Der Erfolg der BILD-Zeitung ist bemerkenswert: Mit einer Auflage von 4,45 Millionen Exemplaren im Jahr 1999 ist BILD die größte Tageszeitung Europas und wird weltweit lediglich von vier japanischen Zeitungen in der Auflagenhöhe übertroffen. Auch im Hinblick auf die Leser-Blatt-Bindung genießt BILD eine Sonderstellung: Mehr als 50 Prozent der Leser kaufen bereits morgens vor neun Uhr die an über 100 000 Vertriebsstellen angebotene Zeitung. Fast jeder Fünfte verlässt gezielt deshalb das Haus, um sich eine Ausgabe der BILD-Zeitung zu besorgen. Die Leser zeichnen sich besonders durch ihre Treue aus: So versäumen nahezu 80 Prozent keine Ausgabe, 90 Prozent würden BILD stark vermissen, wenn es sie nicht mehr gäbe. 57 Prozent haben von 12 Ausgaben auch 12 gekauft.
Ein Rezept, das sicherlich zum Erfolg des „Faszinativum BILD“ beigetragen hat, ist die Anweisung des derzeitigen Chefredakteurs von BILD-München, Wilhelm Hellmuth. Bevor eine Geschichte in den Druck gehen könne, müsse der Redakteur zwei Fragen beantworten: A) Für wen schreibt man?, und: B) Warum soll man das lesen? Dies erscheint die Voraussetzung zu sein, wenn man annimmt, dass BILD für die Leser besondere Leistungen erbringt.
Ziel dieser Arbeit ist die Beantwortung beider oben angeführten Fragen und damit die Offenlegung einer Ingredienz, die neben weiteren Faktoren zum Erfolg von BILD beigetragen hat. Nach dieser Vorgabe behandelt die Arbeit besonders rezeptionsanalytische als auch textanalytische Ansätze, die jedoch durch die spezifische, oben vorgestellte Fragestellung nicht losgelöst von einem medienökonomischen Zugang betrachtet werden können - die Beantwortung der von Hellmuth vorgegebenen Fragen zielt ja nicht zuletzt ab auf die Realisierung eines Verkaufserfolgs am Kiosk. Die Forschungslage ist im Bezug auf die BILD-Zeitung sehr umfangreich, begründet durch die seit 1968 nicht mehr verstummende Kritik an dieser Speerspitze des Print-Boulevards als auch am Boulevardformat im Allgemeinen, die bis zu einer Gefährdung der Demokratie reicht.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. „Für wen schreibt man?“
- 1. Leser der Boulevardpresse
- 2. Leser der BILD-Zeitung
- a) Anzahl und Reichweite
- b) Sozialstruktur
- c) Politische Einstellung
- d) Der „typische“ BILD-Leser
- 3. Bild des Rezipienten beim Kommunikator
- III. „Warum soll man das lesen?“
- 1. Funktion von Unterhaltung
- 2. Wünsche des Boulevard-Lesers
- 3. Wünsche des BILD-Lesers
- a) Formale Ansprüche
- b) Allgemeine inhaltliche Ansprüche
- c) Spezielle inhaltliche Ansprüche
- d) Zusammenfassung
- IV. FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Erfolg der BILD-Zeitung, indem sie die Fragen nach der Zielgruppe ("Für wen schreibt man?") und dem Leserbedürfnis ("Warum soll man das lesen?") beantwortet. Der Fokus liegt auf rezeptions- und textanalytischen Ansätzen, eingebettet in einen medienökonomischen Kontext. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung der Leserorientierung für den wirtschaftlichen Erfolg der Zeitung.
- Leserstruktur der BILD-Zeitung
- Bedürfnisse und Erwartungen der BILD-Leser
- Medienökonomische Aspekte des Erfolgs von BILD
- Rezeptions- und Textanalyse der BILD-Zeitung
- Die Rolle der Kundenorientierung im Boulevardjournalismus
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung präsentiert den bemerkenswerten Erfolg der BILD-Zeitung hinsichtlich Auflage und Leserbindung. Sie führt die zentrale Fragestellung ein, die auf der Leitfrage des Chefredakteurs von BILD-München, Wilhelm Hellmuth, basiert: "Für wen schreibt man?" und "Warum soll man das lesen?". Die Arbeit wird als eine Untersuchung positioniert, die rezeptions- und textanalytische Ansätze mit einem medienökonomischen Blickwinkel verbindet, um den Erfolg von BILD zu erklären. Die umfangreiche Forschungslage zur BILD-Zeitung und die anhaltende Kritik an dem Boulevardformat werden erwähnt.
