Betrachtung der Sprachentwicklung in den Neuen Medien am Beispiel der E-Mail


Seminararbeit, 2005

24 Seiten, Note: 1,2

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Kommunikationsformen der Neuen Medien
2.1 Interaktive Kommunikation
2.2 Interpersonelle Kommunikation
2.2.1 Verzögerte Kommunikation
2.2.2 Echtzeitkommunikation

3 Mündlichkeit und Schriftlichkeit in computervermittelter Kommunikation
3.1 Theoretische Grundlagen
3.2 Übertragung der theoretischen Grundlagen auf das Internet

4 Die E-Mail: Analyse einer der computervermittelten Kommunikationsmög-lichkeiten
4.1 Der Aufbau einer E-Mail
4.2 Allgemeine Kommunikationsbedingungen für E-Mails
4.2.1 Zeitliche und räumliche Trennung
4.2.2 Flüchtigkeit des Zeichenkörpers
4.2.3 Dialogizität von E-Mails
4.3 E-Mail-Kommunikation als neue Textsorte
4.3.1 Humor, Ironie und sprachliche Kreativität in E-Mails
4.3.2 Orthografische und sprachliche Besonderheiten

5. Fazit

6.Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Durch die Entstehung neuer Medien verändern sich auch die Kommunikationsbedingungen und -formen. Unter „Neuen Medien“ werden in dieser Arbeit in Anlehnung an Schmitz[1] computergestützte elektronische Digitalmedien, hochauflösendes Fernsehen, sowie Satelliten- und Kabeltechnologien verstanden. Das Internet stellt allen, die es nutzen, eine Vielzahl von Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung. Angefangen bei simplen Webformularen über E-Mails und Newsgroups bis hin zum Internet Chat ist im weltweiten Netz Alles möglich. Man kann sich aussuchen, ob man sich nur dem Autor einer HTML- Seite mitteilen oder ob man mit vielen anderen Leuten zu einem bestimmten Thema diskutieren möchte. Die Linguistik bekommt durch die Verbreitung des Internets und die Konventionalisierung einzelner Kommunikationsgewohnheiten ein neues, großes Forschungsfeld. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Massenmedien wie Fernsehen, Hörfunk und Presse, die in ihrer Bedeutung für Funktion und Erscheinungsformen von Sprache vielfältig erforscht sind, liegen für die Neuen Medien noch keine endgültigen zuverlässigen Antworten auf die Frage nach den Auswirkungen der elektronischen Medien auf Sprachverhalten, Sprachkompetenz und Sprachsystem vor, da die Technik der Internet-Kommunikation relativ neu ist und sich ständig weiterentwickelt. Innerhalb dieser Neuen Medien werde ich im Folgenden den Versuch unternehmen, die wesentlichen Kommunikationsformen, die der Computer bietet, hinsichtlich ihrer soziolinguistischen Besonderheiten zu charakterisieren, wobei ich mich vor allem auf die bei der E-Mail-Kommunikation zu beobachtenden sprachlichen Veränderungen konzentrieren werde. Da ich die verschiedenen Kommunikationsformen durchgehend in Bezug auf ihren mündlichen oder schriftlichen Charakter betrachten will, werde ich zunächst in die Thematik der medialen und konzeptionellen Mündlichkeit und Schriftlichkeit einführen.

2 Kommunikationsformen der Neuen Medien

Um nachvollziehen zu können, wo die einzelnen Kommunikationsformen die das Internet ermöglicht im Kontinuum von Koch und Oesterreich anzusiedeln sind, muss erst einmal geklärt werden, welche es gibt und wie sie aussehen. Denn es gibt – wie auch im täglichen Leben- viele Wege sich im Internet zu verständigen. Bei der Erschaffung des Internets wurde versucht, viele Kommunikationsformen aus dem täglichen Leben auf das World Wide Web zu übertragen. Dementsprechend ist es nicht nur möglich, Post zu verschicken, sondern auch Konferenzen abzuhalten oder eine private Unterhaltung mit einer anderen Person zu führen. Doch mussten diese Kommunikationsmöglichkeiten natürlich in ihrer Umsetzung dem Medium Internet angepasst werden, weshalb die Internet- Varianten sich in mancherlei Hinsicht von ihren Pendants unterscheiden. Die bekanntesten Formen werde ich herausgreifen und erläutern.[2]

2.1 Interaktive Kommunikation

Interaktive Kommunikation[3] als die einfachste Form der im Internet möglichen Kommunikation besteht aus der Eingabe von Benutzerwünschen über Formulare auf Webseiten. Ein Beispiel dafür stellen Suchmaschinen wie „Google“ dar. Zu vergleichen wäre sie einem Dialog, in welchem der eine Gesprächspartner Fragen stellt und der andere die Antworten gibt.

2.2 Interpersonelle Kommunikation

Man unterscheidet zwischen verzögerter und der Echtzeitkommunikation. Zu Ersterer gehören E- Mails, Message boards und Newsgroups. Internet Chat hingegen wird zu letzterem gezählt.

