätssystems
2.1 Der gesetzliche Rahmen
2.2 Die Struktur des Hochschulwesens in Deutschland
2.3 Quantitative Aspekte

3. Leistungsfähigkeit des deutschen Universitätssystems
3.1 Kriterien
3.2 Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich
3.3 Stärken der Universitäten
3.4 Schwächen der Universitäten

4. Probleme der deutschen Universität
4.1 Finanzierungsprobleme
4.2 Beschränkung des Hochschulzugangs
4.3 Mangelnde Eliteförderung
4.4 Kompetenzstreitigkeiten in der Föderalismusdebatte

5. Reformprozesse
5.1 Autonomie der Hochschulen
5.2 Leistungsorientierte Professorenbesoldung
5.3 Der Bolognaprozess

6. Zusammenfassung der Befunde und Perspektiven

Literaturverzeichnis

Internetquellenverzeichnis

1. Einführung in das Thema

Die vorliegende Hausarbeit hat das Ziel eine Lagedarstellung der deutschen Universität zu geben. Globalisierung und Internationalisierung machen auch vor dem Bildungssektor nicht halt. Die Ergebnisse bei PISA haben gezeigt, dass es in Deutschland einige Mängel gibt. Das und Debatten um die Einführung von Studiengebühren und der Juniorprofessur führten zu Forderungen nach tief greifenden Reformen der deutschen Universität. Universitäten und Studierende sehen sich einem ´Ranking- Boom´ gegenübergestellt, der alles im intra– wie im internationalen Bereich miteinander vergleicht. Hochschulen sollen sowohl die Chancengleichheit als auch die Spitzenförderung ermöglichen. Sie sollen so effizient wie möglich den enormen Bedarf aus Wirtschaft, Industrie und Verwaltung decken, und das, in möglichst kurzer Zeit. Oftmals wird die Frage nach steigenden Standard oder dem Aufholen zu anderen Nationen mit einer finanziellen Aufstockung des Bildungsetats in Verbindung gebracht. Aber ist mehr Geld wirklich die Lösung für die Probleme des Hochschulwesens? Gibt es überhaupt ein Problem, oder haben uns die Medien grundlos Angst gemacht? Und wie können Reformvorschläge wie die leistungsbezogene Professorenbesoldung, die Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen oder mehr Autonomie der Universitäten die Probleme lösen und Deutschland im internationalen Vergleich, wieder dahin bringen, wo wir zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren; an die Spitze der akademischen Welt. Diese Arbeit geht zunächst auf die Lage der Universität ein, indem sie ihr Konzept darstellt und ihre Leistungsfähigkeit analysiert. Danach werden die Probleme angesprochen, um Lösungsansätze zu beschreiben.

Die Debatte um die Reform des Hochschulwesens ist nicht neu. Seit nunmehr fast einem halben Jahrhundert befindet sich die Hochschule im Wandel. Dem Reformdiskurs war die Wiederaufnahme der humboldtschen Universitätsidee von 1812 nach dem Zweiten Weltkrieg vorausgegangen. Die Universität hatte nicht den Auftrag unmittelbar auf einen Beruf vorzubereiten, sie sollte vielmehr bilden. Das gewonnene Wissen konnte man zwar als Nebeneffekt durchaus auf den späteren Beruf anwenden, dennoch sollte es im eigentlichen Sinne der Forschung dienen.[1] Das Studium war dadurch geprägt, dass den Studenten die Inhalte vermittelt wurden, die der Professor für angemessen hielt. Nach Turner waren geistige Enge, einseitige Fachbezogenheit und die Schwerfälligkeit der Institutionen kennzeichnend für die wiedergeborene alte deutsche Universität.[2] Deswegen kommt es Ende der 50er Jahre zu einem breiten Diskurs, in dem es um die Mängel im deutschen Bildungssystem geht. Die Hochschulen gelten als überfüllt, die Studienzeiten als zu lang und das Bildungssystem als zu alt. Dazu kommt, dass die Bildungsausgaben im internationalen Vergleich als zu gering erachtet werden. Das führt dazu, dass 1957 ein Wissenschaftsrat eingerichtet wird, der sich mit der Reform des Hochschulwesens befassen sollte. Der von der Politik initialisierte Reformprozess verlief allerdings so dynamisch, dass er in der Studentenrevolution von 1968 gipfelte. Die Universität Humboldts wurde ersetzt, durch „...die „Gruppenuniversität“, in der die Begriffe Mitbestimmung, Demokratisierung und Transparenz die zentrale Rolle spielen sollten.“[3]

