Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition Varietaten
3. Sprachvarietaten in Spanien
3.1. Andalusische Varietat
3.1.1. Das Phanomen des „seseos"
3.1.2. Der „yeismo"
3.1.3. Kompletter Wegfall des /s/
3.2. Varietat auf lexikalischer Ebene der andalusischen Sprache
3.3. Morphosyntaktische Ebene
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Laut Coseriu (2007: 24) ist die (spanische) Sprache „[...] eine Sprache, die als historisches Kulturprodukt vorhanden ist und von ihren eigenen Sprechern als Sprache anerkannt wird“. Diese Annahme ermoglicht die Entstehung und Entwicklung der Sprachvarietaten in Spanien genauer darzulegen. Eugenio Coseriu, rumnanischer Sprachwissenschaftler, unterschied zwischen der funktionellen und der historischen Sprache. Nach Coseriu (1970: 32f) ist „[...] eine historische Sprache niemals ein einziges Sprachsystem, sondern ein „Diasystem‘“. Dies bedeutet, dass es „eine Summe von Sprachsystemen‘“ ist, „zwischen denen jederzeit Koexistenz und Interferenz herrscht“. Somit kann angenommen werden, dass die funktionellen Sprachen aus einem idealisierten und einheitlichen Sprachsystem bestehen, aufgrund dessen keinerlei Variabilitat zugelassen werden kann. Infolgedessen, beruhen die historischen Sprachen weder auf einem einheitlichen Sprachsystem, noch besteht die Moglichkeit der Abgrenzung. Um die historischen Sprachen charakterisieren zu konnen, werden diese durch adjektivische Bezeichnung wie zum Beispiel die spanische, deutsche oder englische Sprache gekennzeichnet. Laut Kabatek (2011: 233f) ist die spanische Sprache kein einheitliches Sprachsystem, sondern ein Diasystem, mit mehreren und parallel existierenden Sprachsystemen. Diese koexistierenden Sprachsysteme werden somit als Varietaten bezeichnet und definiert.
In dieser kurzen sprachwissenschaftlichen Hausarbeit mochte ich das Phanomen der Variationslinguistik anhand des Beispiels der andalusischen Sprache prasentieren und erlautern. Hierbei mochte ich vor allem auf die bestimmten Merkmale dieser Varietat eingehen und naherbringen. Beginnen werde ich meine Hausarbeit mit der Definition des Begriffs „Varietaten“, gefolgt von den Merkmalen der andalusischen Varietat, der Varietat auf lexikalischer und morphosynktatischer Ebene und einem anschlieBenden Fazit.
2. Definition Varietaten
Laut Gluck (2005:716) bezeichnet man mit dem Wort „Variation“ die Moglichkeit unterschiedliche Realisierungen einer Einheit eines Sprachsystems. Variationen sind somit diverse Sprachgebrauchsformen spezifischen sprachlichen Charakteristika, welche sich in drei Subsysteme gliedern lassen:
1. Die diatopischen oder raumlichen Varietaten (Dialekte)
2. die gruppenspezifischen oder diastratischen Varietaten (Soziolekte) und
3. die sprachlichen Stile oder diaphasischen Varietaten, welche laut Kabatek (2011: 223) aufgrund einer konkreten Redesituation entstehen.
Laut Wesch (2006: 162) unterscheidet Eugenio Coseriu zwischen drei verschieden Arten von Dialekten:
1. primarer Dialekt
2. sekundarer Dialekt
3. tertiarer Dialekt
Der primare Dialekt wird als ursprunglicher Dialekt bezeichnet, welcher gleichrangig zur Norm steht. Der sekundare Dialekt entsteht aufgrund von territorialer Expansion. Der tertiare Dialekt wird als Akzent betrachtet. Zudem unterscheidet Coseriu die Dialekte von den sprachlichen Varianten. Wahrend den Varietaten ein komplett eigenes Sprachsystem eigen ist, beruht die sprachliche Variante auf einem einzigen variierenden Merkmal. Somit besteht die Moglichkeit sprachliche Varianten innerhalb einer Varietat zu erkennen (vgl. Kabatek 2011: 223). Dies hat die Folge, dass ein Dialekt sowohl als Soziolekt sowie als ein Soziolekt agieren kann.
3. Sprachvarietaten in Spanien
3.1.Andalusische Varietat
Als andalusischen Dialekt wird der Dialekt des Kastilischen bezeichnet, welcher unter diatopischem Aspekt acht Gebiete umfasst. Die autonome Gemeinschaft Andalusien ist die sudlichste Region Spaniens, welche sich auf dem Festland und angrenzend zum Mittelmeer befindet. Aufgrund der „andalusischen Migranten“, hat sich die andalusisch Sprache, die Varietat, in dem Gebiet etabliert. Seit diesem Zeitpunkt hat sich auch die Bezeichnung „hablas andaluzas“ in der spanischen Sprache entwickelt (vgl. Herz 2003: 2). Typisch andalusische Charakteristika sind vor allem in der lexikalischen und lautlichen Ebene wieder zu finden.
3.1.1. Das Phanomen des „seseos"
Das bekannteste Merkmal des Andalusischen ist der „seseo“. Der „seseo“ ist bereits seit dem 14. Jahrhundert im Gebrauch und beschreibt die Entwicklung der Sibilanten. Hierbei wird aus ursprunglich vier Phonemen ein Phonem. Die Aussprache des Wortes „caza“ und „casa“ unterscheidet sich nicht. Dies hat die Folge, dass beide Worter gleichwertig in phonetischer Schreibweise als [casa] realisiert werden. Laut De Azevedo do Campo (1998: 158) verschwindet somit der phonetische Unterschied zwischen Wortern wie „cocer“ und ,,coser“, da dieses Beispiel phonetisch [coser] lautet. Neben dem „seseo“ gibt es noch das Phanomen des „coceo“. Dieses Phanomen beschreibt eine innerre sprachliche Variante. So gibt es zum Beispiel unterschiedliche Realisierungsformen bei dem Wort „cinco“. Dieses Wort kann sich einerseits zu [‘sirpko] in Sevilla und andererseits zu ['0irj ko] in den Regionen Cadiz, Granada und Malaga entwickelt haben. Beim „coceo“ werden die Phoneme /z/ und /s/ durch /0/ transkribiert. Somit werden laut De Azevedo do Campo (1998: 157) „caza“ und „casa“ nicht [casa], sondern [ca0a] phonetisch wiedergegeben Die Verbreitung des „seseos“ im eigentlichen „coceo“-Gebiet (Sevilla und Umgebung) ist somit auf das hohe Prestige des „ sesos“ zuruckzufuhren.
3.1.2. Der „ye^smo"
Ein weiteres bekanntes Merkmal der andalusischen Sprache, neben dem „seseo“, ist der sogenannte „yeismo“. Nichtsdestotrotz, ist der „yeismo“ auch in anderen Regionen, wie in Lateinamerika, verbreitet. Der „yeismo“ beschreibt den sogenannten „Phonem Kollaps“ (vgl. Jimenez 1987: 66), der die Phoneme/y/ und /X/ > /y/ zusammenfasst. Dies fuhrt dazu, dass bei Minimalpaaren wie „hoya“ und „olla“, die Erkennung von phonetischen Unterscheidungen nicht moglich ist (vgl. Jimenez 1987: 66).
3.1.3. Kompletter Wegfall des /s/
Ein weiteres Merkmal ist der komplette Wegfall des Phonems /s/. In einem Silbenauslaut kann das /s/ aspiriert oder als /h/ realisiert werden.
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