Internationale Handelsvereinbarungen aus spieltheoretischer Sicht


Seminar Paper, 2002

29 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Modellanalyse
2.1 Modellrahmen
2.2 Gleichgewicht
2.3 Die Präferenzen der nationalen Regierungen
2.4 Gleichgewicht ohne Handelsabkommen
2.5 Ziele eines Handelsabkommens

3 Betrachtung der wichtigsten GATT/WTO-Prinzipien
3.1 Das Prinzip der Reziprozität
3.2 Das Prinzip der Nicht-Diskriminierung (Most-Favored-Nation-Clause)

4 Modellkritik/Schlußbetrachtung

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Anhang
A Anhang
A.1 Herleitung der Gleichung 32

1 Einleitung

Das GATT (General Agreement on Tariffs and Trade) entstand 1947 unter dem Eindruck der verheerenden Auswirkungen, die die hohen Zollbarrieren nach dem 1.Weltkrieg auf die Weltwirtschaft hatten. Seitdem hat sich die Zahl der Mitglieder von ursprünglich 23 auf über 125 erhöht. Während seiner Existenz fiel das durchschnittliche Zollniveau für Industriegüter von über 40% auf unter 4%1.

Das GATT- bzw. WTO-Regelwerk besteht aus 38 Artikeln, die die Grundlage für die Verhandlungen zwischen den Mitgliedsstaaten darstellen. Es ist jedoch allgemein aner- kannt, daß die wichtigsten beiden Regeln die Prinzipien der Reziprozität und der Nicht- Diskriminierung sind2. Das Prinzip der Reziprozität besagt, daß in den Verhandlungen gegenseitige Zugeständnisse in äquivalentem Ausmaß erzielt werden sollten3. Das Prin- zip der Nicht-Diskriminierung (Most-Favoured-Nations-Clause Art.I) besagt, daß Zölle für alle Handelspartner eines Landes identisch sein müssen, d.h. es darf nicht zwischen den Importeuren unterschieden werden4. Wichtige Regeln befassen sich außerdem mit der Behandlung von Verstößen gegen die getroffenen Abkommen. Diese sorgen dafür, daß Meinungsverschiedenheiten in einem geordneten Verfahren verhandelt werden und regeln außerdem die “Vergeltungsmaßnahmen”, die gegen ein Land ergriffen werden dürfen, wenn es einseitig die getroffenen Vereinbarungen verletzt. Auch diese Vergeltungsmaßnahmen folgen dabei den Prinzipien der Reziprozität und der Nicht-Diskriminierung. Dies lässt sich z.B. an den jüngsten Reaktionen der Europäischen Union auf die Zollerhöhungen der USA auf Stahlimporte beobachten.

Verhandlungen, die auf diesen Regeln basieren, sind auch für kleine Länder interessant, da sie eine bessere Verhandlungsposition erhalten. Dies hat ebenfalls sehr zum Erfolg des GATT beigetragen, da auch für kleine Länder Anreize geschaffen wurden, diesem System beizutreten, ohne befürchten zu müssen, in den Verhandlungen benachteiligt zu werden5. In den folgenden Abschnitten werden diese Regeln modelltheoretisch erläutert und erklärt. Zunächst wird in Abschnitt 2 gezeigt, welche Nachteile unilaterale Handelspolitik hat und welche Ziele mit Handelsabkommen verfolgt werden müssen. In Abschnitt 3 werden die beiden wichtigsten Prinzipien des GATT-Regelwerkes am Modell betrachtet. Im Abschnitt 4 werden diese Ergebnisse zusammengefasst und kurz auf einen anderen Erklärungsansatz für das GATT-Regelwerk eingegangen, der auf anderen Annahmen als das in den Abschnitten 2 und 3 verwendeten Modells basiert.

2 Modellanalyse

2.1 Modellrahmen

In einem Zwei-Länder-Zwei-Güter-Modell6 werden im folgenden die Auswirkungen des Fehlens von Handelsabkommen gezeigt.

Es existieren zwei Länder:

- Inland gekennzeichnet durch Index h
- Ausland gekennzeichnet durch Index f

Diese Länder produzieren in zwei Produktionssektoren zwei Güter:

- Gut x ist das natürliche Importgut für das Inland.
- Gut y ist das natürliche Importgut für das Ausland.
- Beide Güter sind normale Konsumgüter.
- Beide Güter werden unter den Bedingungen steigender Opportunitätskosten herge- stellt.

