Thomas Hobbes schrieb 1651 unter den Eindrücken des englischen Bürgerkriegs sein bedeutendes Werk Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und staatlichen Gemeinwesens, welches das scholastische Weltbild der damaligen Zeit auf den Kopf stellte. Ihm folgte 38 Jahre später 1689 der ebenfalls englische Philosoph John Locke mit seinem Werk Zwei Abhandlungen über die Regierung. Beide Philosophen gehen in ihren jeweiligen Werken nach demselben Dreischritt vor. Ausgehend von einem vorstaatlichen Naturzustand schließen sich die Menschen durch einen Vertag zu einem staatlichen Gemeinwesen zusammen. Doch nicht nur diese Gemeinsamkeiten auf theoretischer Ebene verbinden die beiden Autoren. Vielmehr entstanden beide Werke vor demselben zeitgenössischen, historischen und politischen Hintergrund. Dennoch ist die Rezeption der beiden Werke höchst unterschiedlich. Während die einen Locke als eine Erwiderung auf Hobbes lesen, behaupten die anderen, dass Locke im Grunde mit den Prinzipien des Leviathan übereinstimme, nur diese Übereinstimmung hinter geschickteren Formulierungen verberge. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Vergleich der beiden Positionen durchaus lohnenswert.
Interessanter gestaltet sich der Vergleich jedoch, wenn man ihn unter einem vermeintlich gegensätzlichen Begriffspaar betrachtet: Der Sicherheit und der Freiheit. In unserer heutigen Zeit bestimmen u.a. provokante Slogans wie „Freiheit stirbt mit Sicherheit“ die Debatte und suggerieren somit, dass der Preis für eine gestiegene Sicherheit eine Verringerung der Freiheit sei. Diese vermeintliche Dichotomie bestimmt die Debatte, sei es, wenn es um Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen oder stärkere Eingriffsrechte der Polizei geht. Damit diese Debatte nicht in oberflächlichen Phrasen hängen bleibt, loht sich stets ein Blick in die Geschichte und Debatten der politischen Theorie. So sollen in dieser Arbeit Hobbes und Locke unter den Aspekten von Freiheit und Sicherheit betrachtet werden. Dabei gilt es einerseits zu klären, welche jeweilige Definition sie für den Begriff anlegen, und andererseits, wie sie damit in ihren Werken umgehen. Schließt Sicherheit wirklich Freiheit aus oder ist eine Symbiose, eine ausgleichende Balance möglich?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Thomas Hobbes
- Der Naturzustand
- Die Staatsgründung
- Die Staatskonstruktion
- John Locke
- Der Naturzustand
- Die Staatsgründung
- Die Staatskonstruktion
- Thomas Hobbes und John Locke im Vergleich
- Der Naturzustand
- Der Gesellschaftsvertrag
- Die Staatskonstruktion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Theorien von Thomas Hobbes und John Locke unter dem Aspekt von Sicherheit und Freiheit zu vergleichen und zu analysieren. Dabei sollen sowohl ihre jeweiligen Definitionen dieser Begriffe beleuchtet als auch ihre Relevanz in ihren Werken untersucht werden.
- Der Naturzustand als Ausgangspunkt für die Staatsgründung
- Die Rolle des Gesellschaftsvertrages in der Begründung von Staat und Ordnung
- Die Beziehung zwischen Sicherheit und Freiheit in den Staatskonzepten von Hobbes und Locke
- Die Relevanz der Theorien für die aktuelle Debatte um Sicherheit und Freiheit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die beiden Philosophen Thomas Hobbes und John Locke sowie ihre Werke „Leviathan“ und „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ vor. Sie beschreibt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den theoretischen Ansätzen und betont die Relevanz der beiden Werke für die heutige Debatte um Sicherheit und Freiheit.
Thomas Hobbes
Der Naturzustand
In diesem Kapitel wird Hobbes' Theorie des Naturzustands vorgestellt. Er beschreibt den Menschen im Naturzustand als egoistisch und von der Todesfurcht getrieben. Die zentrale These des Kapitels ist, dass der Naturzustand ein Kriegszustand ist, in dem jeder gegen jeden kämpft. Die fünf Gründe für diesen Kriegszustand werden im Detail analysiert.
Die Staatsgründung
In diesem Kapitel wird die Staatsgründung in Hobbes' Theorie erläutert. Ausgehend von der Gefahr des Naturzustands, schließen sich die Menschen durch einen Vertrag zusammen, um einen Staat zu gründen, der ihnen Sicherheit und Ordnung verspricht. Die Bedeutung des Souveräns und die Macht des Staates im Verhältnis zu den Bürgern werden beleuchtet.
Die Staatskonstruktion
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Staatskonstruktion in Hobbes' Theorie. Die Form und Funktion des Staates sowie die Rolle des Souveräns im Hinblick auf die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung werden näher untersucht. Die Bedeutung von Gesetzen und Strafen sowie das Prinzip der absoluten Macht des Staates stehen im Zentrum der Analyse.
John Locke
Der Naturzustand
Dieses Kapitel widmet sich Lockes Theorie des Naturzustands. Im Gegensatz zu Hobbes sieht Locke den Naturzustand als einen Zustand der Freiheit und Gleichheit. Er betont die natürliche Rechte des Menschen, insbesondere das Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum. Die Grenzen der natürlichen Freiheit und die Notwendigkeit von Regeln und Normen werden in diesem Kapitel diskutiert.
Die Staatsgründung
Das Kapitel behandelt die Staatsgründung in Lockes Theorie. Die Menschen schließen sich aufgrund von Ungerechtigkeiten und der Notwendigkeit von Sicherheit und Rechtsprechung durch einen Vertrag zusammen. Die Entstehung des Staates als Garant für Rechte und Freiheit wird erläutert. Die Bedeutung der Gewaltenteilung und der Repräsentation des Volkes im Staat werden im Detail analysiert.
Die Staatskonstruktion
In diesem Kapitel wird die Staatskonstruktion in Lockes Theorie beleuchtet. Das Kapitel beschreibt die Aufgaben des Staates und die Rechte und Pflichten der Bürger. Der Schutz von Eigentum und Freiheit sowie die Bedeutung der Gewaltenteilung für eine gerechte und stabile Gesellschaft werden im Vordergrund der Analyse stehen.
Thomas Hobbes und John Locke im Vergleich
Der Naturzustand
In diesem Kapitel werden die Theorien des Naturzustands von Hobbes und Locke im Vergleich analysiert. Die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Menschen im Naturzustand, die Rolle der Vernunft und die Begründung für die Staatsgründung werden gegenübergestellt. Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung der beiden Ansätze für die heutige Debatte um die Natur des Menschen.
Der Gesellschaftsvertrag
Dieses Kapitel analysiert den Gesellschaftsvertrag bei Hobbes und Locke. Die unterschiedlichen Motive der Menschen für den Staatsbildungsprozess sowie die Bedeutung des Vertrags für die Rechtfertigung von Macht und Herrschaft werden im Detail beleuchtet.
Die Staatskonstruktion
Das Kapitel befasst sich mit den Staatskonzepten von Hobbes und Locke. Die unterschiedlichen Ideen zur Organisation und Gestaltung des Staates, die Rolle des Souveräns und die Beziehung zwischen Staat und Bürger werden im Vergleich dargestellt. Die Relevanz der beiden Ansätze für die heutige Debatte um die Staatsform und die Aufgaben des Staates wird erörtert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen Sicherheit und Freiheit in der politischen Philosophie. Neben der Analyse der Staatskonzepte von Thomas Hobbes und John Locke werden auch die anthropologischen Grundannahmen der beiden Autoren beleuchtet. Wichtige Schlüsselwörter sind Naturzustand, Gesellschaftsvertrag, Souverän, Macht, Freiheit, Sicherheit, Rechtsprechung, Gewaltenteilung, Eigentum und Repräsentation.
- Arbeit zitieren
- Andreas Schumacher (Autor:in), 2018, Sicherheit und Freiheit als Staatszweck. Thomas Hobbes und John Locke im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/495527