Das leitete den bis heute andauernden Reformprozess des deutschen Hochschulwesens ein, der in den aktuellen Debatten wieder aufflammt. Um aber die aktuellen Probleme der Universität zu erkennen, muss man sich zunächst mit dem Konzept der Hochschule, welches sich in diesem Prozess entwickelt hat, beschäftigen.

2. Grund- und Strukturdaten sowie rechtliche Grundlagen des Universitätssystems

2.1 Der gesetzliche Rahmen

Bis in die 1960er Jahre gab es faktisch keine Hochschulgesetze. Grundlagen für den akademischen Bereich waren das alte Satzungs- und Gewohnheitsrecht der oft jahrhundertealten Universitäten. Das Personal- und Haushaltswesen wurde durch das öffentliche Recht des jeweiligen Landes geregelt. Nachdem es dann durch den Bildungsaufschwung zu rasant steigenden Universitätsneugründungen gekommen war, wurden immer mehr Hochschulgesetze in den Ländern erlassen. Das geschah vor allem um die Gründungen zu regulieren, aber auch um den schon vorhandenen Universitäten eine Rechtsgrundlage zu geben. Aus dieser Entwicklung heraus wurden drei Vorlagen entscheidend für das Hochschulwesen: das Grundgesetz, die Landesgesetze und das Hochschulrahmengesetz. Die beiden zuletzt genannten regeln die Anerkennung zur Hochschule. Im Grundgesetz ist die Freiheit von Forschung und Lehre (Art. 5 Abs. 3) und die Rahmenkompetenz des Bundes festgelegt (Art. 75 Abs. 1 Nr.1a). Dadurch, dass Bildung in den Händen der Kultusminister der Länder liegt, hat der Bund augenscheinlich nur wenig mit dem Hochschulwesen zu tun. Trotzdem werden der Hochschulausbau und –neubau wie die Bildungsplanung und Forschungsförderung als Gemeinschaftsaufgabe definiert (Art. 91a Abs.1 Nr. 1, Art 91b).[4]

Die Rahmenkompetenz des Bundes wird durch das Hochschulrahmengesetz geregelt. Es wurde 1976 verabschiedet und „enthält Regelungen über die Aufgaben der Hochschulen, die Zulassung zum Studium, die Pflichten und Rechte der Mitglieder der Hochschulen, die Organisation sowie die Verwaltung“[5]. Das Hochschulrahmengesetz unterliegt der ständigen Veränderung und Erweiterung. So befindet sich zu Zeit die Einführung der gestuften Studiengänge, die Reform des Dienstrechts und des Qualifikationsweges zur Professur in der Diskussion, um einige Beispiele zu nennen. Dieser Themenkomplex soll aber an späterer Stelle näher betrachtet werden.

Neben dem Grundgesetz, den Ländergesetzen und dem Hochschulrahmengesetz, muss man auch noch die Kultusministerkonferenz als eine wichtige Institution der Hochschulpolitik nennen. Die Kultusminister haben sich bereits in den 1950er Jahren zusammengeschlossen, um das Regelwerk der Hochschulen zu vereinfachen und zu vereinheitlichen. Das hat dazu geführt, dass im Laufe der Zeit, die Fähigkeit Hochschulpolitik zu betreiben, faktisch von den Ländern an unabhängige Kommissionen, wie die Kultusministerkonferenz oder die Hochschulrektorenkonferenz, übergeben wurde. Das bedeutet, dass das deutsche Hochschulwesen auf dem Papier zwar immer noch föderalistisch ist, aber es starke Tendenzen zur Vereinheitlichung und Zentralisierung gibt.[6]

Nachdem nun die Einflussfaktoren auf das deutsche Hochschulwesen genannt wurden, soll im Folgenden das Hochschulwesen strukturell beschrieben werden.

