Am 1. Januar 2005 startete in der EU der CO2-Emissionsrechtehandel. Das Ziel des Emissionsrechtehandels soll die Reduzierung des Treibhausgases CO2 sein. Die vom Emissionsrechtehandel betroffenen Unternehmen bekamen vom Staat die Emissionsrechte kostenlos zugeteilt. Die Unternehmen sind verpflichtet für jede ausgestoßene Tonne CO2 ein Emissionsrecht zu verwenden und am Ende des Jahres, ihrer Emission entsprechend, die Emissionsrechte an den Staat zurückzuliefern. Da der Emissionsrechtehandel nach dem Cap and Trade System funktioniert, haben Unternehmen die Möglichkeit überschüssige oder benötigte Rechte zu handeln bzw. zu erwerben. Dadurch sind Emissionsrechte zu einem geldwerten Produktionsfaktor geworden. Zurzeit werden die Ausgaben für Emissionsrechte von den großen Energiekonzernen als Begründung für die Strompreiserhöhung genannt . Darüber hinaus stellt sich auch die Frage nach der Bilanzierung.
Damit eine einheitliche Bilanzierung nach den International Financial Reporting Standards sichergestellt werden sollte, wurde vom IFRIC die Interpretation IFRIC 3 herausgegeben. Nach IFRIC 3 wurden Emissionsrechte als immaterielle Vermögensgegenstände bilanziert, die zwingend zum Fair Value anzusetzen waren. Bei kostenloser Vergabe der Rechte sollte der Differenzbetrag als Government Grant passiviert werden. Durch die Abgabeverpflichtung der Rechte entstand die Pflicht zur Bildung einer Rückstellung. Allerdings kann die Vorgehensweise bei Veränderungen des Marktpreises der Emissionsrechte, zu Verzerrungen der Vermögens- bzw. Gewinndarstellung des Unternehmens führen. Der Interpretation drohte deshalb die Verweigerung der Anerkennung durch die EFRAG und wurde vom IASB wieder zurückgezogen.
Aus diesem Grund gibt es momentan keine einheitliche Bilanzierung der Emissionsrechte nach IFRS. Allerdings existieren einige Alternativmodelle zur Bilanzierung der Emissionsrechte. Die Arbeit soll zeigen, warum IFRIC 3 nicht in der Lage war, den Emissionsrechtehandel den ökonomischen Gegebenheiten entsprechend darzustellen. Des Weiteren werden einige Elemente der Bilanzierung von Emissionsrechten gewürdigt. Sowie Alternativvorschläge vorgestellt und deren Eignung zur bilanziellen Abbildung des Emissionsrechtehandels überprüft.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung
- 2. Der EU-Emissionsrechtehandel
- 2.1. Rechtliche Grundlagen
- 2.2. Ausgestaltung des EU-Emissionsrechtehandels
- 2.2.1. Zuteilung der Emissionsrechte
- 2.2.2. Pflichten der Emittenten und Handel mit Zertifikaten
- 2.2.3. Überwachung und Sanktionierung
- 2.3. Umsetzung in Deutschland
- 3. Bilanzierung von immateriellen Vermögensgegenständen nach IAS 38
- 3.1. Definition und Ansatz von immateriellen Vermögensgegenständen
- 3.1.1. Definition
- 3.1.2. Ansatz
- 3.1.2.1. Abstrakte Aktivierungsfähigkeit
- 3.1.2.2. Konkrete Aktivierungsfähigkeit
- 3.2. Zugangsbewertung von immateriellen Vermögenswerten
- 3.3. Folgebewertung
- 3.3.1. Fortgeführte Anschaffungs- oder Herstellungskosten
- 3.3.2. Neubewertungsmethode
- 3.3.3. Nutzungsdauer, Abschreibungen und Wertminderungen
- 3.3.3.1. Nutzungsdauer
- 3.3.3.2. Planmäßige Abschreibungen
- 3.3.3.3. Wertminderung
- 3.1. Definition und Ansatz von immateriellen Vermögensgegenständen
- 4. Bilanzierung von Emissionsrechten nach IFRIC 3
- 4.1. Das International Financial Reporting Commitee (IFRIC)
- 4.2. Interpretation IFRIC 3
- 4.2.1. Ansatz, Zugangs- und Folgebewertung der Emissionsrechte
- 4.2.1.1. Ansatz
- 4.2.1.2. Zugangsbewertung
- 4.2.1.3. Folgebewertung
- 4.2.2. Ansatz, Bewertung und Folgebewertung einer Rückstellung
- 4.2.2.1. Ansatz nach IAS 37
- 4.2.2.2. Ansatz in IFRIC 3
- 4.2.2.3. Bewertung und Folgebewertung nach IAS 37
- 4.2.2.4. Bewertung und Folgebewertung der Rückstellungen in IFRIC 3
- 4.2.3. Ansatz eines passiven Rechnungsabgrenzungspostens
- 4.2.4. Anwendungsbeispiel
- 4.2.4.1. Auswirkungen bei der Anschaffungskostenmethode
- 4.2.4.2. Auswirkungen bei Anwendung der Neubewertungsmethode
- 4.2.5. Ablehnung von IFRIC 3 durch die EFRAG
- 4.2.1. Ansatz, Zugangs- und Folgebewertung der Emissionsrechte
- 5. Alternativvorschläge zur Bilanzierung von Emissionsrechten nach IFRS
- 5.1. Unit-Of-Pollution-Methode
- 5.2. Bilanzierung von Emissionsrechten in Anlehnung an US-GAAP
- 5.3. Änderung von IAS 20 und IAS 38
- 5.3.1. Änderung von IAS 38
- 5.3.2. Änderung von IAS 20
