Kaum eine Institution nennenswerter Größe kommt ohne externe Beratung aus. Die Beratung ist in Deutschland zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig geworden, welcher etwa 140.000 Menschen einen Arbeitsplatz bietet und im Jahr 2016 mehr als 29 Milliarden Euro umsetzte. Vor allem im Kontext der Politikberatung sieht sich die Beraterbranche starker öffentlicher Kritik ausgesetzt, zuletzt bei der Beratung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge sowie des Bundesverteidigungsministeriums durch McKinsey & Company. Die Kritik zielt auf eine vermeintlich mangelnde Transparenz und Glaubwürdigkeit sowie das Fehlen von einschlägigen Qualitätsstandards ab: „McKinsey verkauft parteiische Vorschläge als objektives Wissen“. Die Zahl der Beratungsdienstleistungen für politische Entscheidungsträger nimmt durch die Komplexität aktueller gesellschaftlicher Problemstellungen in hohem Maße zu. Der weitaus größte Teil dieser Beratung wird jedoch durch die wissenschaftliche Politikberatung wahrgenommen. Im Gegensatz zur klassischen Unternehmensberatung agiert die wissenschaftliche Politikberatung im Selbstbild, keine kommerziellen und insbesondere keine eigenen politischen Interessen zu verfolgen. Hinsichtlich dieses Anspruches sowie dem Spannungsfeld von wissenschaftlichem Einfluss im politischen Prozess und demokratischer Legitimation von politischen Akteuren formulieren Wissenschaftler, welche in der Politikberatung tätig sind, Leitlinien und ethische Grundsätze. Daraus leitet sich die Fragestellung ab: Welche Chancen und Risiken ergeben sich durch wissenschaftsethische Leitlinien für die Politikberatung?
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Begriff der „Wissenschaftsethik“
- Rahmenbedingungen wissenschaftlicher Politikberatung
- Akteure der Politikberatung
- Nachfrager
- Anbieter
- Funktionen
- Gesetzliche Grenzen
- Notwendigkeit ethischer Grundsätze
- Akteure der Politikberatung
- Anwendung von Wissenschaftsethik in Leitlinien
- Kommission der Europäischen Union
- Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Chancen und Risiken, die sich durch wissenschaftsethische Leitlinien für die Politikberatung ergeben. Sie beleuchtet dabei das Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichem Einfluss im politischen Prozess und demokratischer Legitimation von politischen Akteuren.
- Definition des Begriffs "Wissenschaftsethik" und seine Relevanz für die wissenschaftliche Politikberatung
- Analyse der Rahmenbedingungen der wissenschaftlichen Politikberatung, insbesondere der Akteure und Funktionen
- Untersuchung der Anwendung von Wissenschaftsethik in Leitlinien am Beispiel der Europäischen Union und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- Bewertung der Chancen und Risiken von wissenschaftsethischen Leitlinien für die Politikberatung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der wissenschaftlichen Politikberatung ein und stellt die Relevanz des Themas "Wissenschaftsethik" in diesem Kontext heraus. Das zweite Kapitel definiert den Begriff der "Wissenschaftsethik" und betrachtet die Bedeutung von "Wissenschaft" und "Ethik" getrennt voneinander. Es werden die Aufgabenbereiche der Wissenschaftsethik erläutert, die sich aus der Betrachtung des Ethos der wissenschaftlichen Gemeinschaft und den gesellschaftlichen Auswirkungen von Forschungsergebnissen ergeben. Das dritte Kapitel analysiert die Rahmenbedingungen der wissenschaftlichen Politikberatung. Dabei werden die Akteure, Funktionen und gesetzlichen Grenzen der Politikberatung betrachtet. Die Notwendigkeit ethischer Grundsätze im Kontext von Politikberatung wird ebenfalls beleuchtet. Das vierte Kapitel untersucht die Anwendung von Wissenschaftsethik in Leitlinien. Hierbei werden die Leitlinien der Kommission der Europäischen Union und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften als Beispiele herangezogen.
Schlüsselwörter
Wissenschaftsethik, Politikberatung, wissenschaftliche Politikberatung, ethische Grundsätze, Leitlinien, Expertendilemma, wissenschaftliche Rationalität, Transparenz, Glaubwürdigkeit, gesellschaftliche Auswirkungen, Forschungsergebnisse, wissenschaftliches Ethos, Macht, Machterhalt, Interessenvertretung, Lobbyismus.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2018, Wissenschaftsethik in der Politikberatung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/491391