Der Einfluss von Instagram auf das Essverhalten junger Frauen


Bachelorarbeit, 2017

85 Seiten, Note: 1,1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Störungsbilder
2.2 Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen
2.2.1 Personenbezogene Faktoren
2.2.2 Soziokulturelle Faktoren
2.2.3 Rolle der Medien
2.2.4 Körperbild vs. Schönheitsideal
2.2.5 Veränderung und Anpassung des Ess- und Sportverhaltens
2.3 Instagram

3 Fragestellung und Hypothesen

4 Methode
4.1 Stichprobenbeschreibung
4.2 Material
4.3 Durchführung
4.4 Statistische Auswertung

5 Ergebnisse
5.1 Unterschiede – Zentrale Tendenzen und Mittelwerte
5.2 Zusammenhänge zwischen den Variablen

6 Diskussion
6.1 Diskussion der Ergebnisse
6.2 Limitation und weiterführende Forschung
6.3 Fazit

7 Literaturverzeichnis

8 Anhang

Abstract

Das westliche Schönheitsideal der attraktiven, schlanken, sportlichen, makellosen Frau wurde in den letzten Jahren zur gesellschaftlichen Norm, welche es zu erreichen gilt. Dieses Bild wird vor allem über die Sozialen Medien an die junge Nutzergruppe weitergegeben und bereits erste Studien berichten über weitreichende Folgen wie bspw. ein ansteigendes Diätverhalten und höhere Unzufriedenheit mit der eigenen Körperform. Das Ziel der vorliegenden Studie ist daher, den Einfluss fitnessrelevanter visueller Stimuli auf die aktuelle Stimmung, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und das Essverhalten zu prüfen. An der Studie nahmen 30 Frauen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren teil, welche randomisiert in Interventions- und Kontrollgruppe gegliedert wurden. Die Interventionsgruppe wurde während der Untersuchung fitnessrelevanten, visuellen Stimuli ausgesetzt, wohingegen die Kontrollgruppe den Einfluss neutraler, visueller Stimuli erhielt.

Die Stimmung der Interventionsgruppe hat sich im Verlauf der Untersuchung signifikant verschlechtert. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ist infolge der fitnessrelevanten Stimuli signifikant angestiegen. Anders als erwartet zeigte sich bei der Anzahl der verzehrten Kalorien mit den Kategorien <50 kcal und >50 kcal kein Unterschied zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe (Chi-Quadrat ( 1 ) =.58, p=.446, n= 30). Offenbar gibt es hier einen Hinweis darauf, dass Frauen mit einer schlechteren Stimmung, einem erhöhtem Stressempfinden und einer höheren Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper zu kalorienreichen Snacks greifen. Dies ist ein Indiz für emotionales und stressbedingtes Essverhalten und könnte damit für die Behandlungen von Essstörungen von Relevanz sein. Um das Potential der Studie besser nutzen zu können, empfiehlt es sich, die Zielgruppe bspw. auf Anorexie- und Adipositas-Patienten zu erweitern, um das Essverhalten in Abhängigkeit von der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und der Stimmung aufzuzeigen.

Schlüsselwörter: Social Media – Schönheitsideal – Unzufriedenheit – Diätverhalten – Sozialer Vergleich

Abstract

The last decade has seen a huge rise in social media use, including Instagram, particularly among young people. Preliminary evidence of a relationship between the postulated appearance focused images and lower levels of mood, increasing body dissatisfaction and dietary restraint in adolescent girls. The over presence of extremely thin models can create a new reality for media users, who begin to equate thinness with beauty, power, femininity and happiness.

The aim of the present study was, therefore, to examine relationships between appearance focused images from Instagram and the possible negative outcomes for mood, body dissatisfaction and dietary restraint in adolescent girls. Participants were 30 adolescent girls aged 18 to 24 (M = 21.20, SD= 1.79) who were influenced with visual fitness or neutral stimuli. Subsequently, depression, self-esteem, current mood, body dissatisfaction, internalization thinness, internalization muscularity, family pressures, peer pressures and media pressures, restraint, eating concern, weight concern and shape concern were queried via self-report. The data has revealed that adolescent girls had significantly lower levels in mood after influenced by fitness stimuli in the course of the study (p=.068). Also, significantly higher levels of body dissatisfaction were found for participants who were influenced by fitness stimuli (p=.078). As opposed to expectations there was no difference between groups in the number of consumed calories. The findings indicate that appearance focused images may lead to negative outcomes for disordered eating, as well dietary restraint as increased eating behaviors.

The results suggest that the postulated appearance focused images and the internalization of the messages they disseminate, may contribute to body dissatisfaction and disordered eating and indicate an important correlation with eating disorders.

Keywords: social media – beauty ideal – dissatisfaction – diet behaviors – social comparison

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Der Vergleich des Kalorienverzehrs in den Kategorien <50 kcal und >50 kcal zwischen Interventions- und Kontrollgruppe

Abbildung 2. Korrelationen der Variablen der Interventionsgruppe zum Zeitpunkt t2

Abbildung 3. Korrelationen der Variablen der Interventions- und Kontrollgruppe zum Zeitpunkt t2

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Mittelwerte und Standardabweichungen der Variablen.

1 Einleitung

Attraktiv, gesund, fit und schlank! Dies scheint nicht nur die Beschreibung des idealen Körpers in der heutigen Zeit zu sein, sondern ebenso Grundlage, um die menschlichen Bedürfnisse nach Kontrolle, Anerkennung, Selbstachtung, Liebe, Glück und Erfolg zu stillen. Mit etwa diesem Bild des westlichen Schönheitsideals beeinflussen Social Media Plattformen nicht nur die soziale Entwicklung, Identität, Selbstwert und sozialen Beziehungen der Nutzer, sondern ebenso deren Ess-, Sport- und Gesundheitsverhalten (Grawe, K. (Hrsg.), 2004; Subrahmanyam & Greenfield, 2008; Valkenburg & Peter, 2009).

Dem eigenen, individuellen Essverhalten und Körperbild wird eine wesentliche Bedeutung zugeschrieben (Subrahmanyam & Greenfield, 2008; Valkenburg & Peter, 2009). Das gesellschaftliche Interesse an Schönheit, Fitness und Schlankheit spiegelt sich auch an der erhöhten Anzahl wissenschaftlicher Publikationen und der thematischen Präsenz in den Medien wider (Strüver, 2012). Bereits 1920 wurde vom Körperbild der „Neuen Frau“ berichtet; schlank, beweglich, sportlich, grazil, attraktiv (Kessmeier, G (Hrsg.), 2000).

Ein durchschnittliches Fotomodel ist etwa 23 % dünner als die Durchschnittsfrau von heute (Derenne & Beresin, 2006). Dieses westliche Schönheitsideal wird zur gesellschaftlichen Norm, welche es zu erreichen gilt. Dies zeigt sich bspw. in dem hohen Engagement der Nutzer für Selfies, um den gesellschaftlichen Vorgaben und medialen Vorbildern zu entsprechen und Teil der schönen Gemeinschaft zu werden (McLean, Paxton, Wertheim & Masters, 2015). Doch dieses Verhalten führt letztendlich nicht zu einer vermeintlich höheren Zufriedenheit der Nutzer. Invers führt die Initialisierung des Schönheitsideals sogar zu einer steigenden Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, primär durch die hohe Tendenz zum sozialen Vergleich mit anderen Nutzern und Vorbildern (Botta, 1999).