II. „Für wen schreibt man?“: Dieses Kapitel untersucht die Leserschaft der Boulevardpresse im Allgemeinen und der BILD-Zeitung im Besonderen. Es widerlegt das Klischee, dass Boulevardzeitungen nur von den unteren sozialen Schichten gelesen werden. Durch die Analyse von Auflagenzahlen und Leserstruktur wird gezeigt, dass BILD zwar überproportional viele Leser aus der Arbeiter- und unteren Mittelschicht erreicht, aber auch eine erhebliche Anzahl von Lesern mit höherer Bildung. Die unterschiedliche Rezeption des Inhalts durch verschiedene Leserschichten wird als Forschungsgegenstand identifiziert, der eine detailliertere Untersuchung auf der Basis einzelner Boulevardmedien erfordert.
Schlüsselwörter
BILD-Zeitung, Boulevardpresse, Leserforschung, Rezeptionsanalyse, Textanalyse, Medienökonomie, Kundenorientierung, Zielgruppenorientierung, Leserbindung, Verkaufserfolg.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Erfolgs der BILD-Zeitung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Erfolg der BILD-Zeitung aus medienökonomischer, rezeptions- und textanalytischer Perspektive. Sie untersucht die Zielgruppe der Zeitung ("Für wen schreibt man?") und die Bedürfnisse der Leser ("Warum soll man das lesen?"), um den anhaltenden Erfolg des Boulevardblattes zu erklären.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit kombiniert rezeptions- und textanalytische Ansätze mit einem medienökonomischen Fokus. Sie untersucht die Leserstruktur, die Bedürfnisse und Erwartungen der Leser, sowie die Rolle der Kundenorientierung im Erfolg der BILD-Zeitung.
Welche Aspekte der Leserstruktur werden betrachtet?
Die Analyse betrachtet die soziodemografische Struktur der Leserschaft (Bildung, soziale Schicht), widerlegt dabei das Klischee der ausschließlichen Leserschaft aus unteren sozialen Schichten und zeigt die heterogene Zusammensetzung der BILD-Leserschaft auf.
Welche Leserbedürfnisse werden untersucht?
Die Arbeit erforscht die formalen und inhaltlichen Ansprüche der BILD-Leser, sowohl allgemein als auch spezifisch im Kontext der BILD-Zeitung. Sie beleuchtet die Wünsche und Erwartungen der Leser an die Zeitung.
Welche Rolle spielt die Medienökonomie?
Die Medienökonomie spielt eine zentrale Rolle, indem sie den Zusammenhang zwischen Leserorientierung, Leserbindung und wirtschaftlichem Erfolg der BILD-Zeitung untersucht. Der Erfolg wird im Kontext der Auflagenzahlen und der anhaltenden Leserbindung betrachtet.
Wie wird der Erfolg der BILD-Zeitung erklärt?
Der Erfolg der BILD-Zeitung wird durch die Kombination aus einer erfolgreichen Zielgruppenansprache, der Erfüllung der Leserbedürfnisse und einer cleveren medienökonomischen Strategie erklärt. Die Arbeit zeigt, dass die Zeitung nicht nur ein bestimmtes Segment, sondern eine breite Leserschaft anspricht.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: BILD-Zeitung, Boulevardpresse, Leserforschung, Rezeptionsanalyse, Textanalyse, Medienökonomie, Kundenorientierung, Zielgruppenorientierung, Leserbindung, Verkaufserfolg.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Zielgruppe ("Für wen schreibt man?"), ein Kapitel zu den Leserbedürfnissen ("Warum soll man das lesen?") und ein Fazit. Das Kapitel "Für wen schreibt man?" analysiert die Leserschaft der Boulevardpresse und der BILD-Zeitung im Detail, während das Kapitel "Warum soll man das lesen?" die Bedürfnisse und Wünsche der Leser beleuchtet.
Welche zentrale Fragestellung wird untersucht?
Die zentrale Fragestellung basiert auf der Frage des Chefredakteurs von BILD-München: "Für wen schreibt man?" und "Warum soll man das lesen?". Die Arbeit versucht diese Fragen zu beantworten, um den Erfolg der BILD-Zeitung zu erklären.
- Quote paper
- Stefan Meingast (Author), 2002, Der tägliche Kampf um den Leser. Kundenorientierung bei BILD, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49660