Die vorliegende Arbeit soll unter anderem die Konzepte "kollektive" und "europäische Identität" erläutern und einen Überblick über die theoretischen Annahmen innerhalb dieses Forschungsgebiets liefern. Europa und seine größte Institution – die EU – stehen in den letzten Jahren zahlreichen Problemen gegenüber. Staatspleiten und hohe Arbeitslosigkeitsquoten in Südeuropa, eine große Anzahl flüchtender Menschen aus dem Nahen Osten und Nordafrika sowie Terroranschläge stellen den Zusammenhalt und die Solidarität innerhalb Europas auf die Probe. In Zeiten wie diesen, in denen eine Gemeinschaft unter Stress steht, ist eine "identitäre Verbundenheit mit einer politischen Gruppe" unabdingbar.
Wie aber kann eine solche Identität, gerade in einem so großen und kulturell sowie geschichtlich diversen Raum wie Europa, geschaffen und ausgeprägt werden? Lichtenstein führt an, dass eine entsprechende Identität nicht ausschließlich politisch oder wirtschaftlich fundiert sein muss beziehungsweise im Sinne der "Wahrnehmung wechselseitiger Vorteile" begründet sein sollte, sondern tiefergehend und intensiver sein müsste.
An dieser Stelle rücken Medien in den Fokus der Beobachtung: Medienereignisse, die eine große Masse an Menschen erreichen und diesen neben Bildern und Informationen auch gemeinsame Themen und Erinnerungen bieten, könnten die Entwicklung einer solchen Identität begünstigen beziehungsweise die Ausprägung einer bereits vorhandenen europäischen Identität verstärken. Somit scheint es sinnvoll, die Konzepte ‚kollektive‘ und insbesondere ‚europäische Identität‘ mit dem ‚Medienevent-Konzept‘ nach Dayan und Katz, beziehungsweise dessen Erweiterung, zu verknüpfen, um herauszufinden, ob Medienevents tatsächlich identitätsstiftend im Sinne einer europäischen Identität sein können. Wie Roche bereits feststellt, bieten gerade "Mega-Events und Sportkultur im Allgemeinen [...] den Menschen kulturelle Ressourcen und Chancen, um sich mit ihren grundlegenden menschlichen Bedürfnissen nach individueller Identität und Vermittlung (auch in der Gruppe) auseinanderzusetzen." Ob diese Grundannahme allerdings nur für Sportevents gilt, oder für sämtliche als Medienevents kategorisierbaren Ereignisse, und ob bestimmte Arten von Events in höheres identitätsstiftendes Potential aufweisen könnten als andere, ist eine weitere interessante Fragestellung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. KOLLEKTIVE & EUROPÄISCHE IDENTITÄT – EINE BEGRIFFSBESTIMMUNG
- 2.1 KOLLEKTIVE IDENTITÄT
- 2.2 EUROPÄISCHE IDENTITÄT
- 3. MEDIENEVENTS
- 3.1 MEDIENEVENTS ALS FORSCHUNGSGEGENSTAND
- 3.2 MEDIENEVENTS ALS KATALYSATOR EUROPÄISCHER IDENTITÄT?
- 4. FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Potenzial von Medienevents, die Entwicklung einer europäischen Identität zu fördern. Die Arbeit beleuchtet zunächst die Konzepte der kollektiven und europäischen Identität, um anschließend das Genre der Medienevents zu erforschen und mit dem Konzept der kollektiven Identität zu verknüpfen. Ziel ist es, herauszufinden, ob Medienevents eine identitätsstiftende Funktion im Sinne einer europäischen Identität erfüllen können.
- Begriffsbestimmung und Einordnung der kollektiven und europäischen Identität
- Analyse der Funktionsweise und Relevanz von Medienevents
- Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Medienevents und europäischer Identität
- Entwicklung eines theoretischen Rahmens für mögliche zukünftige Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der europäischen Identität im Kontext der Herausforderungen, denen Europa in den letzten Jahren gegenübersteht, ein. Es wird die Notwendigkeit einer „identitären Verbundenheit“ hervorgehoben und die Rolle von Medienereignissen als potenzielle Katalysatoren für die Entwicklung einer europäischen Identität diskutiert.
2. Kollektive & Europäische Identität - Eine Begriffsbestimmung
2.1 Kollektive Identität
Dieses Kapitel analysiert den vielschichtigen Begriff der kollektiven Identität und betrachtet verschiedene Definitionen und Perspektiven in der sozialwissenschaftlichen Forschung. Es wird betont, dass kollektive Identität ein einendes Element beinhaltet, das Individuen zu einem Kollektiv zusammenschweißt, und die Definition von Hartmut Esser, der kollektive Identität als eine Unter-Dimension der sozialen Identität betrachtet, wird vorgestellt.
2.2 Europäische Identität
Dieser Abschnitt befasst sich mit der spezifischen Herausforderung der Definition und Entwicklung einer europäischen Identität in einem großen und diversen Raum. Es werden die Schwierigkeiten angesprochen, die mit der Schaffung einer gemeinsamen Identität in einem so heterogenen Kontext verbunden sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Kollektive Identität, Europäische Identität, Medienevents, Identitätsstiftung, Transnationalisierung, Öffentlichkeit, Kultur und Medien.
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- Stephan Jaskolla (Autor), 2016, Medienevents. Katalysatoren europäischer Identität?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/494933