Ist Platons idealer Staat gerecht oder nicht und warum?


Bachelorarbeit, 2017

28 Seiten, Note: 1


Leseprobe

INHALT

I. FORSCHUNGSFRAGE

II. PROLOG

III. EINLEITUNG

IV. DIE ERFORSCHUNG DER GERECHTIGKEIT

V. GERECHTIGKEIT IM STAAT

VI. GLIEDERUNG DES RECHTSSTAATES

VII. DIE TUGENDEN IM STAAT

VIII. DIE TUGENDEN DER EINHEIT

IX. EIN GERECHTER STAAT

X. GIBT ES DIESEN STAAT?

XI. EPILOG

XII. LITERATURVERZEICHNIS

I. FORSCHUNGSFRAGE

Die Frage mit der ich mich in dieser Arbeit auseinandersetzen werde, ist ob Platons Staat gerecht ist oder nicht und warum?

Wenn man die Politeia Platons liest, bemerkt man, dass das was zweifellos gerecht ist, diese kontinuierliche Suche nach der Gerechtigkeit ist und genau das beabsichtigt Platon auch. Ohne Eigennutz, ohne Angst, ohne seelische Befriedigung begibt er sich auf eine lange Reise zur Erforschung der Gerechtigkeit und der Glückseligkeit. Die Suche des gerechten Staates erstreckt sich vom Bereich der Politik bis zum Bereich der Ethik. Gleichzeitig ist jedoch der wahre und ideale Staat nichts anderes als die Anwendung der Gerechtigkeit.

Meiner Meinung nach, kann jedoch nur die Praxis die Richtigkeit der Theorie beweisen. Nur so kann man sicher beurteilen, ob dieses System tatsächlich in der Lage wäre, alle diese Werte und Ideale zu erfüllen und aufrecht zu erhalten. Sicher ist aber, denke ich, dass ein Staat der diese vollkommenen gerechten Menschen, wie Platon sie beschrieben hat aufnimmt oder erschafft, nichts anderes sein kann als gerecht.

II. PROLOG

Meiner Meinung nach ist Platons Werk zum gerechten Staat unter den damaligen Umständen weder revolutionär noch eine vollkommene Umwälzung des damaligen Status quo. Er versucht bloß die Voraussetzungen für die Gründung eines gerechten Staates zu untersuchen, der natürlich nicht frei von Schwachstellen ist und vor allem von menschlichen Voraussetzungen anhängt.1

Der ideale Staat ist nichts anders als eine Vision, von der jemand träumen kann oder sie verfolgen kann. Der ideale Staat ist es, was in der einzelnen Person verankert ist und sie ist motiviert dafür zu kämpfen, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Der größte und ewige Kampf des Menschen ist der Kampf zur Erreichung der Gerechtigkeit und der Glückseligkeit im Leben. Der Erfolg oder der Misserfolg ist nicht der Maßstab, sondern der Kampf an sich ist das Wertkriterium.

III. EINLEITUNG

Die Frage von J. D. Mabolt ’’Is Platos republic utilitarian?’’ hat mich angeregt auf zwei Ebenen vorzugehen um zu einer Beantwortung der gestellten Frage, nämlich ob Platons Staat gerecht ist, zu gelangen. Mabolt untersucht, ob es also eine Politeia im engeren Rahmen mit utilitaristischen Gesetzen ist und worauf ihr Utilitarismus basiert, wie ein Utilitarismus innerhalb der gegensätzlichen Interessen der Bürger einer Gesellschaft erreicht wird und ob der Utilitarismus die einzige gerechte Moraltheorie ist. Da ich, wie schon erwähnt, glaube, dass sich die Substanz des platonischen Staates über diesen Rahmen hinaus erstreckt und die Verfolgung der Gerechtigkeit als höchstes Gut zuerst auf den Bereich der Ethik zurückgreift und dann erst auf ihre Anwendung im Staatssystem, werde ich mich mit folgenden zwei Ebenen beschäftigen. Auf der ersten Ebene werde ich auf die politische Anwendung des idealen Staates, die Gesetze und ihre Substanz, ihre Anwendungsmöglichkeit und ihre Verteidigung eingehen. Auf der zweiten Ebene, werde ich mich mit dem Prozess der Entwicklung der gerechten Person, des Bürgers, befassen. Im letzen Teil, werde ich dann versuchen eine Antwort darauf zu finden, ob Platons Staat gerecht ist.

