In dieser Arbeit soll beantwortet werden, welchen Einfluss soziokulturelle Erfahrungen auf die Malweise hatten, ob es ein weibliches Kollektivbewusstsein gab, das die männliche Ästhetik veränderte und inwieweit es Künstlerinnen möglich war, trotz mangelnder Vorbilder nicht in die Reproduktion von Stereotypen zu verfallen.
Es werden Lebens- und Ausbildungsbedingungen der Frauen geschildert, die Rolle der Frau in der Gesellschaft skizziert und die Rezeption weiblicher Künstlerinnen nachvollzogen. Ebenso werden Traditionen der Motive "Selbstporträt als Künstler", "Doppelporträt" und "Modell" besprochen, um das Thema "Maler/in mit Modell" näher zu definieren. Diese theoretische Vorarbeit ermöglicht die Untersuchung ausgewählter Werke männlicher und weiblicher Künstler und bietet die Möglichkeit, diese auf Unterschiede hin zu analysieren. Auf diese Weise versucht der Autor das Thema unter dem Aspekt des tradierten, historisch negativ konnotierten Frauenbildes, aber auch der kulturellen und akademischen Prägung hin, zu untersuchen.
Im Kunstsystem nehmen Frauen trotz fortwährender Diskurse nach wie vor eine Randposition ein. Wenn über Frauen in der Kunst geschrieben wird, dann von Frauen selbst und das, obwohl sich seit dem 16. Jahrhundert Spuren international erfolgreicher Malerinnen verfolgen lassen. Der Resonanzraum für weibliche Kunst ist männlich besetzt. Vielfach werden Frauen zudem isoliert betrachtet. Es werden ihnen Sonderausstellungen gewidmet, die Werke werden aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst und sie werden als Ausnahmetalente heroisierend in den Kunstkanon eingefügt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Ausgangslage
- 2.1 Die Frau in der Gesellschaft
- 2.2 Ausbildung und Arbeitsbedingungen
- 2.3 Rezeption
- 3 Zum Thema „Maler*in mit Modell“
- 3.1 Das Selbstporträt als Künstler*in
- 3.2 Das Doppelporträt
- 3.3 Das Modell
- 3.4 Das Motiv „Maler*in mit Modell“
- 4 Untersuchung in der Bearbeitung des Themas
- 4.1 Männliche Bearbeitungen
- 4.1.1 Lovis Corinth
- 4.1.2 Ernst Ludwig Kirchner
- 4.1.3 Otto Dix
- 4.2 Resümee
- 4.3 Weibliche Bearbeitungen
- 4.3.1 Charlotte Berend-Corinth
- 4.3.2 Lotte Laserstein
- 4.4 Resümee
- 5 Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Divergenz in der männlichen und weiblichen Bearbeitung des Themas „Maler*in mit Modell“ im beginnenden 20. Jahrhundert. Die Arbeit analysiert den Einfluss soziokultureller Faktoren auf die Malweise, die Frage nach einem spezifisch weiblichen Kollektivbewusstsein und die Fähigkeit von Künstlerinnen, trotz mangelnder Vorbilder, Stereotypen zu vermeiden.
- Die gesellschaftliche Rolle der Frau um 1900 und ihre Auswirkungen auf die Kunst.
- Die Ausbildungsbedingungen und Arbeitsrealitäten von Künstlerinnen im Vergleich zu Künstlern.
- Die Rezeption weiblicher Kunst und die Herausforderungen für Künstlerinnen im Kunstbetrieb.
- Vergleichende Analyse der künstlerischen Umsetzung des Themas „Maler*in mit Modell“ bei männlichen und weiblichen Künstlern.
- Die Entwicklung des Motivs „Maler*in mit Modell“ in der Kunstgeschichte.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die marginalisierte Position von Frauen im Kunstsystem und die anhaltende Debatte um Geschlechterungleichheit in der Kunstwelt. Sie führt in die Thematik der Arbeit ein, die den Einfluss soziokultureller Erfahrungen auf die Malweise von Künstlerinnen untersuchen möchte, die zwischen 1900 und 1930 das Thema „Maler*in mit Modell“ bearbeiteten. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der künstlerischen Umsetzung bei männlichen und weiblichen Künstlern und der Analyse möglicher Unterschiede.
2 Ausgangslage: Dieses Kapitel beleuchtet die gesellschaftliche Stellung der Frau um die Jahrhundertwende, die unterschiedlichen Weiblichkeitsbilder (femme fatale und femme fragile) und die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs und der Industrialisierung. Es analysiert die Ausbildungsbedingungen und die oft schwierigen Arbeitsbedingungen von Künstlerinnen, die ihnen oft nur eine eingeschränkte künstlerische Entwicklung ermöglichten. Der Abschnitt zur Rezeption weiblicher Kunst behandelt die oft abwertende Kritik und die Herausforderungen, die Künstlerinnen beim Durchsetzen ihrer Werke begegneten.
