Die vorliegende Arbeit beleuchtet fragmentarische Musik und zeigt modernes Songwriting am Beispiel des Hiphops. Im Vergleich zu langen Konzerten klassischer Musik, die eine im Vergleich zum Gesamtstück kurze Pause genehmigen, den Ablauf durch festgesetzte Zeiten bestimmen und die Zuschauer vor die Aufgabe stellen ihren Körper im Theatersaal während der Aufführung ständig zu kontrollieren, steht ein Hörer eines circa 3-minütigen Musikstücks, das auf YouTube jederzeit verfügbar ist, vor geringeren Anforderungen. In einem solchen Szenario sähe Adorno das Versagen der Aufmerksamkeit der Masse. Es ist dem Körper des Menschen heute nicht mehr möglich sich solchen Anforderungen auszusetzen. Von der Kulturindustrie wird gewissermaßen eine Unaufmerksamkeit habitualisiert. Bei Betrachtung der Popularität von Twitter, das maximal 140 Zeichen pro Meldung erlaubt und Kurzgeschichten, die sich durch ihre eigenen stiltypischen Vorgaben von langen Romanen abgrenzen, scheint Musik nicht der einzige Bereich zu sein, der sich auf kurze Sequenzen spezialisiert.
Ob es die Momentaufnahme eines iPhones im Vergleich zum lange vorbereiteten Kunstwerk oder das 15 Sekunden Twitter-Video, bestehend aus einzelnen Filmfetzen, im Vergleich zum Film oder Theaterstück ist, jeweils zeichnet sich eine Entwicklung in Richtung immer kürzerer Sequenzen ab, die sich homolog in den genannten und noch weiteren Bereichen ausbreitet. Entgegen dem Postulat Adornos, dass es sich um einen Verfall des Geschmacks handelt, werde ich das Genre des Hiphops als Vertreter von Popmusik mit der Kurzgeschichte vergleichen, seine fragmentartige Schreibweise näher bestimmen, systemtheoretische Ideen aufgreifen und versuchen eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung aufzeigen, die die Kürze in vornehmlich Musik erst ermöglicht und vorantreibt.
Für Adorno kann bei Betrachtung der Kulturindustrie der 40er Jahre, wie sie von ihm genannt wird, schwerlich von Geschmack gesprochen werden, es geht in diesem Bereich mehr um Unterhaltung, die sich als Unterhaltung tarnt. "Die Unterhaltung [gewährt] den Reiz, den Genuß, den sie verspricht, bloß um ihn zugleich zu verweigern". Adorno geht davon aus, dass durch eine Beschreibung der Kulturindustrie Rückschlüsse über die Konsumenten möglich sind. "Die Existenz des Subjekts, das solchen Geschmack bewähren könnte, ist so fragwürdig geworden".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Adornos Kritik an der Kulturindustrie
- Stiltypische Vorgaben der Kurzgeschichte in populärer Musik
- Slice-of-life story
- Viele Fragmente in einem Album
- Die Schnitttechnik des Films in der Musik
- Popschreibweise - Jetzt, Jetzt, Jetzt
- Besonderheitsindividualität
- Schluss
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht das Phänomen der fragmentarischen Musik am Beispiel des Hiphops und setzt Adornos Kritik an der Kulturindustrie in Beziehung zu den stiltypischen Vorgaben der Kurzgeschichte. Ziel ist es, die fragmentarische Schreibweise des Hiphops zu analysieren und eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung aufzuzeigen, die die Kürze in Musik ermöglicht und vorantreibt.
- Adornos Kritik an der Kulturindustrie und die Rolle der Unterhaltung
- Die stiltypischen Merkmale der Kurzgeschichte und ihre Relevanz für das Verständnis des Hiphops
- Die Bedeutung von Fragmentarität in der Musik und ihre Auswirkungen auf die Rezeption
- Die Rolle des Hiphops als Vertreter von Popmusik und seine Verbindung zur Kurzgeschichte
- Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung hin zu kürzeren Sequenzen in verschiedenen Medienformen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Untersuchung dar und verdeutlicht die Relevanz des Themas im Kontext der Kulturindustrie und der modernen Musiklandschaft. Dabei wird auf die These Adornos über die Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne in der Masse angesprochen und der Hiphop als Beispiel für ein Genre mit fragmentarischer Schreibweise eingeführt.
Adornos Kritik an der Kulturindustrie
Dieses Kapitel analysiert Adornos Kritik an der Kulturindustrie und untersucht, wie seine Thesen auf die Produktion und Rezeption von Musik übertragen werden können. Im Fokus steht die These von der Verflachung des Geschmacks und der Produktion von gleichförmigen Kulturprodukten, die zu einer passiven Konsumhaltung führen.
Stiltypische Vorgaben der Kurzgeschichte in populärer Musik
Dieses Kapitel befasst sich mit den stiltypischen Vorgaben der Kurzgeschichte und setzt diese in Beziehung zum Hiphop. Es wird argumentiert, dass die Fragmenthaftigkeit der Kurzgeschichte als Modell für die fragmentarische Schreibweise des Hiphops dient. Die „Slice-of-life story“ und die Verwendung von kurzen Szenen und Dialogen werden im Kontext des Hiphops erläutert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Kulturindustrie, Fragmentarität, Kurzgeschichte, Hiphop, Popmusik, Adorno, Unterhaltung, Aufmerksamkeitsspanne, Rezeption, Produktionsweise, Medienlandschaft.
- Quote paper
- Ivan Logunov (Author), 2014, Fragmentarische Musik. Modernes Songwriting im Hiphop, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/494413