IV. DIE ERFORSCHUNG DER GERECHTIGKEIT

Um der Forschungsfrage nachgehen zu können, ist es notwendig zu wissen wie Platon mit seiner Erforschung nach dem Wesen der Gerechtigkeit beginnt. Wie wichtig diese Forschung ist zeigt auch folgende Aussage Platons: “Denn nicht etwas beiläufiges behandelt unsere Untersuchung, sondern unsere ganze Lebensnorm!”2

Der Ort an dem der Dialog von Platons Staat beginnt, ist der Hafen von Piräus. Der Anlass ist ein Fest und der Dialog wird im Haus von Kephalos, dem Vater von Polemarchos und Lysias, geführt. Kephalos, ein reicher alter Handler, beginnt die Diskussion. Er hat für sich ein Leben, in dem er sich der ständigen Bereicherung in einer fremden Stadt widmet, gewählt. Daher hat er auf seine politischen Rechte, Dingen nachzugehen um sich Respekt zu verschaffen und die restlichen Aktivitäten eines normalen Bürgers, die von großer Bedeutung für den Griechen der damaligen Zeiten waren, verzichtet. Die Definition der Gerechtigkeit also, die Kephalos gibt, bewegt sich auf einer Ebene die er selbst aus seinem täglichen Leben sehr gut kennt. Er ist also jemand, der seine Geschäfte gut führen kann und die Gerechtigkeit der Leistung und Gegenleistung kennt.3 Kephalos sieht die Gerechtigkeit in der Wahrheit und der Rückerstattung des Empfangenen.4 Sokrates hat seine Definition sehr leicht mit dem Beispiel des Gewehres wiederlegt, um ihn durcheinanderzubringen und somit dieses gewohnheitsrechtliche und moralische Prinzip zu erschüttern.

In der Folge übernimmt Polemarchos das Wort. Er bestimmt die Gerechtigkeit genereller: “Gerecht sei es, jedem das abzustatten was ihm gebühre, dieses gebührende aber nannte er Schuld.”5 Im weiteren Verlauf gibt er noch eine genauere Beschreibung, und zwar: ”Also: Den Freunden zu nutzen und den Feinden zu schaden, das nennt er Gerechtigkeit.”6

Dazu gibt es natürlich viele Fragen. Nach welchen Kriterien kann man zwischen einem guten und schlechten Menschen unterscheiden? Jemand, den wir als Freund betrachten, kann für uns schlecht und somit in Wirklichkeit ein Feind sein. Diese unkritische Annahme der Rechtsnormen einer Klasse oder einer Berufskaste der einer angehört oder dem Umfeld in dem jemand lebt, stellt eine moralische Selbstzufriedenheit dar, die in allen Gesellschaften zeitlos bekannt ist. Sokrates weist also sehr leicht all diese Definitionen zurück und führt Polemarchos zu der Annahme das Gerechtigkeit eine menschliche Eigenart ist.7 Die Gerechtigkeit als solche kann nur durch denken, also durch die Erkenntnis und nicht durch die Meinung, erfasst werden.

Im weiteren Verlauf nimmt Thrasymachos das Wort grob und impulsiv an sich und das Diskussionsklima verändert sich durch sein zynisches Verhalten und seinen politischen Amoralismus. Er meint: “Denn ich behaupte dieses: Das Gerechte ist nichts anderes als der Vorteil des Starkeren.”8 Weiters gibt Thrasymachos noch eine weitere Definition der Gerechtigkeit, und zwar dass gerecht das ist was für den Herrscher vorteilhaft ist.9 So viele tausend Jahre war das Recht des Stärkeren der Alptraum der Schwächeren und die Geschichte ist deshalb voller Kriege, Leid, Gewalt und Schmerzen zum Zweck seiner Durchsetzung. Das Recht des Stärkeren ist das zynische Zugeständnis, das so viele unmoralische Menschen prägt und ihnen ein Alibi gibt um sich unmoralisch zu verhalten. Die andere Definition ist, dass das Gerechte dem Herrscher zu gehorchen ist, also den Gesetzen die der Herrscher umsetzt Folge zu leisten. Der Bürger der nach den Gesetzen lebt, ist aber nicht notwendig auch gerecht, da die Gesetze menschliche Konstrukte sind und die werden stets von der herrschenden Klasse durchgesetzt. Es hängt also immer davon ab, welchen Zweck und welches moralische Ziel das Gesetz beabsichtigt.

