Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Die Grundlagen des Lernens und die heutige Gesundheits- situation
3. Beitrittsbestimmungen: Was ist Bewegte Schule?
3.1. Was ist Bewegte Schule?
3.1.1. Entstehung
3.1.2. Leitidee
3.1.3. Zertifizierung und die verschiedenen Programme der Bewegten
Schule zur Profilbildung
3.2. Begründungsmuster für die Bewegte Schule
3.2.1. Entwicklungs- und lerntheoretische Begründungsmuster
3.2.1.1. Psychologische Argumentation
3.2.1.2. Anthropologische Betrachtung
3.2.1.3. Sozialökonomische Sichtweise
3.2.2. Medizinisch-gesundheitswissenschaftliche Begründungsmuster
3.2.3. Schulprogrammatische Begründungsmuster
3.2.4. Neurophysiologisches Begründungsmuster
3.3. Strukturmerkmale einer Bewegten Schule
3.3.1. Bewegtes/ Dynamisches Sitzen
3.3.2. Bewegte Pausen
4. Forschungsstand: Verbreitung und Ausgestaltung
4.1. Bewegung fördert die Schulleistung
4.2. Chance einer Förderung der Lern- und Leistungsfähigkeit?
4.2.1. Die Langzeitstudie der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e.V
4.2.2. Methodik des Konzeptes
4.2.3. Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Test
5. Diskussion Bewegte Schule als positiver Einfluss auf die Förderung der Kinder?
6. Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Es ist allseits bekannt, dass Bewegung für die körperliche, seelische und soziale Entwicklung von Kindern eine sehr große Rolle spielt. Leider jedoch muss man feststellen, dass immer weniger Kinder Sport treiben und auch im Alltag viel vor dem Fernseher und anderen medialen Gegenständen sitzen. Trotz steigenden Anforderungen an die Kinder, wird die Spiel-, Sport- und Bewegungsfreiheit von ihnen eingeschränkt. Durch die zu hohen Anforderungen artet das Ganze im Stress für die Kinder aus, welche durch immer weniger „Austoben“ abgebaut werden können. Ein Teufelskreis.1
Wie bereits erwähnt beeinflusst die heutige Medienwelt, das bewegungsarme Freizeitverhalten und das zunehmende Sitzen unserer heutigen Jugend. Es ist bewiesen, dass Grundschüler 25-30 Stunden die Woche damit verbringen auf der Schulbank zu sitzen. Ca. 30-40 Prozent haben Haltungsschäden und Rückenschmerzen. Die Probleme häufen sich während der Schulzeit.2 Ärztliche Untersuchungen belegen, dass Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen ein wesentlicher Faktor für vielerlei Schäden sind. Besonders auffällig hierbei sind Organleistungs- und Koordinationsschwächen, als auch Übergewicht und Arthrose. Bewegungsmöglichkeiten und Aktivitäten im Sinne von Ausgleichübungen werden umso wichtiger. Hierbei kommt die Bewegte Schule zur Geltung. Es sollen Ermüdungserscheinungen ausgeglichen, dem natürlichen Bewegungsdrang entgegengekommen und die Konzentration der Kinder gefördert werden.3
Daher würde ich gerne wissen wollen, ob eine Förderung für Kinder durch Bewegungen gegeben ist. In der folgenden Seminararbeit werde ich die These über die Frage, ob Bewegung eine Förderung für die Entwicklung, die Bildung und die Gesundheit darstellt, näher darlegen
2. Die Grundlagen des Lernens und die heutige Gesundheits- situation
Um auf den Punkt der Förderung zu sprechen zu kommen, ist es erst einmal besonders wichtig auf die Grundlage des Lernens und der Gesundheitssituation einzugehen. Glaubt man einer Analyse der Alltagswirklichkeiten von Kindern und Jugendlichen hinsichtlich der Verarbeitung von Sinneseindrücken, so haben sie heutzutage nicht mehr die Gelegenheit dazu, diese zu nutzen. Allerdings ist aus schulischer Sicht gerade diese Komponente eine große Aufmerksamkeit zu schenken. In 1. wird deutlich auf den heutigen Bewegungsmangeln eingegangen, ein weiterer Faktor sind die Sinneswahrnehmungen, die allmählich verkümmern. Treten Verhaltens- schwierigkeiten bei Kindern und Jugendlichen auf, so stellt man häufig fest, dass gerade das angemessene Wahrnehmen durch Sinneseindrücke mangelhaft entwickelt ist. Man unterscheidet fünf Wahrnehmungsgattungen. Die erste ist die visuelle Sinneswahrnehmung. Immer mehr Kindern fällt es schwer richtig zu sehen. Bei der auditiven Sinneswahrnehmung treten oft Schwierigkeiten beim Zuhören auf. Es werden vermehrt schlechte Sprachleistungen und Schwierigkeiten bei Schriftsprachenerwerb festgestellt. Die dritte Sinneswahrnehmung geschieht mit dem Vestibularsystem. Beim Vestibularsystem spricht man vom Gleichgewicht der Menschen. Die Lage im Raum definieren zu können, die aufrechte Haltung und das Einstellen auf Drehungen, Richtungsveränderungen und das Beschleunigen ist lebensnotwendig. Bei Schülern, die in diesem System eine Störung aufweisen, stellt man vermehrt fest, dass sie häufig nicht still sitzen oder stehen können. Als letztes die propriozeptive Sinneswahrnehmung. Darunter versteht man die Eigenwahrnehmung des Körpers. Sensorische Informationen aus Muskeln, Sehnen und Gelenken ermöglichen eine gezielte Bewegungsausführung. Wenn bei einem Kind diese Wahrnehmung gestört ist, so kann man tollpatschiges und ungeschicktes Verhalten beobachten.4