- 5.4. Bilanzierung von Emissionsrechten nach IDW ERS HFA 15
- 5.5. Bilanzierung der Emissionsrechte als Hedging Instrument
- 5.6. Bilanzierung der zu handelnden Emissionsrechte nach IAS 2
- 6. Würdigung
- 6.1. Fair Value oder Anschaffungskosten
- 6.1.1. Bilanzierung zu Anschaffungskosten
- 6.1.2. Bilanzierung zum Fair Value
- 6.1.2.1. Problematik der Verlässlichkeit am Beispiel von IFRIC 3
- 6.1.2.2. Existenz eines aktiven Marktes
- 6.1.2.3. Problematik bei der Ermittlung des Fair Values beim Erstansatz am 1. Januar 2005
- 6.1.2.4. Auswirkungen des Fair Value - Ansatzes auf das Rating
- 6.1.3. Ergebnis
- 6.2. Brutto- oder Nettoausweis
- 6.3. Immaterieller Vermögensgegenstand oder Finanzinstrument
- 6.3.1. Qualität des Fair Value bei Ermittlung nach IAS 38 und IAS 39
- 6.3.2. Wirtschaftliche Betrachtungsweise
- 6.3.3. Ergebnis
- 6.4. Abschreibung oder keine Abschreibung
- 6.5. Beurteilung der Eignung der Modelle zur adäquaten ökonomischen Bilanzierung der Emissionsrechte
- 6.5.1. IFRIC 3
- 6.5.2. Unit-Of-Pollution Methode und Bilanzierung der zu handelnden Emissionsrechte nach IAS 2
- 6.5.3. Vorschlag des IDW und Anlehnung an der Bilanzierung nach US-GAAP
- 6.5.4. Bilanzierung der Emissionsrechte als Hedging Instrumente
- 6.5.5. Änderung von IAS 38 und IAS 20
- 6.1. Fair Value oder Anschaffungskosten
- 7. Thesenförmige Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die Bilanzierung von Emissionsrechten nach IFRS und bewertet kritisch die verschiedenen Modelle, die zur Bilanzierung dieser Rechte vorgeschlagen wurden. Dabei werden die Besonderheiten des EU-Emissionsrechtehandels sowie die relevanten IFRS-Standards betrachtet.
- Rechtliche Grundlagen und Ausgestaltung des EU-Emissionsrechtehandels
- Bilanzierung immaterieller Vermögensgegenstände nach IAS 38
- Anwendbarkeit von IFRIC 3 auf die Bilanzierung von Emissionsrechten
- Alternative Bilanzierungsansätze für Emissionsrechte
- Bewertung der verschiedenen Bilanzierungsmodelle im Hinblick auf ihre ökonomische Aussagekraft
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Problemstellung stellt die Notwendigkeit einer adäquaten Bilanzierung von Emissionsrechten im Kontext des EU-Emissionsrechtehandels heraus.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel erläutert die rechtlichen Grundlagen und die Ausgestaltung des EU-Emissionsrechtehandels, einschließlich der Zuteilung von Emissionsrechten, den Pflichten der Emittenten und dem Handel mit Zertifikaten. Zudem wird auf die Überwachung und Sanktionierung des Handelssystems eingegangen. Schließlich wird die Umsetzung des EU-Emissionsrechtehandels in Deutschland beschrieben.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bilanzierung immaterieller Vermögensgegenstände nach IAS 38. Es werden die Definition und der Ansatz immaterieller Vermögensgegenstände, die Zugangsbewertung sowie die Folgebewertung einschließlich Nutzungsdauer, Abschreibungen und Wertminderungen erläutert.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel analysiert die Interpretation IFRIC 3, die sich mit der Bilanzierung von Emissionsrechten befasst. Es werden der Ansatz, die Zugangs- und Folgebewertung der Emissionsrechte sowie der Ansatz, die Bewertung und die Folgebewertung einer Rückstellung untersucht. Darüber hinaus wird der Ansatz eines passiven Rechnungsabgrenzungspostens erläutert und ein Anwendungsbeispiel gegeben. Abschließend wird die Ablehnung von IFRIC 3 durch die EFRAG betrachtet.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Alternativvorschläge zur Bilanzierung von Emissionsrechten nach IFRS. Es werden die Unit-Of-Pollution-Methode, die Bilanzierung in Anlehnung an US-GAAP, die Änderung von IAS 20 und IAS 38, die Bilanzierung nach IDW ERS HFA 15, die Bilanzierung der Emissionsrechte als Hedging Instrument sowie die Bilanzierung der zu handelnden Emissionsrechte nach IAS 2 untersucht.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit konzentriert sich auf die Themen Bilanzierung von Emissionsrechten nach IFRS, EU-Emissionsrechtehandel, immaterielle Vermögensgegenstände, IFRIC 3, Fair Value, Anschaffungskosten, Hedging Accounting, Unit-Of-Pollution-Methode, US-GAAP, IDW ERS HFA 15.
- Citar trabajo
- Alexander Dillenburg (Autor), 2005, Bilanzierung von Emissionsrechten nach IFRS - Eine kritische Würdigung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49213