Einfluss von Migration auf den deutschen Arbeitsmarkt


Hausarbeit, 2016

20 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Situation in Deutschland
2.1 Demografischer Wandel
2.2 Freie Stellen

3. EU-Binnenmigration
3.1. Zahlen und Fakten
3.2. Ricardo-Theorem
3.3. Ricardo bezogen auf Realität der EU Binnenmigration

4. Flüchtlingsmigration
4.1. Das Asylverfahren
4.2. Rybczynski Modell
4.3. Rybczynski bezogen auf Flüchtlingsmigration

5. Integrationsmaßnahmen, Vorschläge zur Effizienzsteigerung

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungs-und Tabellenverzeichnis

TABELLE 1: BESCHÄFTIGUNGS-ARBEITSLOSEN-UND HARTZ IV EMPFÄNGERQUOTEN

TABELLE 2: RICARDO-THEOREM: AUSGANGSSITUATION

TABELLE 3: RICARDO-THEOREM: SITUATION MIT HANDEL

TABELLE 4: RICARDO-THEOREM: SITUATION MIT WANDERUNGEN

ABBILDUNG 1: RYBCZYNSKI-MODELL

ABBILDUNG 2: RYBCZYNSKI-MODELL: LOHNVERÄNDERUNG

1. Einleitung

Deutschland befindet sich in einer Zeit des Wandels. Einerseits wird durch die steigen-de Lebenserwartung und die sinkende Geburtenrate die arbeitsfähige Bevölkerung immer kleiner und älter, andererseits migrieren so viele Menschen wie noch nie nach Deutschland. Unter Migration versteht man Wanderungen zwischen Staaten, die zu einem längerfristigen Wechsel des ständigen Aufenthaltsorts führen (Springer Gabler Verlag, o.D.). Als Gründe für Migration kann man Push-und Pull Faktoren heranziehen (Bolender, 2015, S. 19). Push-Faktoren sind Umstände im Heimatland, die einen dazu veranlassen, dieses zu verlassen. Dazu gehören beispielsweise Krieg und Verfolgung. Pull-Faktoren dagegen sind Umstände im Zielland, wegen derer man in dieses Land ziehen möchte, beispielsweise gute Arbeitsmarktchancen oder hoher Wohlstand.

Durch aktuelle politische Entwicklungen, wie der Finanz-und Schuldenkrise in der EU oder dem Bürgerkrieg in Syrien, gibt es viele Wanderungen. Die meisten Migranten, die aktuell nach Deutschland kommen, sind EU Bürger und Flüchtlinge. Die Menschen, die aus anderen EU Ländern nach Deutschland kommen, dürfen ohne vorherigen Pro-zess sofort hier arbeiten. Geflüchtete haben nach dem erfolgreichen Abschluss des Asylverfahrens freien Zugang zum Arbeitsmarkt. Deswegen machen sich einige Bürger in Deutschland Sorgen und ihre Arbeitsplätze. Sind diese Sorgen berechtigt? Oder braucht Deutschland viel mehr Migration und ist es sinnvoll sich Möglichkeiten zu überlegen, wie man die Migranten effizient in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt integriert, um durch sie den Wandel in der Alterspyramide auszugleichen?

Um die Frage, ob Deutschland Migration braucht, um trotz des demografischen Wan-dels nicht zu schrumpfen und weiterhin wirtschaftliches Wachstum erreichen kann zu beantworten, wird zunächst die aktuelle Situation Deutschlands dargestellt. Der de-mografische Wandel wird erläutert und der Arbeitsmarkt und die große Anzahl an of-fenen Stellen analysiert. Anschließend wird auf die zwei größten Migrationsgruppen, die Binnenmigration innerhalb der Europäischen Union und auf die Flüchtlingsmigrati-on eingegangen. Anhand des Ricardo-Theorems und des Rybczynski-Modells wird untersucht, wie Deutschland zu mehr Wachstum verholfen werden kann und abschlie-ßend Integrationsmaßnahmen und Vorschläge zur Effizienzsteigerung der Migration nach Deutschland diskutiert.

2. Situation in Deutschland

2.1 Demografischer Wandel

Deutschland befindet sich zurzeit mitten im demografischen Wandel. Dies geht aus dem Datenreport 2016 hervor, der von der bpb (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016) veröffentlicht wurde.

Dies macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass die ältere Bevölkerung zunimmt, während es immer weniger junge Menschen gibt. Kennzahlen dafür sind der Jugend-und Altenquotient. Dieser gibt den Anteil der unter 20-jährigen, bzw. der über 65-jährigen bezogen auf die 20-64-jährigen an. Der Jugendquotient hat sich 1950 bis 2014 von 51 auf 30 reduziert, der Altenquotient stieg dagegen von 30 auf 35. Auch das Me-dianalter, welches die Bevölkerung in eine kleinere und eine größere Hälfte teilt, ist von 1990 bis 2013 um acht Jahre auf 45 Jahre gestiegen (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016, S. 23).

