Extracto
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Einleitung
1 Theoretische Grundlagen sportlicher Leistungen
1.1 Geschlechtsspezifische Ursachen sportlicher Leistungsdifferenzen
1.2 Entwicklung der Wettkampfleistungen in Olympischen Spielen
2 Methodische Vorbereitung der Datenanalyse
2.1 Statistische Methodik
2.2 Datenvorstellung und einleitende Statistiken
3 Empirische Analyse der Leistungen in Wettkämpfen
3.1 Untersuchungsziele und Arbeitshypothesen
3.2 Auswertung der sportlichen Leistungen von Männern und Frauen
4 Erkenntnisgewinn
Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Unterschiede in der Testosteronproduktion beider Geschlechter
Abbildung 2: Östrogenbildung bei Männern und Frauen
Abbildung 3: Progesteronbildung bei Männern und Frauen
Abbildung 4: Relative maximale Sauerstoffaufnahme im Laufe des Lebens
Abbildung 5: Absolute maximale Sauerstoffaufnahme im Laufe des Lebens
Abbildung 6: Grafische Darstellung der empirischen Untersuchung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Verbesserung der Schlagballwurfleistungen im drei-Jahres-Zyklus
Tabelle 2: Skelettmuskelmasse und Verteilung bei 468 Männern und Frauen
Tabelle 3: Laufzeiten in der 100-m Laufdisziplin
Tabelle 4: Absolute und relative Veränderungen in der 100-m Laufdisziplin
Tabelle 5: Vergleich der Veränderungen von 1976 zu 2016 in der 100-m Laufdisziplin
Tabelle 6: Schwimmzeiten in der 400-m Freistil Schwimmdisziplin
Tabelle 7: Absolute und relative Veränderungen in der 400-m Freistil Schwimmdisziplin
Tabelle 8: Vergleich der Veränderungen von 1976 zu 2016 in der 400-m Freistil Schwimmdisziplin
Tabelle 9: Mittelwerte und Standardabweichungen der 100-m Laufdisziplin
Tabelle 10: Mittelwertunterschiede in der 100-m Laufdisziplin
Tabelle 11: Mittelwertunterschiede zwischen den OS 100-m Lauf der Männer
Tabelle 12: Mittelwertunterschiede zwischen den OS 100-m Lauf der Frauen
Tabelle 13: Mittelwerte und Standardabweichungen in der 400-m Freistil Schwimmdisziplin
Tabelle 14: Mittelwertunterschiede in der 400-m Freistil Schwimmdisziplin
Tabelle 15: Mittelwertunterschiede zwischen den OS 400-m Freistil der Männer
Tabelle 16: Mittelwertunterschiede zwischen den OS 400-m Freistil der Frauen
Tabelle 17: Unterschiede in der Leistungsentwicklung zwischen 1976 und 2016
Einleitung
Der Gleichheitsgrundsatz wird im Sport als grundlegendes Gebot betrachtet. Dennoch sind qualitative und quantitative Unterschiede beim sportlichen Engagement zwischen Männern und Frauen zu beobachten. Grundlegende gesellschaftliche Strukturen und Wertvorstellungen, spiegeln sich im Sport wider und sind unter anderem die Ursache für die unterschiedliche Beteiligung, Leistungsfähigkeit und -entwicklung zwischen Männern und Frauen (Hartmann, Minow & Senf, 2011, S. 25f., Frick, 2011, S. 317f.). Neben den soziokulturellen Faktoren, werden die Leistungsunterschiede auf weitere Einflussgrößen zurückgeführt, wie zum Beispiel den hormonellen und muskulären Differenzen (Cheuvront, Carter, Deruisseau & Moffatt, 2005, S. 1017).
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Unterschieden in der sportlichen Leistungsfähigkeit und -entwicklung der Männer und Frauen in Wettkämpfen. Diese werden anhand einer empirischen Analyse untersucht. Die Untersuchung erfolgt auf Basis der erreichten Zeiten in der 100- Meter (m) Laufdisziplin und in der 400-m Freistil Schwimmdisziplin der Olympischen Spiele (OS) von 1976, 1996 und 2016. Dabei werden die Leistungen aus beiden olympischen Disziplinen der Jahre 1976 und 1996, 1996 und 2016, sowie 1976 und 2016 verglichen. Die Untersuchung zielt darauf ab, die Leistungsfähigkeit und -entwicklung zwischen Männern und Frauen auf signifikante Unterschiede zu überprüfen.
