Sexualisierte Gewalt an Kindern innerhalb des Familiensystem


Dossier / Travail, 2018

14 Pages, Note: 1,0

Magdalena Magna (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmung
2.1 Grenzverletzungen
2.2 Sexueller Übergriff
2.3 Sexueller Missbrauch

3. Sexueller Missbrauch innerhalb des Familiensystems
3.1 Die vier Vorbedingungen
3.2 Physische und Psychische Folgen für missbrauchte Kinder

4. Präventive Maßnahmen zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs
4.1 Präventive Erziehung im Elternhaus
4.2 Pädagogische Prävention

5. Interventionsschritte bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch

6. Ausblick

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Sexueller Missbrauch an Kindern findet auf der ganzen Welt statt. Ungefähr jedes vierte bis fünfte Mädchen und jeder neunte bis zwölfte Junge ist betroffen. Die Täter kommen dabei in allen Schichten und Berufen vor.(Zartbitter, 2018)

Besonders innerhalb des Familiensystems ist sexueller Missbrauch sehr verbreitet. In den meisten Fällen jedoch ist der Grund für dieses Vergehen nicht die sexuelle Befriedigung, sondern die Befriedigung der Machtbedürfnisse. Daher wird häufig von sexualisierter Gewalt gesprochen. Familienmitglieder nutzen das Vertrauen der Opfer um sie zu Missbrauchen. Dies löst bei den Kindern oft Schock, Schuldgefühle oder völlige Ratlosigkeit aus. Die Kinder wissen in dieser unbegreiflichen Situation oft nicht, wie sie sich wehren sollen, oder wo sie sich Hilfe suchen können. Aus diesem Grund nimmt das Geschehen seinen Lauf und bleibt lange oder für immer unentdeckt und unverarbeitet. (vgl. Hölling, Riedel-Breidenstein, & schlingmann, 2015, S. 8 f)

Das Ziel dieser Arbeit ist, zum einen aufzuzeigen, welche Arten des sexuellen Missbrauchs es gibt, wobei Grenzverletzungen, sexuelle Übergriffe und sexueller Missbrauch definiert werden. Zum anderen wird beleuchtet, was die inzestuöse Gewalt auslöst und wie man sowohl präventiv, als auch interventiv damit umgehen kann.

Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Prävention und Intervention in pädagogischen Einrichtungen. Gerade in der Institution Schule kann man viel zur Prävention und Intervention von sexuellem Missbrauch gegenüber Kindern beitragen.

2. Begriffsbestimmung

Es gibt verschiedene Formen und Abstufungen von sexueller bzw. sexualisierter Gewalt. Im Folgenden werden zuerst Grenzverletzungen als die schwächste Form der sexuellen Gewalt dargestellt, anschließend wird der Begriff des sexuellen Übergriffs genauer erläutert und zum Schluss wird die stärkste Form: der sexuelle Missbrauch, beschrieben.

2.1 Grenzverletzungen

Grenzverletzungen sind alle Verhaltensweisen, die die persönliche Grenze eines Menschen überschreiten. Eine Grenzverletzung hängt demnach davon ab, was getan wird und wie dies das Gegenüber erlebt.

Eine Grenzverletzung kann in Form von Demütigen, Beschimpfen, Bloßstellen, etc. vorkommen. Mit diesen Methoden wird das Selbstwertgefühl, seelische Grenzen und damit die innerste Persönlichkeit verletzt. Besonders Jungen und Mädchen leiden sehr unter solchen Grenzverletzungen, denn oft können sie sich nicht in geeigneter Form dagegen wehren. All diese Grenzverletzungen können auch sexuell geprägt sein. Dies können beispielsweise unüberlegte Kommentare über den kindlichen Körper oder unabsichtliche Berührungen sein. Es ist aber nicht strafbar eine solche Grenze zu überschreiten, denn meist reicht es aus, wenn der Betroffene sein Unbehagen mitteilt und das Gegenüber sich bei dem Betroffenen entschuldigt. (vgl. Hölling, Riedel-Breidenstein, & schlingmann, 2015, S. 5ff)

2.2 Sexueller Übergriff

Eine Grenzverletzung kann schnell zu einem sexuellen Übergriff werden. Bei Übergriffen passieren die anzüglichen Kommentare oder Berührungen nicht ausversehen, sondern in vollem Bewusstsein und in massiver und meist häufiger Form. Der Übergriffige hat dabei dem gegenüber dem Betroffenen eine missachtende und respektlose Einstellung. Mit sexuellen Übergriffen testet der Täter oft sein Opfer, um einen Missbrauch vorzubereiten.