Die Plattform Instagram verfügt über etwa 500 Millionen Nutzer weltweit, 30 % der deutschen Nutzer sind sogar täglich aktiv. Damit ist Instagram eines der heute erfolgreichsten und einflussreichsten sozialen Netzwerke überhaupt (Kuhn, 2012). Durch die recht homogene Nutzergruppe zeigt sich insgesamt auch hier eine hohe Präferenz für Inhalte zu den Themen Fitness, Ernährung und Schönheit. Durch die hohe visuelle Präsenz kann es folglich zu einer Realitätsverschiebung kommen und das Dünnsein rückt in den Fokus des Geschehens (Tiggemann & Slater, 2013).

Insbesondere junge Nutzer des weiblichen Geschlechts berichten in ersten Studien, dass Ihnen Bilder und Texte zu diesen Inhalten ihnen ein negatives Körperbild verschaffen und diese im weiteren Verlauf häufiger zu Diäten greifen, um dem auferlegten Druck standzuhalten (Musaiger & Al-Mannai, 2013; Thompson & Loughleed, 2012). Der Selbstwert sinkt und insbesondere Scham und Stress sind die typischen Reaktionen (Odgen & Mundray, 1996). Vor allem ein restriktives Ernährungsverhalten in Form von Diäten mit einem hohen Kaloriendefizit, wie z.B. die Stoffwechselkur (Schmidt, F. (Hrsg.), 2015), wird als Mittel zum Zweck verwendet (Seid, R. (Hrsg.), 1994)Vergangene Studien zeigten bereits, dass die Bilder sehr schlanker, schöner Frauen bei den Betrachtern zu Gefühlen von Depressivität, Schuld, Unzufriedenheit und Scham führen (Stice & Shaw, 1994a).

Die genannten Punkte einer erhöhten Depressivität, ein niedriger Selbstwert, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, die Initialisierung des Schönheitsideales sowie eine restriktive Ernährung können ursächlich für das Entstehen einer Essstörung, wie bspw. Anorexia Nervosa und Bulimia Nervosa, sein (Blodgett, Jones, Haugen & Schaefer, 2015).

In diesem Zusammenhang bleibt offen, wie fitnessrelevante, mediale Inhalte das Essverhalten der weiblichen Nutzergruppe direkt beeinflusst. Aus diesem Grund wurde dies in der vorliegenden Studie in einem Experiment untersucht.

2 Theoretischer Hintergrund

2.1 Störungsbilder

Die für die Studie relevanten Störungsbilder sind die der Anorexia Nervosa (AN) und der Bulimia Nervosa (BN). Beide werden laut dem ICD-10 den F50 Diagnosen zugeordnet. Damit zählen sie zu der Kategorie der Essstörungen und sind insbesondere bei heranwachsenden jungen Frauen und Mädchen vorzufinden (Hölling & Schlack, 2007). Unter dem ICD-10 Code F50.0 ist die Anorexia Nervosa kodiert. Es handelt sich hierbei um einen absichtlichen, selbst herbeigeführten oder aufrechtgehaltenen Gewichtsverlust (World Health Organisation (Hrsg.), 2008). Als psychopathologisches Merkmal ist vor allem die übertriebene, tiefsitzende Angst vor einem Körper mit sichtbaren Fettdepots zu benennen. Die Betroffenen fühlen sich ununterbrochen zu dick und legen deshalb eine individuelle, sehr geringe Gewichtsschwelle für den eigenen Körper fest (Herpertz-Dahlmann, 2000). Um stetig Gewicht zu verlieren, werden auf radikale Methoden wie Hungern, exzessiv viel Sport, die Einnahme von Appetitzügler, Abführmittel oder ähnliches zurückgegriffen. Zu den Diagnosekriterien zählen der starke, selbstherbeigeführte Gewichtsverlust, ein BMI von <17,5, stetig kreisende, belastende Gedanken um Essen, Gewicht und Körperfigur, große Angst vor einer Gewichtszunahme, Körperschemastörung, ein perfektionistischer Leistungsanspruch an die eigene Person, Hyperaktivität und das Ausbleiben der Monatsblutung (American Psychiatric Association (Hrsg.), 2003; World Health Organisation (Hrsg.), 2008).

Seit der vierten Fassung des DSM wird zwischen zwei Formen bei der Anorexia Nervosa unterschieden. Zum einen der restriktive und zum anderen der bulimische Störungstyp (American Psychiatric Association (Hrsg.), 2003). Beim restriktiven AN-Patient zeichnet sich der Gewichtsverlust durch eine starke Einschränkung des Essverhaltens aus. Dies bedeutet, dass keine kalorienreichen Lebensmittel zu sich genommen werden, ganze Mahlzeiten wegfallen und auch das Trinken stark eingeschränkt wird. Der bulimische AN-Patient dagegen lebt in einer fast durchgehenden Dauerdiät. Unterbrochen wird diese aber regelmäßig durch exzessive Essattacken. Um folglich nicht zuzunehmen, wird anschließend mit Abführmitteln, Erbrechen oder bspw. langen Hungerperioden einer Gewichtszunahme entgegengewirkt (American Psychiatric Association (Hrsg.), 2003). Das Ziel ist es dünn zu sein, da dies scheinbar die Lösung aller Probleme ist. Der Knackpunkt ist allerdings, dass das Ziel der Betroffenen keine bestimmte Zahl auf der Waage oder eine bestimmte Optik ist, sondern viel mehr der Prozess immer dünner zu werden. Dieses selbstausbeutende, -schädigende Verhalten bleibt nicht ohne physische und psychische Folgen. So kann es z.B. zu dermatologischen, gynäkologischen, endokrinologischen Symptomen (Albrecht, R. (Hrsg.), 2007; Mitchell & Crow, 2006) und affektiven Störungen, Angststörungen oder Schlafstörungen kommen (Brunner & Resch, 2006).

Eine weitere relevante Essstörung ist die ICD-10 Diagnose F50.2 Bulimia Nervosa (World Health Organisation (Hrsg.), 2008). Diese Störung ist gekennzeichnet von häufigen Essattacken, bei denen sehr große Mengen Nahrungsmittel innerhalb kurzer Zeit hastig verschlungen werden. Die Essattacken geschehen im Wechsel mit gewichtsreduzierendem Verhalten, wie bspw. Erbrechen oder der Gebrauch von Abführmitteln (Shafran & Fairburn, 2002). In vielen Merkmalen ähnelt die Bumilia Nervosa der AN stark. Auch hier ist das übertriebene, sorgende Beschäftigen mit der eigenen Körperform und dem Körpergewicht typisch (World Health Organisation (Hrsg.), 2008). In der Öffentlichkeit haben Betroffene ein sehr kontrolliertes, angepasstes Essverhalten. Die Essattacken folgen dann in Isolation und sind gefolgt von Gefühlen wie Scham, Schuld, Ekel und Selbsthass (Eversmann, Schöttke & Wiedl, 2007). Nach DSM-IV lassen sich anhand der Gegenmaßnahme in Folge der benannten Essattacken zwei Arten der Bulimia Nervosa unterscheiden. Den Purging-Typ, der zu Abführmitteln und Erbrechen greift, und den Non-Purging-Typ, welcher der Gewichtszunahme mit Hungern und Sport entgegenwirkt (American Psychiatric Association (Hrsg.), 2003). Diagnostiziert wird die Störung, wenn mindestens eine Essattacke pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg zu beobachten ist und anschließend versucht wird, die erhöhte Kalorienzufuhr ungeschehen zu machen. Wenn ein Esszwang vorliegt, verlieren die Betroffenen die Kontrolle über ihr Essverhalten und können zeitweise einfach nicht aufhören zu essen. Weitere Diagnosekriterien wie anhaltende Gedanken um die eigene Körperform, Furcht vor dem Dicksein, das Festlegen einer persönlichen Gewichtsgrenze, selbstverletzendes Verhalten und emotionale Unausgeglichenheit ähneln stark den Kriterien der Anorexia Nervosa (American Psychiatric Association (Hrsg.), 2003; Brunner & Resch, 2006; World Health Organisation (Hrsg.), 2008). Insbesondere durch den Wechsel von Essattacken und Erbrechen kommt es zu verschiedensten physischen Auswirkungen, wie z.B. internistische, gynäkologische, endokrinologische und zahnärztliche Folgeschäden (Albrecht, R. (Hrsg.), 2007), aber auch psychologische Folgen sind zu beobachten (siehe Abschnitt AN).

