Digital Natives. Ein Ende der Banker?

Die Revolution der Finanzbranche und die Auswirkungen auf die Kernprozesse


Projektarbeit, 2018

49 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Symbolverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Anhangverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 DIGITAL NATIVES
2.1 Wandel der Generationen
2.2 Eigenschaften und Bedürfnisse

3 DIGITALISIERUNG
3.1 Industrie
3.2 Revolution der Finanzbranche
3.2.1 Auswirkungen auf die Kernprozesse
3.2.2 Chancen

4 ANALYSE
4.1 Access Panel
4.1.1 Erhebung von Daten in Online-Umfragen
4.1.2 Repräsentativität
4.2 Aufbau der Online-Umfrage
4.3 Auswertung

5 FAZIT

Anhang

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Die vier Stufen der industriellen Revolution

Abb. 2 Ergebnis der Online- und Telefonbefragung

Abb. 3 Anzahl Online-Banking-Nutzer bei CAWI

Abb. 4 Anzahl Online-Banking-Nutzer bei CATI

Abb. 5 Anzahl der Internetnutzer in Deutschland ab dem Jahr

Abb. 6 Auswertung Frage 2 – Funktionen im Online-Banking

Abb. 7 Auswertung Frage 6 – Bankgeschäfte über Sprachsteuerung

Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Abgrenzung der Generationsbegriffe

Tab. 2 Vor- und Nachteile von Online-Befragungen

Anhangverzeichnis

Anhang 1 Fragebogen der Online Access Panel Befragung

Anhang 2 Ergebnisse der Online Access Panel Befragung

1 EINLEITUNG

„Wenn neue Akteure den Markt betreten und die Spielregeln ändern, wird ein Sieg mit traditionellen Strategien unmöglich.“

(GfK Marketing Intelligence Review, 2018)

Dieses Zitat stammt aus der ‚Marketing Intelligence Review‘ der GfK Nürnberg vom Mai 2018. Es beschreibt die neue Marktrealität, die für die Unternehmen in Zukunft von großer Bedeutung sein wird. Die folgende Arbeit wird sich genau diesem Thema – mit Spezialisierung auf die Finanzbranche – widmen.

Die Welt befindet sich in einem rasanten Wandel. Das Smartphone oder andere digitale Technologien sind kaum mehr wegzudenken. Die Digitalisierung hat nahezu alle Lebensbereiche des Menschen erfasst. Online-Shopping, Online-Speicher oder Online-Banking – es ist heute alles möglich.

Auch die Banken betrifft diese Revolution. Viele Kunden, vor allem digital affine Kunden, erledigen einen Großteil ihrer Bankgeschäfte nur noch online, anstatt in die Filiale ihrer Bank zu gehen.

Speziell junge Menschen erwarten heutzutage mehr von ihrer Bank als vor ein paar Jahren. Anders als ihre Vorgänger, sind die „Digital Natives“ mit diesen neuen Informations- und Kommunikationstechnologien aufgewachsen.

Kreditinstitute müssen erfahren, dass Bankgeschäfte künftig lieber online abgewickelt werden, anstatt in eine Filiale der Bank zu gehen. Besonders aufkommende FinTech-Unternehmen mit ihren zahlreichen Online- Dienstleistungen sind eine große Konkurrenz und stellen die Banken vor Herausforderungen. Um sich den Alltag zu vereinfachen sind ist ein Großteil der Menschen bereit, in automatisierte und digitale Produkte zu investieren.1

Die Finanzbranche muss umdenken, denn digitale Kanäle werden für die Kundenbindung immer wichtiger.2

Die vorliegende Arbeit greift diese Problematik auf und untersucht – mit Hilfe einer Online-Umfrage – was für einen Einfluss die junge Generation auf die Banken hat und wie die Zukunft der Finanzbranche aussieht.

Die Arbeit gliedert sich dabei in drei wesentliche Thematiken, die die abschließende Erkenntnis belegen werden. Zum einen geht es um die Digital Natives und deren Einstellungen, zum anderen um die Chancen und Auswirkungen der Digitalisierung. Daraufhin folgt eine Analyse der Digital Natives mittels eines Access Panel zum Thema Digital Banking.

Ziel der Arbeit ist es, einen klaren Überblick über die theoretischen und praktischen Erfahrungen zu bekommen und daraus ein eine finale Erkenntnis zu schließen. Sind die Digital Natives wirklich ein Ende für die Banker – wie alle sagen – oder kann die Finanzbranche von ihnen profitieren?