Es ist weitgehend bekannt, dass die Gesundheitssituation der heutigen Jugendlichen und Kinder desolat ist. Sie leiden unter Übergewicht und Adipositas. Die Gründe hierfür wurden bereits im vorherigen Text beschrieben. Dazu kommen das sinkende Bildungsniveau der Eltern und die allgemeine schlechte Fitness. Langes Sitzen in der Schule fördert das nicht. Die Belastung der Bandscheiben ist im Sitzen um 40% höher als im Stehen. Ebenso ist Osteoporose ein wichtiger Krankheitsgrund. Die Knochendichte wird hauptsächlich durch Be- und Entlastung des Bewegungsapparates aufgebaut, also durch regelmäßige Bewegung. Daraus folgt, je weniger man sich im frühen Alter bewegt, desto höher ist die Gefahr Osteoporose zu bekommen. Ein weiterer Aspekt ist die Unfallgefahr. Erlernen Kinder früh sich richtig zu bewegen, so lassen sich unfallträchtige Situationen vermeiden.5
3. Beitrittsbestimmungen: Was ist Bewegte Schule?
In den weiteren Unterpunkten werde ich kurz erläutern, was eine Bewegte Schule darstellt und welche Begründungsmuster dafür sprechen.
3.1. Was ist Bewegte Schule?
Was will die Bewegte Schule bewirken und gestalten? Wie und wann kann sich eine Schule als bewegt bezeichnen? Um über das Thema Bewegte Schule zu schreiben und zu diskutieren benötigt man gewisse Grundlagen und Vorkenntnisse. Diese Fragen werde ich nun in den weiteren Punkten beantworten.
3.1.1. Entstehung
Die ersten Überlegungen einer Bewegten Schule reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Damals gehörten zu einer vorläufigen bewegungsfreudigen Schule Wandertage, Wettkämpfe und Spielnachmittage. Allerdings ist Bewegte Schule mehr. Es soll über die außerschulischen Sportangebote hinausgegangen werden. Dies geschieht in der Mitte der 80er Jahre. Zu dieser Zeit stellte man fest, dass durch langes und falsches Sitzen Belastungen und Beschwerden entstehen. Dies sollte durch dynamisches Sitzen gelindert werden. Mitte der 90er Jahre bringt die Bewegte Schule große und beachtliche Resonanz in der Theorie und der Praxis. Die Bewegte Schule ist ein gravierender Punkt beim pädagogischen Denken und Handeln geworden.
Innerhalb kurzer Zeit werden Ideen wie Schulraumgestaltung, bewegtem Lernen, Bewegungspausen und weitere Elemente bewegter Schule entwickelt. Bewegte Schule ist heute als ausdifferenziertes, systematisiertes Modell bundesweit eine bekannte Größe. 6
3.1.2. Leitidee
Die Wuppertaler Arbeitsgruppe (2008, S. 13) erklärt, dass „unter einer Bewegten Schule jene Bildungseinrichtung zu verstehen ist, in der die Bewegung als ein Prinzip schulischen Lernens und Lebens gefördert wird. Hierbei besteht die Idee hauptsächlich darin, mehr adäquate Bewegungs- angebote in den Unterrichtsfächern und das allgemeine Schulleben einzubringen. Dabei sollen sie verlässlich integriert und nachhaltig kultiviert werden.“7 Die Leitidee Bewegte Schule bezieht sich nicht nur auf den Schulsport oder die Pausen als Bewegungsraum. Hierbei ist es sehr wichtig, dass die Kinder eine vielfältige Möglichkeit haben, sich in den verschiedensten Situationen zu bewegen oder zu entspannen. Wie schon in 1. und 2. erklärt, ist Bewegung eine sehr wichtige Grundlage für die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern. Bei einer Bewegten Schule sollen gezielt Bewegungspausen (5-Minuten-Pausenspaß), kurze Bewegungspausen auf dem Schulhof, gezielter Einsatz motopädagogischer Elemente im Unterricht um Aufgaben zu lösen, Verteilung von Arbeitsmaterial und Anordnung von Aufgaben, differenzierte Sitzmöglichkeiten, Wahrnehmungsspiele, Ruheübungen, Fantasiereisen und mehr unternommen werden. Dabei sollen der Aufbau von Plan- und Handlungsfähigkeit, die Körpereigenwahrnehmung, die räumliche Wahrnehmung, die Anstrengungsbereitschaft und Lernmotivation aber auch die sozialen Fähigkeiten gefördert werden.8
3.1.3. Zertifizierung und die verschiedenen Programme der Bewegten Schule zur Profilbildung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 (O. A. d. A. Ausschreibung für das Schuljahr 2013/2014 S.1)
Die Zertifizierung können Schulen erhalten, die Bewegung und Sicherheit in ihr pädagogisches Konzept integrieren. (s. Abb. 1.) Sowohl Freizeit, als auch die Bewegung sollen in die Schule konzipiert werden. Beide Teile sind voneinander abhängig.
