Für den Biografen Karl Corino hat Robert Musil mit „Der Mann ohne Eigenschaften“ den bedeutendsten deutschsprachigen Roman des zwanzigsten Jahrhunderts verfasst. Für den deutschen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hingegen ist Musil ein „gescheiterter Autor“ dessen Sprache wenig anschaulich sei. Wenn auch Kritiker unterschiedlicher Ansicht über die schriftstellerische Bedeutung Musils sind, so ist „Der Mann ohne Eigenschaften“ in anderer Hinsicht wichtig: Der Roman beschreibt in seinem Österreichbezug eine mentale Landkarte, deren Nutzen ein besonderer ist, kann sich die Lektüre des Buches, im Besonderen Kapitel 8 „Kakanien“, als anschauliche Referenz für die Suche nach österreichischer Identität erweisen. Trotz eines ironisch-differenzierenden Impetus hat das Werk die Habsburger Monarchie als Hintergrund, und wenngleich er diese nicht in ihrer tatsächlichen historischen Substanz beschreiben will, schafft Musil das Seelenbild einer geordneten und wohl funktionierenden Welt, wie sie bei Entstehen des Romans in den 1930er Jahren nicht ferner hätte sein können. Im Folgenden soll auf Musils Schilderungen dieser Welt näher eingegangen werden und die Frage beantwortet werden, welchen Wert diese ironische Beschreibung „Kakaniens“ für die österreichische Identität heute haben kann.
- Arbeit zitieren
- Stefan Meingast (Autor:in), 2004, "Der Mann ohne Eigenschaften" von Robert Musil. Reflektion einer österreichischen Identität?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49670
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