2 DIGITAL NATIVES

Die Bezeichnung ‚Digital Native‘ wurde erstmals im Jahr 2001 eingesetzt. Marc Prensky – amerikanischer Hochschullehrer, Berater und Publizist – beschrieb die Generation der Jugendlichen und den aufkommenden Wandel. Die Jugendlichen seien fortan Muttersprachler der digitalen Sprache, alle Älteren würden den Umgang mit den neuen Technologien wie eine Fremdsprache erlernen, erläuterte er.3

Nun etwas genauer: Unter ‚Digital Native‘ (zu Deutsch „Digitaler Eingeborener“) versteht man eine Person, die in der digitalen Welt aufgewachsen ist – eine Person, die ab dem Jahr 1980 geboren wurde.

Es ist anzumerken, dass keine exakte Jahresangabe existiert, die die besagte Generation von anderen abgrenzt. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass viele verschiedene Auslegungen bezüglich der Jahrgangskohorten der Digital Natives vorliegen.

Während Spiegel Online in einem Artikel die Geburtsjahrgänge 1980 bis 2000 als Digital Natives bezeichnet,4 beschreibt das Online-Nachrichtenportal Welt nur Personen als Digital Natives, die in den Jahren 1980 bis 1999 geboren wurden.5

Auch gibt es Angaben zu einem Zeitraum zwischen 1977-1995, wie die Zeitschrift Bankfachklasse berichtet.6 Da überwiegend von Digital Natives als Personen, die in den Jahren 1980 bis 2000 geboren wurden gesprochen wird, orientiert sich die vorliegende Arbeit an dieser Definition.

Die Digital Natives, auch Generation Y (Generation Why?) oder Millennials genannt, sind zwar mit 15% Gesamtbevölkerung die kleinste Generation aller Zeiten, werden aber bald einen Großteil der Arbeitnehmerschaft darstellen.7 Sobald die geburtsstarken Jahrgänge – die Babyboomer8 – sich in den nächsten Jahren in ihren Ruhestand verabschieden, wird sich die Arbeitswelt unter den Digital Natives grundlegend ändern.

2.1 Wandel der Generationen

Um genauer über den Wandel der Generationen sprechen zu können, ist eine exakte Definition erforderlich. Eine Generation wird bezeichnet als eine Personengruppe, die über mehrere aufeinanderfolgende Kalenderjahre geboren wurde. Durch ähnliche Lebensphasen und eine generationsprägende Wirkung von Lifestyle-Elementen – wie Kleidung, Musik oder Kunst – bildet sich eine generationsspezifische Identität heraus.9

In den späten 1970er Jahren begann sich die Welt zu verändern. Es wurde möglich Zeitungen online zu lesen und anderen Nutzern Nachrichten zu schreiben. Ab 1991, mit Anbeginn des World Wide Web, verlief die Entwicklung sehr schnell.10 Von E- Commerce über Social Networks oder Blogs war nun alles präsent und wurde von immer mehr Menschen genutzt. Heutzutage bestimmen diese Innovationen einen Großteilunserer Leben.

Jede Generation weist andere Charaktermerkmale und Lebenssituationen auf. Von Generation zu Generation werden Einstellungen übernommen oder aber Handlungsmuster hinterfragt und überprüft.

Um einen Überblick über die wesentlichen Generationen zu erlangen, wurden in der nachfolgenden Tabelle vier Generationen aufgeführt und voneinander abgegrenzt.

Tabelle 1: Abgrenzung der Generationsbegriffe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung in enger Anlehnung an Appel, 2013, S. 4.

Der Begriff Babyboomer wurde in den USA geprägt und bezeichnet dort die geburtsstarken Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg (1946 – 1962).11 In Deutschland kam der Babyboom erst ab Mitte der 50er Jahre bis Mitte der 60er Jahre. Zu den generationsprägenden Grundhaltungen und Merkmalen dieser Generation zählen ein starkes Selbstbewusstsein, Teamgeist, Durchsetzungs- vermögen und gesellschaftspolitische Aktivität.12 Die Babyboomer galten als absolute Wunschkinder, gelangen aber durchaus durch die hohe Anzahl an Gleichaltrigen in Konkurrenzsituationen.13

Darauf folgte die Generation X, die in Deutschland die Geburtenjahrgänge ab Mitte der 60er bis Ende der 70er beschreibt. Priorität hatten in diesen Jahren Themen wie Menschenwürde, Freiheitund Frieden, als auch Gesundheit oder Gerechtigkeit.14

