Mein Buch soll Ihnen dabei helfen, Ihre Gesundheitsvorsorge wirksam zu verbessern. Es liefert Ihnen wichtige Informationen über essentielle Vorgänge im Körper und die Bedeutung eines ausgeglichenen Säure-Basen-Haushaltes für Wohlbefinden und Gesundheit. Ausserdem enthält es wertvolle Tipps, wie Sie durch eine Änderung Ihrer Lebensweise zu nachhaltiger Gesundheit finden.
Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang allerdings ein Hinweis: Mein Buch bietet Ihnen eine Anleitung zur Selbsthilfe im gesundheitlichen Bereich. Jedoch ist es nicht möglich, daraus Diagnosen oder Therapieempfehlungen abzuleiten. Zwar müssen Sie die Verantwortung für Ihre Gesundheit selber übernehmen, hierfür ist häufig jedoch auch aktive medizinische Unterstützung nötig. Die Informationen, die ich Ihnen im Rahmen dieses Buches bieten kann, ergänzen also eine professionelle Therapie, können sie jedoch nicht ersetzen.
Inhalt
Inhalt
Über den Autor dieses E-Books
Vorwort des Autors
1 Gesundheit durch eine ausgeglichene Säure-Basen-Balance
2 Grundwissen zum Säure-Basen-Geschehen
- Ursachen für die Säureangriffe auf den Körper
- Puffersysteme für den Säure-Basen-Ausgleich
- Jedes Organsystem besitzt seinen eigenen pH-Wert
- Was sind latente Azidosen?
- Ein durchschnittlicher pH-Wert unter 7 ist ein Gesundheitsrisiko
- Wie eine Übersäuerung zu Energiemangel führt und die Blutgefässe schädigt
- Was bei einer Azidose des Blutes im Bindegewebe vor sich geht
- Der Mensch – ein basisches Wesen
3 Der pH-Wert oder die Kraft des Wasserstoffs
- Wie Sie Ihren pH-Wert selber messen können
- Was der Urin-pH-Wert über den Zustand der Gewebe aussagt
- Messung der Gewebeazidität nach Sander
- Bestimmung der Gewebeazidität durch Blutanalyse
4 Ein Spaziergang durch den menschlichen Körper
- Der Magen
- Der Verdauungstrakt: Darm, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse
- Die Leber
- Die Nieren
- Die Lungen
- Das Bindegewebe als Säurespeicher
- Was sind eigentlich Körperschlacken?
5 Ein gestörtes Säure-Basen-Gleichgewicht macht krank
- Allergien
- Alterungsprozesse
- Antibabypille/hormonelle Antikonzeptiva
- Antriebsschwäche
- Arteriosklerose
- Arthritis
- Arthrose
- Asthma
- Atemwegsbeschwerden
- Augenprobleme
- Bandscheibenprobleme
- Bindegewebsschwäche
- Bluthochdruck
- Bronchitis
- Burnout-Syndrom
- Cholesterinablagerungen
- Darmbelastungen
- Depressionen
- Diabetes
- Fieber
- Gallensteine
- Gastritis
- Gicht
- Haarausfall
- Hämorrhoiden
- Hauterkrankungen
- Herzinfarkt
- Hörsturz
- Kalte Hände und Füsse
- Kinderlosigkeit
- Knochenerkrankungen
- Konzentrationsstörungen
- Kopfschmerzen und Migräne
- Körpergeruch
- Krebs
- Lebererkrankungen
- Multiple Sklerose
- Munderkrankungen & Mundgeruch
- Muskelbeschwerden, Hexenschuss & Muskelkater
- Mykosen
- Nägel
- Nervensystem
- Nierenerkrankungen
- Pickel
- Polyarthritis
- Potenzstörungen
- Rheuma
- Rückenschmerzen
- Schlafstörungen
- Schlaganfall
- Sodbrennen
- Tennisarm und Weichteilrheuma
- Übergewicht
- Unterschenkelgeschwür
- Verdauungsbeschwerden
- Zahnkrankheiten: Karies und Parodontitis
- Was ist nachhaltige Gesundheit?
6 Gesund durch Entsäuerung
Die entsäuernde Kraft des Sauerstoffs
Wasser – das wichtigste Heilmittel für ein gesundes Säure-Basen-Gleichgewicht
Bewegung bedeutet Leben
Basensalze fördern die Entsäuerung
Basische Nahrungsergänzungsmittel für den Alltag
Entsäuerung – eine Lebenseinstellung
7 Mineralstoffpräparate zur Entsäuerung
Citrate und der Citratzyklus
Wie Mineralstoff-Citrat-Verbindungen wirken
Wie basische Mineralstoffmischungen oral angewendet werden
Basenbäder – wenig Aufwand, grosse Wirkung
Was eine mineralische Basenkur bewirkt
8 Diät- und Fastenkuren
Gute Lebensmittel, schlechte Lebensmittel?
Plädoyer für eine gesunde Vollwertkost
9 Mineralien und Antioxidantien sind lebenswichtig
Mineralstoffe: Mengen- oder Spurenelemente
Wichtige Mengenelemente
- Calcium
- Kalium
- Magnesium
- Natrium
Essentielle Spurenelemente
- Eisen
- Mangan
- Zink
Weitere wichtige Mikronährstoffe: Vitamin C und Alpha-Liponsäure
- Vitamin C (Ascorbinsäure)
- Alpha-Liponsäure
10 Fazit: Gewinnen Sie Ihre Basenkraft zurück81
Literaturverzeichnis VI
Über den Autor dieses E-Books
Dr. Thomas Stefan Tanner wurde 1967 in Valledupar/Kolumbien als Sohn eines Schweizer Ingenieurs und einer deutschen Lehrerin geboren. Aufgewachsen in der „Dritten Welt“ hat er sich schon als Kind für eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen interessiert. Nach sei- nem Studium der Humanmedizin war er als Spital und Militärarzt tätig. Später schloss Dr. Tanner auch ein Zahnmedizinstudium ab. Heute betreibt er eine private Praxis. Zahlreiche Weiterbildungen im medizinischen Bereich, zu alternativmedizinischen Verfahren und auch in Hypnose haben dazu geführt, dass Dr. Tanner seine Meinung über Gesundheit, Krank- heitsursachen und Behandlungs(miss)erfolge radikal geändert hat.
Vorwort des Autors
Ist unser Körper dafür geschaffen, 120 Jahre alt zu werden?
Den weltweiten Altersrekord hält bisher die Französin Jeanne Calment, die im Jahr 1997 im Alter von 122 Jahren starb. Der derzeit älteste Mensch der Welt ist laut einem Bericht des deutschen Magazins „Der Spiegel“ die Japanerin Tajima Nabi, die vor 117 Jahren geboren wurde. An der Frage, welche maximale Lebensspanne Menschen erreichen können, scheiden sich die Geister der Experten: US-amerikanische Forscher werteten im Jahr 2017 im Rahmen einer Metastudie demografische Daten aus über 40 Ländern aus. Ihr Fazit lautete, dass es un- wahrscheinlich sei, dass ein Mensch jemals älter als 125 Jahre werden könne. Andere Exper- ten sind der Meinung, dass es möglich ist, den natürlichen Alterungsprozess durch Verände- rungen der Ernährung, gute Lebensbedingungen und eine hervorragende medizinische Ver- sorgung so zu verlangsamen, dass noch weitaus mehr Lebensjahre möglich sind.
Menschen, denen das Glück beschieden war, bei guter Gesundheit sehr alt zu werden, nennen verschiedene Rezepte für ihr langes Leben. Eine positive Lebenseinstellung und gesunde Nahrungsmittel spielen dabei fast immer eine Rolle. Allerdings sind sie alles andere als der Regelfall. Bei vielen melden sich spätestens im Alter zwischen 40 und 50 Jahren die ersten ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden. Herz-Kreislauf-Leiden, Krebs, aber auch psychi- sche Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen gelten als Volkskrankheiten, die sich auch mit den Mitteln der modernen Medizin nur bedingt verhindern lassen.