Das Projekt soll an der Schule selbsttätig, engagiert und kreativ gestaltet werden. Die in einer Zielvereinbarung festgelegten Qualitätsschwerpunkte werden umgesetzt, die Mehrzahl der Lehrkräfte nahm an der Fortbildung teil. In der Schule gibt es ein funktionierendes Sicherheitsmanagement und zuletzt noch, dass Bewegung und Sicherheit gleichberechtigte Zertifizierungskriterien sind.9
3.2. Begründungsmuster für die Bewegte Schule
Der Artikel von Thiel, Teubert & Kleindienst-Cachay beschreibt die sportpädagogische und schulpädagogische Begründung für eine Bewegte Schule wie folgt: „Betrachtete man bisherige fachdidaktische Entwürfe und wissenschaftliche Projektbegleitungen zur Idee der Bewegten Schule, dann blickt man in einen regelrechten ‚ErwartungsDschungel‘, in welchem fast wahllos Begründungen unterschiedlichster Argumentationsrichtungen aufgeführt werden, bei denen, bei genauerer Betrachtung eben so viel Differenz im Detail wie Übereinstimmung im Ganzen liegt.“10 In den weiteren Unterpunkten werde ich die Einteilung der verschiedenen Begründungsmuster erklären.
[...]
1 Vgl. Durchholz Dorothe, Müller-Schwarz Michael. Hoppla! Entwicklungsfördernde Bewegungsangebote unter psychomotorischen Gesichtspunkten. 2. Aufl. Hessen: SPORTJUGEND.S 2f.
2 Vgl. Armberger Herbert (2000): Bewegte Schule. Schulkinder in Bewegung. Schorndorf: Karl Hofmann. S. 19f.
3 Vgl. Häring Ludwig, Dr. Peter- Wilhelm (1994): Bewegungspausen. Bewegungsförderung im Unterricht. Donauwörth: Auer Verlag AAP Lehrerfachverlag GmbH. S. 3.
4 Vgl. Zopfi Stephan (2013). Bewegte Schule. Beispiele und Übungen für die 1./2. Klasse. 2. Aufl. Donauwörth: Auer Verlag AAP Lehrerfachverlag GmbH. S. 6.
5 Vgl. Zopfi (2013). Bewegte Schule. Beispiele und Übungen für die 1./2. Klasse. S. 8.
6 Vgl. Wuppertaler Arbeitsgruppe (2008). Bewegung, Spiel und Sport im Schulprogramm und im Schulleben. Qualität bewegungsfreudiger Schulentwicklung: Differenzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Aachen: Meyer& Meyer Verlag. S.13f.
7 Ebd., S. 13.
8 Vgl. Schule am Burgweiher. Bewegte Schule – ganzheitliche Förderung im Anfangsunterricht. Zugriff am 21.08.2015 unter http://www.schule-am-burgweiher.de/?page_id=309.
9 O. A. d. A. Ausschreibung für das Schuljahr 2013/2014. Zertifikat "Bewegte Schule - Partner für Sicherheit". Zugriff am 20.08.2015 unter http://www.schulsport.sachsen.de/download/download_sport/Ausschreibung_2013.pdf.
10 Vgl. Thiel Ansgar, Teubert Hilke, Kleindienst-Cachay Chritsa. Was soll eine "Bewegte Schule" leisten? Theoretische Überlegungen und empirische Befunde. Zugriff am 23.08.2015 unter http://sport1.uibk.ac.at/lehre/kirschner/Bewegte-Schule.pdf.