Strukturell ist die Arbeit in vier Hauptkapitel unterteilt. Das erste Kapitel widmet sich den theoretischen Grundlagen sportlicher Leistungen. In diesem Zusammenhang werden die geschlechtsspezifischen Unterschiede beschrieben, die einen möglichen Einfluss auf die Differenzen in der sportlichen Leistungsfähigkeit von Männern und Frauen haben. Daneben wird die allgemeine und geschlechtsspezifische Entwicklung der Wettkampfleistungen in den OS, anhand empirischer Studien vorgestellt und mittels unterschiedlicher Einflussfaktoren begründet. Im zweiten Kapitel werden die statistische Methodik und die Datenbasis vorgestellt. Im Rahmen der Datenvorstellung folgen einleitende Statistiken. Im dritten Kapitel der Arbeit erfolgt die empirische Untersuchung der Wettkampfleistungen. Dabei werden zunächst die Untersuchungsziele detailliert erläutert und Arbeitshypothesen formuliert. Zum besseren Verständnis der Untersuchungsschritte, werden diese in einer Grafik dargestellt und beschrieben. Darauffolgend wird die empirische Untersuchung ausgewertet und die aufgestellten Arbeitshypothesen verifiziert oder falsifiziert. In dem Fall, dass signifikante Unterschiede bezüglich der sportlichen Leistung vorhanden sind, erfolgt die Ermittlung der Effektstärke und somit die Prüfung der praktischen Bedeutsamkeit der Ergebnisse. Die gewonnenen Ergebnisse werden im vierten Kapitel zusammengefasst und mit den vorgestellten Theorien sowie Untersuchungsergebnissen vergangener Forschungsarbeiten verglichen. Abschließend erfolgt ein Fazit.
1 Theoretische Grundlagen sportlicher Leistungen
Das folgende Kapitel zeigt die theoretischen Grundlagen sportlicher Leistungsfähigkeit und -entwicklung auf. Dabei werden die geschlechtsspezifischen Ursachen der Leistungsdifferenzen zwischen Männern und Frauen aufgezeigt und die im Zeitverlauf positive sportliche Leistungsentwicklung begründet.
1.1 Geschlechtsspezifische Ursachen sportlicher Leistungsdifferenzen
In der Medizin weisen Männer und Frauen geschlechtsspezifische Unterschiede auf, die einen Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit haben. Östrogen, Testosteron und Progesteron sind drei Sexualhormone, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorhanden sind. Zwischen den Geschlechtern bestehen hinsichtlich der biologischen Funktionen und der Produktion von Sexualhormonen signifikante Unterschiede (Frettlöh & Nilges, 2011, S. 14). Das Östrogen besitzt die Funktion weibliche Geschlechtsmerkmale wie Brust, Milchdrüsen und die Gebärmutter auszubilden. Für die Vorbereitung und Erhaltung einer Schwangerschaft ist das Progesteron zuständig. In Folge dessen produzieren Frauen höhere Mengen an Östrogen und Progesteron im Vergleich zu Männern (Moll & Moll 2006, S. 9). Das Hormon Testosteron wird demgegenüber zu 95 % im Hoden des Mannes gebildet. Die verbleibenden 5 % werden in den Nebennieren produziert. Aus diesem Grund produzieren Männer eine höhere Menge an Testosteron als Frauen (Sommer, Huber, Gola, Biesalski & Jacobi, 2004, S. 122).
Der Eintritt in die Pubertät bei Mädchen liegt zwischen elf und zwölf Jahren und hält bis zum 13. und 14. Lebensjahr an. Bei den Jungen hingegen fängt die Pubertät zwischen zwölf und 13 Jahren an und endet zwischen dem 14. und 15. Lebensjahr (Weischenberg, 1996, S. 55). Wie aus Abbildung 1 zu entnehmen ist, bilden beide Geschlechter bis zu der Pubertät im Durchschnitt die gleiche Menge an Testosteron. Ab diesem Zeitpunkt, bis hin zum Lebensende, ist jedoch eine größere Testosteronproduktion des Mannes zu beobachten (Elmlinger, Kuhnel, Wormstall & Doller, 2005, S. 628).
