Das rhetorische Zeitalter erstreckte sich von der Antike, über das Mittelalter, bis in weite Teile der Neuzeit hinein. Die Rhetorik prägte jahrhundertelang das deutsche Schulwesen. Und auch heute scheint ihr ein wiedererstarkendes Interesse aus den unterschiedlichsten Disziplinen beschert zu sein. Bereits zu ihrem Beginn wurde die Rhetorik angefeindet und verteidigt, verleumdet und gelobt, ihr Untergang wurde oft beschworen und ihre Wiederauferstehung wieder ausgerufen. Im Mittelpunkt dieser Hausarbeit steht daher die Rhetorik. Eine Lehre, die derart lange Zeit maßgeblichen Einfluss auf das Bildungswesen ausgeübt hat und in der Tradition des Redens steht, muss zwangsläufig auch den Deutsch-unterricht beeinflusst haben. Um die Entwicklung des Stilbegriffs nachvollziehen zu können, scheint ein Blick auf die Rhetorik als Sitz der angemessenen Sprachbemeisterung lohnend zu sein. So finden sich bereits nach einer oberflächlichen Sichtung der Literatur verschiedenste Zusammenhänge zwischen Rhetorik und Stilistik: die Stilistik erscheint als Ersatz der untergegangenen Rhetorik oder aber als verlängerter Arm derselben, es werden Parallelen gezogen zwischen kommunikationstheoretischen, stildidaktischen Ansätzen und der Rhetorik, die beweisen wollen, dass die Rhetorik nie gänzlich untergegangen war, oder aber man setzt sich dafür ein, die altehrwürdige Rhetorik wieder in ihr Recht zu setzen, da sie der vorherrschenden stilistischen Bildung überlegen sei. Diese konkurrierenden Theoriestränge gilt es in dieser Arbeit zu untersuchen. In welchem Verhältnis stehen Rhetorik und Stilistik zueinander? Welche Konsequenzen hatte die Transformation der Rhetorik für den Deutschunterricht?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung & Fragestellung
- 1. Methode von Untergängen, Kontinuitäten & Wiederauferstehungen
- 2. Rhetorik vor 1770
- 3. Transformation der Rhetorik um 1770 & ihre Folgen für den Deutschunterricht
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Transformation der Rhetorik im 18. Jahrhundert und ihre Auswirkungen auf den Deutschunterricht. Sie analysiert die Entwicklung des Stilbegriffs und das Verhältnis von Rhetorik und Stilistik. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei dem Jahr 1770 als Schlüsseljahr für den Wandel von der traditionellen Rhetorik hin zu einer neuen Konzeption von Stil und Ausdruck gewidmet.
- Die Entwicklung des Stilbegriffs im Kontext der Rhetorik
- Das Verhältnis von Rhetorik und Stilistik im 18. Jahrhundert
- Die Transformation der Rhetorik um 1770 und ihre Ursachen
- Die Folgen der Rhetoriktransformation für den Deutschunterricht
- Die Rolle der Rhetorik in der Tradition des Redens und des Bildungswesens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit legt die Methode dar und entwickelt einen operationalisierten Rhetorikbegriff. Das zweite Kapitel beleuchtet die Situation der Rhetorik vor 1770 und analysiert die klassische Schulrhetorik als normatives Regelsystem. Im dritten Kapitel werden die Transformation der Rhetorik um 1770 und ihre Auswirkungen auf den Deutschunterricht beschrieben, wobei der Fokus auf der Marginalisierung der Rhetorik und der Herausbildung des Individualismus im Stil liegt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Rhetorik, Stilistik, Stilbegriff, Deutschunterricht, Transformation, Kontinuität, Wiederauferstehung, 18. Jahrhundert, klassische Schulrhetorik, Officia-Rhetorik, Individualismus, Stilbildung, Geschmacksbildung.
- Arbeit zitieren
- Henrike Vogel (Autor:in), 2018, Transformation der Rhetorik um 1770 und ihr Erbe für die (Stil-)Didaktik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/491590