2.2 Entstehung und Aufrechterhaltung von Essstörungen

2.2.1 Personenbezogene Faktoren

Die Entstehung und Aufrechterhaltung einer psychischen Störung kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Man unterscheidet grob zwei Arten von Risikofaktoren: biologische Merkmale, welche als Vulnerabilität bezeichnet werden, und psychosoziale Merkmale der Umwelt, welche auch als Stressoren bekannt sind (Laucht, 1999). Die Wahrscheinlichkeit, dass aus diesen Merkmalen ein bestimmtes Ereignis zum Tragen kommt, muss als ein dynamisches Konzept verstanden werden, welches durch die Interaktion zwischen Umwelt und Individuum variiert (Kraemer, H. C.; Kazdin, A. E.; Offord, D. R.; Kessler, R. C.; Jensen, P. S. & Kupfer, D. J., 1997).

Die biologischen personenbezogenen Faktoren sind individuelle Grundbausteine, welche bestimmte Menschen anfälliger für die Ausbildung von z.B. einer Essstörung werden lassen als andere (Härter, M.; Baumeister, H. (Hrsg.), 2007).

So konnte in Zwillingsstudien eine Erblichkeitsrate von 39 – 74 % für Essstörungen gezeigt werden (Yilmaz, Hardaway & Bulik, 2015). Das Ausbrechen der Störung kann vielerlei Gründe haben. Man stellt zum einen häufig einige erblich bedingte Anomalien in der Regulation der Serotoninwiederaufnahme bei betroffenen Patienten fest (Lee & Lin, 2010; Yilmaz et al., 2015). Zum anderen können Mutationen auf zwei spezifischen Genabschnitten, ESRRA und HDAC4, das Risiko innerhalb von Familien erhöhen (Cui et al., 2013).

Weitere personenbezogene individuelle Merkmale, die zu einem gestörten Essverhalten führen können, sind der sehr frühe Eintritt in die Pubertät, bedingt durch einen veränderten oder ausbleibenden Hormonhaushalt, Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, häufiges Diätverhalten, Hang zum Perfektionismus, niedriger Selbstwert, negativer Affekt, ein hohes Stresslevel, Zorn, Angst, depressive Verstimmung, aber auch sexueller, körperlicher Missbrauch (Cui et al., 2013; Lee & Lin, 2010; Neumark-Sztainer, Story, Hannan, Beuhring & Resnick, 2005; Stice, 2002).

2.2.2 Soziokulturelle Faktoren

Unter dem Begriff soziokulturell ist die Gesamtheit der kulturellen, sozialen und politischen Einflüsse einer Gesellschaft zu verstehen, welche auf den Einzelnen Einfluss nehmen. Dazu gehören bestimmte Normen und Werte, die allgemein geltend sind (Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e.V., 2009). Diesbezüglich ist laut der Soziokulturellen Theorie bekannt, dass Inhalte und Wissen von interpersonellen Einflüssen (Eltern, Peers) entscheidende Wirkungen auf das individuelle Körperbild und die essenbezogenen Gedanken haben können (Thompson, J. K.; Heinberg, L. J.; Altabe, M.; Tantleff-Dunn, S. (Hrsg.), 1999). Die Theorie kann demnach in verschiedene Richtungen wirken. Wenn Eltern selbst unzufrieden mit ihrem Körper sind und Diätverhalten offen, erkennbar zeigen, wird dieses Verhalten auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit bei den Kindern anzutreffen sein (Fulkerson, J. A.; McGuire, M. T.; Neumark-Sztainer, D.; Story, M.; French, S. A. & Perry, C. L., 2002). Aber auch entgegengesetzt können Eltern ein essgestörtes Verhalten und eine falsche Körperwahrnehmung bei ihren Kindern unbeabsichtigt fördern. Sind Eltern sehr gewichtsbedacht in Bezug auf die eigenen Kinder, kritisieren deren Körper und leisten Unterstützung bei einer Diät, kann sich das ebenso negativ auf das Essverhalten und Selbstwahrnehmung der Kinder auswirken (Fulkerson et al., 2002; Stice, 2002).

Die Jugend ist die Zeit der Persönlichkeitsentwicklung und Identitätsfindung. Insbesondere die heranwachsenden jungen Frauen ziehen die öffentlich zugänglichen Medien als vertrauensvolle Quelle zu Rate, um zu erfahren, was die soziale, geschlechtsbezogene Norm ist, wie diese aussieht und praktisch umzusetzen ist (Lloyd, 2002; Thompson, van den Berg, Roehrig, Guarda & Heinberg, 2004). Die starke Präsenz der Äußerlichkeiten und Inhalte zu Schönheit, Fitness, Attraktivität führen letztendlich zu einer Objektivierung und Versachlichung des Körpers der Frau (Boepple & Thompson, 2015; Slater, Tiggemann, Hawkins & Werchon, 2012a). Gerade junge Frauen lernen zudem von Peers Einstellungen und Verhaltensweisen in Bezug auf die Themen Dünnsein und Diätverhalten (Sheets & Ajmere, 2005). Positives Feedback und soziale Zuneigung wird für die junge Generation spürbar abhängig von dem äußeren Erscheinungsbild (Striegel-Moore, Silberstein & Rodin, 1986), weshalb der Fokus auf die Verfolgung eines schlanken, muskulösen Ideals gelegt wird (Boepple & Thompson, 2015). Schlank zu sein wird als durchweg positiv assoziierte Norm wahrgenommen (Fredrickson & Roberts, 1997). Durch diese enge Fokuslegung beginnen die Heranwachsenden sich mit ihrer Idealvorstellung zu vergleichen und es entsteht ein individuelles Urteil über den eigenen Körper und daraus resultierenden, essensbezogenen Sorgen, wenn man dem gegebenen Ideal aktuell nicht entspricht (Hayes, von Stolk-Cooke & Muench, 2015; McLean et al., 2015). Umso häufiger diese gesellschaftliche Aussehens-Norm wahrgenommen und verinnerlicht wird, umso höher ist das Risiko, solche Beunruhigungen hinsichtlich Körper und Ernährung als Folge des sozialen Vergleiches mit anderen zu aktivieren. Die junge Generation verspürt einen regelrechten Druck dem Ideal entsprechen zu müssen (Rodgers, Paxton & McLean, 2014; Sinton et al., 2012). Frust, schlechte Stimmung und Selbstzweifel folgen. Stützend dazu lieferte eine Studie der WHO zur gewichtsbezogenen Selbstwahrnehmung von Jugendlichen deutliche Ergebnisse. Ganze 50 % der Jugendlichen gaben an zu dick zu sein, obwohl nur 11 % der Probanden laut errechnetem BMI übergewichtig waren (Ramelow, D.; Teutsch, F.; Hofmann, F.; Felder-Puig, R. & Boltzmann, L. (Hrsg.), 2014).

