Das Filmfestival "Alcine48". Erfahrungen und Reflexionen

Analyse der Filme "Ahora no puedo" und "Carmen y Lola"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2019

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Definition eines Filmfestivals

2. Das Filmfestival Alcine in Alcalá de Henares
2.1 Generelle Information
2.2 Persönliche Erfahrung bei Alcine48

3. Filmanalyse
3.1 Ahora no puedo
3.2 Carmen y Lola

4. Resümee

5. Literaturverzeichnis

1. Definition eines Filmfestivals

„[Red] carpets, open-air screenings, paparazzi, a bustling crowd that fills the theaters and dominates the public spaces that are temporarily taken over by the festival event.“1 Nach Valck sind diese die Bilder, welche vor dem inneren Auge erscheinen, sobald man an den Terminus des Filmfestivals denkt. Diese Vorstellungen und Erwartungen an ein kinematografisches Festival suggerieren Macht, Prestige und Relevanz desselben und erheben somit einen hohen Anspruch an das Festival als soziales Event, welches unabdingbar für seine Besucher scheint. Valck hebt in ihrer Arbeit jedoch die Schwierigkeit hervor, eine eindeutige Definition für das Filmfestival festzulegen. Vielmehr betont sie die Bedeutung eines Grundgerüstes, um die verschiedenen Arten und Weisen, nach welchen die Filmfestivals agieren und operieren, offenzulegen und daraus die Parameter zu entlarven, durch welche man die verschiedenen Festivalformen voneinander abgrenzen kann.2

Was sich jedoch mit Sicherheit konstatieren lässt, ist, dass sich ein Filmfestival auf wenige Tage oder Wochen beschränkt.3 Fuchs fügt dem hinzu, dass „[der] Anlass […] gleichzeitig mehrere Spielstellen mit einem Programm [bespielt], das aus verschiedenen kuratierten Teilprogrammen besteht“4 und zudem „[mindestens] eins davon […] ein Wettbewerb [ist], an dem eine Jury oder das Publikum einen Preisträger bestimmt.“5 Außerdem gibt es auf einem Filmfestival zahlreiche Workshops, Vorträge oder Podiumsdiskussionen, welche es begleiten und ergänzen.6 Fuchs bezeichnet diese Art des Festivals daher als einen „Vermittler zwischen Produktion und Verleih“7 und die Veranstaltung als möglichen Raum zur Bewertung der Filme.8

Ein Parameter, welchen Valck anführt, um die verschiedenen (Film-) Festivals voneinander zu differenzieren, ist zunächst die Größe der Veranstaltung. Neben den großen, allseits bekannten Filmfestivals gibt es sehr viele, kleine Vertreter. Damit ist natürlich nicht nur die Anzahl der Besucher gemeint, sondern auch die der gezeigten Filme. Valck erwähnt hier die Obsession nach der Größe getreu dem Motto je größer, desto besser, als einen der ältesten Kritikpunkte an Festivals im Allgemeinen. Ein weiterer Parameter zur Distinktion der verschiedenen Filmfestivals untereinander ist das Streben nach einem nationalen oder internationalen Publikum und somit ihre Reichweite. Nach Valck sind die meisten Festivals darum bemüht, eine möglichst breite, internationale Masse an Zuschauern zu erreichen. Dies bewerkstelligen sie unter anderem durch das Untertiteln der Filme 9, aber auch durch „operating industry and press offices; organizing industry and press screenings; and facilitating video booths, networking opportunities, and social events.“10 Dies bringt jedoch einen nicht unerheblichen Aufwand mit sich, weshalb nur Veranstalter mit den notwendigen finanziellen Ressourcen ein derart internationales Event etablieren können.11

Neben einem nationalen oder internationalem Publikum, können Filmfestivals auch bestimmte Gemeinschaften und Bevölkerungsgruppen adressieren bzw. speziell nach ihnen ausgerichtet sein12, weshalb diese als „'identity-based festivals'“13 bezeichnet werden können. Um Festivals voneinander abzugrenzen, besteht außerdem die Möglichkeit, sich auf die Auswahl der Filme zu konzentrieren, da zahlreiche Filmfestivals ein bestimmtes Thema oder Genre bei der Selektion ihrer Filme ins Auge fassen.14

So dreht sich etwa in der 48. Ausgabe des Festivals Alcine der spanischen Stadt Alcalá de Henares vieles um das Thema der sogenannten Millenials. Im Folgenden soll dieses Festival im Speziellen vorgestellt werden.