Jene Entwicklungen lassen sich auf eine stetig steigende Lebenserwartung und eine fast stetig sinkende Geburtenrate zurückführen. Die Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges bis zum Ende der 1960er waren besonders geburtenstark. Man nennt die-se Generation auch die Baby-Boom-Generation. Seit dem sinkt die Geburtenrate fast beständig. 2015 erreichte sie 1,5%, was eine Steigerung zu den Vorjahren ausmacht, aber immer noch deutlich unter 2,1 liegt, der Zahl die nötig ist, um die Bevölkerungs-größe aufrecht zu erhalten (Statistisches Bundesamt, 2016).

Was dem Bevölkerungsrückgang in Deutschland allerdings entgegenwirkt ist die Netto-zuwanderung. 2014 betrug sie 582.000, ohne Asylsuchende. Damit stellte Deutschland das Land mit der höchsten Nettozuwanderung in der EU dar. Angeregt durch die Auf-hebungen der Einschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit 2011 und 2013 kamen 2014 62% der Personen aus anderen EU-Ländern, 25% kamen aus nichteuropäischen Ländern und 13% aus einem sonstigen europäischen Land nach Deutschland (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016, S. 23).

Laut der im Bericht vorliegenden Prognose wird in den nächsten Jahrzehnten vor allem die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter sinken. Grund dafür ist, dass die Baby-Boom-Generation heute die ältere Hälfte der Erwerbsfähigen ausmacht und in naher Zukunft in Rente gehen wird. Aber der damalige Baby-Boom hat auch positive Auswir-kungen auf die Gegenwart. Bis 2020 wird die Geburtenziffer voraussichtlich stabil blei-ben, da die Kinder der Baby-Boom-Generation im geburtsfähigen Alter sind.

Laut einer Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung braucht Deutschland von 2015 bis 2025 jährlich 450.000 Nettozuwanderer pro Jahr und ab 2026 jährlich etwa 600.000 Zuwanderer, um das Altern der Deutschen auszugleichen. Der Großteil der Zuwande-rer wird aus Drittstaaten kommen müssen, da die EU Zuwanderer auch aufgrund des demografischen Wandels in Europa sinken werden (Fuchs, Kubis, & Schneider, 2015, S. 30).

2.2 Freie Stellen

Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) gibt es im dritten Quartal 2016 961.000 freie Stellen in Deutschland. Die meisten freien Stellen gibt es in den Bereichen unternehmensnahe-und sonstige Dienstleistungen, Bauge-werbe, verarbeitendes Gewerbe und Verkehr und Lagerei. Der Großteil der freien Stel-len (65%) setzt einen gewerblichen, kaufmännischen oder sonstigen Ausbildungsab-schluss voraus. Nur 16% verlangen einen Fachhochschul-oder Hochschulabschluss und 19% der Stellen können mit ungelernten Arbeitskräften besetzt werden. Der Haupt-grund, wieso die Stellen nicht besetzt werden sind zu wenige Bewerber (23%), dicht gefolgt von unzureichender beruflicher Qualifikation (20%). Bei 16% ist das Problem die fehlende Bereitschaft der Arbeitsuchenden die Arbeitsbedingungen zu erfüllen und bei 14% haben die Bewerber zu hohe Gehaltsforderungen (Daten von 2015) (Kubis, 2016).

Des Weiteren gibt es dieses Jahr so viele unbesetzte Lehrstellen wie noch nie. Knapp 44.000 Lehrstellen waren im September 2016 noch unbesetzt. Dazu kommt, dass im Vergleich zum Vorjahr 27.000 Lehrstellen mehr angeboten werden, sich aber 1.000 Bewerber weniger für einen Ausbildungsplatz interessiert haben. Selbst wenn alle Be-werber einen Ausbildungsplatz finden würden, gäbe es immer noch 24.000 unbesetzte Lehrstellen. Besonders die Lehrstellen, die einen handwerklichen Beruf vermitteln, bleiben immer häufiger unbesetzt (Groll, 2016).

3. EU-Binnenmigration

3.1. Zahlen und Fakten

Der Hauptteil, nämlich 62% der Migranten, die 2014 nach Deutschland kamen stammt aus anderen EU-Ländern. Außerdem verzeichnete Deutschland 2014 die höchste Net-tozuwanderung innerhalb der EU mit 582.000 Personen (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016, S. 437). Wieso so viele Menschen gerade Deutschland als Ziel ausge-wählt haben lässt sich anhand der Push-und Pull Faktoren erklären.

