Jeder politische Denker wird früher oder später mit der Frage konfrontiert, ob Herrschaft eher den Guten oder den Bösen zukommt. Allerdings wurde noch nie eine systematische Untersuchung der Wirkung des guten Handelns auf die politische und kriegerische Macht eines Agenten unternommen. Die vorliegende Arbeit ist ein Versuch, dieses Problem systematisch anzugehen. Die Forschungsfrage, die es in dieser Untersuchung zu beantworten gilt, lautet: "Gewinnt man politische und kriegerische Macht, indem man auf den Gebieten der Politik und des Krieges ethisch gut handelt?" Diese Arbeit sucht die ontologischen Möglichkeiten des Verhältnisses zwischen der ethischen Orientierung des Handelns und seiner Wirkung systematisch darzulegen.
Dass gute Taten die Legitimität eines Staates erhöhen, dürfte unstrittig sein, dass sie aber auch zu Machtgewinn führen, ist eine Hypothese, die in Anbetracht des politischen und ökonomischen Erfolgs berühmter Tyrannen eher unplausibel und naiv erscheint. In strategischen Überlegungen geht man oft davon aus, dass die Ethik nichts weiter als eine Ad-hoc-Legitimation der gegenwärtigen Machtverhältnisse sei. Damit würde die ethische Orientierung eine irreführende Inversion der realen Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Macht und Ethik darstellen. Diese Ansicht geht von der Unmöglichkeit eines absoluten Gutes aus; dementsprechend könne man gemäß den Sitten seiner Gesellschaft moralisch, aber nicht ethisch in einem absoluten Sinne gut sein. Voluntaristischen politischen Denkern wie Thomas Hobbes erscheint die Ethik, vor allem die religiös begründete Ethik, als nichts weiter denn ein Märchen zur Legitimierung ungleicher Machtverhältnisse. Solche Denker gehen davon aus, dass die Bedeutung des Guten relativ ist und deswegen in keinem festen Zusammenhang mit realer Macht stehen könne.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsfrage
- Methodologie
- Ontologischer Rahmen der Forschungsfrage
- Ideale Systeme oder Platonismus
- Implikationen des bewussten Gedankens als Weltprinzip
- Materialistische Systeme oder Demokritismus
- Implikationen der blinden Kräfte als Weltprinzip
- Spinozismus
- Implikationen der Substanz als Weltprinzip
- Ontologischer Voluntarismus
- Implikationen des Willens als Weltprinzip
- Fazit
- Gute Handlungen
- Notwendiges Weltprinzip für die absolute Unterscheidung zwischen gut und schlecht
- Die ontologische Bedeutung der Aussage »Ein Agent führt willentlich eine gute Handlung aus«
- Machtgewinn
- Notwendiges Weltprinzip für die absolute Unterscheidung zwischen Macht und Ohnmacht
- Die ontologische Bedeutung der Aussage »Ein Agent gewinnt Macht«
- Exkurs: Machtkampf in der idealen Welt
- Gute Handlungen und Machtgewinn im Bereich des Politischen
- Die ontologische Bedeutung der Aussage »Ein Agent führt willentlich eine gute politische Handlung aus«
- Die ontologische Bedeutung der Aussage »Ein Agent gewinnt politische Macht«
- Gute Handlungen und Machtgewinn in kriegerischen Angelegenheiten
- Die ontologische Bedeutung der Aussage »Ein Agent führt willentlich eine gute kriegerische Handlung aus«
- Die ontologische Bedeutung der Aussage »Ein Agent gewinnt kriegerische Macht«
- Anmerkung zur militärischen Einberufung
- Die beste politische Verfassung
- Anarchische politische Verfassung
- Zentralisierte politische Verfassung
- Dezentralisierte politische Verfassung
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht systematisch die Beziehung zwischen ethischer Orientierung und der Wirkung des Handelns. Sie hinterfragt die ontologischen Möglichkeiten, die diese Beziehung prägen, und analysiert, wie sich gute Handlungen auf die politische und kriegerische Macht eines Akteurs auswirken. Die Arbeit erforscht verschiedene ontologische Systeme, um ein Verständnis für das Verhältnis zwischen ethischem Handeln und Machtgewinn zu entwickeln.
- Ontologische Grundlagen des Verhältnisses zwischen ethischer Orientierung und der Wirkung des Handelns
- Die Auswirkungen von guten Handlungen auf die politische und kriegerische Macht eines Akteurs
- Analyse verschiedener ontologischer Systeme im Kontext von gutem Handeln und Machtgewinn
- Die Bedeutung des Willens und der Handlung im Verhältnis zu Macht und Ethik
- Die Rolle der Legitimität im Zusammenhang mit guten Handlungen und Machtgewinn
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Forschungsfrage und die Methodologie. Sie untersucht verschiedene ontologische Systeme wie Platonismus, Demokritismus, Spinozismus und Voluntarismus, um die grundlegenden Voraussetzungen für die Analyse von guten Handlungen und Machtgewinn zu erarbeiten. Im Anschluss werden die ontologischen Implikationen von guten Handlungen und Machtgewinn im Allgemeinen und im Kontext von Politik und Krieg betrachtet. Die Arbeit analysiert die Bedeutung der Aussage, dass ein Akteur willentlich eine gute Handlung im politischen und kriegerischen Bereich ausführt und dabei Macht erlangt. Schließlich erörtert die Arbeit verschiedene politische Verfassungsformen im Hinblick auf die Verbindung von gutem Handeln und Machtgewinn. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Untersuchung der ontologischen Möglichkeiten, die diese Beziehung prägen, ohne jedoch in die Schlussfolgerungen der Arbeit vorzugreifen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Macht, Ethik, Ontologie, Politik, Krieg, Handlung, Wille, Legitimität, Platonismus, Demokritismus, Spinozismus, Voluntarismus, und analysiert diese Themen im Kontext von guten Handlungen und Machtgewinn. Sie verwendet ontologische Prinzipien, um die Beziehung zwischen ethischer Orientierung und der Wirkung des Handelns zu erforschen und zu verstehen, wie sich gute Handlungen auf die politische und kriegerische Macht eines Akteurs auswirken.
- Citation du texte
- Renato Teixeira Campos de Melo (Auteur), 2019, Macht und das Streben nach dem Guten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/489156