Besonders das Feedback von Eltern und Peers in Bezug auf das äußere Erscheinungsbild nehmen starken Einfluss auf die individuelle Körperwahrnehmung. Da diese Personen einen hohen Stellenwert im Lebens eines Jugendlichen haben, wird sich deren Meinung besonders zu Herzen genommen (Jones, Vigfusdottir & Lee, 2004). Die Kommentare von Peers können den Betroffenen ggf. sogar dazu ermutigen, eine Diät bzw. einen Gewichtsverlust anzustreben und durchzuziehen, da die Unzufriedenheit und das Unwohlsein mit dem eigenen Körper stark zunimmt (Taniguchi & Lee, 2012).

2.2.3 Rolle der Medien

Die modernen Medien enthalten immer mehr Inhalte zum westlichen Schönheitsideal (Hussin, Frazier & Thompson, 2011). Die Konfrontation mit diesem Bild der Frau wird durch die hohe Präsenz als etwas ganz Normales erlebt, welches als zu erreichendes Ideal allgemein gültig ist (Chrisler, Fung, Lopez & Gorman, 2013). Durch die hohe Präsenz stärkt sich die allgemeine Bedeutsamkeit des Aussehens, Fitness und Diäten. Dies ruft häufig Schuldgefühle, Frust und eine schlechte Stimmung bei den Betrachtern hervor, da die optimale Körperform mit den positiv assoziierten Eigenschaften Ehrgeiz, Motivation, Disziplin angeblich für jeden erreichbar sei (Boepple & Thompson, 2015).

In verschiedenen Foren können sich Nutzer online zu bestimmten Themen untereinander austauschen. Immer mehr Gruppenzusammenschlüsse ermutigen die Nutzer zum Gewichtsverlust bzw. zu einem gewichtskontrollierenden Verhalten und nehmen damit direkten Einfluss auf die Entwicklung und Bedeutung von Beunruhigungen zum eigenen Körper und einem gestörten Essverhalten (Rodgers, 2012).

Durch die inhaltlich vorgegebenen Präferenzen beschreiben Jugendliche häufig ihr eigenes Aussehen als zentralen Bestandteil ihrer Online-Präsenz und Identität (Berne, Frisén & Kling, 2014). Gerade Social Media-Kanäle haben einen hohen visuellen Bezug und ermutigen die Nutzer Profile zu erstellen, um sich selbst mit Fotos darstellen zu können. Die Attraktivität des Profils entscheidet dann über Popularität, Akzeptanz, Beliebtheit und deren soziale Interaktion (Jaschinski & Kommers, 2012). Das Maß an Attraktivität wird für den Nutzer Ausschlag geben dafür, ob und welches Bild auf den Profilen online gepostet und mit anderen Nutzern geteilt wird (Pempek, Yermolayeva & Calvert, 2009). Die Social Media- Nutzung kann also zu einem höheren Investment in die eigene Optik und gar zu schönheitschirurgischen Eingriffen führen (de Vries, Peter, Nikken & de Graaf, 2014). Es kommt zu einem deutlich höheren Engagement Selfies zu posten, die dem Ideal entsprechen. Dafür bieten die Kanäle verschiedene Filter- und Bearbeitungsoptionen an, um bspw. Farben und Formen zu verändern (Instagram (Hrsg.), 2017). Da man hier gegebenenfalls eine höhere Diskrepanz zwischen dem eigenen Ist-Zustand und dem Idealbild feststellt, mündet auch dieses Verhalten in einer steigenden Unzufriedenheit, in Diäten und in einer negativen Bewertung des eigenen Körpers (McLean et al., 2015).

Eine Studie mit weiblichen College-Studenten in Kuwait ergab, dass über 20 % der Probanden bereits eine Diät zur Gewichtsreduktion gemacht haben, da sie sich durch die Internetnutzung dazu inspiriert gefühlt haben (Musaiger & Al-Mannai, 2013).

Die Nutzungsdauer ist wesentlicher Prädiktor für die Verinnerlichung des schlanken Schönheitsideals und des Diätverhaltens (Melioli, Rodgers, Rodrigues & Chabrol, 2015; Tiggemann & Slater, 2014). Vor allem die Anzahl und Dauer der betrachteten Bilder und Videos führen dazu, dass sich die Einstellung zum eigenen Körper wesentlich verschlechtert (Botta, 1999). Zusätzlich ist mittlerweile die Bedeutung der Aktivität auf den Social Media- Kanälen bekannt. Die Möglichkeiten Bilder zu posten, anzuschauen, zu kommentieren und zu liken fördern den sozialen Vergleich zu anderen Nutzern und zu den scheinbar perfekten Celebrities (Kim & Chock, 2015). Die Kommentare anderer, zu meist anonymer oder unbekannter Nutzer, werden in der Mehrzahl der Fälle zur Identitätsentwicklung und Selbstbeurteilung genutzt (Valkenburg, Schouten & Peter, 2005). Man sucht positives Feedback dieser Nutzergruppe in Bezug auf die eigene Optik, um sich dadurch sozial akzeptiert zu fühlen und das Gefühl zu haben, Teil einer liebenswerten Gemeinschaft zu sein (Berne et al., 2014). Insbesondere weibliche Nutzer zeigen dieses unangemessene Verhalten häufig und sehr ausgeprägt, denn positive Kommentare seien ein Zeichen dafür, dass man scheinbar dem Schönheitsideal entsprechen muss. Dieses Verhalten korreliert stark mit dem Risiko bulimische Symptome, Essanfälle und Restriktion zu entwickeln (Smith, Hames & Joiner, 2013). Wenn Nutzer negatives Feedback, Kommentare unter den eigenen Bildern erhalten, wirkt sich dies stark negativ auf die Einstellung zum eigenen Körper und auf das Essverhalten aus (Frisén, Berne & Lunde, 2014). Es ist sogar festzustellen, dass negative Kommentare in ihrer Bedeutsamkeit wesentlich höher eingestuft werden als positive Kommentare. Nutzer zeigen auch dann häufiger diätische Verhaltensweisen, wenn es eine Vielzahl positives Feedback und nur vereinzelt negatives Feedback gibt (Hummel & Smith, 2015).

Der Zusammenhang zwischen der Internetnutzung und Beunruhigungen zum eigenen Körper und der Ernährung werden maßgeblich durch die Prozesse des sozialen Vergleichs gesteuert (Hayes et al., 2015). Eine US-amerikanische Studie ergab, dass 10 % der untersuchten weiblichen Nutzer (Studenten) sich durch die Bilder anderer Nutzer schlechter in ihrem eigenen Körper fühlen als vorher (Thompson & Loughleed, 2012).