Die größere Menge Testosteron erhöht den Muskelanteil im männlichen Körper von durchschnittlich 27 % auf 40 %, wodurch die Muskelkraft des Mannes ansteigt. Das Hormon Testosteron ist somit für den Aufbau von Muskelmasse zuständig (O'Hagan, Sale, MacDougall & Garner, 1995, S. 319, Badtke, 1995, S. 353). In Relation zum Körpergewicht liegt der Muskelanteil bei Frauen zwischen 25 % und 35 %, bei Männern hingegen zwischen 40 % und 50 %, was die sportliche Leistungsfähigkeit und Trainierbarkeit des Mannes positiv beeinflusst (Zamboni, 2003, S. 321)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Unterschiede in der Testosteronproduktion beider Geschlechter (in Anlehnung an Elmlinger et al., 2005, S. 628)
Bis zum Einsetzen der Pubertät sind die Leistungsvoraussetzungen und Trainierbarkeit beider Geschlechter weitestgehend gleich und unterscheiden sich nicht signifikant voneinander. Erst mit dem Einsetzen der Pubertät und der damit einhergehenden Bildung von Testosteron im Körper der Jungen, sind Differenzen in der Leistungsentwicklung und der Trainierbarkeit zwischen Jungen und Mädchen zu beobachten. Die Ausdauer und insbesondere die Muskelkraft sind in diesem Zeitabschnitt bei Jungen, aufgrund der Zunahme des Muskelanteils, besonders gut trainierbar (Badtke, 1995, S. 353). In Tabelle 1 sind die Untersuchungsergebnisse aus dem leichtathletischen Grundlagentraining dargestellt, welche die testosteronbedingte, prozentuale Verbesserung der Leistungen verdeutlichen. Untersucht wurde die Verbesserung der Schlagballwurfleistung der Jungen (200-g-Ball) und Mädchen (80-g-Ball). Es nahmen 4200 Kinder an der Studie teil. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Mädchen innerhalb des drei-Jahres-Zyklus im späten Schulkindalter um 43.6 % verbessern. Die Jungen hingegen verbessern sich leidglich um 35.3 %. Mit dem Einsetzen der Pubertät jedoch, verzeichnen die Jungen mit 35.5 % eine höhere Leistungsentwicklung der Wurfleistungen im Vergleich zu den Mädchen mit 21.1 % (Martin, Nicolaus, Ostrowski & Rost, 1999, S. 102).
Tabelle 1: Verbesserung der Schlagballwurfleistungen im drei-Jahres-Zyklus (nach Martin et al., 1999, S. 102)
(spätes Schulkindalter)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anmerkung: AK = Altersklasse, m = Meter
Demnach existieren testosteronbedingte, geschlechtsspezifische Unterschiede in der absoluten Muskelkraft bei Männern und Frauen. Trainingswissenschaftlich wird der Begriff Kraft in vier Formen der Kraft unterteilt. Diese werden als Maximalkraft, Schnellkraft, Kraftausdauer und Reaktivkraft definiert. Die Übungsformen der Kraftarten im Training unterscheiden sich deutlich, stehen dennoch in enger Wechselwirkung miteinander (Dickhuth, Mayer, Röcker & Berg, 2007, S. 10). Die maximale Muskelkraft wird dabei durch die Querschnittsfläche der Muskeln und Muskelgruppen beeinflusst. Bestimmt wird die Querschnittsfläche eines Muskels von der Größe und Anzahl der Muskelfasern. Sowohl in den oberen, als auch in den unteren Extremitäten bei untrainierten und trainierten, weisen Männer größere und in der Anzahl höhere Muskelfasern auf als Frauen (Miller, MacDougall, Tarnopolsky & Sale, 1992, S. 254). Aus diesem Grund haben Männer im Vergleich zu Frauen eine höhere Leistungsfähigkeit in Ausdauer- und Kraftsportarten auf. Neben einem signifikant höheren Kraftniveau führt das Testosteron zu einer Verringerung des Gesamtkörperfettanteils des Mannes (Nehrer, 2013, S. 21). Aus diesem Grund haben Männer im Durchschnitt einen geringeren Körperfettanteil im Vergleich zu Frauen auf. Der Körperfettanteil von Männern liegt im Durchschnitt zwischen 8 % und 22 %, was sich ebenfalls positiv auf die sportliche Leistungsfähigkeit auswirken kann. Frauen weisen im Gegensatz dazu einen Körperfettanteil zwischen 20 % und 35 % auf (Zamboni, 2003, S. 321).
