Die Geld- und Kapitalmärkte der Mittel- und Osteuropäischen Länder (MOEL) gewinnen für die Weltwirtschaft an Bedeutung, weil sie dem Wirtschaftswachstum und der makroökonomischen Stabilisierung dienen und auch zur internationalen Verzahnung der Kapitalmärkte beitragen. Da drei der zehn Länder (Bulgarien, Estland und Litauen), die der Europäischen Union am 1. Mai 2004 beitreten, ein Currency Board System (CBS) als Währungssystem haben, gewinnt das CBS auch in der EU an Bedeutung. Denn bevor die Beitrittsländer nicht ihre Fähigkeit zur Stabilisierung des Währungs- und des Finanzsektors langfristig unter Beweis gestellt haben, dürfen sie nicht der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) beitreten.
Ein CBS ist zunächst nur ein Teil einer ordnungspolitischen Systementscheidung. Es existiert in der bisherigen Literatur keine einheitliche Definition eines CBS, da es in unterschiedlichen Formen existiert. Für die Zwecke die-ser Arbeit soll die Definition des reinen CBS, die einfachste Form eines CBS, verwendet werden: Ein Land, das Currency Board-Land (CB-Land), bindet seine Währung durch einen Wechselkurs an die Währung eines anderen Landes, dem Ankerwährungsland. Die Currency Board-Währung (CB-Währung) ist voll konvertibel und 100prozentig durch Devisenreserven oder Gold der sog. Währungsbehörde, das die Zentralbank ersetzt, gedeckt. Die Funktionen der Währungsbehörde in einem reinen CBS sind sehr beschränkt: Die Währungsbehörde kann inländisches Bargeld emittieren, indem nationales Geld durch den Ankauf der Ankerwährung zu dem festen Wechselkurs in Umlauf gebracht wird. Die Tätigkeit der Währungsbehörde ist durch die Einschränkung des Ermessensspielraums in geld- und wechselkurspolitischen Fragen vereinfacht. Durch die Aufgabe der eigenständigen Geldpolitik und die vollständige geldpolitische Anlehnung an ein Land mit hohem Stabilitätsstandard wird die Sicherung der Geldwertstabilität erreicht. Ein Glaubwürdigkeitsgewinn des CBS erfolgt also durch die Übernahme der geldpolitischen Reputation des Ankerwährungslandes. Die Glaubwürdigkeit des CBS erhöht sich durch das Verbot ein Haushaltdefizit durch Zentralbankgeldschöpfung auszugleichen. Zusätzlich können vom Inland keine monetären Schocks ausgelöst werden, da sich das CB-Land der strikten Regelbindung für die Geldpolitik unterwirft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Wahl der Ankerwährung
- Konstituierende Merkmale eines CBS
- Wechselkurs
- Konvertierbarkeit
- Deckungspflicht
- Rechtliche Verankerung der konstituierenden Merkmale
- Bankensystem
- Öffentlicher Haushalt
- Inflation
- Zahlungsbilanz
- Leistungsbilanz
- Kapitalverkehrsbilanz
- Offenheit des Marktes
- Preisflexibilität
- Wettbewerbspolitik
- Privatisierung
- Öffentliche Korruption
- Unterstützung des CBS durch Bevölkerung und Politiker
- Analyse der CBS in Argentinien und Estland
- Die Anfänge der CBS in Argentinien und Estland
- Wahl der Ankerwährung
- Konstituierende Merkmale
- Wechselkurs
- Konvertierbarkeit
- Deckungspflicht
- Rechtliche Verankerung der konstituierenden Merkmale
- Zentralbank
- Lender of Last Resort
- Öffentlicher Haushalt
- Inflation
- Leistungsbilanz
- Ausländische Direktinvestitionen
- Offenheit des Marktes
- Preisflexibilität
- Wettbewerbspolitik
- Privatisierung
- Korruptionsniveau
- Unterstützung des CBS durch Bevölkerung und Politiker
- Ergebnisse und Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedingungen, unter denen ein Currency Board System (CBS) erfolgreich sein kann. Hierzu werden die Erfahrungen Argentiniens und Estlands seit 1991 herangezogen und verglichen. Das Ziel ist, die entscheidenden ökonomischen und politischen Faktoren zu identifizieren, die den Erfolg oder das Scheitern eines CBS beeinflussen.
- Die Funktionsweise und konstituierenden Merkmale eines CBS
- Die Rolle der Politik und der Bevölkerung für die Stabilität des CBS
- Die Auswirkungen des CBS auf die makroökonomische Stabilität
- Die Bedeutung der Ankerwährung und der entsprechenden Geldpolitik
- Die Herausforderungen der Einführung und der Aufrechterhaltung eines CBS
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema des CBS im Kontext der Mittel- und Osteuropäischen Länder (MOEL) und der Europäischen Union (EU) vor. Das CBS als Währungssystem gewinnt an Bedeutung, da es zur Stabilisierung des Währungs- und Finanzsektors beiträgt. Es wird die Definition des reinen CBS als einfachste Form eines CBS erläutert, die in dieser Arbeit verwendet wird. Die wichtigsten Vorteile eines CBS werden dargelegt, die insbesondere für Länder attraktiv sind, deren Geldpolitik wenig Vertrauen genießt. Die historische Entwicklung des CBS wird kurz beleuchtet und die besondere Situation Argentiniens und Estlands seit 1991 hervorgehoben.
- Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen eines CBS, die für die Analyse des argentinischen und estnischen Falls entscheidend sind. Es werden verschiedene Möglichkeiten zur Gestaltung der konstituierenden Merkmale eines CBS, wie den Wechselkurs, die Konvertierbarkeit und die Deckungspflicht, besprochen. Die Bedeutung der Wahl der Ankerwährung und der entsprechenden Geldpolitik sowie die Bedeutung der öffentlichen Korruption für den Erfolg des CBS werden ebenfalls beleuchtet.
- Analyse der CBS in Argentinien und Estland: Dieses Kapitel analysiert die Erfahrungen Argentiniens und Estlands mit dem CBS seit den frühen 1990er Jahren. Es wird die Wahl der Ankerwährung, die Ausgestaltung der konstituierenden Merkmale des CBS sowie die Rolle der Zentralbank, der öffentlichen Finanzen und der Inflation untersucht. Des Weiteren werden die Auswirkungen des CBS auf die Leistungsbilanz, die ausländischen Direktinvestitionen, die Offenheit des Marktes und die Wettbewerbspolitik betrachtet. Die Analyse berücksichtigt auch das Korruptionsniveau und die Unterstützung des CBS durch die Bevölkerung und die Politik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den ökonomischen und politischen Bedingungen, die für den Erfolg eines Currency Board Systems (CBS) notwendig sind. Die zentralen Begriffe umfassen: Currency Board System, Ankerwährung, Wechselkurspolitik, Geldwertstabilität, makroökonomische Stabilität, fiskalpolitische Disziplin, Leistungsbilanz, ausländische Direktinvestitionen, Korruption, politische Unterstützung.
- Citation du texte
- Felix v. Saurma-Jeltsch (Auteur), 2004, Unter welchen politischen und ökonomischen Bedingungen kann ein Currency Board System erfolgreich sein? Fallstudie der Wechselkurspolitik Argentiniens und Estlands seit 1991, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49324