Das Ende des Sozialismus in der Sowjetunion und Osteuropa läutete eine Zeitenwende ein, welche insbesondere für die jeweiligen Bevölkerungen der betroffenen Staaten gravierende Konsequenzen hatte.
Jene Menschen, die es zu Zeiten des Sozialismus gewohnt waren, dass die Bedürfnisse des Einzelnen denen des Kollektivs untergeordnet sind und die nicht in erster Linie in wohlverstandenem Eigeninteresse, sondern zum vermeintlichen Wohle der Gemeinschaft gearbeitet hatten, sind nun einem politischen und wirtschaftlichen Transformationsprozess ausgesetzt, welcher die gewohnten Verhältnisse ins Gegenteil verkehrt. Unter den Vorzeichen des Kapitalismus zählt nunmehr das individuelle Gewinnstreben, das Interesse an der Befriedigung der persönlichen Bedürfnisse. Dahinter steht vor allem die Theorie des Liberalismus und mit ihr das von Adam Smith formulierte Prinzip der „Invisible Hand“, welches davon ausgeht, dass Gemeinwohl und Eigeninteresse keine Gegensätze darstellen, sondern vielmehr das eine aus dem anderen entspringt und somit dem Gemeinwohl am besten gedient sei, wenn jeder nach seinen eigenen Interessen handelt. Das Versprechen des Liberalismus, dass Eigeninteresse und individuelles Nutzenkalkül zu Wirtschaftswachstum und allgemeinem materiellem Wohlstand führen, scheint sich in Osteuropa und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion jedoch nicht zu erfüllen. Seit dem Zusammenbruch des Sozialismus wächst die Armut in Osteuropa, Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken, von Wirtschaftswachstum kann nur bedingt die Rede sein und wie sich zeigen wird ist dies auch keineswegs zwingend mit einer Anhebung des Lebensstandards und somit mit einer Förderung des materiellen Gemeinwohls verbunden. Angesichts dieser Tatsachen stellt sich die Frage ob die freie Marktwirtschaft in den ehemals sozialistischen Staaten versagt hat und das Theorem der Invisible Hand eventuell revidiert werden muss.
Liegt Adam Smith falsch, wenn er davon ausgeht, dass von purem Eigeninteresse geleitetes Handeln wirtschaftliches Wachstum hervorruft, welches allgemeinen Wohlstand mit sich bringt und somit das materielle Gemeinwohl fördert? Kann man überhaupt von Wirtschaftswachstum direkt auf materiellen Wohlstand schließen, ohne weitere Faktoren wie etwa soziale Sicherungssysteme mitein zu beziehen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgehensweise
- Der Theoretische Hintergrund
- Adam Smith und das Konzept der Invisible Hand
- Die Umsetzung in Osteuropa
- Wirtschaftliche Entwicklungen in den Transformationsstaaten
- Wirtschaftswachstum - Zwei Unterschiedliche Entwicklungen
- Das Bruttoinlandsprodukt
- Arbeitslosenquote
- Materieller Wohlstand
- Pro-Kopf Einkommen
- Einkommensarmut
- Wirtschaftswachstum - Zwei Unterschiedliche Entwicklungen
- Das Versagen der Invisible Hand in Osteuropa
- Wirtschaftswachstum, Wohlstand und die Rolle des Sozialstaates
- Der Sozialstaat als Bindeglied zwischen Wachstum und Wohlstand
- Der Sozialstaat als Integrationsmittel
- Der Sozialstaat als Wirtschaftsmotor
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Konzept der "Invisible Hand" von Adam Smith im Kontext der postsozialistischen Transformationsstaaten. Sie analysiert, ob die Annahme, dass Eigeninteresse und individuelles Gewinnstreben zu Wirtschaftswachstum und allgemeinem Wohlstand führen, in den osteuropäischen Ländern nach dem Fall des Sozialismus zutrifft. Dabei werden die wirtschaftlichen Entwicklungen dieser Staaten sowie die Rolle des Sozialstaates in Bezug auf die Förderung von Wachstum und Wohlstand untersucht. Die Arbeit hinterfragt die Gültigkeit des liberalen Prinzips der Invisible Hand in einem Kontext, der durch die spezifischen Herausforderungen der Transformationsprozesse geprägt ist.
- Die Rolle der Invisible Hand in den postsozialistischen Transformationsstaaten
- Wirtschaftswachstum und Wohlstand in den Transformationsstaaten
- Das Versagen der Invisible Hand in Osteuropa
- Die Bedeutung des Sozialstaates für die Förderung von Wachstum und Wohlstand
- Der Zusammenhang zwischen Eigeninteresse und Gemeinwohl in den Transformationsstaaten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die Herausforderungen der Transformationsprozesse in den postsozialistischen Staaten. Kapitel 2 erläutert die Vorgehensweise der Arbeit und skizziert die Kriterien für die Analyse der wirtschaftlichen Entwicklungen. Kapitel 3 stellt den theoretischen Hintergrund dar, indem es das Konzept der "Invisible Hand" nach Adam Smith sowie dessen Umsetzung in den postsozialistischen Ländern beschreibt. Kapitel 4 analysiert die wirtschaftlichen Entwicklungen in den Transformationsstaaten anhand von Daten zum Bruttoinlandsprodukt, der Arbeitslosenquote, dem Pro-Kopf-Einkommen und der Einkommensarmut. Kapitel 5 beleuchtet das Versagen der Invisible Hand in Osteuropa und führt die Gründe für diese Entwicklung aus. Schließlich stellt Kapitel 6 die Bedeutung des Sozialstaates für die Verbindung von Wirtschaftswachstum und Wohlstand heraus.
Schlüsselwörter
Invisible Hand, Adam Smith, Liberalismus, Transformationsprozess, postsozialistische Staaten, Wirtschaftswachstum, Wohlstand, Sozialstaat, Eigeninteresse, Gemeinwohl, Osteuropa, Russland, Visegrad-Staaten, Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosenquote, Pro-Kopf-Einkommen, Einkommensarmut, Planwirtschaft.
- Citation du texte
- Jan Peter (Auteur), 2005, Adam Smith und die Invisible Hand in den postsozialistischen Transformationsstaaten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49433