2.2 Die Struktur des Hochschulwesens in Deutschland

Nach dem Hochschulrahmengesetz und den Ländergesetzen gibt es eine Vielfalt von Hochschulen. Diese lassen sich in zwei Gruppen unterteilen. Zur ersten Gruppen zählen die Universitäten. Dazu gehören die Universitäten an sich, darüber hinaus die Theologischen Hochschulen und die Pädagogischen Hochschulen. Die andere Gruppe bilden die Fachhochschulen, die Ende der 1960er Jahre gebildet wurden, um die steigenden Studentenzahlen aufzufangen. Diese sind aber hinsichtlich der Studentenzahlen quantitativ unbedeutender als die Universitäten. Die Kunsthochschulen sollen hier nicht betrachtet werden, da sie eine Sonderrolle einnehmen.

Universitäten sind vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie traditionell die Freiheit von Forschung und Lehre, die auch im Grundgesetz verankert ist, postulieren. Das wird an den Aufgabenfeldern der Professoren deutlich, die forschen sollen und dieses Wissen dann an ihre Studenten weiter geben sollen. Das Studium an den Universitäten dauert nach der Regelstudienzeit viereinhalb Jahre.[7] Das Grundstudium wird nach vier Semestern mit einer Zwischenprüfung beendet, die allerdings nicht berufsqualifizierend ist und nur zur Teilnahme am Hauptstudium berechtigt. Abgeschlossen wird das Studium mit dem Magister oder dem Diplom. In diversen Studiengängen wie Jura, Medizin oder den Lehrämtern, wird das Studium mit dem Staatsexamen beendet. Eine weitere Besonderheit der Universität ist die Möglichkeit den Doktorgrad zu erwerben oder zu habilitieren. Ersteres nutzen etwa ein Fünftel der Studenten, letzteres nur ein Prozent. Grundsätzlich ist jeder, der die allgemeine Hochschulreife besitzt, berechtigt eine Universität zu besuchen. Abweichungen davon gibt es zum Beispiel im Studiengang Sport, wo spezielle Aufnahmeverfahren absolviert werden müssen, und in Studiengängen, die bundesweit zu starken Zuspruch erfahren. In diesem Fall regelt die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) die Zulassung der Studenten.[8] Das bedeutet, dass in Deutschland nicht die Universitäten über die Zulassung entscheiden, sondern die ZVS und vornehmlich die Schulen, die die allgemeine Hochschulreife durch das Abitur anerkennen.[9]

2.3 Quantitative Aspekte

Um das Konzept der deutschen Universität weiter zu beschreiben, ist es notwendig, sich die Entwicklung des Universitätswesens quantitativ Jahre vor Augen zu führen. Im Jahr 2002 gab es 359 Hochschulen in Deutschland. Davon waren insgesamt 124 Universitäten[10], das sind elf mehr als noch im Jahre 1994.[11] Der Zuwachs macht sich besonders im Bereich der eigentlichen Universitäten[12] mit zehn Neugründungen seit 1994 bemerkbar.

Im Wintersemester 2003/2004 waren an deutschen Hochschulen 2,026 Millionen Studenten eingeschrieben. Erstmals sind damit mehr als 2 Millionen Studenten immatrikuliert. Interessant ist hierbei, dass von diesen 1,438 Millionen Studenten an Universitäten eingeschrieben sind. Aber nur etwa 35% der Hochschulen sind Universitäten. Damit sind 71% aller Studenten an Universitäten. Die Studienanfängerzahlen haben sich vom Jahr 2002 bis zum Jahr 2003 von 234.771 auf 249.021 erhöht. Das entspricht einem Zuwachs von 6,1%. Die Anzahl der weiblichen Studenten hat sich um 2,2% erhöht.[13]

Abbildung 1: Personalstellen und Studierende (in Tausend)[14]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Grund- und Strukturdaten 2004, S. 182 u. 228)