Hieraus ergeben sich einige grundsätzliche Fragen an die Medizin: Wir leben im 21. Jahrhun- dert. Die wissenschaftliche Forschung hat seit dem Beginn der Neuzeit immense Fortschritte gemacht. Zumindest theoretisch ist es möglich, Menschen zu klonen oder auch zum Mars zu schicken. Dagegen sind viele Krankheiten nach wie vor nicht heilbar. Werden also tatsächlich ihre Ursachen behandelt oder kümmern sich die Ärzte vielmehr nur um die Behandlung der Symptome? Und wer profitiert von dieser Behandlungsphilosophie? Der Patient? Oder doch vor allem die Pharmaindustrie? Sind unter diesen Bedingungen Quantensprünge für unsere Gesundheit zu erwarten?
Eine weitere Frage zielt darauf ab, wie Krankheiten entstehen. Wird der Mensch durch äusse- re Bedingungen krankgemacht oder macht er sich selber krank? In meiner Praxis erlebe ich immer wieder, dass Letzteres zutrifft. Schon der antike Arzt Hippokrates (460 – 377 v. Chr.) wusste, dass er seinen Patienten nicht helfen konnte, wenn sie nicht dazu bereit waren, ihr Leben zu verändern. Um gesund zu werden und gesund zu bleiben, müssen Menschen sich selbst um ihre Gesundheit kümmern. Am besten fangen Sie noch heute damit an.
Mein Buch soll Ihnen dabei helfen, Ihre Gesundheitsvorsorge wirksam zu verbessern. Es lie- fert Ihnen wichtige Informationen über essentielle Vorgänge im Körper und die Bedeutung eines ausgeglichenen Säure-Basen-Haushaltes für Wohlbefinden und Gesundheit. Ausserdem enthält es wertvolle Tipps, wie Sie durch eine Änderung Ihrer Lebensweise zu nachhaltiger Gesundheit finden.
Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang allerdings ein Hinweis: Mein Buch bietet Ihnen eine Anleitung zur Selbsthilfe im gesundheitlichen Bereich. Jedoch ist es nicht möglich, dar- aus Diagnosen oder Therapieempfehlungen abzuleiten. Zwar müssen Sie die Verantwortung für Ihre Gesundheit selber übernehmen, hierfür ist häufig jedoch auch aktive medizinische Unterstützung nötig. Die Informationen, die ich Ihnen im Rahmen dieses Buches bieten kann, ergänzen also eine professionelle Therapie, können sie jedoch nicht ersetzen.
Herzlichst
Dr. Thomas Stefan Tanner
1 Gesundheit durch eine ausgeglichene Säure-Basen-Balance
Die Basis jeder Krankheit und eine grundlegende Voraussetzung für ihre Heilung sind zum einen die Entsäuerung und Remineralisierung des Körpers, zum anderen die Stärkung des Immunsystems mittels Antioxidantien. Letztere haben eine besonders grosse Bedeutung für den Organismus und die Verlangsamung des natürlichen Alterungsprozesses: Antioxidantien neutralisieren im Körper sogenannte freie Radikale und reduzieren hierdurch oxidativen Stress, der die Zellalterung vorantreibt und zum Auslöser zahlreicher Krankheiten werden kann. Eine Übersäuerung des Körpers hemmt unter anderem ihre Wirkungsweise. Auch es- sentielle Spurenelemente, Mineralien und andere Vitalstoffe können bei einer Übersäuerung nicht in ausreichenden Mengen aufgenommen und verwertet werden.
Der Leiter des Anatomischen und Klinisch-Morphologischen Instituts der Universität Witten- Herdecke in Deutschland, Professor Dr. Heine, schreibt, dass jede chronische Krankheit zu- nächst mit lokalen Azidosen (Übersäuerungen) beginnt. Als Azidose wird in der Medizin eine stoffwechselbedingte Übersäuerung des Blutes und somit eine Störung des Säure-Basen- Haushaltes bezeichnet. Wenn eine solche lokale Azidose nicht erkannt wird und die Betroffe- nen oder ihre Ärzte nicht frühzeitig etwas dagegen unternehmen, breitet sich die Übersäue- rung, zunächst noch in latenter Form, auf den gesamten Organismus aus. Durch den gestörten Säure-Basen-Haushalt kommt es in immer stärkerem Ausmass zu entzündlichen Reaktionen in den Zellen, was schliesslich die Grundsubstanz des Körpers angreift. Bei einer manifesten ausgedehnten Azidose entsteht ein Teufelskreis. Der Organismus ist nicht mehr in der Lage, seinen Stoffwechsel im Gleichgewicht zu halten, wodurch sich wiederum die Übersäuerung verstärkt.
Mediziner unterscheiden zwischen metabolischen und respiratorischen Azidosen:
- Eine respiratorische Azidose entsteht, wenn die Atemfunktion gestört ist und der Körper nicht in der Lage ist, genügend Kohlendioxid (CO2) abzuatmen. CO2 ist von saurer Be- schaffenheit, die nicht ausgeatmeten Überschüsse lagern sich in den Körperzellen ein.
- Eine metabolische Azidose ist stoffwechselbedingt. Sie entsteht, wenn der Körper zu viel Säure bildet, zu viel Säure von aussen zugeführt wird oder die Säure-Basen-Ausscheidung gestört ist.
Zum Abbau einer chronischen metabolischen (stoffwechselbedingten) Azidose kennt die Schulmedizin nur zwei Methoden: das Anheben der Basen-Reserven des Körpers durch die Zufuhr alkalischer Substanzen und das „Fangen“ freier Radikale. Bei einer respiratorischen Azidose muss ausserdem eine Verbesserung der Atemfunktion erfolgen.
Wenn der Körper übersäuert ist, versucht er zunächst, den Basenmangel zu kompensieren, indem er Basen – und damit vor allem Mineralien und andere lebenswichtige Vitalstoffe – aus den Knochen, den Muskeln, den Blutgefässen und dem Bindegewebe zieht. In der Regel schafft er es jedoch nicht, hiermit den Überschuss an Säure zu neutralisieren. Vielmehr gerät der Stoffwechsel weiter aus dem Gleichgewicht, so dass der Organismus seine Kompensati- onsversuche permanent verstärken muss. Durch eine unerkannte und unbehandelte Azidose können daher chronische Schmerzzustände und schwere Krankheiten entstehen. Auf eine schulmedizinische Therapie von ausgeprägten Azidosen und ihren Folgeerkrankungen kann und soll daher keinesfalls verzichtet werden. Für das Zustandekommen und auch eine nach- haltige, ganzheitliche, Behandlung von Übersäuerungen und ihren Folgen gilt jedoch: Durch das, was Sie tagtäglich tun, oder unterlassen, bestimmen Sie selbst, wie lange und mit welcher Qualität Sie leben werden.
Wie also entsteht eine Azidose? Wo liegen ihre Ursachen? Wie können Sie feststellen, ob und in welchem Ausmass Ihr Körper bereits übersäuert ist? Wie können Sie gegensteuern, wenn Sie wissen, dass Sie unter einer Azidose leiden? Welche Möglichkeiten gibt es, einer krank- machenden Übersäuerung vorzubeugen?
Auf diese und andere Fragen will Ihnen dieses Buch fundierte und ausführliche Antworten geben. Im Fokus stehen hier insbesondere die Ursachen für Übersäuerungen, da den meisten Menschen, sehr wahrscheinlich auch Ihnen, nicht bewusst ist, wie übersäuert ihr Organismus durch jahrelange falsche Ernährungsgewohnheiten ist. Auch Stress und Ärger treiben über kurz oder lang den Säureanteil in die Höhe und ziehen einen Basenmangel, also eine Unter- versorgung mit alkalischen Substanzen, nach sich.
2 Grundwissen zum Säure-Basen-Geschehen
Der Körper versucht, in einem Gleichgewicht zu leben. Der Säure-Basen-Haushalt ist eine der wichtigsten Grundlagen dieser organischen Balance. Er beeinflusst praktisch alle körperlichen Funktionen und ist damit ein Grundbaustein für alle Vitalvorgänge innerhalb des Körpers. Ebenso ist eine ausgeglichene Säure-Basen-Relation eine wichtige Voraussetzung dafür, dass bei Krankheiten eine baldige Genesung eintritt. Wenn es zu einer Azidose kommt, versucht der Körper zunächst diesen Zustand selbst auszugleichen. Wenn dies nicht mehr gelingt, ent- wickeln sich übersäuerungsbedingte Symptome und Krankheitsbilder.
In diesem Kapitel lesen Sie, wie der Säure-Basen-Haushalt des Körpers funktioniert und wa- rum es so wichtig ist, ihn in einer ausgeglichenen Balance zu halten.
