Die X-Files in der Tradition des Film Noir


Term Paper, 1999

14 Pages, Grade: 1,2


Excerpt


Inhalt

1.Einleitung

2.Zur Herkunft des Paranoia-TV

3.Bildgestaltung und Bildkomposition

4.Formen des Erzählens

5.Themen und Strukturen

6.Die Figur des Fox Mulder

7.Literaturverzeichnis

1.EINLEITUNG

Die X-FILES ist weltweit eine der erfolgreichsten Fernsehserien aller Zeiten. Ununterbrochen laufen hierzulande Wiederholungen, welche die Wartezeit bis zur nächsten neuen Staffel überbrücken sollen. Trotz des deutschen Untertitels „-die unheimlichen Fälle des FBI“, sehen wöchentlich zwischen zwei und drei Millionen Fernsehzuschauern, wie die beiden Protagonisten der X-FILES, Fox Mulder und Dana Scully, vergeblich einen paranormalen Fall zu lösen versuchen.

Möglicherweise ist gerade jener deutsche Untertitel, der doch sehr an B-Film Unterhaltung erinnert, ein Indiz dafür, wie der Erfolg dieser Fernsehserie eingeschätzt und in welche kategoriale Richtung sie eingeordnet wurde. Tatsächlich war die Erstausstrahlung der ersten Staffel nur ein mäßiger Erfolg bei den amerikanischen Fernsehzuschauern. Erst die im Sommer 1994 laufende Wiederholung brachte einen wesentlichen Anstieg der Einschaltquoten. Das Ungewöhnliche dieser Fernsehserie, so schreibt Ngaire Genge, sei das Zielpublikum, welches in der Lage sei, literarische Hintergründe sowie Techniken der Produktion zu verstehen und zu diskutieren. Zu intelligenten, gut gebildeten jungen Menschen geselle sich „die Creme der Universitäten, Anwälte, Ingenieure, Wissenschaftler, gefeierte Künstler und sogar Agenten des FBI.“ Das typische Serienpublikum sei durch eine Rezipientengruppe ersetzt worden, welche sich „dadurch identifizierten, keine `couch potatoes`“ zu sein.(vgl. Genge 1995: 12-13)

Wie der Rezipient auch immer aussehen mag, fest steht, daß die X-FILES eine allen Fernsehregeln zuwiderlaufende Serie ist. Konsequent verweigert sie sich althergebrachten Normen und Konventionen, schafft sich eine eigene Realität, wobei sie sich auf Elemente der Realität des Rezipienten bezieht. Die Gestaltung der Charaktere, die Narration sowie die mise en scene stehen im Zeichen des Film Noir. Durch Hinzunahme des Paranormalen und vor allem des Außerirdischen schaffen die X-FILES eine neuzeitliche, postmoderne Variante eines Polizeifilmes, der sich durch eine düstere, deprimierende Grundstimmung auszeichnet. Dies zu zeigen, soll das Anliegen dieser schriftlichen Arbeit sein.

Der Schöpfer des X-FILES Chris Carter bezeichnete seine Serie unlängst als „cross-genre show“.(vgl. Wiemker 1998) Also eine Serie die sich verschiedener Genres bedient, die Einflüsse der verschiedenen Genres zu nutzen weiß und diese thematisch sowie ästhetisch verarbeitet, zitiert und oft auch persifliert. Zur Schwierigkeit der Einordnung des Film Noir schrieb Robert G. Porfirio: „...we must create a genre out of pre-existing categories.“(vgl. Porfirio 1976: 212) Ganz diesem Prinzip entsprechend verfahren die Autoren der X-FILES.

Die X-FILES bestehen aus zwei Arten von Folgen. Zum einen gibt es die in sich abgeschlossenen Folgen, die sich hauptsächlich mit irdischer Abnormalität des Menschen befassen. Der Fall ist für Mulder, Scully und den Rezipienten am Ende der Folge abgeschlossen, die Lösung ist präsentiert worden. Zum anderen haben die X-FILES auch eine andauernde Fortsetzungsgeschichte. Diese befaßt sich mit Verschwörungstheorien und der Existenz von Außerirdischen. Solche Folgen treten in der Regel als Doppelfolgen auf. Alle diese Folgen bauen ihre Handlungsfäden aufeinander auf und gehen ineinander über. Sie sind Teile eines Ganzen, wie auch das Ende einer solchen Folge lediglich einen Teil eines Ganzen offenbart. Jede dieser Folgen ergibt ein Puzzleteil eines Gesamtbildes. Mit jeder Folge eröffnet sich den Protagonisten wie auch den Rezipienten ein weiterer neuartiger Blick auf das Ausmaß der Verschwörung.

Diese schriftliche Arbeit soll sich hauptsächlich mit der andauernden Fortsetzungsgeschichte der X-FILES beschäftigen, da sich nur diese Folgen intensiv mit den Charakteren, der Paranoia und dem Aufzeigen von sozialen Strukturen beschäftigen. Nicht ausschließlich, jedoch hauptsächlich werde ich mich mit den drei zusammengehörigen Folgen „Anasazi“(„Anasazi“ 2X25), „The Blessing Way“(„Das Ritual“ 3X01) und „Paper Clip“(„Verschwörung des Schweigens“ 3X02) beschäftigen, um bestimmte erwähnte Aspekte zu verdeutlichen.