2.3 Sexueller Missbrauch

Sexueller Missbrauch sind sexuelle Handlungen, die gegen den Willen des Betroffenen bzw. in besonderen Fällen auch mit dem Einverständnis des Betroffenen vorgenommen werden. Häufige Opfer sind hier Minderjährige oder besonders gefährdete Personen wie Beispielsweise Menschen mit Behinderungen, Kranke oder Hilfsbedürftige. (vgl. Stötzel, 2018)

Das zentrale Informationsportal für das Themenfeld des sexuellen Kindesmissbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland definiert den sexuellen Kindesmissbrauch folgendermaßen: „sexueller Missbrauch oder sexuelle Gewalt an Kindern ist jede sexuelle Handlung, die an oder vor Mädchen und Jungen gegen deren Willen vorgenommen wird, oder der sie aufgrund körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen können. Der Täter oder die Täterin nutzt dabei seine/ihre Macht­ und Autoritätsposition aus, um eigene Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen.“ (Stötzel, 2018)

3. Sexueller Missbrauch innerhalb des Familiensystems

Der sexuelle Missbrauch an Kindern wird in der Fachliteratur oft als Inzest beschrieben. Ein inzestuöser Missbrauch liegt vor, wenn ein Kind von Verwandten gezwungen wird, dessen sexuelle Bedürfnisse zu befriedigen. Knillmann definiert den inzestuösen Missbrauch als: „sexuelle Kontakte von Familienmitgliedern zu einem Kind mit dem Ziel der Bedürfnisbefriedigung des Familienmitglieds oder Dritter gegen den Wilen des Kindes oder einer Weise, daß das Kind – aufgrund der Ausnutzung einer körperlichen oder beziehungsbedingten Überlegenheit, der Anwendung von physischer Gewalt oder Ausübung emotionalen Drucks – das Gefühl hat, die sexuellen Kontakte nicht verweigern oder sich ihnen nicht entziehen können“ (Knillmann, 1995, S. 24).

Meist findet sexueller Missbrauch in vollständigen Familien statt, also Vater, Mutter und Kind/er. Die Familie ist meist unauffällig, sozial angepasst und hat wenig Kontakt nach außen. Der Missbrauch ist nicht schichtspezifisch, es kann also in armen, reichen, großen oder kleinen Familien stattfinden. (vgl. Braun, Trube-Becker, Endress, & Pompey, 1991, S. 12 f)

Während einer Missbrauchssituation sind folgende Phasen bei den missbrauchten Kindern zu erkennen:

Die erste Phase ist die Geheimhaltung. Das Kind möchte seine Familie schützen und folgt somit der Aufforderung des Täters, den Missbrauch geheim zu halten. In der zweiten Phase zeigt sich die Hilflosigkeit des Kindes in Form von Depression, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Bei der dritten Phase, der aktiven Akkommodation folgt ein Verhalten wie Ausreißen, Aggressivität und kriminelle Handlungen. In ganz schlimmen Fällen kann es, besonders in der pubertären Phase, zu Prostitution, Drogen- oder Alkoholmissbrauch kommen. Erst in der vierten Phase versucht das Kind den Missbrauch aufzudecken. Mögliche Gründe für das Schweigen der betroffenen Kinder sind die Autorität des Erwachsenen, die Angst vor körperlicher Gewaltanwendung und Angst davor, dass dem Kind nicht geglaubt wird bzw. es für das Geschehen verantwortlich gemacht wird. (vgl. Koch-Knöbel, 1995, S. 58)

3.1 Die vier Vorbedingungen

Bevor eine Tat geschieht, gibt es vier voneinander unabhängige Vorbedingungen, die erfüllt sein müssen. Diese Bedingungen sind jedoch auf Seiten des Täters festzumachen. Dieser Abschnitt dient dazu, zu verstehen, warum ein Täter zum Inzesttäter wird. Dies zu verstehen bedeutet jedoch nicht, dieses Verhalten zu entschuldigen, sondern es soll dazu dienen, die Intervention im psychologischen Sinne zu erleichtern. (vgl. Knillmann, 1995, S. 55ff)

In dieser Arbeit werden die vier Vorbedingungen nur knapp beschrieben, sie könnten jedoch für Lehrerinnen und Lehrer hilfreich sein, um zu erkennen, ob möglicherweise ein Kindesmissbrauch vorliegen könnte. (vgl. ebd.)