- Ursachen für die Säureangriffe auf den Körper
Säureangriffen ist der Körper praktisch ständig ausgesetzt. Die wichtigste Ursache für eine chronische Übersäuerung (latente Azidose) ist der moderne Lebensstil: Wir essen zu viel und oft vor allem ungesunde Lebensmittel. Beispielsweise führt der übermässige Genuss von Fleisch, Wurst, industriell produziertem Käse, kohlensäurehaltigen Getränken oder „lee- ren“ Kohlehydraten, etwa Weissmehl und Zucker, dazu, dass der Organismus vermehrt Phos- phor- und Schwefelsäuren bildet. Alkohol ist ebenfalls ein wirkungsvolles Mittel, um eine Übersäuerung voranzutreiben.
Bei den Auswirkungen einiger Lebensmittel auf den Säure-Basen-Haushalt spielen auch se- kundäre und in der Regel mengenabhängige Faktoren eine Rolle. Beispielsweise gilt Kaffee aufgrund seines hohen Kaliumgehalts als basisches Produkt, jedoch bewirkt er eine Anreiche- rung des Urins mit Säuren. Ernährungsexperten nehmen daher an, dass grössere Mengen Kaf- fee im Körper eine Stressreaktion bewirken, die dazu führt, dass die Säurebelastung des Or- ganismus ansteigt. Auch Zucker, Honig oder (naturbelassene) Marmelade führen nicht unmit- telbar zu einer höheren Säurebelastung. In grösseren Mengen genossen, wirken sie sich je- doch auf die Beschaffenheit der Darmflora aus, was indirekt zu einem Anstieg des Säurespie- gels im Organismus führen kann.
Durch chronischen Bewegungsmangel, Rauchen und zu wenig Schlaf wird der Säure-Basen- Haushalt ebenfalls belastet. Für die entsprechenden Auswirkungen von Stress und Ärger hat der Volksmund seit langem eine treffende Formulierung gefunden. Überlegen Sie doch bitte einmal, wie oft Sie denken oder Ihrem Gegenüber mitteilen, dass Sie gerade „sauer“ sind.
Alle diese Faktoren greifen unter anderem in die Energiegewinnung in den Körperzellen ein, die hierdurch zu wenig Sauerstoff erhalten. Gleichzeitig wird die Produktion von Milchsäure und anderen sauren Substanzen angekurbelt. Eine „sitzende Lebensweise“ und insbesondere Tabakkonsum führen ausserdem zu Beeinträchtigungen der Atemfunktion, so dass die Menge von überschüssigem CO2 in den Körpergeweben steigt. Auch Flüssigkeitsmangel treibt den Säurespiegel in die Höhe. Saure Stoffwechselprodukte werden überwiegend über die Nieren ausgeschieden. Wer zu wenig trinkt, riskiert eine Übersäuerung, da es dem Körper dann nicht möglich ist, genügend Urin für die Ableitung schädlicher Säuren zu produzieren. Auch Ein- schränkungen der Nierenfunktion haben eine Übersäuerung zur Folge.
Als Folge dieser Einflüsse sind latente Azidosen ein gesundheitliches Risiko, von dem die absolute Mehrheit der Bevölkerung betroffen ist. Chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Rü- ckenschmerzen, Skeletterkrankungen oder Zahnprobleme haben ihre Wurzeln fast immer (auch) in einer Übersäuerung des Körpers. Mediziner schätzen, dass von den 80 Millionen Deutschen nur fünf Prozent nicht mehr oder weniger stark mit einer chronischen Übersäue- rung und ihren Folgen kämpfen. Davon auszugehen ist, dass sich die Situation in anderen westlichen Industrieländern kaum grundlegend anders darstellt. Azidosen sind auch hier ein Massenphänomen.
- Puffersysteme für den Säure-Basen-Ausgleich
Zum Glück ist der Organismus den permanenten Säureangriffen nicht schutzlos ausgeliefert. Der Säure-Basen-Haushalt verfügt über Puffersysteme, die in der Lage sind, Übersäuerungs- tendenzen in gewissem Umfang auszugleichen.
Der menschliche Körper versucht, den pH-Wert der meisten Organe und Körperflüssigkeiten konstant über dem Niveau von 7, also im basischen Bereich, zu halten. Dieser Wert, lateinisch potentia Hydrigenii (pH), gibt an, wieviel Wasserstoff in einer wässrigen Lösung enthalten ist. Die pH-Skala umfasst eine Spanne von 1 bis 14. Ein pH-Wert von 7 bezeichnet einen neutra- len Zustand. Werte über 7 sind basisch, Werte unter 7 weisen eine Säure aus. Je niedriger der pH-Wert ist, desto saurer ist das jeweilige Milieu. Durch eine saure Umgebung wird unter anderem die Präsenz von Sauerstoff limitiert.
Die Funktion von Puffern erfüllen Mischungen aus schwach sauren und basischen Substanzen. Schädliche Schwankungen des pH-Werts neutralisieren sie durch ihre Fähigkeit, sowohl saure als auch basische Stoffwechselprodukte zu binden. Der Organismus verfügt über mehrere solcher Säure-Basen-Puffer. Ein Beispiel hierfür ist der Bicarbonat-CO2-Puffer, der zu den wichtigsten Puffersystemen im menschlichen Körper zählt. Bestandteile dieses Systems sind
Bicarbonat (HCO3), Wasser (H2O), Kohlendioxid (CO2) sowie Carbonsäure (H2CO3, Kohlen- säure) und Wasserstoffionen (H+). All diese chemischen Substanzen sind in der Lage, rasch ineinander überzugehen. Wenn die Menge einer oder mehrerer von ihnen in überproportiona- lem Masse steigt, setzt ein Ausgleichsmechanismus ein. Beispielsweise wird im Fall einer kurzfristigen Übersäuerung vermehrt CO2 gebildet, dass schnell und effizient über die Lungen ausgeschieden wird, sofern die Atemfunktion keinen Beeinträchtigungen unterliegt. Dieser Prozess funktioniert übrigens auch in umgekehrter Richtung: Bei einer Alkalisierung, also dem Anstieg basischer Substanzen über den körpereigenen Normalwert, verlangsamt sich die Atmung, so dass CO2 im Blut zurückgehalten wird und stattdessen die Bicarbonat- Ausscheidung über die Nieren steigt.
- Jedes Organsystem besitzt seinen eigenen pH-Wert
Die körpereigene Regulierung des Säure-Basen-Haushalts ist auch deshalb so sensibel, weil sich die Menge der Säuren und Basen im Organismus ständig ändert, der pH-Wert des Blutes und anderer Organe bzw. Organsysteme jedoch durch die verschiedenen Puffersysteme nahe- zu konstant gehalten werden muss.
Ein Beispiel: Der normale pH-Wert des Blutes liegt zwischen 7,35 und 7,44. Er ist somit leicht basisch. Ab einem pH-Wert von 7,35 im Blut liegt eine akute Azidose vor. Wenn der pH-Wert des Blutes unter 7,15 fällt, liegt ein lebensbedrohlicher Zustand vor, der dringend medizinisch behandelt werden muss. Der Körper wird in diesem Fall von sauren Stoffwech- selprodukten regelrecht überschwemmt, was seine Puffersysteme ausser Kraft setzt. Hier- durch vermindern sich die Herzleistung und der Blutdruck, die Gefässe in den Extremitäten weiten sich. Die Atmung beschleunigt sich. Bei einer akuten Azidose hyperventilieren die Betroffenen. Gleichzeitig versuchen sie, aussergewöhnlich tief zu atmen, um die akute Über- säuerung durch eine möglichst grosse Ausscheidung von CO2 zu kompensieren. Aus einer solchen akuten Übersäuerung resultieren schliesslich Schocksymptome, die ohne medizini- sche Hilfe tiefe Bewusstlosigkeit, Organversagen oder einen Atemstillstand nach sich ziehen würden.
Andere Organe benötigen im gesunden Zustand dagegen ein saures Milieu: Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Magen, dessen pH-Wert zwischen 1 und 2 liegt, was sehr hohe Säure- grade ausweist. Der Magensaft bzw. die „Magensäure“ enthält neben eiweissspaltenden En- zymen und einigen anderen Bestandteilen vor allem schwach konzentrierte Salzsäure, um den Verdauungsprozess der Nahrung einzuleiten.