Social Media-Nutzer fühlen sich häufig unter Druck gesetzt, Gewicht zu verlieren, attraktiver, muskulöser zu sein bzw. ihr Aussehen entsprechend dem geltenden Schönheitsideals zu verändern. Letztendlich lässt sich sagen, dass die Nutzung der Plattform Instagram z.B. die individuelle Körperwahrnehmung verändert und zu einer steigenden Überwachung und Kontrolle von Körperform, Gewicht und Essverhalten führt (Kim & Chock, 2015; Melioli et al., 2015). Für eine daraus resultierende Veränderung des Verhaltens spielt laut Health-Belief-Modell die persönliche Risikowahrnehmung eine wichtige Rolle. Jene subjektive Bedrohung wird moderiert von den Faktoren Schweregrad und Verwundbarkeit (Becker, M. H.; Haefner, D. P.; Kasl, S. V.; Kirscht, J. P.; Maiman, L. A. & Rosenstock, I. M., 1977). Die Risikowahrnehmung ist häufig verzerrt, wofür die Auswahl und Darstellung der Themen in den Medien z.B. durch emotionale Botschaften mit ursächlich ist (Renn, Burns, Kasperson & Slovic, 1992). Über Social Media wirken zudem zwei wesentliche Prinzipien der Gesundheitsförderung: Empowerment und Partizipation, die zunächst positiv zu assoziieren sind. In diesem Zusammenhang allerdings kann dies auf den einzelnen Nutzer als eine Art Manipulation wirken (Buchanan, Reddy & Hossain, 1994). Unbewusste Motive und Ängste der Nutzer werden stimuliert und an wichtige individuelle Grundbedürfnisse appelliert. So z.B. der Lustgewinn, Selbstwertschutz, Bindung, Kontrolle und Orientierung (Grawe, K. (Hrsg.), 2004). Dies fördert zusätzlich die Motivation und den Handlungswillen, dem Schönheitsideal zu entsprechen und damit viele positive Erlebnisse zu erzielen und die eigenen Grundbedürfnisse zu befriedigen. Botschaften wie „Sei schlank, dann wirst auch du attraktiv und erfolgreich sein!“ sind keine Seltenheit. Im Gegenteil, solche und ähnliche Appelle findet man überall, egal ob in Werbung, Zeitschriften, Filmen, Musikvideos, Büchern usw. (Sovoboda, B. & Geretschlaeger, E. (Hrsg.), 2009). Die individuelle Bewertung der Verhaltensveränderung spielt eine wesentliche Rolle bei deren Umsetzung. Das Diätverhalten im Sinne einer Verhaltensveränderung bekommt einen bestimmten Grundnutzen zugeschrieben, den Körper entsprechend dem Ideal zu verändern. Zusätzlich senkt es auch langfristig das Risiko für das Ausbrechen von bestimmten Krankheiten, z.B. aufgrund von mangelnder Bewegung oder ungesunder Ernährung. Andererseits bekommt dieses Verhalten bedeutsame Zusatznutzen zugeschrieben, die eher als symbolische Güter zu verstehen sind, z.B. Anerkennung, Selbstachtung, Liebe, Glück, Erfolg, Zufriedenheit usw. Dies ist ein ganz persönlicher Nutzen, welcher sich abhängig von der Zielgruppe und dem Zahn der Zeit deutlich unterscheiden kann. Dies wirkt zusätzlich fördernd für eine Verhaltensveränderung (Loss, Lang & Ultsch, 2006).

Häufig werden in den Medien zeitgleich zum präsentierten Schönheitsinhalten diskriminierende Klischees aufgegriffen, bspw. die Geschlechterrollen. Dies bedeutet, dass die Frau als Objekt schlank und schön sein muss. Die Stigmatisierung und Diskriminierung von Personengruppen, die diesem Ideal nicht entsprechen, wird gefördert (Guttman & Salomon, 2004). Niemand möchte sich freiwillig in diese „Opferrolle“ begeben.

Durch die stetige Repräsentation des Schönheitsideals kommt es zu einer starken Verinnerlichung des Ideals (Slater, Tiggemann, Firth & Hawkins, 2012b). Ein dünner, oftmals aber unerreichbarer Körper wird präferiert und angestrebt (Ahern, Bennett & Hetherington, 2008).

2.2.4 Körperbild vs. Schönheitsideal

Schönheit kann in diesem Zusammenhang als Ergebnis prozesshafter, kommunikativer Verhandlungen der Gesellschaft verstanden werden. Da die Kommunikation innerhalb einer Gesellschaft nie stets gleich abläuft, gibt es folglich auch verschiedene Ergebnisse zum Ideal der Schönheit. Damit ist ein stetiger Idealwandel die unumgängliche Schlussfolgerung, da es immer das Ergebnis von Kommunikation und Anschlusskommunikation ist (Micklich, 2012). An das „Schön sein“ werden bestimmte Rollenerwartungen geknüpft, wodurch die Körperlichkeit in den Fokus gelangt. In den alltäglichen Erfahrungen gibt es für uns stets eine Realität, welche als objektive Basis für die Kommunikation mit Anderen dient (Schütz & Luckmann, 2003). Solche Realitätsannahmen sind abhängig von der jeweiligen Gesellschaft, in der man lebt und aufwächst und welche Annahmen wahrgenommen werden und werden können. Realitätsannahmen beruhen also auf der Häufigkeit der eigenen Wahrnehmung und stützen sich bspw. auf Berichte von bekannten Personen oder Vorbildern (Kim & Chock, 2015). So führt eine hohe Präsenz von sehr schlanken Models zu einer veränderten Realitätswahrnehmung. Das Dünn-Sein wird, beeinflusst durch mediale Darstellungen, assoziiert mit Schönheit, Weiblichkeit, Glück, Stärke, Erfolg und Liebe. Dieses Ideal wird in den Köpfen junger Frauen verankert (Tiggemann & Slater, 2013). Das Idealbild der extrem dünnen Frau ist in den Medien überdurchschnittlich oft präsent (Tiggemann & Pickering, 1996). Jene proportional steigende Medienbeleuchtung verstärkt damit die Initialisierung dieser Information als Realitätsannahme bei den Betrachtern (Tiggemann & Pickering, 1996).

Allerdings ist festzustellen, dass rund 95 % der Frauen dieses Ideal nicht auf natürlichem Wege erreichen können. Automatisch fühlen sie sich unnormal, versuchen eifrig Gewicht zu verlieren um ihrem Ideal näher zu kommen und damit auf einen scheinbar glücklicheren Lebensweg zu gelangen (Seid, R. (Hrsg.), 1994). Die hohe Präsenz des Schönheitsideals ist proportional zu einer höheren negativen Körperwahrnehmung der Betrachter. Diese negative Art der Wahrnehmung des eigenen Körpers, erhöht das Risiko für ein essgestörtes Verhalten der Betroffenen (Grabe, Ward & Shibley, 2008; Harrison, Taylor & Marske, 2006; Smith et al., 2013). Hier greifen vor allem auch verschiedene Lerntheorien wie das Modellernen und das Soziale Lernen, die Einfluss auf das individuelle Essverhalten nehmen (Bandura, A. (Hrsg.), 1962). Frauen fühlen sich nach dem Betrachten schönheitsidealer Bilder oder Videos unwohl und weniger selbstbewusst. Dies kann langfristig sogar Ursache für Depressionen, Stress, Schuldgefühlen und Scham sein (Odgen & Mundray, 1996). In einer Studie zu diesem Thema wurden die Teilnehmer mehreren Bildern von attraktiven Personen ausgesetzt. Die Folge war, dass diese nach der Untersuchung eine deutlich geringere Körperzufriedenheit aufzeigten (Haferkamp & Krämer, 2011). Selbiges gilt auch für das Anschauen von Social Media-Seiten oder Profilen, die eine Gewichtsabnahme thematisieren, bspw. verschiedene Abnehmprogramme oder Fitnessmotivatoren. Auch hier ist anschließend eine geringere Zufriedenheit und ein geringeres Wohlbefinden mit dem eigenen Körper bei den Betrachtern nachgewiesen (Taniguchi & Lee, 2012). Ein Grund dafür ist, dass auch hier die Verantwortung, das Schönheitsideal zu erreichen, allein an die Motivation, den Ehrgeiz und die Disziplin der Nutzer übertragen wird (Hesse-Biber, Leavy, Quinn & Zoino, 2006).