Weitere generationsspezifische Merkmale sind unter anderem die Auf- geschlossenheit gegenüber neuen Technologien, ein starker Leistungswille und ein hohes Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit.15

Die wohl wesentlichste Veränderung mit der nächsten Generation war die Digitalisierung und das Internet. Vor allem der Wunsch nach Partizipation, Co- Kreation und Vernetzung ist der Generation Y sehr wichtig.16 Mehr Möglichkeiten fordern Wahlentscheidungen und fördern den Individualismus, führen aber auch zu Verunsicherung durch ständige Entscheidungsprozesse.17 Weitere Einstellungen diese Kohorte, als auch ihre Bedürfnisse, werden im darauffolgenden Kapitel näher erläutert.

Die zurzeit jüngste Generation zeichnet sich durch die Geburtenjahrgänge 1995 bis dato aus. Man spricht von der Generation Z, oder iGeneration. Diese Jahre werden vor allem durch die Mediatisierung geprägt. Elektronische Medien und neue Kommunikationsmöglichkeiten erleben die Kinder und Jugendlichen von Geburt an mit.18 Ein weiteres Kennzeichen ist die Multikulturalität und die ethische Vielfalt. Dadurch entstehen Vorteile wie beispielsweise die Erweiterung des Freundeskreises, neue Sprachkenntnisse, sowie der Ausbau interkultureller Fähigkeiten.19 Die Generation Z lässt eine Vielzahl an Werten erkennen, die teils auch mit der vorherigen Generation in Verbindung gebracht werden können.

2.2 Eigenschaften und Bedürfnisse

Die beiden Autoren John Palfrey und Urs Gasser beschreiben in ihrem Buch ‚Born Digital – Understanding the first generation of Digital Natives‘ die Besonderheiten der neuen Generation. Jedes Kapitel beschreibt eine andere Eigenschaft, die die Personengruppe definiert. Darunter kommen Themen wie Identität, Privatsphäre, Sicherheit, Kreativitätoder Piraterie vor.

Mit dem Aufkommen des Internets und dessen Möglichkeiten änderte sich unser Verständnis von Identität.20 Heutzutage wird über Blogs oder YouTube viel mehr ausgedrückt, mit der eigenen Identität experimentiert oder diese neu erfunden. So lässt sich ganz einfach einen Avatar in der virtuellen Welt oder eine Person kreieren, die von der eigenen Person komplett abweicht.

Man präsentiert sich selbst nicht mehr nur durch die Kleidung oder die Verhaltensweise in der Realität, sondern auch online durch die Aktivität in sozialen Netzwerken. Die Folge des digitalen Zeitalters ist, dass sich bestimmte Aspekte der sozialen Identität einer Person nicht mehr so einfach ändern lassen. Die Möglichkeit in der Online-Welt, die eigene soziale Identität beziehungsweise die Wahrnehmung anderer zu kontrollieren, ist gering. „Und während [man] online mit mehreren Identitäten experimentieren kann, ist [man] vielleicht eher an eine einheitliche Identität gebunden als in der vorherigen Ära.“21

Auch der Umgang mit der Privatsphäre wurde durch das Internet viel offener. Noch nie war es so einfach, Zugang zu Informationen über einen Durchschnittbürger zu erhalten. Eine Vielzahl der Menschen – vor allem aber die Digital Natives – unterschätzen die Wahrung der eigenen Privatsphäre. Viel mehr scheint es ihnen wichtig zu sein, eine Art Fußabdruck im Internet zu hinterlassen, um nicht vergessen zu werden.22 An die Konsequenzen, die diese Offenheit mit sich bringt, denkt in diesen Momenten jedoch niemand. So zum Beispiel birgt sie Gefahren für die Sicherheit im Netz, als auch im realen Leben. Mögliche Gefahren, mit denen ein Digital Native konfrontiert werden könnte, sind Sucht, Cybermobbing, Stalking oder aber Pornographie. Vor allem bei jungen Betroffenen können psychologische oder physiologische Schäden eintreten und ihr weiteres Leben prägen.23