Normalbereiche des pH-Werts für verschiedene Körperflüssigkeiten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In einem gesunden Organismus werden diese Werte durch die körpereigenen Pufferkapazitä- ten aufrechterhalten. Zur Erklärung kann auch hier die Beschaffenheit des Blutes dienen. Der pH-Wert des fliessenden Blutes wird aufrechterhalten, indem überschüssige Säuren aus der Blutbahn in die umliegenden Gewebe abgeleitet werden. Als erstes erfolgt diese Ableitung in einfache Gewebe, zu denen insbesondere das Bindegewebe (Faszien) zählt. Komplexere Ge- webe, Organe oder das Nervensystem sind dagegen deutlich später von solchen, letztlich schädlichen, Säureeinlagerungen betroffen. Jedoch kann auch die Säureanreicherung der Fas- zien unangenehme Folgen haben, wenn sie nicht kurzfristig wieder ausgeglichen wird. Das Bindegewebe umkleidet sämtliche Organe. Es erfüllt Schutzfunktionen, sorgt für die Stabilität der Körperformen und ermöglicht eine reibungslose Muskelarbeit. Das sogenannte lockere Bindegewebe dient ausserdem als Wasserspeicher und beherbergt zahlreiche Abwehr- und Entzündungszellen, ohne deren Tätigkeit das Immunsystem des Körpers nicht mehr auf nor- male Weise funktioniert.
- Was sind latente Azidosen?
Unabhängig von den betroffenen Körpergeweben, Organen oder Organsystemen führt eine verstärkte Einlagerung von Säuren, zu einer lokalen Azidose. Sie wird in der Regel nicht er- kannt, manifestiert sich also als latente (verborgene) Azidose. Latente Azidosen sind ein Übergangsstadium, das einer chronischen und tendenziell systemischen Übersäuerung vorge- lagert ist. Zwar ist der Körper vorerst noch in der Lage, Säuren zu puffern, baut hierfür jedoch bereits Basen ab, die in den Organen lagern. In frühen Stadien betrifft dieser Basenabbau vor allem basische Mineralstoffe aus den Knochen, was langfristig Osteoporose und andere Ver- schleisserkrankungen des Bewegungsapparates zur Folge haben kann.
Bei einer latenten Azidose finden keine oder nur sehr geringe Veränderungen des pH-Werts der betroffenen Organe statt. Der Körper versucht, das Absinken des pH-Werts unter den Normbereich zu verhindern, jedoch ist die Kompensationsfähigkeit seiner Säure-Basen-Puffer bereits vermindert. Latente Gewebeazidosen spielen als alltägliches Gesundheitsrisiko im Vergleich zu bereits stärker ausgeprägten oder systemischen Übersäuerungen eine prominente Rolle. Auch durch sie wird das Risiko, verschiedene Krankheitsbilder zu entwickeln jedoch signifikant erhöht, da die Basenspeicher des Körpers bereits leer sind. Ohne aktives Gegen- steuern verwandelt sich eine latente Azidose früher oder später in eine manifeste und chroni- sche Azidose, die sich in der klinischen Praxis in Form verschiedener chronischer Erkrankun- gen zeigt.
- Ein durchschnittlicher pH-Wert unter 7 ist ein Gesundheitsrisiko
Der biologische Idealzustand ist gegeben, wenn, einmal abgesehen vom Magen und wenigen anderen Organen, die für ihr gesundes Funktionieren eine saure Umgebung brauchen, der pH- Wert von Geweben und Körperflüssigkeiten die Grenze von 7,4 bis 7,5 nicht unterschreitet. Die Realität sieht leider völlig anders aus: Die meisten Menschen besitzen einen durchschnitt- lichen organischen pH-Wert von 5,5, auch noch niedrigere Werte sind alles andere als ausser- gewöhnlich.
Zur Messung des durchschnittlichen pH-Wertes gibt es verschiedene Verfahren. Der Arzt nimmt hierfür möglicherweise eine Blutgasanalyse vor, zu der die Messung des Bicarbonat- Wertes sowie des CO2-Partialdrucks des Blutes zählen. Alternativ kann der pH- Durchschnittswert des Organismus auch zu Hause durch eine Urinuntersuchung mittels ent- sprechender Teststreifen vorgenommen werden. Üblicherweise wird hierfür der Morgenurin untersucht, da der Körper vorwiegend in der Nacht entsäuert und der Säuregehalt des Mor- genurins daher besonders hoch ist. Wird hierbei ein pH-Wert unter 7 ermittelt, ist es Zeit, Massnahmen gegen die offensichtlich bereits vorhandene Übersäuerung zu ergreifen und ins- besondere die Demineralisierung der Gefässe, Knochen und inneren Organe aufzuhalten, die sonst zu verheerenden gesundheitlichen Folgen führen würde. Der Körper selbst verhält sich hier durchaus rational: Die Demineralisierung ist ein Prozess der Überlebenssicherung, der davon ausgeht, dass zu einem späteren Zeitpunkt die Mineralienspeicher des Organismus wieder in ein gesundes Gleichgewicht geraten.
Auf die Möglichkeiten, dem Körper hierfür von aussen nicht nur Basen, sondern auch Mine- ralien zuzuführen, kommen wir später noch in detaillierter Form zurück. Festzuhalten ist hier zunächst, dass es bei der Wiederherstellung eines ausgewogenen und gesunden Säure-Basen-Gleichgewichts nicht nur nötig ist, eine Entsäuerung des Körpers, sondern auch eine nachhal- tige Remineralisierung zu erreichen.
Hier liegt allerdings auch ein Dilemma der konventionellen medizinischen Praxis: Viele Ärzte interessieren sich unterhalb des Zusammenbruchs elementarer Körperfunktionen, wie er bei- spielsweise bei einem Herzinfarkt gegeben ist, nicht für die Möglichkeit einer Azidose im Blut, die gravierende gesundheitliche Beeinträchtigungen inklusive solcher lebensbedrohli- chen Zustände nach sich ziehen kann. Ihre Argumente lauten, dass insbesondere das Blut her- vorragende Fähigkeiten zur Säure-Basen-Pufferung besitzt und der Organismus zudem über mehrere funktionelle Strategien verfügt, um Störungen des Säure-Basen-Haushalts auszu- schliessen. Auf dieser Grundlage sind sie der Ansicht, dass eine Übersäuerung des Blutes praktisch ausgeschlossen ist.
- Wie eine Übersäuerung zu Energiemangel führt und die Blutgefässe schädigt
Richtig ist dabei, dass das Blut unter allen Umständen versucht, seinen Norm-pH-Wert von etwa 7,36 aufrechtzuerhalten. In den grossen Blutgefässen gelingt dies in der Regel auch. Da- gegen zeigen sich in den kleinen Gefässen, den Arteriolen, Venolen sowie den Kapillargefäs- sen schon frühzeitig Übersäuerungsprobleme. Der Austausch von Gasen, Stoffwechselpro- dukten und anderen Substanzen geht vor allem in den kleinen Blutgefässen vor sich. Auch von Säureeinleitungen sind sie in besonders hohem Mass betroffen, da die Zellen dafür sorgen, überschüssige Säuren über Pumpen und sogenannte Antiportsysteme nach aussen in die nächstgelegenen Gefässe zu befördern. Hier werden sie verdünnt, zirkulieren jedoch weiterhin im Blut und tragen folglich zur Steigerung des Säureanteils des Blutes bei.
Antiportsysteme sind Gegenregulationsmechanismen, die der Körper nur im Notfall aktiviert. Sie beruhen auf der Wirkung von sogenannten Carrier-Proteinen in der Zellmembran, die für den passiven Transport eines oder mehrerer Stoffe durch biologische Membranen sorgen. Carrier-Proteine wirken substratspezifisch, dabei ändert sich die Molekülstruktur der transpor- tierten Stoffe. Als Antiporter transportieren sie eine Substanz gegen ihren elektrochemischen Gradienten. Dabei wird ein Stoff in die Zelle transportiert, der zweite gelangt aus der Zelle in den Extrazellularraum.
Wie ein solches zelluläres Antiportsystem funktioniert und in welchem Zusammenhang es zu Azidosen und Demineralisierungsvorgängen steht, verdeutlicht das folgende Beispiel: Durch den Na+ H+ Antiport als einem Bestandteil der körpereigenen Puffersysteme gegen Übersäu- erungen strömen positive Wasserstoffionen (H+) aus der Zelle, stattdessen fliessen Natriumi-onen (Na+) ein. Hierdurch wird die Zelle mit Natrium überladen, was zusammen mit dem Einströmen von Wasser auf zellulärer Ebene eine osmotische Schwellung nach sich zieht.
