1. Einleitung
Seit 1985 betreibt die Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg (GfK) Fernsehforschung. Erste Auftraggeber der GfK waren die beiden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF. Seit 1988 ist die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) Auftraggeber der GfK-Fernsehforschung. Der AGF gehören neben den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auch die großen privatrechtlichen Sender des deutschen Fernsehmarktes an.
Hatten die GfK-Zahlen anfangs eine große programmplanerische Bedeutung, so steht nach dem Beitritt der werbefinanzierten Privatsender zum Auftraggeberkreis der GfK-Fernsehforschung die kommerzielle Aussagekraft der ermittelten Daten im Sinne der Werbeplanung im Vordergrund.
Mit dem dritten Rundfunkänderungsstaatsvertrag vom 15.07.1997 erhielten die GfK-Zahlen zu ihrer kommerziellen und programmplanerischen Bedeutung noch eine politische Bedeutung. Sie wurden zu Kriterien der Konzentrationskontrolle auf dem deutschen Medienmarkt erhoben.
Während im Rundfunkstaatsvertrag die Bedeutung des Zuschaueranteils bei der Konzentrationskontrolle festgeschrieben ist, bestehen keine genauen Angaben zur Ermittlung desselben. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die ursprünglich aus Wettbewerbsgründen ermittelten GfK-Zahlen ihrer politischen Rolle bei der Konzentrationskontrolle mit möglicherweise großen juristischen Folgen gerecht werden.
Möchte man sich dieser Frage nähern, so ist zuerst ein Überblick über die politische Verwendung der GfK-Zahlen notwendig. Ergänzend zu den in dieser Einleitung gegebenen Informationen wird in Punkt 2 dieser Arbeit die Konzentrationskontrolle im deutschen Rundfunkmarkt dargestellt. Der Schwerpunkt soll hierbei jedoch auf jenen Bereichen der Konzentrationskontrolle liegen, in denen die GfK-Zahlen gegenwärtig eine Rolle spielen. Nachdem im Punkt 3 die Herkunft der GfK-Zahlen genauer erläutert wird, ist im Punkt 4 eine Auseinandersetzung mit der Grundfrage dieser Arbeit (nach der politischen Tauglichkeit der GfK-Zahlen) möglich. Im Fazit soll eine abschließende Bewertung der Frage unter Berücksichtigung möglicher Alternativen erfolgen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich und ihr Auftrag nach dem Rundfunkstaatsvertrag
- Die Ermittlung der TV-Marktanteile in Deutschland
- Die Organisation
- Die Methode
- Probleme beider politischen Nutzung der GfK-Zahlen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die politische Verwendung der GfK-Zahlen zur Kontrolle der Medienkonzentration auf dem deutschen Markt. Dabei wird die Frage gestellt, ob diese ursprünglich für kommerzielle Zwecke entwickelten Daten für die politische Aufgabe der Konzentrationskontrolle geeignet sind.
- Politische Nutzung der GfK-Zahlen
- Konzentrationskontrolle im deutschen Rundfunkmarkt
- Herkunft und Methodik der GfK-Fernsehforschung
- Tauglichkeit der GfK-Zahlen für die Konzentrationskontrolle
- Mögliche Alternativen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die GfK-Fernsehforschung und ihre Entwicklung vom ursprünglichen Fokus auf Programmplanung hin zur politischen Nutzung zur Kontrolle der Medienkonzentration dar. Sie führt in die Thematik der Konzentrationskontrolle im deutschen Rundfunkmarkt ein und skizziert die Forschungsfrage.
- Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich und ihr Auftrag nach dem Rundfunkstaatsvertrag: Dieses Kapitel beschreibt die rechtliche Grundlage und die Aufgaben der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) sowie der Konferenz der Direktoren der Landesmedienanstalten (KDLM) in Bezug auf die Sicherung der Meinungsvielfalt im deutschen Fernsehen. Es wird erläutert, wie der Zuschaueranteil von 30% im Rundfunkstaatsvertrag die Kriterien für vorherrschende Meinungsmacht definiert.
- Die Ermittlung der TV-Marktanteile in Deutschland: Dieses Kapitel beleuchtet die Organisation und die Methode der GfK-Fernsehforschung. Es erklärt die Bedeutung der GfK-Zahlen für die Werbeplanung und die Rolle der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) als Auftraggeber.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen: GfK-Zahlen, Medienkonzentration, Rundfunkstaatsvertrag, Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK), Meinungsvielfalt, Zuschaueranteil, Fernsehforschung, Werbeplanung, Programmplanung.
- Quote paper
- Thomas Kahmann (Author), 2001, Politik mit der kollektiven Fiktion?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4882