Im Verlauf des Dialoges gerät Trasymachos außer sich und wirft Sokrates vor, dass diesem entgeht, dass in Wahrheit das Gerechte der Vorteil des anderen ist, nämlich des Mächtigen und des Herrschenden und der Nachteil des Beherrschten ist.10 Trasymachos mündet wieder in derselben Definition der Gerechtigkeit, nämlich “der Vorteil des Mächtigen ist das Gerechte, das Ungerechte aber was sich selber Nutzen und Vorteil schafft.”11 Sokrates führt Trasymachos mit seiner Argumentationskunst in eine Ausweglosigkeit, und so nimmt dieser an, dass die Gerechtigkeit eine Tugend und Weisheit ist, während Ungerechtigkeit Zwistigkeit und Unwissenheit bewirkt.12

Folglich ist die Gerechtigkeit Erkenntnis, da derjenige der gerecht ist genau das Gebiet kennt in dem das gerechte Handeln eingegrenzt ist. Außerdem ist die Gerechtigkeit auch Tugend, da dieses Gebiet des Gerechten respektiert und nicht übertreten wird. Die Ungerechtigkeit ist im Gegensatz dazu das Grenzenlose und sie wird, wenn sie nicht eingegrenzt wird, sondern uneingegrenzt bleibt, von einer Kraft zu einer Schwache, da die ungerechte Person zwieträchtig handelt, sowohl gegenüber sich selbst als auch gegenüber anderen Personen. Die Ungerechtigkeit hat also eine solche Wirkung, dass egal worin sie besteht, in einer Stadt, Familie, Militartruppen oder woanders, es für sie unmöglich sein wird als etwas Einheitliches zu handeln. Zum einen wegen dem Zwiespalt und der Gehässigkeit die sie untereinander säht und zweitens wird sie feindselig gegenüber sich selbst wirken und gegenüber jedem ungerecht handeln.13

Weiters wird im Text gefolgert, dass wer nun wohl lebt ist doch selig und glücklich und der andere nicht. Das heißt, dass der Gerechte glücklich ist, der ungerechte aber nicht. Daraus kann man schließen, dass ein seliges Leben glücklich macht, ein unseliges aber nicht.14 Die Gerechtigkeit ist also notwendig und sogar lebensnotwendig damit jemand mit seinen Mitmenschen koexistieren und mit sich selbst harmonisieren kann.

Im Anschluss daran kommen Glaukon und Adymantos zu Wort. Sie meinen, dass die Gerechtigkeit sich in der Mitte zwischen dem höchsten Gut, und zwar Unrecht zu tun ohne eine Strafe zu bekommen und dem größten Übel, nämlich Unrecht zu leiden ohne sich rächen zu können, befindet.15 Sie münden durch die Sage von Gyges in der Feststellung, dass niemand willentlich nach der Gerechtigkeit strebt, sondern weil er das Ungerechte nicht tun kann.16 Dass niemand willentlich gerecht sein will klingt sehr deprimierend, und steht im Kontrast zu der Position von Sokrates, dass es niemanden gibt der mit seinem Willen Fehler begeht.17 Die Gerechtigkeit ist somit Produkt von Angst, Eigennutz, Ohnmacht und Bestrafung. Im besten Fall ist es eine notwendige Konvention, damit eine elementare Koexistenz des Individuellen und Kollektiven entstehen kann.

V. GERECHTIGKEIT IM STAAT

Platon versucht die Gerechtigkeit der Person in der Gerechtigkeit in einem Staat zu suchen, damit sie sie auf einer größeren Fläche leichter sehen oder finden können, so als ob sie eine Lupe verwendet hätten.18 Die Gerechtigkeit ist keine Tugend die sich auf die individuelle Ebene beschränkt, sondern sie betrifft auch den Staat und seine Institutionen. Die gerechte Staatsform ist die vollkommene Entwicklung, was ein gerechter Mann in einer Mikrografie repräsentiert. Platon ist ein moralischer Philosoph und als dieser interessiert er sich für die Tugend und die Glückseligkeit jedes einzelnen Menschen. Platon ist aber auch ein Staatsphilosoph auf eine Art und Weise in der er nicht die Moral von der Politik unterscheidet und demnach sieht er den gerechten Staat als Verlängerung und als notwendigen Umfang der individuellen Gerechtigkeit,19 Von diesem Punkt und weiter wird die Gerechtigkeit immer weiter im Hinblick auf die individuelle Beziehung von Person und Staat, untersucht.