Der Natriumüberladung wirkt normalerweise ein weiteres Membran-Transportsystem, der Na+ Ca2+ Austauscher, entgegen. Bei einem Überschuss an Natrium setzt ein Umkehrmecha- nismus ein: Antiporter, die für diese beiden Substanzen spezifisch sind, leiten Natrium aus der Zelle und stattdessen Calcium in die Zelle ein. Wenn dieser Prozess nicht durch das Zurück- fahren der Säureproduktion gestoppt wird, stimuliert das Calcium dort Enzyme, die beginnen, Lipide und Enzyme abzubauen. Hierbei handelt es sich um ein Gefahrensignal sonderglei- chen: Der Energiestoffwechsel der Zelle sowie die Aufnahme und Verarbeitung bestimmter Vitamine sind aus dem Gleichgewicht geraten.
Durch den Überschuss an Natrium wird ausserdem sehr energieintensiv die Na+ K+ Pumpe angekurbelt, die für eine Ausleitung von Natriumionen und die Einleitung von Kaliumionen sorgt. Hierfür sind auf zellulärer Ebene besonders grosse Mengen Energie erforderlich. Eben- so wie aus der Einlagerung von Calcium in die Zellen resultiert hieraus ein Energiemangel, der sich als Folge jeder Azidose bildet. Die verschiedenen Antiportsysteme, die den Körper eigentlich vor Übersäuerungen schützen sollen, erzeugen unter dem fortgesetzten Säureein- fluss einen Teufelskreis, der nur gestoppt wird, wenn die Konzentration der H+ Ionen in den Zellen wieder ansteigt und sich damit ihr gesamter Stoffwechsel normalisiert.
Zudem bewirkt die Senkung des pH-Werts in Blut und Lymphe eine positive Ladung der Pro- teine sowie eine geringere Dissoziationsneigung von Lipiden und Proteinen. Mit anderen Worten: Ihre Fähigkeit, sich in kleinere Moleküle aufzuspalten, sinkt. Stattdessen werden verstärkt Ca+ Ionen freigesetzt, die in sämtliche naheliegenden Körperzellen und auch in die Erythrozyten, die roten Blutkörperchen, übertreten. Die Membran der Blutzellen wird hier- durch unflexibel, so dass sie ihre Verformbarkeit verlieren, die für das Passieren der Kapillar- gefässe jedoch unverzichtbar ist. Vor allem bei einer Betrachtung unter dem Dunkelfeldmik- roskop ist eine deutliche Geldrollenbildung (Roleau-Bildung, Pseudoagglutination) erkennbar. Dieser Begriff beschreibt eine Stapelbildung der roten Blutkörperchen, die unter dem Mikro- skop wie aneinandergereihte Geldstücke erscheinen. Eine Untersuchung des Blutes auf Geld- rollenbildung gibt diagnostische Hinweise darauf, ob eine Azidose im Entstehen begriffen ist oder bereits vorliegt.
Die Erstarrung der Erythrozyten aufgrund von Ca+ Ionen ist reversibel. Solange sie besteht, sind die Versorgung und der Abtransport von Stoffwechselprodukten aus den Kapillargefäs- sen jedoch wesentlich gestört. Ihre Zellen müssen vom aeroben (unter Beteiligung von Sauer-stoff ablaufenden) in den anaeroben (sauerstoffarmen oder sauerstofffreien) Energiezyklus wechseln. Das Entstehen einer latenten und später auch einer manifesten Azidose in den Ka- pillarregionen ist damit vorprogrammiert.
Dieser Effekt verstärkt sich, wenn Flüssigkeit aus den Kapillaren in die Gefässwände und in das Lymphsystem des Körpers übertrifft, wodurch sich die Blutviskosität erhöht. Der Blut- strom wird zähflüssig, seine Fliessgeschwindigkeit nimmt ab. Auch die Nieren reagieren auf den H+ Überschuss im extrazellulären Raum und öffnen in diesem Fall ein Notventil. Statt im Austausch gegen Natrium das Spurenelement Kalium in die Nierenkanäle abzuleiten, werden H+ Ionen ausgeschieden, so dass der pH-Wert des Urins zunehmend saurer wird.
Generell gilt, dass durch Azidosen der Kaliumhaushalt des Körpers angegriffen wird, wodurch sich wiederum der Übersäuerungseffekt verstärkt. Kalium ist ein wichtiges Spuren- element, das für die Flüssigkeitsbalance des Körpers, die Aktivierung verschiedener Enzyme, die Reizleitung zwischen den Zellen und den Energiestoffwechsel von Herz und Kreislauf unverzichtbar ist. Bei einer Übersäuerung fällt in der Regel auch der Kaliumspiegel ab. Auch bei einem scheinbar noch normalen Kaliumspiegel kann es durch Azidosen intrazellulär zu erheblichen Mangelzuständen kommen, da durch die wachsende Anzahl von H+ Ionen eine Verdrängung der K+ Ionen aus dem Zellinneren in das Blutplasma einsetzt. Bei manifesten Übersäuerungen sind daher oft Kaliumgaben in Form von Kaliumbicarbonat indiziert.
- Was bei einer Azidose des Blutes im Bindegewebe vor sich geht
Das Bindegewebe kommt in allen Bereichen des Körpers vor. Es schützt die Organe vor Be- schädigungen und hält ihre Formen aufrecht, dient als Wasserspeicher und spielt für die Im- munabwehr eine zentrale Rolle. Zum Bindegewebe gehören die sogenannten Faszien oder Weichteilkomponenten, die Knochen- und Knorpelgewebe und das Fettgewebe. Zum Teil wird auch das Muskelgewebe dem Bindegewebe zugerechnet.
Das Bindegewebe enthält vergleichsweise wenige Zellen, dagegen ist es reich an der soge- nannten Zwischenzellsubstanz oder extrazellulären Matrix. Sie besteht aus kollagenen (stüt- zenden, strukturgebenden) und elastischen Faserproteinen sowie der sogenannten Grundsub- stanz als ihrem ungeformten Teil. Die Grundsubstanz weist eine sehr heterogene Zusammen- setzung auf. Zu ihren wesentlichen Bestandteilen gehören verschiedene langkettige Zucker- moleküle (Glykosaminoglykane) sowie Adhäsionsproteine, die über zelluläre Rezeptoren mit den Körperzellen interagieren und deren Zusammenhalt (Adhäsion) bewirken. Die Glykosa- minoglykane sind mit Ausnahme der Hyaluronsäure an verschiedene Proteine gebunden und werden dann als Proteoglykane bezeichnet. Die Hyaluronsäure dockt an diesen Molekülen an und sorgt für deren immense Wasserbindungsfähigkeit. Ausserdem vermitteln die Proteogly- kane diverse Wechselwirkungen zwischen den Proteinen in der extrazellulären Matrix, binden Botenstoffe, beeinflussen den Auf- und Abbau von Geweben und verschiedene Zellfunktio- nen. Zusammen mit der Hyaluronsäure bilden sie einen hochmolekularen poly-anionischen Komplex, der beispielsweise für die Kompressionsfähigkeit des Knorpelgewebes sorgt.
Für die Regulation des Säure-Basen-Haushaltes respektive die Neutralisierung und Ausschei- dung von Säuren ist neben den Nieren als dem einzigen Organ, das in der Lage ist, auf direk- tem Wege Säure auszuscheiden, den Lungen und der Haut auch das Bindegewebe wichtig. Die Proteoglykane in der extrazellulären Matrix besitzen die Fähigkeit zur Säurebindung und stabilisieren so den pH-Wert des Blutes. Allerdings sinkt bei einer Übersäuerung die Wasser- bindungsfähigkeit des Bindegewebes.
