Beschäftigt man sich mit dem Begriff der außerschulischen (Jugend-)Bildung fällt schnell auf, dass er zwar als Grundlage eines eigenständigen Arbeitsfeldes dient, aber im fachlichen Diskurs theoretisch unbestimmt bleibt und deshalb vielerorts orientierungslos agiert. Die Theorielücke desavouiere dabei die Chancen, die eine bildungsorientierte Perspektive der Jugendarbeit eröffnen könne. Das Fehlen eines nach außen vertretenen bildungsorientierten Selbstverständnis respektive Bildungsauftrages mache eine Abgrenzung schwierig und führe zu einer zuschreibungsbedingten Allzuständigkeit. In Folge dessen passe sich die außerschulische Jugendbildung – wie auch Jugendarbeit – zunehmend ökonomischer Tendenzen an und verschleiere implizite Normativitätsannahmen. Dabei wurden bereits einige – durchaus anschlussfähige – Versuche unternommen, ein Bildungsverständnis zu formulieren, die jedoch keine umfassende Theorie etablieren konnten. Zeitgleich erhält der Capabilities Approach, der das gute menschliche Leben in den Mittelpunkt stellt, auf internationaler Ebene eine hohe Aufmerksamkeit. Dieser Ansatz, welcher den primären Fokus darauf legt, was ein Mensch real zu tun und zu sein in der Lage ist, positioniert sich sowohl auf Seiten zeitgemäßer gerechtigkeitstheoretischer- als auch liberalistischer Ansätze. Da er zunehmend auch mit der Sozialen Arbeit und den Erziehungswissenschaften in Verbindung gebracht wird und er der Bildung eine hohe Bedeutung zuweist, könnte eine Verbindung zur außerschulischen Bildungsarbeit naheliegen.
Es ergibt sich demnach die Frage, welche Anregungen die außerschulische Jugendbildung vom Capabilities Approach erhalten kann und welche Beiträge er zu der Entwicklung einer theoretischen Positionierung leisten kann? Einzelne Erweiterungspotentiale sollen dabei thesenhaft entwickelt und als Forschungsperspektive eröffnet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Außerschulische Jugendbildung
- Bildungsorientierung und Bildungsauftrag der außerschulischen Bildung
- Adaptiver Bildungsauftrag: Kompensation für die Schule
- Gesetzlicher Bildungsauftrag
- Eigenständiger Bildungsauftrag: Kompensation der Schule
- Subjektorientere Jugendbildung
- Bildungsarrangements
- Bildungsorientierung und Bildungsauftrag der außerschulischen Bildung
- Das gute Leben
- Subjektivistische Theorie des guten Lebens
- Objektivistische Theorie des guten Lebens
- Der Capabilities Approach
- Gerechtigkeit und die menschliche Natur
- Eine starke, vage und liberale Theorie des Guten
- Befähigung zum guten Leben
- Bildung im Capabilities Approach
- Der Capabilities Approach
- Der Capabilities Approach in der außerschulischen Bildung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelor-Arbeit befasst sich mit der Frage, welche Beiträge der Capabilities Approach zur Entwicklung einer theoretischen Positionierung der außerschulischen Jugendbildung leisten kann. Dabei werden Erweiterungspotentiale des Ansatzes für das Arbeitsfeld der außerschulischen Jugendbildung aufgezeigt und als Forschungsperspektive eröffnet.
- Entwicklung eines eigenständigen Bildungsauftrages für die außerschulische Jugendbildung
- Analyse der Möglichkeiten einer subjektorientierten Jugendbildung
- Anwendung des Capabilities Approach auf die außerschulische Bildungspraxis
- Diskussion der Implikationen des Capabilities Approach für die außerschulische Jugendbildung
- Identifizierung von Forschungspotenzialen im Kontext des Capabilities Approach und der außerschulischen Jugendbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2: Außerschulische Jugendbildung
Dieses Kapitel beleuchtet die Unbestimmtheit des Begriffs der außerschulischen Jugendbildung in der Fachliteratur. Es werden unterschiedliche Begriffsdefinitionen und -verwendungen diskutiert, die zu diffusen Verantwortlichkeitsansprüchen und einer mangelnden theoretischen Fundierung führen. Die Bedeutung einer Akzentuierung der Jugendarbeit in Richtung Bildung wird hervorgehoben, um die Potentiale der Jugendarbeit im Hinblick auf Entwicklungs- und Bildungsprozesse zu nutzen.
Kapitel 2.1: Bildungsorientierung und Bildungsauftrag der außerschulischen Bildung
Dieses Kapitel analysiert den adaptiven Bildungsauftrag der außerschulischen Jugendbildung im Kontext gesellschaftlicher Erwartungen und Praktiken. Es wird der gesetzliche Bildungsauftrag beleuchtet und mit dem adaptiven Bildungsauftrag kontrastiert. Darüber hinaus wird die Möglichkeit eines eigenständigen Bildungsauftrages diskutiert und das Konzept der subjektorientierten Jugendbildung nach Scherr vorgestellt.
Kapitel 2.2: Bildungsarrangements
Dieses Kapitel betrachtet die außerschulische Jugendbildung aus einer situativen Perspektive. Es werden Bildungsarrangements und die strukturelle Perspektive des Lernprozesses im Kontext der außerschulischen Jugendbildung analysiert.
Kapitel 3: Das gute Leben
Dieses Kapitel untersucht die Frage nach einem gelingenden Leben und dessen Stellenwert in der Pädagogik. Es werden subjektivistische und objektivistische Theorien des guten Lebens diskutiert, wobei die Entscheidung für eine objektivistische Theorie getroffen wird, da sie größere Potentiale bietet, allgemeingültige Aussagen treffen zu können.
Kapitel 3.2.1: Der Capabilities Approach
Dieses Kapitel stellt den Capabilities Approach von Martha Nussbaum vor. Es werden die darin konzipierten Annahmen zur sozialen Gerechtigkeit und menschlichen Natur erläutert, sowie die von Nussbaum entwickelte Liste mit zehn Fähigkeiten, die für das gute Leben konstitutiv sind.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Bachelor-Arbeit behandelt die Themen Außerschulische Jugendbildung, Capabilities Approach, Bildungsauftrag, Subjektorientierung, gutes Leben, Bildung, Fähigkeiten, Gerechtigkeit, menschliche Natur und Bildungsarrangements. Der Fokus liegt auf der Frage, wie der Capabilities Approach die außerschulische Jugendbildung theoretisch und praktisch bereichern kann.
- Citation du texte
- Bachelor of Arts Christoph Blum (Auteur), 2019, Außerschulische Bildung und das gute Leben. Zum Nutzen des Capabilities Approach für das Arbeitsfeld der außerschulischen Jugendbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/495150