2.2.5 Veränderung und Anpassung des Ess- und Sportverhaltens

Durch die Verantwortungszuschreibung auf die Nutzer soll klar werden, dass das geforderte Erscheinungsbild durch konsequenten Sport und gesunder Ernährung für alle und jedermann erreichbar sei (Kessmeier, G. (Hrsg.), 2000; McLean et al., 2015). Sport verliert dadurch schnell seine eigentlich positiven Effekte und Eigenschaften und wird oftmals nur als Mittel zum Zweck genutzt. Dies bedeutet, Sport dient dazu, dem dickmachenden Effekt des Essens entgegenzuwirken und dem Ziel, der Gewichtsreduktion näher zu kommen (American Psychiatric Association (Hrsg.), 2003; World Health Organisation (Hrsg.), 2008). Eine Untersuchung ergab sogar, dass 60 % der essgestörten Patienten von Beginn an der Sucht exzessiv Sport getrieben haben (Davis, Kennedy, Revalski & Dionne, 1994).

2.3 Instagram

Instagram ist eine kostenfreie Bilder- und Video-Sharing-App für Smartphones und PC´s. Die App wurde im Jahr 2010 von Mike Krieger und Kevin Systrom entwickelt und auf den Markt gebracht. Im Jahr 2012 hat schließlich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg das Unternehmen Instagram in einem Millionen Dollar-Deal aufgekauft (Kuhn, 2012). Seither sind die Nutzerzahlen rasant gestiegen. Wo im Dezember 2010 etwa 1 Million registrierte Nutzer zu verzeichnen waren, stiegen die Zahlen bis April 2012 auf 30 Millionen (Kuhn, 2012) und bis Januar 2016 sogar auf ganze 600 Millionen Nutzer an (Kroll, L. (Hrsg.), 2016). Davon nutzen 400 Millionen Nutzer die App sogar täglich (Kroll, L. (Hrsg.), 2016). Etwa 6 Millionen Nutzer kommen aus Deutschland (Peeck, S. O. (Hrsg.), 2016).

Um die App in ihrer vollen Bandbreite zu nutzen, muss der Downloader sich zunächst registrieren und anmelden. Dabei wird ein eigenes Nutzerprofil erstellt, welches man mit einem frei wählbaren Namen und Profilfoto versehen kann. Des Weiteren können Nutzer weitere persönliche Angaben preisgeben, so z.B. Geschlecht, E-Mail-Adresse, Telefonnummer, Website, Vor- und Nachname und Angaben zur Biografie. Diese Angaben sind freiwillig und keine Voraussetzung für die Profilerstellung (Däumler, M. & Hotze, M. M. (Hrsg.), 2017; Instagram (Hrsg.), 2017).

Beim Aufrufen der App wird dem Nutzer stets die aktuellen Feeds der eigenen Abonnements mit deren Fotos oder Videos und zugehörigen „Gefällt mir-Angaben“, Kommentaren und Hashtags angezeigt. Durch Betätigen des Entdecker-Buttons zeigt die App eine Auswahl an Fotos und Videos sowie eine Suchleiste für Nutzer, Hashtags und Ortsangaben. Der Kamera-Button bietet die Möglichkeit, eigene neue oder bereits vorhandene Fotos und Videos auszuwählen, zu bearbeiten und mit der Community zu teilen. Dem medialen Inhalt kann zusätzlich eine Bild- bzw. Videobeschreibung hinzugefügt, Orte und auch Personen markiert werden. Wenn das Profil des Nutzers öffentlich gestellt ist, können mittels Hashtags und verlinkten Ortsangaben die Inhalte für jeden Nutzer auffindbar sein, ohne dass man auf das jeweilige Nutzerprofil klicken muss. Bei der Profileinstellung „Privat“ werden die eigenen Inhalte nur mit zugelassenen Freunden und Abonnenten geteilt (Däumler, M. & Hotze, M. M. (Hrsg.), 2017; Instagram (Hrsg.), 2017).

Das Hauptaugenmerk der Social Media-Plattform liegt auf der Vernetzung mit anderen Nutzern weltweit. Dies geschieht durch das Abonnieren anderer Nutzerprofile und die Möglichkeit, über Direkte Nachrichten Kontakt zu anderen aufzunehmen. Um eine hohe Profilreichweite in Form von vielen Abonnenten zu erlangen, sind die Qualität, Originalität, die geposteten Inhalte, Kontinuität, die gesetzten Hashtags und Likes ganz entscheidend. Deshalb wird Instagram auch zur Vermarktung von vielen bekannten Persönlichkeiten und Firmen als Marketingplattform genutzt (Däumler, M. & Hotze, M. M. (Hrsg.), 2017; Instagram (Hrsg.), 2017).

3 Fragestellung und Hypothesen

Aus aktuellem Bezug besteht ein erhöhtes Forschungsinteresse an dem Einfluss fitness- und ernährungsbezogener Inhalte des Mediums Instagram auf das Ernährungsverhalten weiblicher Nutzer. Dies resultiert wesentlich aus den stetig wachsenden aktiven Nutzerzahlen (Kroll, L. (Hrsg.), 2016), dem publizierten Schönheitsideal (Chrisler et al., 2013) und der hohen Anfälligkeit junger Frauen für ein essgestörtes Verhalten (Blodgett et al., 2015). Diese Komponenten können dazu führen, dass die vermeintlich positiv angestrebte Veränderung des Gesundheitsverhaltens der Bevölkerung hin zu einem sportlichen, aktiven und schlanken Körper, letztlich in einem Teufelskreis der Essstörung münden kann. Diesbezüglich soll die vorliegende Studie den Einfluss besagter Inhalte auf junge Frauen untersuchen.

Die Studie untersucht folgende Hypothesen:

Werden Probanden fitnessrelevanten Stimuli der Plattform Instagram ausgesetzt, so ist ihre Stimmung unmittelbar nach dem Experiment schlechter als die der Kontrollgruppe.

Werden Probanden fitnessrelevanten Stimuli der Plattform Instagram ausgesetzt, so zeigen sie eine höhere Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper als Probanden, die neutrale Stimuli sehen.

Werden Probanden fitnessrelevanten Stimuli der Plattform Instagram ausgesetzt, so zeigen sie ein restriktiveres Essverhalten als Probanden, die neutrale Stimuli sehen. Die Zahl der verzehrten Kalorien ist geringer.

4 Methode

4.1 Stichprobenbeschreibung

An der Studie haben 30 Teilnehmerinnen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren (M= 21.20, SD= 1.79) freiwillig teilgenommen. Die Teilnehmerinnen wurden durch einen Flyer-Aushang im Gebäude der SRH Hochschule für Gesundheit Gera, durch eine E-Mail über den Hochschulverteiler und über diverse Geraer Flohmarkt-Gruppen der Plattform Facebook auf die Studie aufmerksam gemacht. Als Bedingungen für die Studienteilnahme wurde eine Altersspanne von 18 bis 24 Jahren festgesetzt, welche sich auf weibliche Teilnehmer beschränkte. Zudem sollten die Studienteilnehmer die Social Media-App Instagram bereits selber nutzen. Da sich im Verlauf der Rekrutierung die Vorgabe zur Nutzung der App als ein zu hartes Auswahlkriterium herausstellte, wurde die Bedingung noch während der Rekrutierungsphase gelockert. Die Voraussetzung war es von da an, die App Instagram zu kennen. Die Zuteilung zu Interventions- und Kontrollgruppe erfolgte randomisiert über einen online Zufallsgenerator (Noack, K. (Hrsg.), 2017) und nach terminlichen Präferenzen der Teilnehmerinnen. 25 von 30 Teilnehmerinnen gaben an, einen eigenen Instagram-Account zu besitzen (M = 1.83, SD=.38).

Für die Teilnahme an der Studie wurde den Frauen eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 10 € nach Beendigung der Untersuchung in bar ausgezahlt.