Des Weiteren werden die Digital Natives als Schöpfer beschrieben.24 Viele von ihnen schreiben fast täglich neue Berichte für ihre Online-Profile, teilen Videos mit ihren Freunden oder laden neue Musik ins Netz hoch. Durch die Vernetzung und die meist schnelle Verbreitung erreichen diese Beiträge eine Vielzahl an Menschen. Nicht immer aber halten sich die Menschen an die Gesetze, vor allem nicht an das Urheberrecht. Aus diesem Grund wird die Generation Y im Buch von Palfrey und Gasser als Piraterie beschrieben.25 In dem besagten Kapitel gehen die beiden Autoren darauf ein, dass es für die Digital Natives keine Grenzen gibt. Die jungen Menschen schauen sich illegal Filme im Internet an und laden diese womöglich auch noch herunter. Oder aber sie bezahlen nicht für die Musik, die sie hören. Diese Umstände zeigen die Schattenseite des Internets und der digitalen Ära auf. Unter anderem wird ihnen ein ausgeprägter Drang zum Hinterfragen nachgesagt, weshalb sich die Digital Natives auch Generation Y nennen. Hier wird eine Anspielung auf die englische Frage „Why?“ (zu Deutsch: Warum?) angedeutet, da der Buchstabe Y im Englischen „wy“26 ausgesprochen wird.

Außerdem werden sie als „selbstbewusst und fordernd, digital vernetzt, aber auch orientierungslos, sprunghaft und nicht kritikfähig charakterisiert“.27 Diese Aussage zeigt sich auch in der Arbeitswelt. Die Generation Y hat andere Ansprüche und Erwartungen an ihr Leben oder ihr Arbeitsumfeld als die vorherigen Generationen, die sie auch deutlich zu erkennen gibt. Werden diese Bedürfnisse nicht erfüllt wird keine Scheu vor einem Jobwechsel o.Ä. gezeigt.28 Wichtig ist der jungen Generation auch, unterstützt und gefördert zu werden beziehungsweise zu lernen und sich weiterzuentwickeln.29

3 DIGITALISIERUNG

Digitalisierung ist ein Begriff, der im Moment überall vertreten ist. Ebenfalls werden Bezeichnungen wie Industrie 4.0 oder Digitale Transformation verwendet. Doch was genau damit gemeint ist, wissen nicht viele.

Derzeit werden vor allem zwei Interpretationen des Begriffs Digitalisierung verwendet. Zum einen wird die Überführung von Informationen von einer analogen ineinedigitaleSpeicherung als Digitalisierung bezeichnet; zum anderen beschreibt es den Prozess der Veränderungen, der durch neue digitale Technologien und deren Anwendungssysteme hervorgerufen wird.30

So lassen sich drei zentrale Eigenschaften der Digitalisierung nennen: der Austausch von Daten und Wissen, die Vernetzung der Menschen und die Virtualisierung von Produkten und Prozessen.31

Aus diesem Wandel, der durch die neuen digitalen Möglichkeiten ausgelöst wurde, sind Produkte entstanden, die sowohl die Lebens-, als auch die Arbeitswelt nachhaltig verändert haben und in Zukunft verändern werden.32

Ebenso wandelten sich die Handlungsweisen der Menschen. Man ist nicht mehr an Zeit und Ort der Arbeit gebunden, sondern kann durch zahlreiche Anwendungs- prozesse seinen Alltag individueller gestalten.33 Die hohe Vernetzung der Menschen führt auf gesellschaftlicher Ebene zu Informations- und Interaktionsprozessen. Traditionelle Verfahren werden überdacht und neue Dienstleistungen und Angebote geschaffen.

Aus dem Nichts tauchen neue Wettbewerber auf, die Kundenansprüche wandeln sich schneller als je zuvor und die Märkte werden über Nacht an die digitale Welt angepasst und neu organisiert.34

Auch die Unternehmen selbst müssen sich neu rüsten. Die Digitalisierung findet Anwendungsformen in nahezu alle relevanten Branchen und Funktionen. Die Medienbranche ist genauso betroffen wie die Logistik, die Automobilbranche oder die Banken. Innerhalb eines Betriebes muss sich von der Marketingabteilung, über den Vertrieb bis hin zum Kundenservice ebenso alles an die digitalen Neuerungen anpassen.