Die lokalen Realtivpreise werden wie folgt definiert:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nimmt man an, daß die ad valorem Importzölle th und tf des In- und Auslandes nicht prohibitiv sind, dann gilt für die jeweiligen nationalen Realtivpreise im Verhältnis zum Weltrelativpreis pw =py:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die terms-of-trade lassen sich dann wie folgt darstellen:

Inland :

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ausland : pw (8)

Die Produktionspunkte Qh und Qf des In- und Auslands werden so gewählt, daß die Grenzrate der Transformation zwischen x und y genau dem lokalen Relativpreis der Güter entspricht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Konsum ist ebenfalls eine Funktion des jeweiligen lokalen Relativpreises. Die Rela- tivepreise bestimmen gleichzeitig die Höhe und die Verteilung des Faktoreinkommens im jeweiligen Land und, durch den Konsum, auch den Zollbetrag Rh bzw. Rf , der den Kon- sumenten des jeweiligen Landes in voller Höhe zufließt. Der Zollbetrag wird in Einheiten des lokalen Exportgutes zu lokalen Preisen gemessen. Die Nachfragefunktionen lassen sich dann wie folgt darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Zollerträge sind unter der Annahme normaler Güter ansteigend in den terms-of-trade.

Der nationale Konsum in den beiden Ländern lässt sich nun wie folgt darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nun werden noch die folgenden Bezeichnungen für Im- und Exporte eingeführt:

Importe:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Exporte:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Gleichgewicht

Die Budgetrestriktionen der beiden Länder ergeben die ersten Gleichgewichtsbedingun- gen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

pw ist durch Markträumung gekennzeichnet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus den Gleichungen 21, 22 und 23 ergibt sich automatisch die Räumung des Marktes für das Gut x. In diesem Modell bestimmen die Importzölle der Länder die lokalen und den Weltrelativpreis und dadurch auch die Produktion, den Konsum, die Im- und Exporte sowie die Zollerträge.

2.3 Die Präferenzen der nationalen Regierungen

Die Wohlfahrt der jeweilgen nationalen Regierung Wh bzw. Wf lässt sich als Funktion des lokalen und des Weltrelativpreises darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für die Wohlfahrtsfunktionen wird angenommen, daß die Wohlfahrt bei fixem lokalen Relativpreis mit den terms-of-trade steigt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dies verdeutlicht auch Abbildung 1. Das ausgängliche Zollpaar A = [τh, τf ] ist der lokalen Iso-Relativpreiskurve ph(A) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ph(A) und der Welt-Iso-Relativpreiskurve pw(A) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] pw(A) zugeordnet. Auf der zweiten Welt-Iso-Relativpreiskurve pw(C) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] pw(C) ist der Weltre- lativpreis niedriger als in Punkt A, dies bedeutet höhere terms-of-trade für das Inland. Eine Reduktion des Weltrelativpreises bei konstantem inländischen Relativpreis bedeutet eine Bewegung vom Punkt A zum Punkt B, einhergehend mit höherem inländischen oder niedrigerem ausländischem Zollniveau. Es wird angenommen, daß die Regierungen nur den dadurch entstehenden Einkommenstransfer vom Ausland zum Inland in ihre Politik einbeziehen. Die inländische Regierung kann ihre Wohlfahrt nun dadurch erhöhen, daß sie ihr Zollniveau von τh auf τ′h erhöht.DadurchwirdPunktCerreicht,imPunktCist der lokale Relativpreis gestiegen und gleichzeitig der Weltrelativpreis gesunken. Dadurch haben sich die terms-of-trade (1) des Inlands verbessert und die inländische Wohlfahrt ist gestiegen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Zusammenhang zwischen inländischem Relativpreis, Weltrelativpreis und den Zollniveaus des In- und Auslands.

[...]


1 Siehe Bagwell und Staiger (1999a), S.216ff und S.239ff sowie Siebert, Horst (2000), S.267f.

2 Siehe Siebert, Horst(2000), S.269.

3 Siehe Ethier (2001c), S.215, das Prinzip der Reziprozität ist ein “plausibles” Regelwerk für die Verhandlungen, abweichende Verhandlungsregeln wären nicht so leicht zu rechtfertigen.

4 Siehe Bagwell und Staiger (1999b),S.32., Ludema (1990), S.37ff. sowie Lloyd (2001), S.334.

5 Siehe Bagwell und Staiger (1999a), S.24. und Bagwell und Staiger (1999b), S.34f. Die Benachteiligung würde aus der geringeren politischen Macht kleinerer Länder in Verhandlungen mit größeren Partnern entstehen.

6 Das Modell ist der Quelle Bagwell und Staiger 1999a entnommen, Ludema 1990 verwendet einen sehr ähnlichen Ansatz.

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Details

Title
Internationale Handelsvereinbarungen aus spieltheoretischer Sicht
College
Christian-Albrechts-University of Kiel  (Institut für theoretische Volkswirtschaftslehre)
Course
Seminar zur realen Außenwirtschaft
Grade
2,0
Author
Year
2002
Pages
29
Catalog Number
V4879
ISBN (eBook)
9783638129770
ISBN (Book)
9783638638784
File size
591 KB
Language
German
Keywords
WTO, Spieltheorie, Handel
Quote paper
Dennis Puschmann (Author), 2002, Internationale Handelsvereinbarungen aus spieltheoretischer Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4879

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Title: Internationale Handelsvereinbarungen aus spieltheoretischer Sicht



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