4.2 Material

Um die bestehenden Hypothesen zu prüfen, wurden zwei Fragebögen zu zwei unterschiedlichen Messzeitpunkten an die Teilnehmerinnen ausgegeben. Die erste Erhebung (t1) erfolgte zu Beginn der Untersuchung, die zweite Erhebung (t2) am Ende. Die Fragebögen sind ähnlich aufgebaut. Der erste Fragebogen enthält 85 Items und erfasst 15 Bereiche: Allgemeine Angaben zur Person, die Nutzung der App Instagram, die aktuelle Stimmung, die Depressivität, den Selbstwert, die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, die Internalisierung des dünnen und muskulösen Schönheitsideals, den Druck ausgehend von Familie, Freunde und Medien, das gezügelte Essverhalten und damit verbundene Sorgen zum Essen, Gewicht und Figur.

Das Item zur Abfrage der aktuellen Stimmung erfolgt über das Screening-Instrument des Distress-Thermometers nach Mehnert, Müller, Lehmann und Koch (Mehnert, Müller, Lehmann & Koch , 2006). Dabei wird auf einer 10-stufigen Analogskala (Item 13) die aktuelle Stimmung abgetragen, welche von 0= „Gar nicht belastet“ bis 10= „Extrem belastet“ reicht.

Die Skala „Depressivität“ bestehend aus neun Items (Item 14 bis 22) und basiert auf dem PHQ-9 nach Kroenke, Spitzer und Williams (Kroenke, Spitzer & Williams, 2001). Das Screening-Instrument zur Depressivität wird routinemäßig zur Diagnose von Major- Depressionen verwendet, da sowohl eine hohe Sensivität (80 %) als auch Spezifität (92 %) vorliegen (Gilbody, Richards, Brealey & Hewitt, 2007). Die Items fragen die Beschwerden der zurückliegenden zwei Wochen ab, mit Beschreibungen wie bspw. „Wenig Interesse oder Freude an Ihren Tätigkeiten“ (Item 14) oder „Schwierigkeiten, sich auf etwas zu konzentrieren, z.B. Zeitungslesen oder Fernsehen“ (Item 20). Die Antwortkategorien verlaufen von 0= „Überhaupt nicht“, 1= „An einzelnen Tagen“ über 2= „An mehr als die Hälfte der Tage“ bis hin zu 3= „Beinahe jeden Tag“. Das Cronbachs Alpha beträgt α= 0.88 – 0.89 (Kroenke et al., 2001).

Die Skala zur Abfrage des Selbstwerts besteht aus 10 Items (Item 23-32) und basiert auf der Self-Esteem Scale (SES) nach Rosenberg (Ferring & Filipp, 1996; Rosenberg, M. (Hrsg.), 1965). Die Skala beinhaltet Items wie „Manchmal denke ich, dass ich für überhaupt nichts gut bin.“ (Item 24) oder „Alles in allem neige ich zu dem Gefühl, dass ich ein Versager bin“ (Item 31). Die Items sind mit einer fünf-stufigen Skala zu beantworten, 1= „Entgegengesetzter Meinung“, 2= „Stimmt nicht überein“, 3= „Weder noch“, 4= „Stimmt überein“ und 5= „Stimmt sehr überein“. Die Skala in der deutschen Übersetzung wurde insbesondere wegen der vorzeigbaren Gütekriterien und dem sehr ökonomischen Aufbau verwendet. Das Cronbachs Alpha liegt zwischen α = 0.81 – 0.88 (Ferring & Filipp, 1996).

Die Skala „Unzufriedenheit mit dem Körper“ entspricht der gleichnamigen Skala des Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2) nach Garner (Garner, D. M. (Hrsg.), 1991). Die neun Items (Item 33 bis 41) erfragen selbsteinschätzend die Gefühle und Einstellungen zur eigenen Körperform. So lauten die Aussagen bspw. „Ich denke, meine Oberschenkel sind zu dick.“ (Item 34) oder „Ich mag die Form von meinem Po.“ (Item 27). Die Antwort Auswahlmöglichkeiten reichen von 1= „Nie“, 2= „Selten“, 3= „Manchmal“, 4= „Oft“, 5= „Normalerweise“ bis zu 6= „Immer“. Da es sich hierbei um das Standardverfahren zur psychopathologischen Beschreibung bei Essstörungen handelt, war es naheliegend, das Verfahren auch für diesen Fragebogen zu verwenden. Das Cronbachs Alpha für die Gesamtskala des EDI-2 liegt bei α= 0.96. Die Trennschärfe der meisten Items liegt im Bereich zwischen 0.40 – 0.80. Die Test-Retest-Reliabilität der UK-Skala liegt für essgestörte Patienten bei 0.89. Ebenso liegt für die zu betrachtende Skala eine gute konvergente und diskriminante Validität vor (Garner, D. M. (Hrsg.), 1991).

Die Skalen zur Abfrage der „Internalisierung Schönheitsideal Dünn“, „Internalisierung Schönheitsideal Muskulös“, „Druck der Familie“, „Druck der Freunde“ und „Druck der Medien“ besteht aus 22 Items (Item 42 bis 63) und beruht auf dem diagnostischen Instrument des Sociocultural Attitudes Towards Appearance Questionnaire – 4 (SATAQ-4) nach Thompson (Thompson et al., 2004). Die Items sind den Konstrukten Internalisierung Dünn- Sein/ niedriger Körperfettanteil (Item 44, 45, 46, 49, 50), Internalisierung Muskulösität/ Athletik (Item 42, 43, 47, 48, 51), Druck durch Familie (Item 52 bis 55), Druck durch Freunde (Item 56 bis 59) und Druck durch Medien (Item 60 bis 63) zuzuordnen und lauten bspw. „Es ist mir wichtig athletisch auszusehen“ (Item 42), „Ich beschäftige mich viel damit dünn auszusehen“ (Item 46) oder „Ich empfinde Druck durch Familienangehörige schöner auszusehen“ (Item 53). Die Antworten sind über eine fünf-stufige Skalierung zu beantworten, welche wie folgt lauten: 1= „Stimme überhaupt nicht zu“, 2= „Stimme eher zu“, 3= „Keine feste Meinung“, 4= „Stimme eher zu“ und 5= „Stimme voll und ganz zu“. Auf Grund der guten Gütekriterien, insbesondere der Reliabilität auf allen fünf Skalen des SATAQ-4 wurde dieser zur Erstellung des vorliegenden Fragebogens verwendet. Die Reliabilität reicht von α= 0.80 bis α = 0.96 (Thompson et al., 2004).