Im Gegenzug ziehen bereits leichte Änderungen des Blut-pH-Werts Veränderungen der phy- sikochemischen Eigenschaften der Proteoglykane nach sich. Deren Wasserbindungsfähigkeit wird massgeblich durch den Dissoziationsgrad der funktionellen Säurereste bestimmt, der wiederum entscheidend vom Status des pH-Werts abhängt. Eine latente Azidose wirkt sich hierdurch stark auf die Beschaffenheit des Knorpelgewebes und anderer Bindegewebe aus. Die komplexe Struktur der extrazellulären Matrix erlaubt bisher keine direkte Messung der Gewebefunktionen bei unterschiedlichen Graden der Säurendissoziation. Wissenschaftlich gesichert ist jedoch, dass bei einer latenten oder manifesten Übersäuerung im Bindegewebe ein azidotisches und sehr schlackenreiches Stauungsödem entsteht. Dieses ist die Schmerzur- sache bei jeder lokalen Azidose, beispielsweise bei aktivierten Arthrosen, Rheuma, Angina pectoris oder Arterienverschlüssen (Claudicatio intermittens).
- Der Mensch – ein basisches Wesen
Aufgrund seines Blut-pH-Wertes von 7,36 bis 7,44 ist der Mensch sehr eindeutig ein basi- sches Wesen, solange sich sein Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht befindet. Diese Konstellation setzt sich in vielen Bereichen von Natur und Umwelt fort. Beispielsweise ist der durch die Luftverschmutzung und säurebildende Abgase entstehende saure Regen als die wichtigste Ursache für die potentiell tödliche Übersäuerung der Erde bekannt. In Gewässern beginnen die Fische ab einem pH-Wert von 5 zu sterben, auch die meisten anderen Organis- men können in einem derart sauren Milieu nicht lange überleben.
Das Säure-Basen-Gleichgewicht im menschlichen Körper wird insbesondere durch die Menge der stickstoffhaltigen Säuren beeinflusst, die insbesondere beim Abbau von Eiweissen entste- hen und beispielsweise als Harnsäure und Harnstoff in Erscheinung treten. Hinzu kommen
Belastungen des Säure-Basen-Haushalts durch körperfremde Säuren, durch Schadstoffe, die mit der Nahrung aufgenommen werden sowie durch saure Gärungs- und Fäulnisgifte aus dem Darm. Zur Neutralisierung von Säuren und anderen Giften werden Mineralien benötigt. Bei einer Übersäuerung zapft der Körper folglich seine Mineralienspeicher an, um das Funktio- nieren seiner Säurepuffer abzusichern. Allerdings werden die neutralisierten Säuren als Schla- cken in den Organen und anderen Körpergeweben abgelagert, was wiederum den Alterungs- prozess vorantreibt.
Problematisch ist in diesem Kontext, dass der menschliche Körper nicht in der Lage ist, Basen aus sich selbst heraus zu schaffen, sondern auf eine Basenzufuhr durch die aufgenommene Nahrung angewiesen ist. Demgegenüber entstehen Säuren im Rahmen verschiedener Stoff- wechselprozesse. Stress und falsche Ernährungsgewohnheiten, beispielsweise zu schnelles Essen, die Aufnahme zu grosser Nahrungsmengen oder eine säurereiche Kost, tragen eben- falls zu Übersäuerungstendenzen bei. Letztlich fällt es dem modernen Menschen schwer, sei- ne Natur als basisches Wesen zu realisieren und auf Dauer aufrechtzuerhalten, woraus im- mense gesundheitliche Risiken resultieren.
3 Der pH-Wert oder die Kraft des Wasserstoffs
Dass die Stärke von Säuren oder Basen anhand der 14-stufigen pH-Skala gemessen wird, wurde bereits dargelegt. Eine Säure ist eine chemische Verbindung, die das Element Wasser- stoff (H) enthält, die Fähigkeit besitzt, positive Wasserstoffionen (H+) abzuspalten und des- halb sauer reagiert. Der pH-Wert von Säuren liegt unter dem Neutralwert 7 – je stärker eine Säure ist, desto niedriger ist ihr pH-Wert. Die chemische Struktur von Basen beruht dagegen auf dem Vorhandensein von Hydroxidionen (OH-). Sie entstehen durch die Reaktion von Ba- sen mit Wasserstoff und die molekulare Bindung von Wasserstoff- und Sauerstoffatomen. Die negative Ladung der Hydroxidionen kommt durch den Sauerstoff zustanden. Der pH-Wert von Basen liegt zwischen 7 und 14.
Bei einem neutralen pH-Wert von 7 enthalten chemische Verbindungen die gleiche Menge an H+ und OH- Ionen. Die Stärke einer Säure hängt von der Konzentration der Hydroxidionen ab, die Stärke einer Base wird dagegen durch die Konzentration der H+ Ionen definiert. Durch die logarithmische Struktur der pH-Skala werden Konzentrationsprozesse in beide Richtungen sehr gut abgebildet. Beispielsweise ist die Säurekonzentration bei einem pH-Wert von 5 zehn Mal stärker, als bei einem pH-Wert von 6.
Säuren und Basen verhalten sich gegensätzlich zueinander. Ein gesunder Organismus benötigt immer beide Wechselspieler in einem ausgeglichenen Verhältnis. Saure und basische Verbin- dungen neutralisieren sich gegenseitig. Wenn Säure- und Basenmoleküle miteinander reagie- ren, entstehen neutrale Salzmoleküle, die normalerweise problemlos ausgeschieden werden. Bei einem Basenmangel werden diese Salze dagegen in den Organen und Geweben eingela- gert.
- Wie Sie Ihren pH-Wert selber messen können
Der pH-Wert einer Lösung kann mit unterschiedlichen Methoden gemessen werden. In Labo- ren werden hierfür sehr aufwändige Verfahren angewendet. Alltagstauglich ist dagegen die Bestimmung des Säuregehalts des Urins mit pH-Teststreifen, die in Apotheken oder Droge- rien erhältlich sind. Empfehlenswert ist, den pH-Wert des Urins regelmässig zu kontrollieren. Durch diese Messungen behalten Sie Ihr Säure-Basen-Gleichgewicht im Blick und wissen, ob Sie in ausreichender Menge Basen zu sich nehmen.
pH-Teststreifen bestehen aus einem speziellen Indikatorpapier. Wenn sie in den Urin gehalten werden, verfärben sie sich je nach dessen Säuregrad schwächer oder intensiver. Optimal sind Teststreifen, die den pH-Wert einer Lösung im Bereich zwischen 5,2 und 7,4 ermitteln.
Anfangs sollten Sie Ihren Urin-pH-Wert mehrmals täglich sowie über mehrere Tage messen, um zuverlässige und aussagefähige Ergebnisse zu erhalten. Später reichen eintägige Messun- gen zur Kontrolle Ihres Säure-Basen-Haushaltes aus. Die Messungen sollten nicht unmittelbar nach einer Mahlzeit, sondern etwa zwei Stunden später vorgenommen werden. Mit den Mes- sungen können Sie an einem beliebigen Tag beginnen. Bei den ersten Messungen ist jedoch wichtig, dass Sie an den Messtagen und an den beiden Vortagen keine Basenmittel als Nah- rungsergänzung zu sich nehmen, um ein objektives Messergebnis zu erhalten.
Der pH-Wert des Urins verändert sich im Lauf des Tages. Hierfür spielen verschiedene kör- perliche und auch psychische Faktoren eine Rolle. Ihr Morgenurin wird normalerweise sauer sein und einen pH-Wert von bis zu 5 erreichen, da der Körper vor allem nachts entsäuert und dabei Säuren aus dem Bindegewebe in die Nieren transportiert. Der saure Morgenurin gibt also einen Hinweis darauf, dass Ihr Säure-Basen-Haushalt funktioniert und diese Säuren tat- sächlich ausgeschieden werden. Falls der pH-Wert des Urins auch tagsüber zwischen 5 und 6 verharrt, liegt dagegen die Vermutung nahe, dass Sie an einer Gewebeübersäuerung leiden. Wenn er den Neutralwert 7 erreicht, zeigt dies an, dass sich Ihr Körper aktuell von der Säure- last befreit hat und nun damit beginnt, auch Basen auszuscheiden. Ohne Einnahme von Ba- senmitteln werden Sie feststellen, dass der Urin-pH-Wert zwischen den verschiedenen Mess- zeiten einem Kurvenverlauf folgt, der aus den Säure-Basen-Regulationsprozessen des Körpers resultiert.