2. Das Filmfestival Alcine in Alcalá de Henares

2.1 Generelle Information

Das Filmfestival Alcine in Alcalá de Henares existiert seit 1969, hat sich seither vor allem auf Kurzfilme spezialisiert und zählt in diesem Bereich zu einem der renommiertesten in ganz Spanien. Jeden November stattfindend, wird bei Alcine ein neuer, kreativer und origineller Kurzfilm aus dem europäischen Raum vorgestellt. Auf dem Filmfestival gibt es mehrere Wettbewerbe und zwar zum einen im Bereich der Kurzfilme und Langfilme, jeweils einen auf nationaler sowie einen auf gesamteuropäischer Ebene. Zum anderen gibt es auch bei der sogenannten Pantalla Abierta, welche sich den besten Erstlingswerken des jeweiligen Jahres widmet sowie bei der Pantalla Cero, welche sich auf das unabhängige Kino konzentriert, verschiedene Kompetitionen. Ergänzt werden die Filme durch Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Diskussionsrunden und Aktivitäten für alle Altersklassen, welche zum festen Bestandteil von Alcine gehören.15

Durch den Fokus und die Konzentration auf den Kurzfilm hat das Filmfestival von Alcalá de Henares im Laufe seiner Existenzjahre dazu beigetragen, den kinematografischen Grundstein für einige mittlerweile sehr bekannte Regisseure wie etwa Alex de la Iglesia, Fernando Colomo oder Alejandro Amenábar zu legen.16

Im folgenden Punkt soll nun ein Erfahrungsbericht über persönliche Eindrücke inmitten des Festivalgeschehens im Rahmen der 48. Edition von Alcine erfolgen.

2.2 Persönliche Erfahrung bei Alcine48

Am 9. November 2018 trafen wir, die Romanistikstudenten der Universität Regensburg, abends in der studentischen Unterkunft in Alcalá de Henares ein, in welcher wir für die gesamte Dauer des einwöchigen Filmfestivals Alcine untergebracht werden würden. Direkt bei der Ankunft wurden wir von unserem Seminarleiter Prof. Dr. Junkerjürgen und der deutschen Festivalleiterin Annette Scholz in Empfang genommen und uns wurde eine Willkommenstüte ausgehändigt, in welcher sich das Programm, unser VIP-Ausweis, ein Who-is-who Blatt sowie weitere wichtige Informationen rund um das Filmfestival befanden.

Unmittelbar nach der Begrüßung ging es auch schon mit der Einbindung in einen der ersten Programmpunkte des Festivals los, für welchen wir Studenten als Helfer benötigt wurden und weshalb wir uns auf den Weg in ein nahes Hotel begeben sollten, in welchem wir die Veranstalter kennenlernen würden. Dieses Event nennt sich A wall is a screen und wird weltweit auf den verschiedensten Filmfestivals unter Anderem von den drei Hamburgern durchgeführt, welche sich uns vorstellten. Bei diesem Programmpunkt Alcines laufen die Veranstalter durch die beschauliche Innenstadt von Alcalá de Henares und machen an unterschiedlichen Gebäuden Halt, an welchen sie eine Reihe ausgewählter, kinderfreundlicher Kurzfilme hintereinander zeigen. Es stellt folglich eine Art Stadtbesichtigung in Kombination mit einer Filmsichtung dar. Ich fand die Idee sehr ansprechend und so machten wir uns mit dem Veranstaltungsteam und in orangenen Warnwesten auf den Weg durch die Stadt zum ersten Gebäude, welches als Projektionsfläche dienen sollte. Während wir die Szenerie aufbauten, war es sehr interessant, die Reaktionen der neugierigen Passanten zu verfolgen, von welchen auch ein paar stehen blieben und sich nach dem Geheimnis hinter dieser Aktion erkundigten. Eine meiner Aufgaben bestand darin, haufenweise Programmzeitungen zu verteilen. Da ich zuvor nie mit promotionsähnlichen Aufgaben in Berührung gekommen war, stellte dies zunächst eine Herausforderung dar. Nach anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten hatte man jedoch zügig einen einstudierten Satz parat, mit welchem man die Passanten in kürzester Zeit mit den nötigsten Informationen besehen und sie meistens davon überzeugen konnte, kurz innezuhalten und eine Zeitung an sich zu nehmen. Es galt dabei, sich nicht zu sehr von den, einen komplett ignorierenden, Passanten irritieren zu lassen und eifrig weiter Festivalprogramme zu verteilen. Meines Erachtens war diese eine der ersten Überwindungen auf dem Festival, welche mich jedoch mit einem positiven Gefühl und einem gewachsenen Respekt gegenüber den Ausübenden von Promotionsarbeit versah.