Wie aus Abbildung 1 ergeht, bewegen sich die Personalstellen bei den Professoren auf einem annähernd gleichen Niveau. Zwischen 1992 und 1995 gab es zwar einen Anstieg von 21.100 auf fast 24.000. Dieser Wert stagniert dann aber. Die Studierendenzahl verhält sich ähnlich.1992 gibt es einen Höchststand, der sich wohl noch der Wiedervereinigung zuschreiben lässt. Dann fallen die Zahlen bis zum Jahr 2000, um nun wieder zu steigen. Denn 2003/2004 waren bereits 1,4 Millionen Studenten eingeschrieben. Das bedeutet, dass das Betreuungsverhältnis, also die Anzahl der Studenten, die auf einen Professor kommen, wieder schlechter wird. Beachtlich ist der stetige Anstieg des nichtwissenschaftlichen Personals, was auf eine Erhöhung des Verwaltungsaufwandes und der Bürokratisierung schließen lässt. Schließlich müssen die Studenten auch administrativ betreut werden. Das schlägt sich dann auch in den laufenden Kosten der Universitäten wieder. Betrugen die Ausgaben der Hochschulen 2001 etwa 28 Milliarden Euro, so mussten dabei 17 Milliarden nur für Personalausgaben aufgewandt werden.[16] Es zeigt sich also, dass das Ansteigen der Studierendenzahl die Kosten der Universitäten stark erhöht, da im wissenschaftlichen wie im nichtwissenschaftlichen Bereich die Stellen angepasst werden müssen.

Die Universitäten sind der Hauptträger der Studenten. Im weiteren Verlauf soll nun untersucht werden, inwiefern die Universitäten dem Anspruch, den 1,4 Millionen Studenten an sie stellen, auch gerecht werden.

3. Leistungsfähigkeit des deutschen Universitätssystems

3.1 Kriterien

Spricht man über die Leistungsfähigkeit des deutschen Universitätssystems, muss man sich zuvor fragen, nach welchen Kriterien, diese bewertet wird. In diesem Zusammenhang fallen oft Begriffe wie Wettbewerb, Ranking und Qualitätssicherung. Was hat es nun mit diesen Begriffen auf sich und wie gut beschreiben sie die Leistungsfähigkeit der deutschen Universitäten?

Der Wettbewerb hat sich auf nationaler Ebene in den 1950er und 1960er Jahren nahezu aufgelöst. Das Erschaffen eines Hochschulrahmengesetzes, einer Kultusministerkonferenz und einer Hochschulrektorenkonferenz haben dazu geführt, dass das Hochschulwesen stark vereinheitlicht wurde. Nun zählt es zu den Eigenschaften von einheitlichen Systemen, dass sie den Wettbewerb nicht unbedingt fördern.[17]

[...]


[1] Vgl. Turner, G. 1995, S. 10.

[2] Vgl. Turner, G. 1995, S. 13.

[3] Turner, G. 1995, S. 21.

[4] Vgl. Woll, A. 2001, S. 21ff.

[5] Schaub,H/ Zenke, K. 2004, S.261.

[6] Vgl. Woll, A. 2001, S. 23.

[7] HRG § 11, http://www.bmbf.de/pub/HRG_20050126.pdf (Ablesedatum: 01.04.05).

[8] HRG § 31, http://www.bmbf.de/pub/HRG_20050126.pdf (Ablesedatum: 01.04.05).

[9] Vgl. Woll, A. 2001, S. 13 ff.

[10] Gemeint sind Universitäten, Pädagogische und Theologische Hochschulen.

[11] Grund- und Strukturdaten 2004, S. 151.

[12] Gemeint sind Universitäten ohne Kunsthochschulen, Pädagogische und Theologische Hoch schulen.

[13] Vgl. http://www.destatis.de/presse/deutsch/pk/2003/ergeb_ws03_04_i.pdf (Ablesedatum: 07.04.05).

[14] Nur Universitäten, ohne Kunsthochschulen, Theologische Hochschulen und Pädagogische Hochschulen.

[15] Eigene Berechnungen.

[16] Grund- und Strukturdaten 2004, S. 281.

[17] Vgl. Woll, A. 2001, S. 22.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Universität: Konzept, Leistungsfähigkeit, Probleme,
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
2,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
28
Katalognummer
V48403
ISBN (eBook)
9783638451222
ISBN (Buch)
9783640474820
Dateigröße
933 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Universität, Konzept, Leistungsfähigkeit, Probleme
Arbeit zitieren
Stefan Kuhles (Autor:in), 2005, Die Universität: Konzept, Leistungsfähigkeit, Probleme,, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48403

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