Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den ersten Dialogteil zwischen Ijob und seinem Freund Elifas von Teman (Ijob 4-7) genauer unter die Lupe zu nehmen. In der Rahmenerzählung und der sich daran anschließenden ersten Klage Ijobs treten seine Freunde auf, die von weit hergekommen sind, um ihm ihre Anteilnahme zu bezeigen und um ihn zu trösten (Ijob 2,11). Nach Tagen des Schweigens ergreift Elifas als Erster das Wort. Im Wesentlichen möchte ich hierbei der Fragestellung nachgehen, welche Ratschläge Elifas dem vom Leid gezeichneten Ijob erteilt und inwiefern sie für ihn und seine Situation lohnend und förderlich sind.
Um dieser Problematik näher zu kommen, müssen sowohl inhaltliche Strukturen der Rede wie auch Ijobs Entgegnung analysiert werden. Im Fokus sollen dabei zum einen theologische Eckpunkte des Redners und zum anderen die Beziehungsebenen der beiden Gesprächspartner stehen, um so ihr Verhältnis vielschichtig zu interpretieren. Auch muss die Reaktion Ijobs’ in seiner Gegenrede untersucht werden, um die Wirkkraft der Ratschläge zu klären.
Obwohl Elifas dem leidenden Ijob offensichtlich helfen möchte, schafft er es mit seiner Idee vom traditionellen Weisheitsdenken und dem darin enthaltenen Tun-Ergehen-Zusammenhang kaum, sich Ijob und seiner Situation anzunähern, weil Elifas’ Ratschläge nur auf das Verhalten des Frevlers, nicht aber auf den gerechten Ijob angewendet werden können. Die negative Konsequenz daraus ist eine schleichende Entfremdung bzw. langsam einsetzende Spaltung zwischen Ijob und Elifas bzw. den anderen beiden Freunden überhaupt, da ihre Aufforderungen und Redebeiträge für Ijob schlichtweg keine Hilfe darstellen. Auf der anderen Seite hat der erste Redegang aber auch einen positiven Aspekt: Durch seinen Bruch des tagelangen Schweigens und seine Aufforderung sich an Gott zu wenden ruft Elifas in Ijob ein Aktivwerden hervor, denn selbst wenn der Leidende mit dem Großteil der Ratschläge seines Freundes nicht einverstanden ist, beginnt er sich mehr und mehr Gedanken über seine Situation zu machen, diese auszusprechen und einen neuen Anhaltspunkt in seinem Sein zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die erste Elifasrede (ljob 4-5)
- „Leid“- und „Leit“linien: Formale und inhaltliche Eckpunkte des Redegangs.
- Grundzüge der Theologie des Elifas von Teman.
- Beziehungsebenen zwischen Elifas und ljob......
- ljobs Gegenrede (ljob 6-7)
- Reaktion und Unverständnis: Formale und inhaltliche Eckpunkte des Redegangs.
- Entfernung und Annäherung als Reaktionen ljobs'.
- Ausblick.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Analyse des ersten Dialogteils zwischen ljob und Elifas von Teman in den Kapiteln 4-7 des Buches ljob. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Ratschläge, die Elifas dem leidenden ljob erteilt, und deren Relevanz für seine Situation. Die Analyse umfasst eine detaillierte Betrachtung der inhaltlichen Strukturen der Reden sowie der Beziehungsebenen zwischen den beiden Gesprächspartnern, um ihre Interaktion vielschichtig zu interpretieren.
- Die Rolle des Leids in ljobs Leben und die Reaktionen seiner Freunde
- Die Theologie des Elifas von Teman und ihre Relevanz für ljob
- Die Beziehungsebenen zwischen ljob und Elifas, insbesondere im Hinblick auf Empathie und Verständnis
- Die Wirkkraft von Elifas' Ratschlägen und deren Einfluss auf ljobs Reaktion
- Die Bedeutung von Dialog und Kommunikation im Kontext des Leids
Zusammenfassung der Kapitel
II. Die erste Elifasrede (ljob 4-5)
Elifas, der das Leid ljobs miterlebt hat, ergreift als erster das Wort und versucht, ljob zu trösten. Seine Worte zeichnen sich durch Einfühlsamkeit und den Versuch, ljobs Vergangenheit und seine positiven Eigenschaften hervorzuheben. Elifas betont die Vorbildfunktion ljobs, indem er Beispiele von Menschen aus der Vergangenheit anführt, die ebenfalls großes Leid ertragen haben, aber dennoch Stärke und Hoffnung bewahrt haben. Im Laufe seiner Rede entwickelt Elifas die These, dass ljobs Leiden eine Folge seiner eigenen Sünden sein könnte, und ermutigt ihn, sich an Gott zu wenden, um Vergebung zu erlangen.
III. ljobs Gegenrede (ljob 6-7)
ljob reagiert auf Elifas' Worte mit Unverständnis und Ablehnung. Er empfindet die Ratschläge seines Freundes als unzureichend und unzutreffend, da er sich nicht in ljobs Situation hineinversetzen kann. ljob wehrt sich gegen die Vorstellung, dass sein Leiden eine Folge seiner eigenen Sünden sei, und betont seine Unschuld. Seine Gegenrede zeichnet sich durch starke Emotionen, Schmerz und Verzweiflung aus.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Konzepte dieser Arbeit umfassen das Leid, die Gottesfurcht, das traditionelle Weisheitsdenken, den Tun-Ergehen-Zusammenhang, Dialog und Kommunikation, Empathie und Verständnis, sowie die Rolle von ljobs Freunden in seinem Leid.
- Quote paper
- Tobias Kollmann (Author), 2004, Der erste Redegang Elifas' und Ijobs Entgegnung (Kapitel 4-7), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49370