Die Spätantike ist geprägt von Umbrüchen und Veränderungen. Das Ende Roms und die Verlegung der Hauptstadt des römischen Reiches nach Konstantinopel zeugen davon ebenso wie die zahlreichen „Barbaren“einfälle in römischem Reichsgebiet und das Christentum als neue Staatsreligion. Das alte System bricht allmählich zusammen. Die Spätantike löst sich nach und nach von der antiken Tradition. Eine neue, eigenständige Kultur beginnt sich auszubilden.
Diese tief greifenden Veränderungen im politischen wie kulturellen Leben zeichnen sich auch in der Bauweise ab. Gerade im sakralen Bereich entstehen mit der neuen Religion andere rituelle Anforderungen; die christliche Basilika wird zum dominierenden Gebäudetypus. Besonders deutlich werden die neuen Formen im Bereich der Bauplastik und hier wiederum an den Kapitellen. In Auseinandersetzung mit den klassischen Vorbildern werden diese vereinfacht, ergänzt, neu kombiniert. Es entstehen vielfältige Um- und Neubildungen, bis schließlich im frühen 6. Jahrhundert mit dem reinen Kämpfer- bzw. Korbkapitell eine eigenständige frühchristliche Kapitellform gefunden ist, die gegen Ende des 6. Jahrhunderts zur dominierenden Baudekoration wird.
Welche formalen Veränderungen entstehen, hauptsächlich ausgehend vom korinthischen Kapitell? Welche neuen Dekorationstypen werden entwickelt? Welche Beziehungen und Wechselwirkungen bestehen und wie führen sie schließlich zum Korbkapitell? Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Antworten auf diese Fragen zu erarbeiten. Es wird versucht, in die Erkenntnisse beispielhafter jüngerer Literatur zu diesem Forschungsgebiet zu referieren und auszuwerten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Abkehr von der klassischen Bautradition: Spolienverwendung und Aufkommen des Prinzips der varietas
- Korinthische Kapitelle und ihre Umbildungen
- Gliederung des Kircheninnenraums: Einsatz der verschiedenen Kapitellformen
- Entwicklung zur Einzonigkeit: Figuralkapitelle und ihr Einfluss auf die Entstehung des reinen Kämpferkapitells bzw. Korbkapitells
- Ionisches Kämpferkapitell
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung neuer Kapitellformen im 5. und 6. Jahrhundert in der Spätantike, die sich vom korinthischen Kapitelltyp ableiten. Es wird erforscht, welche formalen Veränderungen entstehen, welche neuen Typen entwickelt werden, und wie diese schließlich zum Korbkapitell führen.
- Die Abkehr von der klassischen Bautradition durch Spolienverwendung und das Prinzip der varietas.
- Die Transformation des korinthischen Kapitells und die Entwicklung neuer Formen.
- Die Rolle von Figuralkapitellen bei der Entstehung des Kämpferkapitells und des Korbkapitells.
- Die Einzonigkeit als Gestaltungsprinzip im Kirchenraum.
- Die Bedeutung von Konstantinopel als Zentrum der stilistischen Veränderungen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Spätantike und den Wandel in der Bauweise vor. Besondere Aufmerksamkeit wird der Entwicklung der Kapitellformen und dem Einfluss des Korbkapitells auf die spätantike Baukunst gewidmet.
- Das zweite Kapitel untersucht die Abkehr von der klassischen Bautradition durch die zunehmende Verwendung von Spolien und das Aufkommen des Prinzips der varietas. Die Spolienverwendung wird als ein Mittel zur Dekoration und als Ausdruck eines neuen ästhetischen Anspruchs analysiert.
Schlüsselwörter
Spätantike, Kapitellformen, Korbkapitell, Kämpferkapitell, Spolienverwendung, Varietas, Konstantinopel, Kirchenarchitektur, Bauplastik, frühchristliche Kunst.
- Arbeit zitieren
- M. A. Simone Kraft (Autor:in), 2004, Das Ende der klassischen Formensprache: Neue Kapitellformen (Entwicklungen im 5./6. Jahrhundert), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49743