Luise Adelgunde Gottsched wurde am 11. April 1713 in Danzig als Tochter des Arztes Dr. Johann Georg Kulmus geboren. Sie genoß eine sehr gute Ausbildung und wurde in ihrer Jugendzeit stärker als damals für Mädchen üblich geistig gefördert.
„Ihr Vater, ein Leipziger Arzt, leitete ihre Ausbildung, und auch andere Familienmitglieder haben sie unterrichtet: Ihre Mutter in Französisch und Musik, ein Vetter im deutschen Prosastil und ihr Halbbruder im Englischen, weitere Fächer waren Geschichte, Geographie, Philosophie, Mathematik und Dichtung. Es war eine erstaunliche Bildung für ihre Zeit, auch in der Familie eines Arztes und besonders für eine Tochter“.
Als 16jährige schickte sie Johann Christoph Gottsched, Professor für Poesie in Leipzig, ihre literarischen Arbeiten. Es entspann sich ein reger Briefwechsel, bis sie 1735 heirateten.
Die Vorlesungen ihres Mannes mußte die intelligente und begabte Frau der Konvention wegen hinter einer verschlossenen Tür lauschend verfolgen. Der aufgeklärte Gottsched führte sie jedoch in seinen geistigen Kreis ein und ließ sie an allen Aktivitäten teilhaben. Luise war äußerst sprachbegabt, sie beherrschte Englisch und Französisch und eignete sich Latein und Griechisch an. Für die Reformbestrebungen ihres Mannes schuf sie Übersetzungen französischer Stücke, u. a. von Molière, Destouches und Voltaire und schrieb auch selber Gesellschaftskomödien, Gedichte und Satiren. Gottsched selber nannte sie seine „geschickte Freundin“, sie besaß „intelligence, wit and talent“ , war eine „aktive und sogar streitbare Persönlichkeit“ und ihr Werk „ought not to be overlooked or underestimated“.
Die Pietisterey im Fischbein-Rocke ist der erste Beitrag zur Schaffung einer regelmäßigen literarischen Komödie in Deutschland nach den Regeln Gottscheds: Die Einheit von Zeit, Ort und Handlung ist gewahrt, das Stück besteht aus fünf Handlungen und die Komödiensprache ist die Prosa. Mittlerer Stand und mittlere Stillage prägen das Bühnenstück: die Szenen spielen im bürgerlichen Milieu, die Sprache folgt mit ihrer Prosa dem Ideal des Natürlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Entstehung der Pietisterey im Fischbein-Rocke
- „Der Schauplatz ist Königsberg“. Konkrete Zeit- und Sittenkritik in L.A.V. Gottscheds Die Pietisterey im Fischbein-Rocke und ihre Wirkung
- Christliche Glaubensströmungen im 17. und 18. Jahrhundert
- Der Jansenismus in Frankreich
- Der Pietismus in Deutschland
- Zeit- und Sittenkritik
- Verhältnis der Gottschedin zum Pietismus
- Gesellschaftskritischer Inhalt der Pietisterey
- Wirkung der Kritik
- Die Situation in Königsberg
- Reaktionen auf die Pietisterey
- Christliche Glaubensströmungen im 17. und 18. Jahrhundert
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text analysiert Luise Adelgunde Gottscheds Komödie „Die Pietisterey im Fischbein-Rocke“ und beleuchtet die zeitgenössische Kritik an Pietismus und anderen religiösen Strömungen im 18. Jahrhundert. Das Werk wird im Kontext des Jansenismus und des Pietismus als Ausdruck der gesellschaftlichen und religiösen Umbrüche der Zeit interpretiert. Die Autorin zeigt auf, wie Gottsched durch ihre Komödie eine satirische Kritik an den gesellschaftlichen Gepflogenheiten und den religiösen Verirrungen ihrer Zeit übt.
- Die Darstellung des Pietismus und seine Kritik
- Die Einbindung von zeitgenössischen religiösen und gesellschaftlichen Diskursen
- Die Analyse von Gottscheds Komödie im Kontext der deutschen Literatur
- Die Bedeutung von „Die Pietisterey im Fischbein-Rocke“ als satirische Komödie
- Die Rolle der Frauen im kulturellen und literarischen Leben des 18. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Entstehung der Pietisterey im Fischbein-Rocke und skizziert den Lebensweg von Luise Adelgunde Gottsched. Kapitel 2 befasst sich mit der konkreten Zeit- und Sittenkritik in Gottscheds Komödie. Es werden die christlichen Glaubensströmungen des 17. und 18. Jahrhunderts, insbesondere der Jansenismus und der Pietismus, im Detail dargestellt. Dabei werden auch die gesellschaftlichen und religiösen Verhältnisse der Zeit berücksichtigt.
Im weiteren Verlauf des Kapitels wird die Beziehung zwischen Gottsched und dem Pietismus untersucht, sowie die gesellschaftliche Kritik, die in der Pietisterey im Fischbein-Rocke zum Ausdruck kommt. Abschließend werden die Reaktionen auf Gottscheds Komödie und ihre Wirkung auf die gesellschaftliche Debatte der Zeit betrachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieses Textes sind: Luise Adelgunde Gottsched, Die Pietisterey im Fischbein-Rocke, Pietismus, Jansenismus, Zeit- und Sittenkritik, Gesellschaftliche Umbrüche, Religiöse Strömungen, Satirische Komödie, Literatur des 18. Jahrhunderts, Frauenrolle.
- Quote paper
- M.A. Erwin Maier (Author), 2000, Konkrete Zeit- und Sittenkritik in L.A.V. Gottscheds 'Die Pietisterey im Fischbein-Rocke' und ihre Wirkung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48897