Die Aktion A wall is a screen war für mich eine der ersten positiven Erfahrungen von vielen auf dem Festival Alcine. Ich fand die Aktion sehr schön und bis auf, dass es kalt war, regnete und wir unmittelbar nach der Ankunft wortwörtlich ins kalte Wasser geworfen wurden, war es eine gute Erfahrung. Was mir jedoch schnell auffiel, war die Selbstverständlichkeit und die, im gewissen Maße, undankbare Art, mit der wir von den Teammitgliedern behandelt wurden. Da wir auf freiwilliger Basis mithalfen, wären teilweise etwas nettere Worte wünschenswert gewesen. Da es allerdings der erste Abend war und man von den ersten Eindrücken der Festivalarbeit gewissermaßen überwältigt war, fiel dies nicht ins Gewicht.

An dem darauffolgenden Tag wurde eine Versammlung einberufen, bei welcher wir in Gruppen aufgeteilt wurden und uns eine Reihe an Aufgaben gestellt wurden, welche es in den folgenden Tagen zu lösen galt. Diese bestanden teilweise aus sinnvollen Aufgaben, wie etwa dem Besuchen verschiedener Veranstaltungen sowie kurzen Zusammenfassungen hierzu und zum Teil aus nicht ganz sinnhaft erscheinenden. Rückblickend finde ich, dass einem durch diese Aufgabenstellung ein bisschen zu viel Druck gemacht wurde, bedenkt man, dass wir ohnehin bereits bei vielen Programmpunkten als Helfer eingeteilt waren.

Eine der Aufgaben, welche uns bereits in Deutschland mitgeteilt worden waren, war das Führen eines Interviews mit einem der Kurzfilmregisseure. Meine Interviewpartnerin und ich waren einem spanischen Regisseur zugeteilt und sollten diesen an dem ersten Wochenende interviewen. Wir vereinbarten das Interview folglich für den darauffolgenden Tag und wollten anschließend mit dem Regisseur zu dem geplanten Cóctel, der Veranstaltung, zu welcher wir eingeladen worden waren und bei der alle offiziellen Festivalteilnehmer erscheinen würden bzw. konnten, gehen. Praktischerweise bot sich uns die Möglichkeit an dem Abend vor dem Interview zu dem Certamen Nacional de Cortometrajes zu gehen, wo auch der Film 'unseres' Regisseurs gezeigt werden sollte. Die Filme, die dort gezeigt wurden, waren allesamt sehr unterhaltsam.

Ein gelungener Ausklang dieses zweiten Festivaltages stellte das Zusammentreffen in einem Pub der Stadt dar, in welchem sich alle Seminar- sowie viele Festivalteilnehmer zusammenfanden, um den Start des Festivals zu zelebrieren. Das Gefühl, ein Teil des Festivals sein zu können, empfand ich persönlich als sehr angenehm.

Das Interview mit dem spanischen Regisseur Alberto Martín Menacho am nächsten Tag, fand in einem nahegelegenen Café statt und verlief anders als erwartet. Dies lag zum einen daran, dass das Kamerateam nicht sonderlich professionell wirkte, was, wie wir später herausfanden, daran lag, dass es sich dabei um unbezahlte Studenten handelte, welche dies zum ersten Mal taten. Zum anderen waren wir, die Interviewerinnen, nicht einmal ansatzweise im Bild zu sehen und würden auch nicht zu hören sein, was ein wenig schade war. Der Regisseur war zwar höflich und freundlich, jedoch merkte man ihm sein mangelndes Interesse an einem Gespräch mit zwei ausländischen Studentinnen an, sodass die Konversation recht kurz ausfiel. Nichtsdestotrotz war es eine interessante Erfahrung, mit einem Regisseur sprechen zu können und sich über seinen Film und die Bedeutung dahinter auszutauschen.

Der anschließende Cóctel mit den Regisseuren sowie anderen Festivalteilnehmern war äußerst angenehm und eine sehr schöne Idee. Zwar traute ich persönlich mich leider nicht so recht, mit den Regisseuren ins Gespräch zu kommen, jedoch bot sich uns die Gelegenheit mit der mallorquinischen Schauspielerin Aina Zuazaga zu reden, welche die Hauptrolle in einem Kurzfilm des Vorabends spielte, welcher mir am besten von allen gefiel. Dies war sehr aufschlussreich und erheiternd und das Zusammentreffen als solches, eine hervorragende Gelegenheit, um Bekanntschaft mit den verschiedensten Menschen der spanischen Kurzfilmszene zu machen.