Andere Messergebnisse entstehen, wenn Sie sich einer langfristigen Basen-Behandlung unter- ziehen. In diesem Fall sollte die Verwendung von Basenmitteln natürlich auch an den Mess- tagen nicht unterbrochen werden. Jetzt sollte auch der pH-Wert des Morgenurins zwischen 7 und 7,5 liegen. Optimal ist ein Wert um 7,4, der mit dem Gleichgewichts-Sollwert des Blutes übereinstimmt. Ein neutrales oder basisches Messergebnis zeigt an, dass in den Geweben kein Säureüberschuss mehr vorhanden ist, der über die Nieren ausgeschieden werden muss. Sie sehen daran auch, dass Ihre Basen-Kur erfolgreich ist.
Die Nieren selbst erreichen ihre höchste Ausscheidungskraft bei einem Urin-pH-Wert von 5,4. Allerdings sollten Sie dabei auch bisher unbekannte Vorerkrankungen des Ausscheidungssys- tems mitbedenken und Ihre Nieren nicht unnötig durch Säuren strapazieren. Die Gefahr des Ausreizens der Nierenfunktion verringern Sie wirksam und aktiv, indem Sie während einer Entsäuerungskur abends sowohl basische Lebensmittel als auch Basen-Präparate zu sich nehmen und Ihren Säure-Basen-Haushalt damit während der Nacht entlasten.
Im Hinblick auf die Nierenfunktion spielt auch eine Rolle, dass dieses Organ leicht auszu- tricksen ist. Beispielsweise ist sie nicht in der Lage, intrazellulär verborgene H+ Ionen zu er- kennen, die folglich auch nicht ausgeschieden werden. Auch extrazelluläre Säuren können für die Nieren problematisch werden, falls ein Mangel des Enzyms Carboanhydrase vorliegt, das benötigt wird, um H+ Ionen aus HCO-Verbindungen herauszulösen. Da Carboanhydrase ein zinkhaltiges Enzym ist, liegt Funktionsstörungen der Niere in diesem Rahmen oft ein Zink- mangel zugrunde. Eine weitere Ursache kann in der Einnahme von bestimmten Entwässe- rungsmedikamenten (Diuretika) besehen, die die Wirkung der Carboanhydrase hemmen.
Wenn Sie mit Ihrer Basen-Kur beginnen, werden Sie feststellen, dass Sie sich den günstigen pH-Werten nur sehr langsam nähern. Ihr Körper benötigt vorerst Zeit, um die langfristig an- gesammelten Säureüberschüsse auszuscheiden. Männer brauchen hierfür im Vergleich zu Frauen meistens länger. Zudem werden Sie sehr schnell merken, dass die Urin-pH-Werte wieder sinken, sobald Sie die Einnahme von Basen-Präparaten beenden oder zu wenig basi- sche Speisen zu sich nehmen.
- Was der Urin-pH-Wert über den Zustand der Gewebe aussagt
Als Pionier in der Erforschung des Säure-Basen-Haushalts gilt der Biochemiker Friedlich Sander, der in den 1950er Jahren eine Methodik entwickelte, die es erlaubt, aus dem pH-Wert des Urins Rückschlüsse auf den Zustand der Körpergewebe zu ziehen. Sander stellte fest, dass die Azidität von Körpergeweben unter anderem von der aufgenommenen Nahrung abhängt.
Alle pH-Wert-Messungen ermöglichen unabhängig davon, ob Blut, Urin oder Speichel unter- sucht werden, grundsätzlich nur eine Momentaufnahme des Stoffwechselgeschehens. Gleich- zeitig repräsentieren die verschiedenen Körperflüssigkeiten verschiedene organische Systeme: Die im Blut gemessenen Werte können als Indikatoren für den Energiestrom im Organismus angesehen werden. Der Urin verweist auf das Ausscheidungssystem und der Speichel auf die Sekretion des Körpers. Im Zeitverlauf der Messungen ist im Hinblick auf den Säure-Basen- Haushalt in allen drei Systemen eine immense Dynamik nachweisbar. Dagegen lassen sich die Vorgänge im Bindegewebe und anderen Körpergeweben messtechnisch, analytisch und diag- nostisch nur schwer erfassen.
Auf der Grundlage der Methodik von Sander ist es jedoch möglich, anhand der Doppelfunkti- on der Magenschleimhaut-Zellen den Zusammenhang von Säure-Basen-Haushalt, Urin-pH- Wert und Puffersystemen zu erfassen und aus den Messwerten Schlussfolgerungen für die Gewebeazidität abzuleiten.
Beispielsweise werden im Magen permanent Natriumbicarbonat (NaHCO) und Salzsäure (HCl) gebildet. Als stärkste Säure verbleibt die Salzsäure im Magen, während das Natriumbi- carbonat als stärkste Base in die Blutbahn übergeht. Wenn die sogenannten basophilen („ba- senliebenden“) Organe, beispielsweise der Dünndarm, die Bauchspeicheldrüse, die Gallenbla- se und die Leber, das Natriumbicarbonat nicht aufnehmen würden, bestünde die Folge in einer schweren Alkalose. Im Umkehrschluss ist der Magen gezwungen, mehr Natriumbicarbonat zu produzieren, wenn diese Organe zur Verdauung und damit verbundene Stoffwechselprozesse grössere Mengen basischer Substanzen brauchen. Allerdings wird hierdurch auch die Säure- produktion im Magen angekurbelt, was sich als Sodbrennen bemerkbar machen kann. Falls dann zur Verminderung der Säureproduktion Säuresekretionshemmer oder Protonenpumpen- blocker eingenommen werden, wird auch die Basenproduktion zurückgefahren. Hierdurch entwickelt sich ein Basenmangel. Die Alternative zur Beseitigung des Säureüberschusses oh- ne schädlichen Einfluss auf den Basenhaushalt besteht übrigens in Gaben von Natriumhydro- genkarbonat, einem Natriumsalz der Kohlensäure, durch das sich das Säure-Basen- Gleichgewicht im Verdauungstrakt auf natürlichem Wege normalisiert. Sander wies diesen Zusammenhang anhand einer biochemischen Modellierung nach. Von der klassischen Medi- zin wird er bis heute überwiegend ignoriert. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis entwickelte Sander seine Methode zur Aziditätsmessung des Körpers.
- Messung der Gewebeazidität nach Sander
Die Ermittlung des Aziditätsquotienten nach Sander zielt darauf ab, zum einen den Grad der Gewebeübersäuerung und zum anderen die Kapazität der Puffersysteme des Körpers zu ermit- teln. Sie wird anhand einer Säure-Basen-Titration des Urins vorgenommen. Hierfür werden zwischen 6 Uhr morgens und 18 Uhr abends in dreistündigen Intervallen sechs Urinproben genommen. Ein Aziditätsquotient unter 20 verweist darauf, dass die Körpergewebe keiner relevanten Säurebelastung unterliegen, bei Werten über 80 liegt eine sehr starke Belastung vor. Diese Werte beziehen sich jeweils auf die mittlere Säurebelastung der Körpergewebe insge- samt. In den folgenden Jahrzehnten wurde Sanders Messmethode durch verschiedene Wissen- schaftler weiterentwickelt und verfeinert. Bis heute wird sie jedoch nur von wenigen, darauf spezialisierten, Laboren durchgeführt.
Für den Labortest sammelt der Patient um 6, 9, 12, 15 und 18 Uhr eine Urinprobe. Die Mahl- zeiten sollten zu festen Zeiten (9, 12 und 18 Uhr) und erst nach der Urinabnahme eingenom- men werden. Das Labor erhält die Urinproben sowie ein Formular mit Informationen über die Ernährungsgewohnheiten des Patienten. Anhand der Proben werden der Urin-pH-Wert sowie die Pufferkapazitäten des Körpers bestimmt. Das Ergebnis der Untersuchung ist grafisch dar- stellbar.
Die folgende Abbildung zeigen den Aziditätsstatus des Urins im Zeitverlauf für einen gesun- den Menschen (Kurve A), einen hochgradig übersäuerten Patienten (Kurve B) und einen Menschen, der sich in einer, für den Körper ebenfalls ungünstigen, sogenannten Basenstarre befindet, die allerdings nur entstehen kann, wenn hochdosierte Basen-Präparate eingenommen werden (Kurve C). Ausgewiesen wird jeweils der pH-Wert des Urins, der die Grundlage für die Berechnung des Aziditätsquotienten als Mass für ausgeschiedene freie Säuren bildet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung
Bei einem gesunden Säure-Basen-Gleichgewicht zeigt die Aziditätskurve des Urins einen typischen Verlauf:
- 6 Uhr: Der Morgenurin ist sauer, da der Körper damit saure Stoffwechselschlacken ausscheidet.