3 Zum Thema „Maler*in mit Modell“: Das Kapitel analysiert die drei zentralen Motive, die in dem Thema „Maler*in mit Modell“ zusammenfließen: das Selbstporträt als Künstler*in, das Doppelporträt und das Modell (Aktmalerei). Es untersucht die Traditionen und Konventionen dieser Motive, insbesondere in Bezug auf die Geschlechterrollen und die unterschiedliche Darstellung von männlichen und weiblichen Akteuren. Die Analyse der Tradition des Motivs "Maler*in mit Modell" wird eingehend betrachtet, um die spätere vergleichende Analyse der Werke zu ermöglichen.
4 Untersuchung in der Bearbeitung des Themas: In diesem zentralen Kapitel werden ausgewählte Werke männlicher (Lovis Corinth, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix) und weiblicher (Charlotte Berend-Corinth, Lotte Laserstein) Künstler*innen analysiert, um die unterschiedlichen Bearbeitungen des Themas „Maler*in mit Modell“ zu vergleichen. Es werden die spezifischen Darstellungspraktiken untersucht und in Bezug zu den soziokulturellen Kontexten gesetzt.
Schlüsselwörter
Maler*in mit Modell, Gender Studies, Weiblichkeitsbilder, Kunstgeschichte, Expressionismus, Neue Sachlichkeit, Selbstporträt, Doppelporträt, Aktmalerei, soziokulturelle Einflüsse, Künstlerinnen, Charlotte Berend-Corinth, Lotte Laserstein, Lovis Corinth, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix, Patriarchat, Emanzipation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: "Maler*in mit Modell"
Was ist der Gegenstand der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht die Unterschiede in der künstlerischen Darstellung des Motivs „Maler*in mit Modell“ im frühen 20. Jahrhundert, indem sie männliche und weibliche künstlerische Bearbeitungen vergleicht. Der Fokus liegt auf dem Einfluss soziokultureller Faktoren auf die Malweise und die Frage nach einem spezifisch weiblichen Kollektivbewusstsein.
Welche Künstler*innen werden in der Arbeit analysiert?
Die Arbeit analysiert Werke von Lovis Corinth, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix (männliche Künstler) und Charlotte Berend-Corinth, Lotte Laserstein (weibliche Künstlerinnen). Diese Auswahl ermöglicht einen Vergleich der unterschiedlichen künstlerischen Zugänge zum Thema.
Welche Aspekte der gesellschaftlichen Situation werden berücksichtigt?
Die Arbeit beleuchtet die gesellschaftliche Stellung der Frau um 1900, die unterschiedlichen Weiblichkeitsbilder, die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs und der Industrialisierung auf Künstlerinnen, deren Ausbildungsbedingungen und Arbeitsrealitäten sowie die Rezeption weiblicher Kunst im Kunstbetrieb.
Welche Motive werden im Zusammenhang mit „Maler*in mit Modell“ untersucht?
Die Arbeit analysiert das Selbstporträt als Künstler*in, das Doppelporträt und das Modell (Aktmalerei) als zentrale Bestandteile des Motivs „Maler*in mit Modell“. Die Analyse betrachtet die Traditionen und Konventionen dieser Motive im Hinblick auf Geschlechterrollen und die unterschiedliche Darstellung männlicher und weiblicher Akteure.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht den Einfluss soziokultureller Faktoren auf die Malweise, die Frage nach einem spezifisch weiblichen Kollektivbewusstsein und die Fähigkeit von Künstlerinnen, trotz mangelnder Vorbilder, Stereotypen zu vermeiden. Ein zentraler Punkt ist der Vergleich der künstlerischen Umsetzung des Themas bei männlichen und weiblichen Künstlern.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Maler*in mit Modell, Gender Studies, Weiblichkeitsbilder, Kunstgeschichte, Expressionismus, Neue Sachlichkeit, Selbstporträt, Doppelporträt, Aktmalerei, soziokulturelle Einflüsse, Künstlerinnen, Charlotte Berend-Corinth, Lotte Laserstein, Lovis Corinth, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix, Patriarchat, Emanzipation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Ausgangslage (gesellschaftliche Situation der Frauen), ein Kapitel zum Thema „Maler*in mit Modell“, ein Kapitel zur Untersuchung der künstlerischen Bearbeitungen (mit Analyse ausgewählter Werke) und abschließende Ergebnisse.
Wo liegt der Fokus der Analyse?
Der Fokus liegt auf dem Vergleich der künstlerischen Umsetzung des Motivs „Maler*in mit Modell“ bei männlichen und weiblichen Künstlern und der Analyse möglicher Unterschiede, die im Kontext der soziokulturellen Bedingungen des frühen 20. Jahrhunderts zu erklären sind.
- Arbeit zitieren
- Jana Tiedemann (Autor:in), 2019, Maler und Malerin mit Modell. Welche Unterschiede gibt es in der Bearbeitung der Thematik zu Beginn des 20. Jahrhundert?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497166