1. Die individuelle Disposition des Täters

Bei der ersten Vorbedingung erfolgt die Differenzierung nach drei Seiten. Zuerst wird die emotionale Kongruenz beschrieben. Hierbei ist das Kind das Mittel zum Zweck und die Person und deren Wille wird außer Acht gelassen. Häufig wurden Täter selbst in ihrer Kindheit missbraucht und um deren Angst zu überdecken werden sie selbst zum Angreifer. Missbrauchstäter haben oft ein sehr geringes Selbstbewusstsein und suchen sich daher Opfer, die schwächer sind als sie selbst. Die Opfer sind dabei häufig die eigenen Kinder. (vgl. ebd. S.59ff)

Eine weitere Seite ist die sexuelle Erregbarkeit. Studien haben herausgefunden, dass Männer, welche gewalttätige Kinderpornographie schauen, verstärkt sexuell und aggressiv darauf reagieren. Ein weiterer Grund für die sexuelle Erregbarkeit ist die „Männliche Tendenz zur Sexualisierung aller emotionalen Bedürfnisse“ (Knillmann, 1995, S. 67). Dabei geht es darum, dass Männer der Meinung sind, ihre Bedürfnisse nach Zärtlichkeiten nur in sexueller Hinsicht erfüllen zu können, damit ihre Männlichkeit nicht in Frage gestellt wird. (vgl. Knillmann, 1995, S. 66f)

Die letzte Seite der ersten Vorbedingung ist die Blockade. Die Täter haben oft Furcht vor einer Beziehung mit erwachsenen Frauen. Oder sie hatten selbst schon ein traumatisches sexuelles Erlebnis mit erwachsenen Personen. (vgl. ebd. S. 59ff)

2. Überwindung internaler Hemmungen

Hierbei geht es darum, warum innere Barrieren beim Täter außer Kraft gesetzt werden. Es gibt verschiedene Faktoren die zur Überwindung dieser Barrieren führen können: Alkoholkonsum, Stress, das Ausleben der Autorität als Familienvater, Kinderpornographie und die Unfähigkeit, kindliche Bedürfnisse wahrzunehmen. Männer haben eine ganz andere Beziehung zu ihren Kindern als Frauen. Für Väter gehört die Beschäftigung mit den Kindern oft in den Freizeitbereich, wobei der Mann seine eigenen Bedürfnisse im Umgang mit seinen Kindern stillt. Durch diese Distanz zwischen Vater und Kind ist die Wahrscheinlichkeit höher, das Inzesttabu zu brechen, als dass die Mutter dies tut. (vgl. ebd. S.71ff)

3. Überwindung externaler Hemmungen

Wenn ein Täter in der Lage ist, seine innere Barriere zu überwinden, gibt es noch die äußere Barriere, welche mit der sozialen Kontrolle zu vergleichen ist. Häufig ist die mangelnde Aufsicht des Kindes der Grund, warum diese äußere Barriere übergangen werden kann. Mangelnde Aufsicht meint aber nicht, dass Kind rund um die Uhr bewacht werden muss, sondern, dass es Menschen geben muss, die auf das Kind achten und bemerken, wenn sich das Kind eigenartig verhält.

Die Mängel können durch die folgenden Faktoren entstehen: kranke oder abwesende Mutter oder eine Mutter, die ihrem Kind nicht nahe genug steht.

Weitere Faktoren, die die Überwindung der externalen Hemmungen fördern können ist beispielsweise die soziale Isolation der Familie und/oder die mangelnde Unterstützung der Mutter. (vgl. ebd. S.74ff)

4. Überwindung des kindlichen Widerstands

Mögliche Gründe für die Überwindung des kindlichen Widerstands sind Gewalt oder Zwang. Dies kann sowohl physischer, als auch psychischer Art sein. Besonders emotional unsichere oder bedürftige Kinder werden Opfer inzestuöser Gewalt, da sie sexuelle Annäherungen oft als Ausdruck der Zuneigung sehen. (vgl. ebd. S.77ff)

[...]

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Sexualisierte Gewalt an Kindern innerhalb des Familiensystem
Université
University of Education Weingarten
Note
1,0
Auteur
Année
2018
Pages
14
N° de catalogue
V491375
ISBN (ebook)
9783668982116
ISBN (Livre)
9783668982123
Langue
allemand
Mots clés
sexualisierte, gewalt, kindern, familiensystem
Citation du texte
Magdalena Magna (Auteur), 2018, Sexualisierte Gewalt an Kindern innerhalb des Familiensystem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/491375

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