- 9 Uhr: Der Urin-pH-Wert ist neutral. Die sauren Stoffwechselprodukte wurden abge- führt. Ein Einfluss durch die Nahrungsaufnahme auf den Säure-Basen-Haushalt ist bisher nicht erfolgt.
- 12 Uhr: Der Urin ist sauer, da jetzt die Säuren ausgeschieden wurden, die mit dem Frühstück aufgenommen bzw. durch den Körper für den Verdauungsprozess produ- ziert wurden.
- 15 Uhr: Der Urin ist neutral oder basisch. Hier wirkt sich aus, dass der Körper zwei bis drei Stunden nach jeder Mahlzeit (Frühstück und Mittagessen) für den Verdau- ungsprozess eine sogenannte Basenflut erzeugt.
- 18 Uhr: Durch die stoffwechselbedingten Säureproduktion ist der Urin jetzt wieder sauer.
Anhand dieser Kurve wird auch die Ausgleichsfähigkeit des gesunden Körpers sichtbar, die bei übersäuerten Menschen oder Patienten in einer Basenstarre fehlt.
Ableiten lässt sich hieraus ausserdem, zu welchen Zeiten Basengaben sinnvoll sind. Optimal ist, wenn morgens vor oder kurz nach dem Frühstück (zwischen 6 und 10 Uhr) und mittags nach der Hauptmahlzeit (zwischen 14 und 16 Uhr) zusätzliche Basen eingenommen werden.
- Bestimmung der Gewebeazidität durch Blutanalyse
Auf der Grundlage des originalen Tests nach Sander lassen sich die Pufferkapazitäten des Körpers allerdings nur in sehr allgemeiner Form bestimmen. Sander selbst, aber auch andere Wissenschaftler, gingen später deshalb dazu über, die Säure-Puffer des Blutes durch die Mes- sung des Blut-pH-Werts im Rahmen einer Titration des venösen Blutes zu bestimmen. Hie- raus ergeben sich im Hinblick auf das Blut die folgenden Normalwerte:
1. pH-Wert des Blutes: 7,36 – 7,44
2. Pufferkapazität Blut: 47 – 56 mmol/l
3. Pufferkapazität Blutplasma: 27-36 mmol/l
4. Intrazellulärpuffer: > 20 mmol (Rechenwert, Differenz zwischen den Kapazitäten des Blutpuffers und des Plasmapuffers)
5. Basenüberschuss: -2 bis +2 (28 mmol/l minus Pufferkapazität des Plasmas)
Der pH-Wert des Blutes erlaubt für sich genommen keine Beurteilung der Gewebeazidität. Wenn die verschiedenen Puffer unter den Normalwerten liegen, induzieren sie jedoch einen systemischen Säureüberschuss. Der Basenüberschuss gibt zusätzliche Hinweise auf den Zu- stand des Säure-Basen-Haushalts und eine vorhandene Gewebeazidität. Sowohl die Normal- werte der Puffer als auch ein positiver Basenüberschuss sind heute ausgesprochen selten. Mit anderen Worten: Die weitaus meisten Menschen leiden unter einer mehr oder weniger ausge- prägten Übersäuerung.
4 Ein Spaziergang durch den menschlichen Körper
Im folgenden Kapitel unternehmen wir eine kurze Reise durch den menschlichen Körper, um eine Vorstellung davon zu erhalten, welche organischen Vorgänge für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt von Bedeutung sind.
Vorab die wichtigste Erkenntnis, die schon in der Antike zu den grundlegenden Vorausset- zungen der Medizin gehörte: Alle Organe sind in ihren Funktionen voneinander abhängig, alle körperlichen Vorgänge greifen auf irgendeine Weise ineinander.
Heute wissen wir, dass in jeder der etwa 100 Billionen Körperzellen ein grundlegender Vor- gang abläuft: Durch die Energiegewinnung in den Zellen entsteht fortlaufend Kohlensäure. Dabei handelt es sich um eine recht aggressive Säure, deren negative Wirkungen durch die Puffersysteme des Körpers jedoch sofort abgefangen werden, wenn diese funktionieren und die Neutralisierung der Kohlensäure daher problemlos möglich ist. Der Kohlensäure- Bikarbonat-Puffer ist eines der wichtigsten Säure-Basen-Puffer des menschlichen Körpers, der allerdings auch leicht aus dem Gleichgewicht geraten kann. Zudem müssen Sauerstoff, Nährstoffe und Stoffwechselprodukte häufig lange Transportwege zurücklegen. Unter ande- rem muss sich der Organismus hierbei von sogenannten Schlackenstoffen befreien, die in der Regel sauren Charakter tragen. Ob ihm dies gelingt, hängt massgeblich von einem ausgegli- chenen Säure-Basen-Haushalt ab. Vom Grundsatz her sind mit Ausnahme des Magens alle unsere Organe basenliebend. Für die Regulierung unseres Säure-Basen-Haushalts überneh- men sie unterschiedliche Funktionen.
- Der Magen
Der Magen ist das einzige Organ, der Säure und Basen in einem nahezu identischen Verhält- nis produziert: Salzsäure und das stark basische Natriumbicarbonat, das während des Verdau- ungsprozesses in die Blutbahn übergeht. Durch die Salzsäure werden Bakterien und andere Keime in der Nahrung neutralisiert, parallel dazu werden durch die Säurewirkung und die Wirkung verschiedener Enzyme die Proteine in der Nahrung aufgeschlossen. Danach wird der Nahrungsbrei portionsweise in den Dünndarm abgegeben. Das Natriumbicarbonat wirkt in einem komplexen biochemischen Prozess als alkalischer Gegenspieler der Magensäure und damit als Säurepuffer.
Die Alkalisierung der aufgenommenen Nahrung beginnt im Übrigen nicht erst im Magen, sondern bereits im Mund, wo sie durch Kauen zerkleinert und dabei eingespeichelt wird. Das im Speichel enthaltene Enzym Amylase sorgt für einen pH-Wert von 7,0 bis 7,3 und damit für einen leicht basischen Charakter. Seine Wirkung gehört zu den Voraussetzungen für eine ge- sunde und nicht beeinträchtigte Verdauung. Jedoch wird die Nahrung im Magen zunächst wieder, wie beschrieben, angesäuert.
- Der Verdauungstrakt: Darm, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse
Wenn der Speisebrei den Magenausgang passiert hat, übernehmen Darm, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse (Pankreas) wichtige Funktionen bei der Verdauung und für die Energie- gewinnung aus der Nahrung. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Basen aus dem Blut und aus der Lymphbahn aufnehmen und basische Körpersäfte produzieren.
Sobald der Nahrungsbrei im Zwölffingerdarm, dem oberen, dem Magen am nächsten liegen- den Darmabschnitt, angekommen ist, wird er mit Verdauungssäften aus der Galle und der Bauchspeicheldrüse vermischt, die seinen sauren Charakter neutralisieren. Gleichzeitig wird er durch die Gallen- und Pankreassekrete mit Enzymen angereichert, die dafür sorgen, dass die wichtigsten Nährstoffe, Proteine, Kohlenhydrate und Fette, in ihre Einzelbestandteile auf- gespalten werden. Im Dünndarm werden die Nährstoffmoleküle, aber auch mit der Nahrung aufgenommene Mineralien und Vitamine, über die sogenannten Dünndarmzotten ins Blut und in die Lymphe transportiert, die sie im ganzen Körper verteilen und den Zellen und Geweben als Energielieferanten oder „Baumaterialien“ zur Verfügung stehen. Unverdauliche Nah- rungsbestandteile wandern danach weiter in den Dickdarm, wo ihnen vor ihrer endgültigen Ausscheidung Wasser und Mineralien entzogen werden. Hierfür ist im gesamten Verdauungs- trakt ein basisches Milieu erforderlich. Einen Überblick über die entsprechenden pH-Werte liefert die folgende Tabelle.
Normalbereiche des pH-Werts im Verdauungstrakt und den dort produzierten Körperflüs- sigkeiten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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- Arbeit zitieren
- Dr. Thomas Tanner (Autor:in), 2018, Lebenslust, Lebensfreude und Lebenswertigkeit dank Säure-Basen-Balance und Antioxidantien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/493744
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