Die Digitalisierung bringt eine Menge Chancen und Nutzen für die Unternehmen mit sich. Es entstehen Möglichkeiten zur Beschleunigung von Prozessen, Vermeidung von Fehlerquellen und zur Professionalisierung von Tätigkeiten durch spezifische Standardsoftwares. Ein weiterer Vorteil ist die Realisation von Kostenvorteilen bei der Überarbeitung der Unternehmensstruktur und der Einbindung von neuen

Technologien.35 Zuletzt ist natürlich der verbesserte Nutzen für den Kunden durch die Erweiterung und Erneuerung von Produkten und Prozessen ausschlaggebend, um sich dem digitalen Wandel anzuschließen. Selbstverständlich sind dafür bestimmte Voraussetzungen notwendig, für die die Unternehmen sorgen müssen. Man muss sich mit den digitalen Technologien vertraut machen und jeden Mitarbeiter darüber unterrichten.

Von einer digitalen Transformation – wie anfangs erwähnt – zu sprechen ist daher nicht präzise, denn diese impliziert, dass die Entwicklung ein Ende hat.36 Doch an ein Ende ist nicht zu denken. Ein stetiger Wandel und die notwendige Anpassung an die aktuelle Situation werden in den nächsten Jahren anhalten.

3.1 Industrie 4.0

Als das Rad erfunden oder die Pyramiden erbaut wurden, konnte sich die Menschheit die Geschehnisse anhand der Physik erklären. Christoph Meinel, Leiter des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam, beschrieb in einem Interview: „Die Erfahrung lehrte uns, dass die Überwindung von Entfernung Anstrengung bedeutete, Kraft erforderte und Zeit.“37 Die Menschen waren vorbereitet, was sie erwarten würde.

Mit der Digitalisierung wandelt sich alles. Es entstehen viel mehr Chancen und gestalterische Möglichkeiten. Anders als in den früheren Jahren sind die Menschen auf diese neue Welt nicht vorbereitet.

Auch die Wertschöpfung des Menschen veränderte sich von Zeit zu Zeit. So zum Beispiel war der Mensch in der ersten industriellen Revolution ein Bediener der Maschinen. In der zweiten Entwicklungsstufe war er schon der Spezialist und in der dritten der Befähiger. Mit der vierten industriellen Revolution und ihren zahlreichen technischen Innovationen wird der Mensch nicht nur der Gestalter von Maschinen, sondern ein Gestalter der gesamten Wertschöpfung.38

Abbildung 1 zeigt die vier industriellen Revolutionen auf, die ab Mitte des 18. Jahrhunderts das Leben der Menschen veränderten und prägten. Zu erkennen ist, dass der Begriff Industrie 4.0 in Beziehung zu der vierten industriellen Revolution auftritt. Die Digitalisierung wird demnach einen ebenso hohen Einfluss auf die Zukunft haben als damals, in der ersten industriellen Revolution, die Dampfmaschine. Die Menschheit und die Lebensweise werden sich unter der Industrie 4.0 formen, eine neue digitale Ära ist angebrochen.

Abbildung 1: Die vier Stufen der industriellen Revolution

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Siepmann/Graef, 2016, S. 19.

3.2 Revolution der Finanzbranche

Mit der Industrie 4.0, der vierten industriellen Revolution, kommt es vor allem auch in der Finanzbranche zu einer bedeutenden Revolution. Die Branche steht vor großen Herausforderungen. Der Kunde setzt sich in der digitalisierten Gesellschaft mehr in den Mittelpunkt, er erlangte durch die Digitalisierung eine neue Macht.

Die vielen Onlineangebote und die ständige Verfügbarkeit von Informationen erziehen den digitalen Kunden. Recherchen werden öfter online betrieben, Preise mobil verglichen, Auskünfte online eingeholt und Freundschaften in sozialen Netzwerken gepflegt. Bald wird kein anderes Medium mehr benutzt als das Internet (siehe Abb. 5: Anzahl der Internetnutzer in Deutschland ab 1997, S. 23). Und das betrifft auch die Finanzdienstleister.

Das Online-Banking baut sich immer mehr und immer schneller aus. Anfangs sprach man noch von Überweisungen, die man über das Online-Banking schneller abfertigen kann. Heute sind Funktionen wie Geld mit einem Klick Freunden senden oder mit dem Smartphone Geld am Geldautomaten abheben möglich. Neuerdings benötigt man nicht einmal mehr seine Bankkarte, um den Wocheneinkauf im Lebensmittelgeschäft zu bezahlen. Alles ist durch digitale Technologien per Smartphone zu erledigen.

Die Erwartungen der Nutzer steigen mit den Fähigkeiten der Geräte. Wozu also noch eine Bank oder einen Bankberater, wenn man sowieso alles bequem zuhause über das Internet oder Smartphone erledigen kann?

