Die Analyse des Zwiespalts zwischen und der Vereinbarkeit von Moral und sexueller Identität in Arthur Schnitzlers „Frau Berta Garlan“ setzt die Betrachtung des Umgangs mit Sexualität im Wien der Jahrhundertwende des 19./20. Jahrhunderts voraus. Moral und Sexualität stehen in einem engen Zusammenhang und zugleich auch im Kontrast zueinander; die Rollen von Mann und Frau sind klar zugeteilt. Bertas Worte bei ihrer zweiten Begegnung mit Emil: „Du bist eben ein Mann. [...] Du hast gewiß viele lieb gehabt.“ sind bezeichnend für eine Gesellschaft, in der für die Frau andere Regeln gelten als für den Mann.
Die verschiedenen Charaktere „Arthur Schnitzlers, der diese Gesellschaft porträtiert hat“, in „Frau Berta Garlan“ werden im Analyseteil erforscht werden, im Hinblick auf ihre Fähigkeiten, sich mit Lust, Begierde, Sexualität, Moral, Konvention und Kleinbürgerlichkeit – und am Ende mit sich selbst – auseinanderzusetzen. Die Frage, inwieweit die Konventionen und moralischen Vorstellungen der damaligen Zeit ihre Liebesbeziehungen und ihre sexuelle Identität beeinflussen, soll beantwortet werden.
Das Hauptaugenmerk wird dabei auf die Protagonistin der Erzählung, Berta Garlan, gerichtet sein. Ihr Verhalten und Geschick im Umgang mit ihrer eigenen Sexualität und das Einfügen in ein soziales Umfeld mit bestimmten Moralvorstellungen bilden den Grundstein der Analyse. Zu untersuchen sind des Weiteren die Figuren Herr und Frau Rupius, sowie Frau Martin und ihr Pendant, Bertas Cousine Agathe. Dabei lehne ich meine Analyse zu einem großen Teil an den Aufsatz „Libido und Konvention“ von Barbara Neymeyr an.
Um der folgenden Analyse in 2. ein Fundament zu schaffen, wird das zugrunde liegende Gesellschaftsbild, sowie die damaligen literarischen und psychologischen Erkenntnisse im weiteren Verlauf des Vorworts kurz erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Moral und sexuelle Identität in Arthur Schnitzlers „Frau Berta Garlan“
- Berta
- Frau Martin als Gegenbild zu Agathe
- Herr und Frau Rupius
- Schlußbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Aufsatz untersucht die Wechselbeziehungen zwischen Moral und sexueller Identität in Arthur Schnitzlers Erzählung „Frau Berta Garlan“ vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verhältnisse im Wien der Jahrhundertwende. Dabei werden die Rollen von Mann und Frau, die Bedeutung von Konventionen und die Auseinandersetzung der Figuren mit eigenen Bedürfnissen und Moralvorstellungen in den Mittelpunkt gerückt.
- Die Rolle von Konventionen und Moralvorstellungen in Liebesbeziehungen und sexueller Identität
- Die Bedeutung des Unbewußten und der psychoanalytischen Erkenntnisse für das Verständnis der Figuren
- Die Darstellung von Frauengestalten in der Wiener Moderne und ihre Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung
- Der Einfluss von gesellschaftlichen Normen auf das Selbstbild und das Verhalten der Figuren
- Die Auswirkungen von Enttäuschungen und Beschränkungen auf die Lebensgestaltung der Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Der Vorwort-Teil der Arbeit bietet einen Einblick in die gesellschaftlichen und literarischen Hintergründe von Schnitzlers Werk und verweist auf den Einfluss von Ernst Mach und Sigmund Freud. Der Fokus liegt auf dem Konflikt zwischen Moral und sexueller Identität, wobei das Unbewußte und die Traumdeutung als zentrale Elemente hervorgehoben werden.
Der zweite Teil der Arbeit analysiert die Figur der Berta Garlan im Kontext ihrer sexuellen Identität und ihrer Auseinandersetzung mit den Konventionen ihrer Zeit. Ihre Lebensgeschichte wird im Zusammenhang mit den eingeschränkten Möglichkeiten für Frauen im Wien der Jahrhundertwende beleuchtet. Der Autor zeigt auf, wie Berta sich in den gegebenen Umständen arrangiert und mit ihrem Schicksal umgeht.
Der dritte Teil der Arbeit behandelt die Figuren Herr und Frau Rupius sowie Frau Martin und ihre Beziehung zu Berta. Die Analyse bezieht sich auf die jeweiligen Charaktereigenschaften und die Rolle, die sie im Hinblick auf die Themen Moral und sexuelle Identität spielen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Moral, sexuelle Identität, Konventionen, gesellschaftliche Normen, Frauengestalten, Wiener Moderne, Sigmund Freud, Arthur Schnitzler, „Frau Berta Garlan“.
- Quote paper
- Sabrina Reuter (Author), 2002, Moral und sexuelle Identität in Arthur Schnitzlers 'Frau Berta Garlan', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49302