2.ZUR HERKUNFT DES PARANOIA-TV

Nur kurz möchte ich auf die Gründe eingehen, welche von Sozial-, Gesellschafts- und Filmwissenschaftlern angeführt werden um das derzeitige neue Aufleben von Verschwörungs- und Paranoiafilmen zu erklären. Sinnvoll erscheint mir dies, da sich Parallelen zu der Theorie der Entstehung des Film Noir zeigen.

Robert G. Porfirio schreibt über das Umfeld, in dem der Film Noir entstand: „..in post-war America .. optimism had been successiveley challenged by the Depression; the rise of totalitarianism; the fear of Communism; the loss of insular security; and, finally, the tarnishing of the ideal of individual initiative with the growth of the technocratic state.“(vgl. Porfirio 1976: 213) Somit entstand der Film Noir in einer Zeit, der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges, welche durch Unsicherheit und Desillusionierung geprägt war. Alt herkömmliche Gesellschaftsstrukturen und Überzeugungen wurden zerstört, eine Phase der neuen Zeit, eine Phase der Ungewissheit begann.

In den fünfziger Jahren entstanden unter dem Einfluß der McCarthy-Ära eine Reihe von Paranoia-Filmen. Aus dieser Zeit stammen auch die beiden Klassiker „Invaders from Mars“(„Invasion vom Mars“) und „The Body Snatchers“(„Die Dämonischen“). Beide Filme beschäftigen sich, wie auch die X-FILES, mit der Darstellung verschiedener Realitäten. In „The Body Snatchers“ sieht sich der Protagonist von Außerirdischen bedroht, die die menschliche Hülle verwenden, somit äußerlich nicht unterscheidbar sind, und die Welt erobern wollen. Eindeutig bezieht sich der Film also auf die Kommunistenjagd McCarthys. Um diese Parallele in aller Deutlichkeit aufzuzeigen, wurde die Rolle des Protagonisten von Kevin McCarthy übernommen.(vgl. Kern/Rother 1996: 8)

Nach dem Ende des Kalten Krieges, Anfang der Neunziger, kam es zu einer Neuauflage von Paranoia- und Verschwörungsszenarien.

Wieder hatten herkömmliche Denkstrukturen keine Relevanz mehr, wieder befand man sich in einer Phase der Ungewissheit. Die alten Feindbilder hatten sich aufgelöst. Neue Feindbilder fanden die Amerikaner nun bei sich selbst. „Eine Reihe von Skandalen, bei denen Politiker, Geheimdienste, Wissenschaftler und Militärs der Korruption und gezielten Desinformation beschuldigt wurden“, traten in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.(vgl. Kern/Rother 1996: 10) Hinzu traten noch die Probleme der Massenarbeitslosigkeit, der sozialen Ungleichheit und der steigenden Kriminalität.

Dies war sicherlich ein geeigneter Nährboden für die X-FILES, eine Serie, die Desillusionierung, Unsicherheit, Mißtrauen und Paranoia miteinander verband bzw. verbindet.

Journalist und Sachbuchautor Viktor Farkas schreibt über das neuzeitliche Entstehen von Verschwörungstheorien: „Möglicherweise ist der Wunsch, eine geheime Verschwörung möge hinter all dem stehen, nichts anderes als eine Manifestation unserer Sehnsucht nach irgendeiner Art von Ordnung im Chaos.“(vgl. Harder 1998: 2)

3.BILDGESTALTUNG UND BILDKOMPOSITION

Die Bilder der Serie sind meistens kalt, real und eindringlich gestaltet. Sie schaffen eine kühle, bedrückende Atmosphäre. Die Farbdramaturgie ist stark zurückgenommen, so daß die Fotografien dunkel und blaß erscheinen. In „Anasazi“ gibt es einige sehr helle und damit für die X-FILES eher untypische Bilder. Dies erklärt sich jedoch aus der Tatsache, daß diese Sequenzen in der Wüste von New Mexico angesiedelt sind. Eine Gegend, die zwar hell erscheint, bei genauerer Betrachtung allerdings genauso trostlos daherkommt wie die übrigen dunkelgehaltenen Bilder. Letztendlich dient die Helligkeit dieser Sequenz nur dazu, wieder in die Dunkelheit, nämlich den vergrabenen Güterwagon, abzutauchen. Darüber hinaus verdeutlicht die starke Beleuchtung dieser Sequenz, daß es sich hier nicht mehr um einen Teil der typisch amerikanischen Zivilisation handelt, da hier nur ein geringer Anteil der Navajo Indianer lebt. Die Verschleierungstaktiken der unbekannten Organisation, welche Mulder bekämpft, haben demnach hier keine Wirkung mehr.

[...]

Excerpt out of 14 pages

Details

Title
Die X-Files in der Tradition des Film Noir
College
University of Marburg
Grade
1,2
Author
Year
1999
Pages
14
Catalog Number
V48811
ISBN (eBook)
9783638454032
ISBN (Book)
9783638764322
File size
461 KB
Language
German
Keywords
X-Files, Tradition, Film, Noir
Quote paper
Christoph Kohlhöfer (Author), 1999, Die X-Files in der Tradition des Film Noir, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48811

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