Platon beginnt die Diskussion über die Gerechtigkeit im Staat mit einer Untersuchung über den Aufbau der ersten Städte. Platon sagt dazu, dass das größte Bedürfnis im Staat die Beschaffung der Nahrung ist, darauf folgt die Wohnung und an dritter Stelle die Kleidung.20 Die Unmöglichkeit einer einzelnen Person Autarkie zu haben, verursacht notwendigerweise die Verteilung der Arbeit. Also das größte und erste Bedürfnis ist die Vereinigung von einzelnen Personen in größeren Gruppen. Die Verteilung führt zur Spezialisierung, welche aus dem Umstand folgt, dass von Natur aus keiner dem anderen gleicht und jeder verschiedene Anlagen hat. Aus diesem Grund ist auch jeder für eine andere Tätigkeit geeignet.21 Diese Textstelle ist vielen Forschern sehr fremd, da der Mensch hier einfach nur als “vorbestimmt für etwas” erscheint. Sie vergessen aber, dass für den Staat die Bedeutung in der Summe der vielen Teile liegt und auf diesem Fundament harmonisieren die verschiedenen Teile – die Personen. Die unterschiedlichen Veranlagungen werden als unterschiedliche Mittel zur Zusammenarbeit betrachtet.22 Im Laufe der Zeit entwickelt sich die der Staat und folgerichtig entstehen neue Bedürfnisse. Platon hebt das hervor indem er sagt, dass sowohl die Güter, als auch die Bedürfnisse stets mehr und mehr werden, und weit über die notwendigen Bedürfnisse hinausgehen. Dafür braucht dieser Staat ständig neuen Boden und die Grenzen müssen erweitert werden, wodurch die Notwendigkeit des Schutzes durch Militär entsteht. Daraus ergibt sich der Bedarf an Wächtern.

VI. GLIEDERUNG DES RECHTSSTAATES

Nun wird die Gliederung des Rechtsstaates näher behandelt. Dabei wird untersucht, ob sich dieser Staat auf Rechtsnormen und Gesetze stützt, welche Rechte und Aufgaben die Bürger haben und wie sie genau erfüllt werden, wie sich die Gesellschaft nach Ständen unterscheidet und wie in diese Klassen gegliedert wird. Platon gibt selbst die Antwort auf all diese Fragen indem er sagt, dass Männer von Charakter, das was man gesetzlich regeln müsste, auch selbst finden.setze haben eben ein hö Es ist von nebensachlicher Bedeutung die anderen Geschäfte wie zum Beispiel die Eintreibung von Zöllen, die Gestaltung von Verträgen und Marktangelegenheiten zu regeln.23 Also durch die Erschaffung und Erziehung von würdigen und gerechten Bürgern, können solche Streitigkeiten ausgetragen werden, ohne dass man ein Gesetz dafür braucht. Die Gesetze haben eben ein höchstes Ziel, nämlich nicht die Rechte und Pflichten der Bürger zu bestimmen, sondern die Umstände für die Erzeugung der guten Herrscher und der guten Beherrschten zu schaffen.

[...]


1 Platon, Politeia, 592 b 3-5

2 Platon, Politeia, 352d 5-8

3 Annas, An introduction to Plato`s republic, S.29

4 Platon, Politeia, 331c

5 Platon, Politeia, 332c

6 Platon, Politeia, 332d 7-8

7 Platon, Politeia, 335 c 3

8 Platon, Politeia, 338 c

9 Platon, Politeia, 340 a 7-8

10 Platon, Politeia, 343 c

11 Platon, Politeia, 344 c

12 Platon, Politeia, 350 d

13 Platon, Politeia, 352 a

14 Platon, Politeia, 354 a

15 Platon, Politeia, 359 a 8

16 Platon, Politeia, 359 c

17 Platon, Politeia, 589 c 6

18 Platon, Politeia, 369 a

19 Surlas, Rechtsphilosophie, S. 55

20 Platon, Politeia, 369 c - d

21 Platon, Politeia, 370 b

22 Annas, An introduction to Plato`s republic, S. 99

23 Platon, Politeia, 425 d 8-10

24 Platon, Politeia, 425 c 10

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Ist Platons idealer Staat gerecht oder nicht und warum?
Hochschule
Universität Wien  (Philosophie)
Note
1
Autor
Jahr
2017
Seiten
28
Katalognummer
V492534
ISBN (eBook)
9783668982413
ISBN (Buch)
9783668982420
Sprache
Deutsch
Schlagworte
platons, staat
Arbeit zitieren
Loukas Kontakos-Menenakos (Autor:in), 2017, Ist Platons idealer Staat gerecht oder nicht und warum?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/492534

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