2.2.1 Verzögerte Kommunikation

Angefangen hat die Kommunikation über das Internet mit E- Mails. Diese Kommunikationsform geht auf die in den frühen neunziger Jahren weit verbreiteten Mailboxen zurück. Damals war die Technologie noch nicht so weit entwickelt, als dass eine dauerhafte Verbindung zwischen mehreren Rechnern für die allgemeine Bevölkerung erschwinglich gewesen wäre. E- Mails wurden von den Benutzern der Mailboxen verfasst, danach zur Mailbox geschickt und dort zunächst zwischengespeichert, bevor diese ihren weiteren Weg durch das Netz zu ihrem Empfänger genommen haben. Je nach Entfernung konnten E- Mails unter Umständen einen Tag und länger benötigen, bis sie ihren Empfänger erreichten. Über das Internet gibt es heutzutage praktisch überhaupt keine Verzögerung mehr zwischen dem Senden und dem Empfangen einer Mail, da man im Internet nicht erst warten muss, bis eine vorangehende Mailbox nach E-Mails abgefragt wird, sondern eine statische Verbindung zwischen sämtlichen Rechnern im Internet besteht.

Die Möglichkeiten der Kommunikation per E-Mail sind jedoch trotzdem beschränkt, denn es ist zwar zu jeder Zeit möglich eine E- Mail zu verfassen, doch der Empfänger liest diese dann nicht unbedingt, sobald sie abgeschickt worden ist, sondern erst, wenn er diesen empfangen möchte. Das heißt, dass der Empfänger die E-Mail erst erhält, sobald er mit dem Internet verbunden ist und seinen Posteingang abfragt, dann aber erhält er sie sofort und ohne Verzögerung. Ob er sie aber auch sofort liest, ist eine andere Frage. Dabei bleibt es natürlich jedem Anwender überlassen, die Mails nach dem Eingang auszudrucken. So versteht man nach Günther/Wyss unter E-Mails ,,alle digitalen Datenübertragungen, die von einem Computer auf einen anderen mit speziellen, für EM geschaffenen Mail-Programmen übermittelt werden, ohne ′zu Papier′ zu kommen"[4]. Dabei unberücksichtigt bleibt auch die - nicht sehr verbreitete - Möglichkeit, E-Mails an Dienstleister zu schicken, die diese ausdrucken und per Papierbrief weitersenden. Man sollte daher für die Definition vom Begriff ,,E-Mail" eher von der Produktion der E-Mail ausgehen und die Rezeption unberücksichtigt lassen.

Die technischen Bedingungen der E-Mail sind vor allem im Unterschied zu den Produktionsbedingungen und Versandbedingungen eines Briefes zu sehen. Aus ihnen leiten sich Vorteile für die praktische Nutzung von E-Mails ab, sie weisen jedoch nur sehr eingeschränkt auf formale Differenzen und Kommunikationszwecke hin. Zu diesen technischen Bedingungen zählen beispielsweise, dass E-Mails schneller befördert werden, der Produktionsaufwand geringer ist und sie kostengünstiger sind, das Anhänge in Bild, Ton und Video versandt, Links auf Web-Seiten integriert und eingegangene E-Mails automatisch gefiltert werden können. Auch können E-Mails an Handys geschickt werden.

Ebenfalls zu den Ursprüngen des Internets zählen die Newsgroups. Das sind im Prinzip auch E-mails, die aber öffentlich im Internet gelesen werden können. Sie bieten ebenso wie der Internet Chat die Möglichkeit, sich zu verschiedenen Themen zu äußern. So gibt es zu praktisch jedem Gebiet im Internet auch eine entsprechende Newsgroup, in der mehrere Benutzer Fragen stellen und Antworten geben. Jeder kann ein neues Thema beginnen und zu einem Thema antworten, technische Voraussetzungen müssen natürlich erfüllt sein. Jedoch trägt jede Newsgroup einen Namen, der allerdings meist sehr allgemein gehalten wird. Alle Beiträge, die thematisch nicht dem Thema der betreffenden Newsgroup angehören, werden ihr entnommen und der Newsgroup zugeführt, der sie eigentlich zuzuordnen sind. An dieser Form der Kommunikation können unendlich viele Internetbenutzer beteiligt sein.

Die dritte Möglichkeit der verzögerten Kommunikation besteht aus den „Message boards“, die sich auf vielen Internetseiten finden. Sie fungieren als eine Art Pinwand, an die jederzeit neue Nachrichten geheftet, alte gelesen und kommentiert werden können.