Die wirtschaftliche Situation Deutschlands, vor allem auf dem Arbeitsmarkt, ist im Ver-gleich zu anderen EU-Ländern sehr gut. Besonders die GIPS-Länder, welche Griechen-land, Italien, Portugal und Spanien umfassen, haben sehr stark durch die Finanzkrise 2008 und die EU-Schuldenkrise ab 2010 gelitten. In Folge erhöhten sich in Deutschland die Anzahl der Zuzüge aus Griechenland von 2008 bis 2014 um 270% auf 30.600 pro Jahr. Auch aus Spanien kamen wesentlich mehr Personen nach Deutschland, zwischen 2008 und 2014 erhöhte sich die Anzahl um 260% auf 34.400 pro Jahr(Bundeszentrale für politische Bildung, 2016, S. 22).

Aber auch die Anzahl der Zuwanderer aus den neuen osteuropäischen EU-Mitglieds-staaten hat sich seit 2010 kontinuierlich erhöht. Infolge der Aufhebung der Beschrän-kungen in der Arbeitnehmerfreizügigkeit1 waren Polen und Rumänien mit jeweils 191.000 und Bulgarien mit 70.000 Einwanderern 2014 die Herkunftsländer mit den größten Einwanderergruppen in Deutschland (Bundeszentrale für politische Bildung, 2016, S. 23).

Die Zuwanderung aus EU-Ländern hat das Arbeitskräfteangebot in Deutschland er-höht. Betrachtet man allerdings die genauen Zahlen, wird deutlich, dass sich die Be-schäftigungsquote in sozialversicherungspflichtigen Jobs nicht sehr stark zwischen Deutschen (58,8%), Migranten aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten (50,0%) und Mig-ranten aus den GIPS-Ländern (49,8%) unterscheidet. Die Arbeitslosen-und Hartz IV Empfängerquote ist allerdings bei den Deutschen mit 6,1%, beziehungsweise 7,6% deutlich niedriger als bei den Migranten. Für die Einwanderer aus den neuen, osteuro-päischen EU-Mitgliedsstaaten beträgt die Arbeitslosenquote 6,1% und 13,2% empfan-gen Hartz IV. Für die Migranten aus GIPS Ländern liegen die Quoten sogar noch etwas höher, bei 10,0% und 13,5% (Hartmann & Reimer, 2016).

Tabelle 1: Beschäftigungs-Arbeitslosen-und Hartz IV Empfängerquoten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle:(Hartmann&Reimer,2016)

3.2. Ricardo-Theorem

Die zentrale Aussage des Ricardo-Theorems ist, dass Wanderungen die Weltproduktion und den Weltwohlstand stärker erhöhen als Handel. Dies lässt sich durch folgendes Beispiel erklären.

Die Theorie basiert auf den Annahmen des Heckscher-Ohlin Modells. Es gibt zwei Län-der, zwei Faktoren und zwei Güter. Vorausgesetzt wird, dass Vollbeschäftigung herrscht, die Skalenerträge konstant und die Güter homogen sind. Darüber hinaus ver-fügen beide Länder über die gleiche Menge an Arbeitskraft und Kapital. Der einzige Unterschied zwischen den Ländern ist die Produktivität, die aufgrund von natürlichen Umständen, wie dem Klima, beeinträchtigt sein kann.

Es wird eine Volkswirtschaft angenommen, die zwei Güter produziert: kapitalintensives Weizen und arbeitsintensives Tuch. Land 1 besitzt komparative Kostenvorteile2 bei der Produktion von Tuch. Es benötigt zur Produktion von einer Einheit Tuch 6 und für eine Einheit Weizen 12 Arbeitseinheiten. Land 2 benötigt für die Herstellung einer Einheit Weizen 6 und für eine Einheit Tuch 5 Arbeitseinheiten.

[...]


1 Nach der EU-Osterweiterung 2004 und 2007 hatten die alten EU-Mitgliedsstaaten das Recht, ihre Arbeitsmärkte für maximal sieben Jahre vor den neuen Mitgliedern zu verschließen. Deutschland öffne-te seinen Arbeitsmarkt erst nach sieben Jahren.

2 Land 1 kann hat bei der Produktion von Tuch geringere Opportunitätskosten als Land 2

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Details

Titel
Einfluss von Migration auf den deutschen Arbeitsmarkt
Hochschule
Universität Hamburg
Veranstaltung
Arbeitsmarkt- und Verteilungsökonomik
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
20
Katalognummer
V489129
ISBN (eBook)
9783668966840
ISBN (Buch)
9783668966857
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, migration, arbeitsmarkt
Arbeit zitieren
Marie Walther (Autor:in), 2016, Einfluss von Migration auf den deutschen Arbeitsmarkt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/489129

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