Die Arbeit beruht auf dem aufkommenden Konzept des "literarischen Antisemitismus" und verwendet zugleich die Erzähltheorie für die Textanalyse, um die Gemeinsamkeit und Besonderheit zwischen der historischen Novelle "Jud Süß" von Wilhelm Hauff und dem allgemeinen Antisemitismus in der Literatur herauszufinden.
Die Novelle "Jud Süß" wurde 1927 veröffentlicht und basiert auf realen historischen Figuren. Sie bietet sich als ein paradigmatisches Beispiel für die Ermittlung des literarischen Antisemitismus an, da der Autor neben programmatischer Anwendung antijüdischer Klischees, spezifische rhetorische Mittel und narrative Strategien eingesetzt hat, damit sich die antisemitische Einstellung durchsetzen konnte.
Insofern ergeben sich Fragen zu der Raffiniertheit in "Jud Süß". Zu welchem Zweck hat der Autor den bewussten Zugriff auf die berühmte historische Figur Jud Süß Oppenheimer genommen? Wie rekonstruierte er diese Motivgeschichte?
Auf Grundlage dieser Fragestellungen wird in der Arbeit zunächst der Entstehungsgeschichte von Hauffs Novelle nachgegangen. Dabei versucht die Autorin, einen zeithistorischen Abriss zu liefern und zu beweisen, dass der Autor seinen Erzähltext zu jener Zeit nicht zufällig in Form einer Zeitungslektüre hervorbrachte.
Anschließend soll im Rahmen des literarischen Antisemitismus eine, sich eng an den Text haltende, Analyse durchgeführt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem organisatorischen Grundmuster, der Erzähltechnik und der projektiven Konstruktion von Menschen jüdischen Glaubens. Die Analyse soll insgesamt verdeutlichen, mit welchen Mitteln es dem Autor gelungen ist, die Leserschaft der Vergangenheit und der Gegenwart über seine antisemitische Anschauung hinwegzutäuschen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Forschungsstand und Zielsetzung der Arbeit...
- 2. Sozialgeschichtlicher Hintergrund der Novelle……….……………………..
- 3. Textbezogene Analyse.
- 3.1 Dualistische Textkonstruktion - reduzierte Konfliktkomplexität.
- 3.2 Narrative Kunstgriffe.
- 3.2.1 Motivschiebung der Geschichte
- 3.2.2 Die lesermanipulierende Erzählerfigur..
- 3.3 Funktion der Judenfiguren – stereotypisierende Figurengestaltungen als Fremde......
- 3.3.1 Süẞ Oppenheimer
- 3.3.2 Lea Oppenheimer.
- 3.3.3 Die Geschwister Oppenheimer - Judenkollektiv
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Analyse von Wilhelm Hauffs Novelle „Jud Süß“ aus dem Jahr 1827, um den darin dargestellten literarischen Antisemitismus zu beleuchten. Die Analyse konzentriert sich auf die literarischen Strategien und rhetorischen Mittel, die Hauff verwendet, um antisemitische Stereotype zu verbreiten und die Leserschaft in ihrer Meinung zu manipulieren.
- Analyse der literarischen Strategien und Mittel zur Verbreitung antisemitischer Stereotype in Hauffs Novelle
- Untersuchung der Rolle der Erzählerfigur und ihrer Einfluss auf die Leserinterpretation
- Bedeutung des historischen Kontextes und der sozialen Verhältnisse für die Entstehung und Rezeption der Novelle
- Verdeutlichung der Funktion der Figuren und ihrer Darstellung als „Fremde“
- Rekonstruktion der Motivgeschichte von Joseph Süß Oppenheimer in Hauffs Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert einen Überblick über den Forschungsstand zur Novelle „Jud Süß“ und legt die Zielsetzung der Arbeit dar. Im zweiten Kapitel wird der sozialgeschichtliche Hintergrund der Novelle beleuchtet, um die gesellschaftliche Bedeutung der Judenfrage in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu verstehen. Die textbezogene Analyse in Kapitel 3 untersucht die narrative Struktur, die Charakterisierung der Figuren und die literarischen Mittel zur Verbreitung antisemitischer Stereotype in Hauffs Werk.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem „literarischen Antisemitismus“ im Kontext von Wilhelm Hauffs „Jud Süß“. Zentrale Themen sind die Analyse von antisemitischen Stereotypen, die narrative Konstruktion der Judenfiguren, die Rolle der Erzähltechnik und die Rezeption des Werkes in der Zeit seiner Entstehung. Die Untersuchung legt einen Fokus auf die sprachlichen Mittel und literarischen Strategien, die Hauff verwendet, um seine antisemitische Botschaft zu vermitteln.
- Quote paper
- Ning Chen (Author), 2019, Die raffinierte Inszenierung von literarischem Antisemitismus in "Jud Süß" von Wilhelm Hauff, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/490246