2.2.2 Echtzeitkommunikation

Beim „Internet Chat“ findet die Kommunikation vergleichbar einer Gesprächsrunde ohne Zeitverzögerung zwischen mehreren Personen statt. Zwar verläuft sie langsamer als bei einer Konferenz, da die Beiträge der einzelnen Teilnehmer erst gelesen werden müssen, doch im Gegensatz zu Newsgroups ist ein Themenwechsel in ein- und derselben Gesprächsrunde möglich. Bei Sonderformen des Chats wie der Moderierten Sequenzierung wird die Anordnung der Beiträge einem Moderator überlassen. Auch die private Unterhaltung nur zweier Personen ist möglich in sogenannten „private chat rooms“. Für ein Gespräch unter mehreren Usern im Internet gibt es Regeln, die für eine hierarchische Struktur sorgen und bestimmten Benutzern einen privilegierten Status zuschreiben. Dabei kann jeder Benutzer an jeder Stelle dieser Hierarchie stehen. Das IRC baut darauf auf, dass jedem die Möglichkeit gegeben ist, einen eigenen Kanal oder einen eigenen IC- Server zu betreuen, auf dem er dann weit oben in der Hierarchie steht. Andererseits kann der Benutzer aber auch auf eine Newsgroup stoßen, in der er nichts schreiben darf, weil sie moderiert wird.[5]

Die einzelnen Kommunikationsmöglichkeiten unterscheiden sich auch hinsichtlich des Vorhandenseins der Anonymität. E-mail und Newsgroups verraten einiges über den Absender, auch wenn kein Name genannt wird. In den sogenannten Headern jeder Mail sind Informationen enthalten, die es ermöglichen, nachzuvollziehen, woher die Mail wann und mit welchem Programm gesendet wurde und vieles mehr, wodurch erkennbar wird, woher der User kommt und in welcher Form er Zugriff auf das Internet hatte. Bei einem Brief hingegen sind solche Informationen, sofern auf dem Umschlag nichts angegeben ist, dem Empfänger nicht automatisch zugänglich.

Die Echtzeitkommunikation hingegen erlaubt Anonymität dadurch, dass man nicht nur ein Pseudonym wählen, sondern auch seine E-mail Adresse verheimlichen kann. Einerseits wird dadurch die Gesprächsatmosphäre persönlicher und entspannter, viele Menschen, die im Alltag Schwierigkeiten im Umgang mit Anderen haben, finden hier die Möglichkeit, ihre Qualitäten zu zeigen. Allerdings kann dies auch dazu führen, dass sie sich noch stärker von der Umwelt abschotten und in die virtuelle Welt des Internet zurückziehen. Dem förderlich ist gerade die Anonymität, die es gestattet, den Kommunikationspartnern ein Wunschbild von sich zu vermitteln. So erlaubt zwar die Möglichkeit der Anonymität einerseits ein persönlicheres Gespräch, kann aber andererseits auch Unehrlichkeit fördern.

Ein weiterer negativer Aspekt der Anonymität im Netz ist die dadurch geschaffene Verbreitungsmöglichkeit asozialer Gruppierungen oder die Nutzung des Internet zu kriminellen Aktivitäten. In diesem Zusammenhang ergeben sich Probleme gerade dadurch, dass das Internet über Ländergrenzen hinweg Menschen verbindet. Dieser an sich positive Aspekt der Völkerverständigung kann im Hinblick auf die Verfolgung von Internetkriminellen dazu führen, dass aufgrund der unterschiedlichen Gesetzgebung der jeweiligen Länder, z.B. der Besitzer eine rechtsradikalen Internetseite, die auf einem polnischen Internetserver veröffentlicht wird, in den USA nicht belangt werden kann.

3 Mündlichkeit und Schriftlichkeit in computervermittelter Kommunikation

3.1 Theoretische Grundlagen

Um zu untersuchen, inwiefern in

Computervermittelter Kommunikation (…)einige typische Elemente mündlicher bzw. schriftlicher Kommunikation eine (…) [neuartige] Mischung [eingehen] mit bisher unbekannten Kommunikationsweisen[6],

werde ich zunächst den Themenkomplex der Mündlichkeit und Schriftlichkeit umreißen.

[...]


[1] Vgl. U. Schmitz, S.2168, Sp.1

[2] Vgl. im Folgenden M. Haase 1997, S.53-58 sowie M. Beißwenger 2000, S.15

[3] Vgl. im Folgenden

[4] Vgl. U. Günther 1996, S.61

[5] Newsgroups: Pinnwände im Internet. In: Neue Westfälische Nr. 38/2000, Bielefeld

[6] Vgl. U. Schmitz, S.2169, Sp.1

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Betrachtung der Sprachentwicklung in den Neuen Medien am Beispiel der E-Mail
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Germanistisches Seminar)
Veranstaltung
Hauptseminar: Soziolinguistik
Note
1,2
Jahr
2005
Seiten
24
Katalognummer
V49768
ISBN (eBook)
9783638461306
Dateigröße
707 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar des Dozenten: Sehr umfangreiche und informative Darstellung. Eigene Meinung.
Schlagworte
Betrachtung, Sprachentwicklung, Neuen, Medien, Beispiel, E-Mail, Hauptseminar, Soziolinguistik
Arbeit zitieren
Anonym, 2005, Betrachtung der Sprachentwicklung in den Neuen Medien am Beispiel der E-Mail, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49768

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