„Banking is necessary, banks are not“ – dieser Satz von Bill Gates beschreibt die Kernproblematik mit denen die Banken heutzutage konfrontiert sind.39

Banken müssen sich an den Kunden anpassen, ihn in den Mittelpunkt ihrer Geschäftsstruktur setzen. Der digitale Kunde möchte nicht nach Informationen suchen müssen, viel eher will er alles, worauf es ankommt, in kürzester Zeit angeboten bekommen. Dabei darf die persönliche und individuelle Ansprache nicht fehlen.40

Vor allem die jungen und technikaffinen Bankkunden erwarten schnelle, bequeme und einfache digitale Angebote. Dem gegenüber steht jedoch eine geringe Zahlungsbereitschaft. Über die Wechselbereitschaft bestehender Kunden zu Online-Banken gibt es unterschiedliche Studienergebnisse: Auf der einen Seite fehlt das Vertrauen in die aufkommenden Start-Up-Unternehmen wie FinTechs, auf der anderen Seite ist der Kostenaspekt der etablierten Bank. Der Kunde wünscht zwar FinTech-Leistungen, aber hätte diese gerne von seiner Hausbank.41

[...]


1 Vgl. Steidl/Giesen/Woerle, 2017, S. 135.

2 Vgl. Korschinowski, 2017, S. 63.

3 Vgl. Appel, 2013, S. 6.

4 Vgl. Greiner, 2018.

5 Vgl. Sieling/Nagels, 2017.

6 Vgl. Friedman, 2017, S. 5.

7 Vgl. Ewinger/Ternès/Koerbel/Towers, 2016, S.12. Vgl. Bund/Heuser/Kunze, Generation Y.

8 Unter Babyboomer versteht man Personen, die in den Jahren 1955-1965 geboren wurden.

9 Vgl. Pfeil, 2017, S. 7.

10 Vgl. Palfrey/Gasser, 2008, S. 2-3.

11 Vgl. Oertel, 2014, S. 31.

12 Vgl. Oertel, 2014, S. 34.

13 Vgl. Oertel, 2014, S. 35.

14 Vgl. Oertel, 2014, S. 48.

15 Vgl. Oertel, 2014, S. 49.

16 Vgl. Klaffke, 2014, S. 60.

17 Vgl. Klaffke, 2014, S. 62.

18 Vgl. Klaffke, 2014, S. 70.

19 Vgl. Klaffke, 2014, S. 71.

20 Vgl. Palfrey/Gasser, 2008, S. 21.

21 Palfrey/Gasser, 2008, S. 20.

22 Vgl. Palfrey/Gasser, 2008, S. 53.

23 Vgl. Palfrey/Gasser, 2008, S.85f.

24 Vgl. Palfrey/Gasser, 2008, S. 115.

25 Vgl. Palfrey/Gasser, 2008, S. 132.

26 Die englische Lautschrift des Buchstaben Y ist „waɪ“.

27 Pfeil, 2017, S. 1.

28 Vgl. Nink, 2015, S. 67.

29 Vgl. Nink, 2015, S. 67.

30 Vgl. Bengler/Schmauder, 2016, S. 75.

31 Vgl. Brossardt, 2017, S. 32.

32 Vgl. Bengler/Schmauder, 2016, S. 75.

33 Vgl. Bengler/Schmauder, 2016, S. 75.

34 Vgl. Brossardt, 2017, S. 33.

35 Vgl. Schawel/Billing, 2018, S. 106.

36 Vgl. Kinting/Wißmann, 2016, S.9.

37 Bauchmüller/Braun, Digitalisierung in Deutschland.

38 Vgl. Huber, 2018, S.13.

39 Vgl. Kinting/Wißmann, 2016, S. 12.

40 Vgl. Kinting/Wißmann, 2016, S. 10.

41 Vgl. Seidel, 2017, S. 17f.

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Digital Natives. Ein Ende der Banker?
Untertitel
Die Revolution der Finanzbranche und die Auswirkungen auf die Kernprozesse
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Villingen-Schwenningen, früher: Berufsakademie Villingen-Schwenningen
Note
1,5
Autor
Jahr
2018
Seiten
49
Katalognummer
V489349
ISBN (eBook)
9783668976825
ISBN (Buch)
9783668976832
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Digital Natives, Umfrage, Online-Umfrage, Generation Y, Generationenwandel, Kundenerwartungen, Acces Panel
Arbeit zitieren
Jana Becker (Autor:in), 2018, Digital Natives. Ein Ende der Banker?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/489349

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