Nach Rosenfield et al. (2018) soll die Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (KPTBS) voraussichtlich als eigenständige Diagnose in der elften Version der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD-11) erscheinen. Sie ist neben den Kernsymptomen der klassischen Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) durch Emotionsregulationsstörungen, einer negativen Selbstwahrnehmung sowie Beziehungsstörungen definiert. Das Konstrukt der KPTBS wird in vielerlei Hinsicht kontrovers diskutiert.
So geben Hecker und Maercker (2015) an, dass die differenzialdiagnostische Abgrenzung der KPTBS zu anderen psychischen Störungen mit Schwierigkeiten verbunden ist. Die Überschneidung der KPTBS mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist laut Haberfellner (2008) sogar so ausgeprägt, dass eine Differenzierung zwischen den Konstrukten kaum mehr möglich ist und nach Giourou et al. (2018) und Lewis und Grenier (2009) diskutiert wird, ob die BPS der KPTS entspricht. Laut Palić und Elklit (2014) ähneln sich die Störungen neben den symptombezogenen Gemeinsamkeiten auch in ätiologischer und pathogenetischer Hinsicht (Reddemann & Sachsse, 2000). Kulkarni (2017) schlägt deshalb vor, die Diagnose der KPTBS anstatt der Diagnose BPS in der Praxis zu verwenden, da sie weniger stigmatisierend ist. Ferner tritt die KPTBS häufig komorbid zu weiteren Störungen, insbesondere auch der BPS, auf, so dass die ohnehin ähnlichen Störungsbilder sich nicht ausschließen (Zehl et al., 2013). Cloitre et al. (2013) diskutieren hingegen, ob die KPTBS einer PTBS mit komorbider BPS entspricht.
Die Zusammenhänge der beiden Störungsbilder sind sowohl für den Diskurs über die wissenschaftliche Integrität als auch für die Diagnostik in der klinischen Praxis bedeutend. Denn nur durch das Bewusstsein über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Störungen mit solch ausgeprägten Überschneidungen kann korrekt diagnostiziert werden. Die genannten Zusammenhänge sind ebenfalls für die Diskussion über den Sinn der KPTBS als eigenständige, valide Diagnose in der klinischen Praxis bedeutend.
Um die Zusammenhänge zu hinterfragen, werden die Störungsbilder zunächst verglichen und differenzialdiagnostisch voneinander abgegrenzt. Daraufhin werden die Störungen mit Bezug zu ihren Komorbiditäten analysiert und in ätiopathogenetischer Hinsicht miteinander verglichen. Abschließend werden die Erkenntnisse in Bezug zueinander gesetzt und diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- 1. Einleitung
- 2. Differenzialdiagnostik
- 3. Komorbidität
- 4. Ätiopathogenese
- 4.1 Trauma und Risikofaktoren
- 4.2 Genetik
- 4.3 Neurobiologie
- 5. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung (KPTBS) und ihrer Beziehung zur Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Dabei stehen insbesondere die symptombezogenen und ätiopathogenetischen Überschneidungen und Abgrenzungen der beiden Störungen sowie die Komorbidität im Fokus.
- Differenzialdiagnostik zwischen KPTBS und BPS
- Häufigkeit und Auswirkungen der Komorbidität von KPTBS und BPS
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Ätiopathogenese von KPTBS und BPS
- Bedeutung der Traumaerfahrung für die Entwicklung beider Störungen
- Relevanz der KPTBS als eigenständige Diagnose in der klinischen Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der KPTBS und BPS ein und erläutert den aktuellen Forschungsstand sowie die Diskussionspunkte in Bezug auf die Abgrenzung und Komorbidität der beiden Störungen.
Kapitel 2 behandelt die Differenzialdiagnostik, die sich mit der Unterscheidung der beiden Störungen anhand ihrer charakteristischen Symptome und Merkmale befasst.
Kapitel 3 analysiert die Komorbidität von KPTBS und BPS, wobei die Häufigkeit des gemeinsamen Auftretens beider Störungen sowie die daraus resultierenden diagnostischen und therapeutischen Herausforderungen beleuchtet werden.
Kapitel 4 widmet sich der Ätiopathogenese der beiden Störungen und untersucht die kausalen und pathogenetischen Faktoren, die zu ihrer Entstehung beitragen. Dies umfasst insbesondere die Rolle von Traumaerfahrungen, genetischen Prädispositionen und neurobiologischen Veränderungen.
Schlüsselwörter
Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (KPTBS), Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), Differenzialdiagnostik, Komorbidität, Ätiopathogenese, Trauma, Genetik, Neurobiologie, ICD-11.
- Quote paper
- S. H. (Author), 2019, Der Zusammenhang zwischen der Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung und der Borderline-Persönlichkeitsstörung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492136