Idiomas en corto hieß unsere zweite Hauptaufgabe, von welcher wir bereits in Deutschland wussten und auf welche wir uns auch am intensivsten vorbereitet hatten. Ich war in dem Deutsch-Team mit vier weiteren Studenten und habe es als vollen Erfolg erlebt. Unsere Aufgabe bestand im Vorfeld des Festivals darin, didaktisches Material zu jedem der insgesamt fünf Kurzfilme zu erstellen, damit die Lehrer dieses ihren Deutschschülein im Unterricht aushändigen und damit arbeiten konnten. Dies war für mich vor allem deshalb von besonderem persönlichen Interesse, da ich die Zusatzausbildung im Bereich Deutsch als Fremdsprache an der Universität Regensburg absolviert habe und als freiberufliche Deutschlehrerin tätig bin. Ich empfand diese Aufgabe daher als sehr ansprechend. Auf dem Festival selbst gehörte es zu unserem Aufgabenbereich, die Sichtung der Kurzfilme moderierend zu begleiten und die Schüler anhand von entworfenen Fragen zu den Filmen sprachlich etwas zu fordern und zum Nachdenken anzuregen.

Dies gelang uns sehr gut und obgleich wir als Gruppe im Vorfeld Bedenken hatten, dass die Schüler eventuell nicht mit uns interagieren würden, waren diese Sorgen unbegründet. Das ganze Publikum beteiligte sich herausragend und äußerst motiviert, was uns mehr als positiv überraschte und uns sehr freute. Was jedoch an dem ersten Abend unserer idiomas en corto sehr negativ auffiel, war die Deutschlehrerin des Kurses, welche alle für die Schüler gedachten Fragen selbst beantwortete. Dieses Verhalten fand ich als Sprachlehrerin äußerst beschämend und gewissermaßen traurig, da sie den Schülern nicht einmal die Chance gewährte, selbst auf die Antworten zu kommen. Alle weiteren Deutsch-Veranstaltungen waren jedoch, wie bereits erwähnt, ein voller Erfolg, der mir sehr positiv in Erinnerung geblieben ist und bleiben wird. Denn vor so vielen Menschen auf der Bühne zu stehen bzw. den Kasperle zu spielen, stellte gedanklich zunächst eine Herausforderung dar, welche sich jedoch vollständig ins Positive wandelte.

[...]


1 Valck, Marijke de, Film festivals: history, theory, method, practice. London/New York: Routledge, 2016, S.1.

2 vgl. Ebd.

3 vgl. Daniel Fuchs: „Schweizer Filmfestivals in Kooperation. Die «Conférence des festivals»“, in: KM Kulturmanagement Network (2011) (https://www.kulturmanagement.net/Themen/Fachbeitrag-Schweizer-Filmfestivals-in-Kooperation-Die-Conference-des-festivals,976 [13.03.2019]).

4 Daniel Fuchs: „Schweizer Filmfestivals in Kooperation. Die «Conférence des festivals»“.

5 vgl. Ebd.

6 vgl. Ebd.

7 Daniel Fuchs: „Schweizer Filmfestivals in Kooperation. Die «Conférence des festivals»“.

8 vgl. Ebd.

9 vgl. Valck, Marijke de, Film festivals: history, theory, method, practice, S.2.

10 Valck, Marijke de, Film festivals: history, theory, method, practice, S.2-3.

11 vgl. Ebd.

12 vgl. Ebd.

13 Valck, Marijke de, Film festivals: history, theory, method, practice, S.3.

14 vgl. Ebd., S.3-4.

15 vgl. „Un paseo por la historia del cine“, in: ALCINE (http://alcine.org/seccion/paseo-por-la-historia-del-cine/ [13.03.2019]).

16 vgl. Ebd.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Filmfestival "Alcine48". Erfahrungen und Reflexionen
Untertitel
Analyse der Filme "Ahora no puedo" und "Carmen y Lola"
Hochschule
Universität Regensburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
14
Katalognummer
V495249
ISBN (eBook)
9783346027184
ISBN (Buch)
9783346027191
Sprache
Deutsch
Schlagworte
filmfestival, alcine48, erfahrungen, reflexionen, analyse, filme, ahora, carmen, lola
Arbeit zitieren
Sara Zschiesche-Calvo (Autor:in), 2019, Das Filmfestival "Alcine48". Erfahrungen und Reflexionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/495249

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Filmfestival "Alcine48". Erfahrungen und Reflexionen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden