Die regionale Bedeutung der Azoren für Portugal im Wandel


Term Paper, 2017

26 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Allgemeines zu den Azoren
2.1 Lage und geographische Fakten
2.2 Die autonome Region

3 Die Wirtschaft Portugals
3.1 Allgemein wirtschaftliche Daten
3.2 Wirtschaft der Azoren
3.2.1 Wirtschaftsgefüge
3.2.2 Tourismus
3.2.3 Primärer Sektor
3.2.4 Wirtschaftsprogramme
3.3 Der Wirtschaftsplan 2014 – 2020 der Azoren

4 Prognosen
4.1 Tourismus
4.2 Fischerei
4.3 Landwirtschaft und deren weiterverarbeitende Industrie
4.4 Wirtschaftsgefüge und die Bedeutung für Portugal

5 Fazit

6 Quellenverzeichnis

7 Einverständniserklärung

8 Anhang

Verzeichnis der Abkürzungen / Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

"Vor drei Jahren waren Badestellen wie in der Caldeira Velha oder auch der Poca da Dona Beija noch umsonst. (...) Jetzt zahlst du drei Euro, und alles ist abgesperrt." (GINZEL 2017), so sagt Yves Decoster, ein berühmter Künstler auf den Azoren in einem Interview des Spiegel Online.

Wirtschaftliche Entwicklung ist nicht nur ein Phänomen, bei dem sich Daten ändern und die Wirtschaft einen Anpassungsprozess an diese Daten vollzieht, so SCHUMPETER (1912, S. 103). Er ist vielmehr der Meinung, dass wirtschaftliche Entwicklung der fundamentale Vorgang einer kapitalistischen Wirtschaft sei, welche als Äußerung Wachstum mit sich bringen kann, jedoch nicht mitbringen muss (SCHUMPETER 1912, 434f.). LORD ROBBINS (1968, S. 4), konkretisiert den Begriff und definiert ihn als eine Änderung bestimmter Indikatoren wie dem realen pro Kopf Einkommen. Zudem ergänzt HEMMER (1988, S.4), dass Merkmale wie die Infrastruktur, Arbeitslosigkeit, Bevölkerungswachstum und Ähnliches wirtschaftliche Entwicklung ausmachen. Damit würde demzufolge eine Verbesserung dieser Indikatoren und Merkmale den Lebensstandard erhöhen und somit wirtschaftliche Entwicklung stattfinden. Schon damals hat sich SCHUMPETER (1912, S.467) die Fragen gestellt, welche konkreten Veränderungen die wirtschaftliche Entwicklung mit sich bringt, wie diese zustande kommen und ob Regelmäßigkeiten zu erkennen sind. Doch wie schnell findet die wirtschaftliche Entwicklung heutzutage statt? Wie sieht der Prozess aus? Was bringt der Wandel mit sich? Wer profitiert von wirtschaftlichem Wachstum und wer bringt beziehungsweise (bzw.) hält ihn in Bewegung? Außerdem welche Bedeutung haben einzelne Regionen für die Entwicklung eines ganzen Landes?

Anhand dieser Fragestellungen soll die wirtschaftliche Entwicklung mit ihren unterschiedlichen Facetten am Beispiel des Archipels der Azoren vorgezeigt werden. Deshalb lautet der Titel der vorliegenden Arbeit "Die regionale Bedeutung der Azoren für Portugal und deren Entwicklung". Die Thematik soll in drei Teilen analysiert und beschrieben werden. Zuerst werden in Kapitel 2 "Allgemeines zu den Azoren" Eckdaten und Informationen zu der Lage sowie geographischen Fakten zur autonomen Region an sich vorgestellt. Dieses Kapitel dient lediglich dazu einen Überblick von der in dieser Arbeit behandelten Region zu bekommen. Anschließend soll Kapitel 3 "Die Wirtschaft Portugals" Einblick über den wirtschaftlichen Stand geben. Dabei sollen die wirtschaftlichen Sektoren und andere allgemeine wirtschaftliche Daten thematisiert werden. Einhergehend damit wird nicht nur die Wirtschaft Portugals, sondern auch die Wirtschaft der Azoren erläutert werden. Dabei gliedert sich die Analyse der azorianischen Wirtschaft in verschiedene Bereiche die als Schwerpunkte thematisiert werden. Dazu zählen das Wirtschaftsgefüge, der Tourismus, der primäre Sektor sowie die Wirtschaftsprogramme, an denen die Inselgruppe teilgenommen hat. Abschließend werden in Kapitel 4 "Prognosen", aus den davor bearbeiteten Themen, Schlussfolgerungen genannt, aufzeigt und die Bedeutung der Azoren als Region in Relation zum ganzen Land Portugal gesetzt. Zum Abschluss der Arbeit liefert das Fazit einen kurzen und zusammenfassenden Überblick von dem zuvor behandelten Inhalt. Außerdem wird auf die Fragestellungen aus der Einleitung eingegangen.

2 Allgemeines zu den Azoren

In diesem Kapitel werden allgemeine Informationen zu den Azoren benannt und erklärt. Zuerst wird kurz auf die Lage der Azoren eingegangen und weitere geographisch wichtige Fakten aufgezeigt (Kapitel 2.1). Anschließend wird in Kapitel 2.2 „Die autonome Region“ mit ihren Bewohnern betrachtet. Dazu werden alle nötigen Rahmendaten aufgelistet.

2.1 Lage und geographische Fakten

Der Archipel der Azoren liegt im Nordatlantik und besteht aus neun Inseln. Die Inselgruppe befindet sich ungefähr 1500 Kilometer (km) westlich des Festlands von Portugal und 3900 km der östlichen Küste von Amerika. Zudem ist sie eine von sieben Regionen in Portugal. Die westlichste und östliche Insel des Archipels liegen ungefähr 600 km voneinander entfernt. Außerdem variiert die Größe der Inseln von 17 Quadratkilometern (km²) bis zu 759 km². Die Gesamtfläche der Azoren beträgt 2.322 km², das entspricht 2,6% von der Gesamtfläche Portugals (inklusive der Inselgruppen Madeira und der Azoren). Somit macht die kleinste Insel einen prozentualen Flächenanteil von 0,74% aus, während die größte Insel 32,07% beträgt. EUROPEAN COMISSION 2013, S.10ff.

Laut dem EUROPÄISCHEN PARLAMENT (2015, S.11) sind die Azoren in drei Gruppen unterteilt. Eine westliche Gruppe, eine zentrale Gruppe und eine östliche Gruppe. Zu der westlichen Gruppe gehören die Inseln Corvo (17 km²) und Flores (141 km²). Die zentrale Gruppe besteht aus Faial (173 km²), Pico (446 km²), São Jorge (243 km²), Terceira (403 km²) und Graciosa (60 km²). Die Inseln Santa Maria (96 km²) und São Miguel (759 km²) bilden die östliche Gruppe. Dass die Inseln so weit voneinander entfernt zu lokalisieren sind, liegt an dem vulkanischen Ursprung. Durch das Aufeinandertreffen der nordamerikanischen Platte, der eurasischen Platte und der afrikanischen Platte kommt es zu verschiedenen tektonischen Prozessen, welche die Inseln entstehen ließen und nun voneinander weg driften lassen. Dadurch entstand auch der Vulkan Pico, der höchste Berg der Azoren mit 2.352 Metern über dem Meeresspiegel auf der gleichnamigen Insel. EUROPÄISCHES PARLAMENT 2015, S. 11

Durch "die geographische Abgeschiedenheit der Inseln und ihr vulkanisches Relief" (EUROPÄISCHES PARLAMENT 2015, S.12) sind hier besondere Landschaften, Ökosysteme und Biotope entstanden. Dazu gehört auch die besondere Lage am Golfstrom, durch die "ein ozeanisch – subtropisches Klima mit Feuchtwäldern und Halbsträuchern" (ebd.) entsteht. Regenfälle finden hier das ganze Jahr über statt und sorgen für einen Gesamtniederschlag von 1.930 Millimetern. Die Durchschnittstemperatur liegt zwischen 14 °C und 18,8 °C. EUROPÄISCHES PARLAMENT 2015, S. 12

2.2 Die autonome Region

"Portugal lässt sich in fünf kontinentale Regionen (...) und zwei autonome Regionen (Azoren und Madeira) gliedern", so die Deutsch – Portugiesische Industrie- und Handelskammer AHK PORTUGAL (2017, S. 11). EUROPÄISCHES PARLAMENT (2015, S. 14) berichtet, dass die portugiesischen autonomen Regionen umfassende exekutive und legislative Befugnisse sowie die wichtigsten regionalen Körperschaften, nämlich die Regionalregierung und das Regionalparlament, besitzen. Ungefähr 247.700 Inselbewohner leben auf den Azoren, während mehr als die Hälfte davon auf der größten Insel, São Miguel mit knapp 138.600 Menschen leben (BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGIE (BMWI) 2015, S. 89). Dies "entspricht 2,4% der portugiesischen Gesamtbevölkerung", so das EUROPÄISCHE PARLAMENT (2015, S.12), woraus mit 106 Personen pro Quadratkilometer ein etwas kleiner Wert als bei dem Durchschnitt der portugiesischen Bevölkerungsdichte erzielt wird. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA (2017, S. 29) berichtet, dass in der autonomen Region der Azoren geringere Steuersätze gezahlt werden müssen. Dabei sind die Verbrauchssteuer sowie alle anderen wichtigen Steuern betroffen.

Von 2001 auf 2011 hat, aufgrund von Immigration, die Bevölkerung um 2% zugenommen. Zudem waren 50,8% der Einwohner des Archipels weiblich und damit im Umkehrschluss 49,2% männlich. Des Weiteren hat die Geburtenrate seit dem Jahr 2000 abgenommen genau wie die Sterblichkeitsrate und die Eheschließungen. Jedoch liegen Geburtenrate und Eheschließungen über dem portugiesischen Durchschnitt und die Sterblichkeitsrate ungefähr im Durchschnitt. Die Bevölkerungsentwicklung zeigt, dass es immer weniger jüngere Menschen gibt und vor allem im Alter von 30 bis 60 Jahren ein großer Zuwachs zu sehen ist. EUROPEAN COMISSION 2013, S.59f.

3 Die Wirtschaft Portugals

Dieses Kapitel wird sich mit der Wirtschaft Portugals im Ganzen befassen. Dazu werden zu Beginn allgemeine wirtschaftliche Daten und Fakten genannt (Kapitel 3.1), die Portugal als Nation (einschließlich Madeira und die Azoren) charakterisieren. Anschließend wird genauer auf die Wirtschaft der Azoren eingegangen (Kapitel 3.2). Dabei wird die wirtschaftliche Entwicklung der Azoren innerhalb vier Bereiche analysiert. Zuerst wird in dem Kapitel 3.2.1 die Wirtschaftsgefüge der Region dargelegt. Anschließend zeigt Kapitel 3.2.2 die Entwicklung im Tourismussektor auf. Kapitel 3.2.3 widmet sich dem primären Sektor und der damit verbundenen weiterverarbeitenden Industrie. Das letzte Unterkapitel zeigt verschiedene Wirtschaftsprogramme der Europäischen Union (EU) und deren Ziele in der wirtschaftlichen Entwicklung auf. Diese Ziele werden im Kapitel 3.3 weitergeführt und dabei wird der Wirtschaftsplan 2014 – 2020 der Azoren vorgestellt sowie dessen Richtlinien, Hintergründe und Beispiele zur Umsetzung der Ziele genannt und aufgezeigt.

3.1 Allgemein wirtschaftliche Daten

Laut der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing German Trade and Invest liegt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Portugals bei 184,9 Milliarden (Mrd.) Euro (Stand: 2016) (GERMAN TRADE AND INVEST (GTAI) 2017c). Zum Vergleich, das BIP Deutschlands liegt im gleichen Jahr bei 3.132,7 Mrd. Euro. Das BIP ist der Wert aller Güter und Dienstleistungen die innerhalb eines Landes erwirtschaftet werden, einschließlich der Erzeugnisse ausländischer Firmen im eigenen Land, so die BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG (2017). Der große Unterschied der Werte zwischen Deutschland und Portugal ist auf die Differenz der Einwohneranzahl zurückzuführen, da dies lediglich ein nominaler Wert ist. Eine Nation wie Portugal mit 10,31 Millionen (Mio.) Einwohnern kann nicht so viel wie Deutschland mit 82,7 Mio. Einwohnern erwirtschaften (Stand: 2016). Deswegen sagt das BIP pro Kopf, da es nun auf die Bevölkerung heruntergerechnet ist, mehr aus. Im Jahr 2016 liegt das BIP pro Kopf Portugals bei ungefähr 17.900 Euro und Deutschlands bei 37.900 Euro (GTAI 2017c). Damit befindet sich Portugal an 17. Stelle im europäischen Vergleich, so AHK PORTUGAL (2017, S. 12), denn der Durchschnitt liegt hier bei 29.000 Euro pro Kopf. Somit erzielt Portugals BIP pro Kopf 78% des europäischen Durchschnitts, heißt es im Exportbericht Portugal der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA (2017, S. 7). Das AUSWÄRTIGE AMT (2017) prognostiziert einen BIP – Wachstum von 1,5% im nächsten Jahr.

Portugal hatte stark unter der globalen Finanzkrise von 2009 bis 2013 zu leiden. So musste das Land im Jahr 2011 um einen Internationalen Währungsfond (IWF) bitten. Die EU billigte für den Zeitraum von 2011 bis 2014 Kredite in Höhe von insgesamt 76,5 Mrd. Euro. Im Gegenzug mussten weitere Verschuldungen bis zum Jahr 2015 unter drei Prozent des eigenen BIP gehalten werden, so steht es im Kurzreport der GESELLSCHAFT FÜR WIRTSCHAFTLICHE STRUKTURFORSCHUNG (GWS) (2016, S. 2f.). Die geringe Dynamik der Wirtschaftskrise lies die Arbeitslosenquote zu einem Rekordhoch von knapp 18% im Jahr 2013 steigen. "Seitdem ist sie jedoch stetig gesunken", teilt die AHK PORTUGAL (2017, S. 16) mit. Laut neustem Stand, Februar 2017, liegt die Arbeitslosenquote bei 9,8% (ebd.). Erstaunlich, jedoch typisch für die südeuropäischen Länder, ist die hohe Arbeitslosigkeit der Jugendlichen. Im Jahr 2013 waren 42% aller Jugendlichen nicht beschäftigt (GWS 2016, S. 2). Das AUSWÄRTIGE AMT (2017) meldet im April 2017 eine Jugendarbeitslosigkeit von noch 27,7%. Die Zielmarktanalyse der AHK PORTUGAL (2017, S. 15) berichtet, dass der höchste Anteil mit ungefähr 70% der rund 5,2 Mio. Arbeitstätigen in Portugal, die Altersgruppe von 35 bis 64 Jahren bildet. Zudem erhält Portugal im Zeitraum von 2014 bis 2020 die sogenannten Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESI) von der EU, welche das Land mit 25,8 Mrd. Euro unterstützen sollen. Zusätzlich stellt Portugal selbst 6,9 Mrd. Euro als Investition zur Verfügung. Damit hat das Land ein Gesamtbudget von 32,7 Mrd. Euro. Ziel ist es Arbeitsplätze sowie eine nachhaltige und gesunde europäische Wirtschaft und Umwelt zu schaffen (EUROPEAN COMISSION 2017).

Portugal hat mit einem prozentualen Anteil von 8,6% einen hohen Anteil an Erwerbstätigen im primären Sektor. Dieser erwirtschaftet jedoch lediglich 2,4% des BIP (AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 2017, S. 6f.). Laut AHK PORTUGAL (2017, S. 13) arbeiten 68,1% der gesamten Bevölkerung im tertiären Sektor und machen damit sogar mehr als 75% des BIP aus. Der Industriesektor beschäftigt 24,3% der Bevölkerung und erzeugt damit knapp 22% des BIP. Innerhalb des Dienstleistungssektors nimmt die Tourismusbranche einen besonderen Stellenwert ein. GWS (2016, S.1) meldet, dass alleine der Tourismussektor ca. 16% des BIP ausmacht.

Die Güter die Portugal jährlich einführt übersteigen die Waren, welche ausgeführt werden. Im Jahr 2016 wurden Waren im Wert von 61,1 Mrd. Euro importiert, während lediglich Erzeugnisse im Wert von 50,3 Mrd. Euro exportiert wurden. Die meisten eingeführten bzw. ausgelieferten Güter und Waren sind gleich. Es werden vor allem chemische Erzeugnisse, Nahrungsmittel und Kfz und -Teile gekauft, während dessen hauptsächlich Kfz und -Teile, Textilien und Bekleidung, chemische Erzeugnisse verkauft werden. Hauptlieferant der Waren ist mit Abstand Spanien, gefolgt von Deutschland und Frankreich. Hauptabnehmer ist immer noch Spanien. Jedoch mit nicht so großem Abstand folgen Frankreich und anschließend Deutschland. GTAI 2017b, S. 2ff.

3.2 Wirtschaft der Azoren

Die nächsten vier Unterkapitel befassen sich mit der azorianischen Wirtschaft im Konkreten. Dabei wird der Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung in verschiedenen Kategorien der Azoren beschrieben, Besonderheiten während dieser Entwicklungen aufgezeigt und die Bedeutung des Archipels für das Land Portugal deutlich gemacht.

3.2.1 Wirtschaftsgefüge

Aufgrund der natürlichen Gegebenheiten, wie der Abgelegenheit am Rande der EU, hügeliges Relief und anderen Faktoren, war die Inselgruppe der Azoren schon immer ein strukturschwaches Gebiet. Vor dem Beitritt der Azoren zu Portugal 1983 erzielte der Archipel den letzten Platz bei einem wirtschaftlichen Vergleich aller Regionen Europas. Mit 39% BIP pro Kopf des damaligen Gemeinschaftsdurchschnitts lag die Inselgruppe weit abgeschlagen. 1993 fiel das Ergebnis ähnlich schlecht aus. Der wirtschaftliche Aufschwung kam durch die Unterstützung europäischer Strukturfonds, Ende der 90er Jahre. 2005 konnten die Azoren bereits als „Übergangsregion“ eingestuft werden und nicht mehr als „am wenigsten entwickelte Region“. Die Azoren erzielten 88% des portugiesischen BIP pro Kopf und einen Indexwert von 70. Im Vergleich dazu wurde der EU – Durchschnitt als Indexwert 100 festgelegt. In den darauffolgenden Jahren konnten die Azoren ihren BIP – Wert bis zu der Wirtschaftskrise, die 2008 begann und von einer anschließenden Rezession gefolgt wurde, langsam aber sicher ausbauen. Im Vergleich zum Festland Portugals hat die Inselgruppe jedoch nicht so sehr gelitten und konnte deswegen die BIP pro Kopf Werte im Vergleich zum Landesdurchschnitt halten. Während die Arbeitslosenquote 2015 in Portugal bei knapp 13,2% lag war lediglich ein Bruchteil der azorianischen Bevölkerung arbeitslos (6,8%). Zudem erholt sich der Archipel wirtschaftlich schneller. Bereits im Jahr 2015 lag die Erwerbsquote bei dem gleichen Wert wie vor der Wirtschaftskrise im Jahr 2007. EUROPÄISCHES PARLAMENT 2015, S. 17f.

Auf den Azoren herrscht, im Gegensatz zum Festland, eine stabile sektorale Verteilung. Seit Ende der 90er Jahre hat sich der prozentuale Anteil der Sektoren kaum geändert. Im Jahr 2012 machte der Primärsektor 9,6% des BIP aus. In den meisten entwickelten Volkswirtschaften ist der tertiäre Sektor am stärksten vertreten. So auch hier. Der Dienstleistungssektor trägt 74,8% zum BIP bei. Somit sind die restlichen 15,6% der Industrie zuzuordnen. Während der Anteil des Primärsektors am regionalen BIP der Azoren zwischen 9 bis 10 Prozent schwankt, hat der prozentuale Anteil des Sektors in Portugal innerhalb von 9 Jahren um 60% abgenommen. Deswegen macht allein der Primärsektor der Azoren 9,3% des primären Sektors von Portugal aus. Zudem sind 11,6% Erwerbstätige auf den Azoren in diesem Sektor tätig, die alleine wiederum 3% aller Erwerbstätigen des primären Sektors von Portugal ausmachen. Als ein Grund für die stark ausgeprägte landwirtschaftliche Ökonomie und die geringe Dynamik der Wirtschaft der Azoren wäre die Schwierigkeit bei der strukturellen Diversifizierung des Archipels zu nennen. Jedoch stellt der Dienstleistungssektor mit Abstand die wichtigste Beschäftigungsquelle auf den Azoren dar (73,9%). EUROPÄISCHES PARLAMENT 2015, S. 18ff.

3.2.2 Tourismus

Laut BMWI (2017b, S. 6) kommt dem Tourismus in Portugal eine wichtige Rolle innerhalb des tertiären Sektors zu. Der Tourismus alleine soll im Jahr 2015 einen indirekten Beitrag von 16,4% am BIP ausgemacht haben und 19,3% der Arbeitsplätze seien von ihm abhängig. Zudem ist ein starker Anstieg an Übernachtungen zu verbuchen. Im Jahr 2004 betrug die Anzahl 31,1 Mio. Übernachtungen. Im Jahr 2015 sind es schon 53,2 Mio. Übernachtungen. Nach AHK PORTUGAL (2017, S. 23) besitzt die Inselgruppe lediglich 3% der Zimmer in Portugal. Zudem liegt die durchschnittliche Zimmeranzahl pro Unterkunft mit 59 Zimmern unter dem portugiesischen Durchschnitt (71 Zimmer). Im Jahr 2014 hatte die Inselgruppe der Azoren 345.000 Gäste zu verbuchen, die insgesamt knapp 1,06 Mio. Übernachtungen mit sich brachten, so BMWI (2015, S. 27). Das sind, prozentual gesehen, mit Abstand die wenigsten Gäste, nämlichen 2,1% und mit 2,3% auch die wenigsten Übernachtungen in allen 7 Regionen Portugals. Daraus resultieren auch die im Vergleich zu den anderen Regionen geringen Gesamteinnahmen. Von den 2,2 Mrd. Euro der Gesamteinnahmen Portugals, machen die Azoren lediglich 2% aus. Überdurchschnittlich sind dagegen die Aufenthaltstage der Besucher. Im Durchschnitt verbringt ein Gast auf den Azoren 3,1 Tage, im Vergleich dazu der allgemeine Aufenthalt in Portugal liegt bei 2,9 Tagen. Zwei Jahre später sind jedoch schon Änderungen festzustellen. Im Jahr 2016 sind auf dem Archipel bereits 1,5 Mio. Übernachtungen (2,8%) zu verbuchen und 0,5 Mio. Gäste (2,6%). Zudem wurden ca. 70.700 Euro eingenommen. Das sind 2,4% von den portugiesischen Gesamteinnahmen (AHK PORTUGAL 2017, S. 25).

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Excerpt out of 26 pages

Details

Title
Die regionale Bedeutung der Azoren für Portugal im Wandel
College
University of Koblenz-Landau
Grade
1,7
Author
Year
2017
Pages
26
Catalog Number
V495881
ISBN (eBook)
9783346050885
ISBN (Book)
9783346050892
Language
German
Keywords
Azoren, Wirtschaft, Protugal, Nachhaltigkeit
Quote paper
Alejandro Pelegri (Author), 2017, Die regionale Bedeutung der Azoren für Portugal im Wandel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/495881

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