Immer mehr Entscheidungen am Finanzmarkt werden heute von Gruppen anstatt von Individuen getroffen. Beispiel Fondsmanagement: Wurden 1994 nur 5 Prozent der US-Fonds durch ein Team betreut, waren es 2003 bereits 46 Prozent. Es drängt sich die Frage auf, aus welchen Gründen Teams den Individuen vorgezogen werden. Sind die Entscheidungen von Gruppen den Individualentscheidungen überlegen? Liefern am Aktienmarkt agierende Teams die bessere Performance ab? Oder beruht der verstärkte Einsatz von Teams nur auf dem Vorurteil einer möglichen Überlegenheit? Wie hängt das Ganze mit der Bereitschaft zusammen, Risiken einzugehen, zumal am Aktienmarkt Risiko und Gewinnerwartung oft in einem Tradeoff-Verhältnis stehen?
Experimentelle Ergebnisse aus den wirtschaftswissenschaftlichen Laboratorien sprechen tendenziell für eine bessere Performance von Teams. So stimmen Bone et al. (1999), Rockenbach et al. (2005) und Sutter (2005) darin überein, „that teams are better in maximizing expected value“ (Sutter 2005, S.6). Allerdings unterscheiden sich die Ergebnisse der Autoren bezüglich der Risikobereitschaft der untersuchten Gruppen. Während die Teams in der Laborstudie von Rockenbach wesentlich weniger Risiko als die Individuen eingingen, neigten sie bei Bone eher zum Gegenteil und trafen riskantere Entscheidungen. Sutter hingegen stellte keinen Unterschied in der Risikobereitschaft von Gruppen und Individuen fest.
Die wenigen empirischen Studien, die in diesem Themenbereich bereits durchgeführt worden sind, zeichnen hingegen ein ganz anderes Bild: Die Aktienportfolios bzw. Fonds von Teams weisen hier eher eine schlechtere Performance auf als die von Individuen (vgl. Barber et al.2003) oder es ist kaum ein Unterschied zwischen Gruppen- und Individualentscheidungen feststellbar (vgl. Bär et al. 2005). Auch hier unterscheiden sich die Befunde, was die Risikobereitschaft anbetrifft.
Ziel dieses Aufsatzes ist es, die empirischen Studien näher zu analysieren, um den Grund für die erläuterten Diskrepanzen zu ermitteln. Mehrere Autoren regen an, dass „additional costs associated with group decision making“ (Rockenbach et al. 2005, S.5) für die unerwartet schlechte Performance von Teams verantwortlich sein könnten. Besonders das von Chen et al. (2004) erläuterte Konzept der „hierachy costs“ von Gruppenentscheidungen bietet einen interessanten Erklärungsansatz.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Bessere Performance von Teams am Finanzmarkt?
- 2. Theoretische Vorüberlegungen: Risikobereitschaft von Teams
- 2.1 Classical decision making theory (Expected utility theory)
- 2.2 Behavioral decision making theory
- 3. Empirische Evidenz
- 3.1 Private Investorengruppen
- 3.2 Hauptberufliches Fondsmanagement durch Teams
- 3.2.1 Determinanten der Managementstruktur
- 3.2.2 Managementverhalten von Teams und Einzelmanagern
- 3.2.3 Konsequenzen der Managementstruktur
- 4. Zusammenfassung und Ausblick auf offene Fragestellungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Performance von Teams im Vergleich zu Einzelpersonen am Finanzmarkt, insbesondere im Bereich des Fondsmanagements. Dabei wird untersucht, ob Gruppenentscheidungen zu einer besseren Performance führen und wie die Risikobereitschaft von Teams im Vergleich zu Einzelpersonen aussieht.
- Risikobereitschaft von Teams und Einzelpersonen am Finanzmarkt
- Performance von Teams im Vergleich zu Einzelpersonen im Fondsmanagement
- Theoretische Grundlagen der Risikobereitschaft in der Entscheidungsfindung
- Einfluss sozialer Gruppendynamik auf die Risikobereitschaft von Teams
- Empirische Evidenz aus Studien zum Investitionsverhalten von Teams und Einzelpersonen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Frage nach der Performance von Teams am Finanzmarkt und beleuchtet die steigende Bedeutung von Gruppenentscheidungen im Fondsmanagement. Es werden die theoretischen Grundlagen der Risikobereitschaft von Teams und Einzelpersonen erörtert, wobei die Classical decision making theory und die Behavioral decision making theory beleuchtet werden. Die empirische Evidenz wird anhand von Studien zum Investitionsverhalten von privaten Investorengruppen und hauptberuflichen Fondsmanagern analysiert. Der Fokus liegt dabei auf den Determinanten der Managementstruktur, dem Managementverhalten von Teams und Einzelmanagern und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Performance.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Risikobereitschaft, Entscheidungsfindung, Team-Performance, Finanzmärkte, Fondsmanagement, Aktienmarkt, empirische Studien, Classical decision making theory, Behavioral decision making theory, Group-polarization-effect, Diversification-of-opinion-effect.
- Quote paper
- Diplom-Volkswirtin Friederike Krieger (Author), 2005, Risk taking in financial markets (field evidence), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49071