Weltfrieden herrscht dann, wenn alle Staaten der Erde demokratisiert sind. So würden die Überlegungen Kants, der sich in seiner Arbeit um eine Lösung zur Überwindung des Sicherheitsdilemmas aus dem Naturzustand in einen friedlichen Völkerbund bemüht, lauten.
Um seine Meinung nachvollziehen zu können, ist es von großer Notwendigkeit, seine Grundannahmen, formuliert in verschiedenen Artikeln, näher zu beleuchten. Wichtigste Erkenntnis Kants ist, dass Demokratien keine Kriege gegeneinander führen, weil sich die rationalen Entscheidungsträger einer solchen Staatsform, also die Bürger selbst, auf Grund der entstehenden Kosten gegen einen Krieg entscheiden.
Da es sich beim demokratischen Frieden um ein Theorem handelt, das durch verschiedene Ansätze erklärt werden kann, haben wir im nächsten Schritt den Liberalismus herausgegriffen und seine Grundannahmen und verschiedenen Denkschulen, in Abgrenzung zu anderen Theorien der Internationalen Beziehungen, untersucht, um ihn dadurch als passenden Erklärungsansatz für den demokratischen Frieden nach Kant auszuweisen. Dabei kristallisiert sich heraus, dass es unter den Varianten des Liberalismus zwei Ansätze gibt, nämlich zum einen den rationalen und zum anderen den soziologischen Liberalismus, welche innerhalb der liberalen Theorie das Phänomen des demokratischen Friedens am präzisesten verinnerlichen. Rationale Ansätze handeln nach dem Menschenbild des Homo Oeconomicus und vom methodologischen Individualismus. Die Erklärung dafür erfolgt ausgehend vom einzelnen Akteur. Die konstruktivistischen Ansätze, zu denen der soziologische Liberalismus gehört, verfahren dagegen nach dem Menschenbild des Homo Sociologicus. Anschließend werden die beiden liberalen Varianten mit ihren jeweiligen Menschenbildern hinsichtlich ihrer Erklärungskraft, Vorteilen und Grenzen im Bezug auf den demokratischen Frieden erläutert um sie danach gegenüber zu stellen und zu diskutieren, welcher der beiden Ansätze mit dem jeweiligen Menschenbild (wobei dieses der Hauptaspekt zur Beurteilung der liberalen Varianten ist) das Phänomen des demokratischen Friedens besser erklärt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Grundannahmen Kants als Begründer des demokratischen Friedens
- Zum ewigen Frieden
- Die Präliminarartikel
- Die Definitivartikel
- Die Zusätze
- Zusammenfassung der Kernaussagen und Hypothesen Kants
- Theoretische und empirische Grenzen des demokratischen Friedens
- Zum ewigen Frieden
- Der Liberalismus
- Die Entstehungsgeschichte des Liberalismus
- Der Liberalismus als den geeignetsten Erklärungsversuch für den demokratischen Frieden
- Die verschiedenen Denkschulen des Liberalismus
- Der republikanische Liberalismus
- Der ideelle Liberalismus
- Der kommerzielle Liberalismus
- Der soziologische Liberalismus und das Akteursmodell des Homo Sociologicus
- Der rationale (ökonomische) Liberalismus und das Akteursmodell des Homo Oeconomicus
- Welche der beiden Denkschulen (soziologischer versus rationaler Liberalismus) liefert den besseren Ansatz zur Erklärung des demokratischen Friedens?
- Fazit und kritische Überlegungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Entstehung und Entwicklung des demokratischen Friedens, wobei sie sich besonders auf die Grundannahmen Immanuel Kants und die verschiedenen Denkschulen des Liberalismus konzentriert. Sie zielt darauf ab, die theoretischen und empirischen Grenzen des demokratischen Friedens zu beleuchten und die beiden liberalen Varianten - den rationalen und den soziologischen Liberalismus - hinsichtlich ihrer Erklärungskraft zu vergleichen.
- Die Grundannahmen Kants zum demokratischen Frieden
- Die verschiedenen Denkschulen des Liberalismus
- Die Rolle des rationalen Liberalismus und des soziologischen Liberalismus in der Erklärung des demokratischen Friedens
- Die Grenzen der beiden liberalen Ansätze
- Der Vergleich der Erklärungskraft der beiden liberalen Varianten im Kontext des demokratischen Friedens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des demokratischen Friedens ein und stellt die Grundannahmen Kants sowie die verschiedenen Denkschulen des Liberalismus vor. Das zweite Kapitel befasst sich ausführlich mit den Grundannahmen Kants, insbesondere seinen Präliminarartikeln, Definitivartikeln und Zusätzen. Es untersucht die Kernaussagen und Hypothesen Kants sowie die theoretischen und empirischen Grenzen seiner Argumentation. Das dritte Kapitel widmet sich dem Liberalismus als Erklärungsansatz für den demokratischen Frieden. Es analysiert die Entstehungsgeschichte des Liberalismus und die verschiedenen Denkschulen, darunter den republikanischen, den ideellen, den kommerziellen, den soziologischen und den rationalen Liberalismus.
Schlüsselwörter
Demokratischer Frieden, Immanuel Kant, Liberalismus, rationaler Liberalismus, soziologischer Liberalismus, Homo Oeconomicus, Homo Sociologicus, Menschenbild, Sicherheit, Frieden, internationale Beziehungen, Völkerbund.
- Citar trabajo
- Simone Schumann (Autor), Christine Sauer (Autor), 2005, Der rationale Liberalismus und der soziologische Liberalismus im Vergleich: Zwei Erklärungsansätze zum demokratischen Frieden?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48873