Die Skalen „Essensbezogene Sorgen“, „Gewichtssorgen“,“Figursorgen“ und „Gezügeltes Essverhalten“ entsprechen den Subskalen des Eating Disorder Examination Questionnaire (EDE-Q) nach Fairburn (Fairburn, C. G.; Cooper, Z. & O´Connor, M. (Hrsg.), 2008). Die Skalen bezieht ihre insgesamt 21 Items aus den EDE-Q Subskalen „Restraint“ (Item 64 bis 68), „Eating Concern“ (Item 70, 72, 76, 77, 78), „Weight Concern“ (Item 71, 75, 78, 79, 81, 82) und „Shape Concern“ (Item 69, 71, 73, 74, 80, 83, 84, 85) und lauten bspw. „Hatten Sie deutliche Angst, dass Sie Ihr Gewicht nicht halten könnten?“ (Item 73) oder „Wie unzufrieden waren Sie mit Ihrem Gewicht?“ (Item 82). Die Items 64 bis 76 haben eine sieben-stufige Antwortskalierung, welche die Häufigkeit der Itemaussagen innerhalb der vergangenen 28 Tage beschreiben soll. Diese reicht von 0= „0 Tage“ bis 6= „Jeden Tag“. Für das Item 77 steht eine abgewandelte Skala von 0= „Nie“ bis 6= „Jedes Mal“ zur Verfügung. Die restlichen Items sind mit den Auswahlmöglichkeiten 0=“Überhaupt Nicht“, 2= „Leicht“, 4= „Mäßig“ und 6= „Deutlich“ zu beantworten. Der EDE-Q verfügt über eine gute Testgüte und es liegen Referenz- und Normwerte für verschiedene Populationen zum Vergleich vor. Die einzelnen Subskalen und der Gesamtwert zeigen hohe interne Konsistenzen von α= 0.85 bis 0.93. Das Cronbachs Alpha für den Gesamtwert beträgt α= 0.97 (Fairburn et al., 2008). Der zweite Fragebogen enthält 48 Items und erfasst nacheinander die Bereiche: Fragen zum Bildmaterial, Stimmung, Selbstwert, die Unzufriedenheit mit dem Körper, die Internalisierung des dünnen und muskulösen Schönheitsideals und der Druck durch Familie, Freunde, Medien. Die Items sind entsprechend des ersten Fragebogens zu t1. Beide Fragebögen sind im Anhang einzusehen.

4.3 Durchführung

Für das Anwerben der Stichprobe wurde ein passender Werbeflyer im Namen der Hochschule und der Studienleiterin Julia Grau angelegt. Der Flyer enthielt einige einleitende Worte zum Thema des Nutzerverhaltens der App Instagram durch junge Frauen ebenso wie die personellen Bedingungen an die Teilnehmer und Angaben zu Ort und Uhrzeit der Untersuchung. Zusätzlich war der Flyer mit einer Kontaktadresse versehen (siehe Anhang C). Die Interessenten meldeten sich per E-Mail oder persönlich bei der Untersuchungsleiterin Julia Grau an. Nach einer Anmeldebestätigung wurden die Teilnehmerinnen der Interventions- oder Kontrollgruppe zugeordnet und dementsprechend informiert, an welchem der beiden Termine sie in der Hochschule erscheinen dürfen. Von 34 angemeldeten Teilnehmerinnen nahmen 30 an der Untersuchung teil. 15 Teilnehmerinnen in der Interventionsgruppe und 15 Teilnehmerinnen in der Kontrollgruppe.

Im ersten Durchlauf fand die Untersuchung in den Räumen der SRH Hochschule für Gesundheit Gera statt. Der zweite Durchlauf fand in den Räumlichkeiten des Tewa-Saals in Neustadt an der Orla statt. Die Untersuchung beinhaltete für jeden Teilnehmer eine Sitzung, welche etwa 50 Minuten andauerte.

Die Durchführung fand jeweils in zwei nebeneinanderliegenden Räumen statt. Die Teilnehmerinnen erhielten ihre Einladung für den Raum 1 und fanden sich dort zu Beginn der Untersuchung ein. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Untersuchungsleiterin wurde den Teilnehmerinnen der erste Fragebogen ausgegeben. Die Teilnehmerinnen bekamen die Instruktion den Fragebogen aufmerksam und konzentriert zu lesen und auszufüllen. Auch wurden sie aufgeklärt, dass alle Angaben anonym sind, streng vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben werden. Die Bearbeitungsdauer für den ersten Fragebogen zu t1 variierte zwischen 10 bis 15 Minuten. Im Anschluss an den ersten Fragebogen wurde den Teilnehmerinnen der unterschiedlichen Gruppen jeweils eine Diashow präsentiert. Diese zwei verschiedenen Diashows enthielt jeweils 32 Bilder der Plattform Instagram zu den Themen Fitness (Interventionsgruppe) und Natur (Kontrollgruppe). Dafür wurden auf der Instagram Homepage nach acht festgelegten Hashtags gesucht. Die vier beliebtesten Bildvorschläge der App Instagram wurden für die Studie ausgewählt und in die Diashow übernommen. Die Hashtags für die fitnessrelevanten Stimuli lauteten wie folgt: #fitspiration, #beauty, #fitness, #fitmom, #fitnessmotivation, #transformation, #beachbody, #healthy. Die Hashtags für die neutralen Stimuli lauteten: #kultur, #landscape, #happylife, #relaxed, #architecture, #lovelife, #family. Jedes Bild wurde 12 Sekunden lang über einen Beamer den Teilnehmerinnen gezeigt. Direkt im Anschluss begab sich die Gruppe in den Raum 2. Auf jedem Sitzplatz befand sich ein Aufgabenzettel zur Coverstory und ein Snack-Schälchen. In den Snack-Schälchen befanden sich jeweils acht Salz-Brezeln und neun Haribo Goldbären. Im Durchschnitt wog jeweils eine Salz-Brezel und ein Haribo Goldbär etwa zwei Gramm. Die Snack-Füllungen der Schälchen wogen somit etwa 34 Gramm und enthielten insgesamt 125 Kilokalorien. Die Haribo Goldbären enthielten 63 Kilokalorien und die Salz-Brezeln 62 Kilokalorien. Die Coverstory forderte die Teilnehmerinnen auf, einen Freitext über die gesehenen Bilder zu verfassen. Dafür standen 15 Minuten Zeit zur Verfügung. Zum Zeitpunkt t2 nach der Coverstory wurde nach selbiger Aufklärung wie zu t1 den Teilnehmerinnen der zweite Fragebogen ausgegeben. Die Bearbeitungsdauer variierte hier zwischen fünf und zehn Minuten. Nach der Verabschiedung und Ausgabe der Aufwandsentschädigung wurde überprüft und notiert, wie viele Snacks von den einzelnen Teilnehmerinnen gegessen worden sind.

4.4 Statistische Auswertung

Die Auswertung der Daten erfolgte mittels der Auswertungssoftware SPSS („Statistical Package for Social Sciences“) Version 22.0.

Zunächst wurden die teststatistischen Voraussetzungen auf Normalverteilung mittels des Kolmogorov-Smirnov-Tests und auf Varianzhomogenität mittels des Levene-Tests geprüft. Zur Reliabilitätsprüfung wurde Cronbachs Alpha berechnet. Zur Berechnung der Veränderungen bezüglich der Stimmung und der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper der Teilnehmerinnen zwischen der Prä- und Postbefragung der Interventionsgruppe wurde jeweils ein t-Test für abhängige Stichproben gewählt. Ein weiterer t-Test für unabhängige Stichproben diente dazu die Unterschiede in der Postbefragung zwischen Interventions- und Kontrollgruppe zu betrachten. Zusätzlich wurde aufgrund der kleinen Stichprobengröße stets die Effektgröße Cohen`s d ermittelt (Cohen, J. (Hrsg.), 1988). Hierbei wurden folgende Konventionen angegeben: ab .3 kleiner Effekt, ab .5 mittlerer Effekt und ab .8 großer Effekt (Cohen, J. (Hrsg.), 1988).

[...]

Ende der Leseprobe aus 85 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von Instagram auf das Essverhalten junger Frauen
Hochschule
SRH Hochschule für Gesundheit Gera
Note
1,1
Autor
Jahr
2017
Seiten
85
Katalognummer
V497393
ISBN (eBook)
9783346001467
ISBN (Buch)
9783346001474
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Social Media, Schönheitsideal, Instagram, Unzufriedenheit, Diätverhalten, Sozialer Vergleich
Arbeit zitieren
Julia Grau (Autor:in), 2017, Der Einfluss von Instagram auf das Essverhalten junger Frauen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497393

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