In der folgenden Tabelle sind die Mittelwerte und Standardabweichung des Gewichts, der Körpergröße, der gesamten und relativen Skelettmuskelmasse sowie der Skelettmuskelmasse der oberen und unteren Extremitäten von 468 untersuchten Männern und Frauen aufgeführt.
Tabelle 2: Skelettmuskelmasse und Verteilung bei 468 Männern und Frauen (nach Janssen, Heymsfield, Wang & Ross, 2000, S. 83)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anmerkung: n = Stichprobe, kg = Kilogramm, cm = Zentimeter, SM = Skelettmuskel, Mittelwerte ± = Standardabweichung, * = hoch signifikant p<.01
Nach der Erhebung sind Männer um durchschnittlich 14 cm größer als Frauen und weisen ein um durchschnittlich 16.02 kg höheres Körpergewicht auf. Zudem ist die Skelettmuskelmasse bei den Männern um durchschnittlich 12 kg beziehungsweise (bzw.) 7.8 % schwerer als bei Frauen (Janssen et al., 2000, S. 83). Die vergleichsweise höhere Körpergröße und größere Skelettmuskelmasse des Mannes können bei bestimmten Sportarten vorteilhaft sein und zu einer höheren Leistungsfähigkeit führen (Nevill, Whyte, Holder & Peyrebrune, 2008, S. 1015f.).
Während Männer vergleichsweise mehr Testosteron produzieren als Frauen, ist die Östrogen- und Progesteronbildung hingegen bei Frauen höher. Die Unterschiede in der Östrogen- und Progesteronproduktion zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht sind in Abbildung 2 und 3 dargestellt. Bereits ab dem ersten Lebensjahr, beginnt das weibliche Geschlecht mehr Östrogen zu produzieren, als das männliche Geschlecht. Zwischen dem 13. und 15. Lebensjahr steigt die Östrogenbildung bei dem weiblichen Geschlecht an und erreicht mit dem Beginn des 15. Lebensjahres eine um 89 % höhere Östrogenbildung als das männliche Geschlecht. Die Progesteronproduktion steigt bei dem weiblichen Geschlecht zwischen dem 10. und 11. Lebensjahr um 93 % an und hält eine im selben prozentualen Anteil höhere Progesteronbildung als das männliche Geschlecht (Thompson, Whitten, Johnson & Lampl., 2010, S. 164).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Östrogenbildung bei Männern und Frauen (in Anlehnung an Thompson et al., 2010, S. 164)
Die Produktion von Progesteron korreliert mit der Östrogenbildung und tritt während des weiblichen Menstruationszyklus auf. Die Unterschiede in der Östrogen- und Progesteronbildung halten bis zum 57. Lebensjahr der Frau an. Bis zum 65. Lebensjahr der Frau reduziert sich die Östrogen- und Progesteronbildung und erreicht das Produktionsniveau des Mannes. Demgegenüber bildet der Mann von Beginn des 15. bzw. 10. Lebensjahres bis zum Lebensende dieselben Mengen an Östrogen und Progesteron (Thompson et al., 2010, S. 164). Laut wissenschaftlichen Analysen haben beide Sexualhormone einen Einfluss auf die psychische Verfassung des Menschen. Je höher das Vorkommen an Progesteron, desto höher ist der Einfluss auf die Psyche (Lang & Lang, 2007, 247f., Hallbach, 2011, S. 298).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Progesteronbildung bei Männern und Frauen (in Anlehnung an Thompson et al., 2010, S. 164)
Die Aufrechterhaltung einer bestimmten Belastungsintensität, des taktischen Verhaltens und der sportlichen Technik eines Sportlers, wird durch die sogenannte Ausdauerleistungsfähigkeit beeinflusst und wird somit auch als Ermüdungswiderstandsfähigkeit bezeichnet (Kroidl, Schwarz, Lehnigk & Fritsch, 2015, S. 330). Im Gegensatz zu Männern weisen Frauen eine verminderte Ausdauerleistungsfähigkeit auf, was zum einen auf die geschlechtsspezifischen anatomisch-physiologischen Unterschiede und zum anderen auf die Sauerstofftransportkapazität zurückzuführen ist. Die anatomischen Unterschiede zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass die Bronchien, die Luftröhre und die Atemwege bei Frauen im Vergleich zu den Männern geringer ausgeprägt sind. Darüber hinaus wird die Ausdauerleistungsfähigkeit der Frau durch den höheren Körperfettanteil, welcher zusätzlich als Gewicht mitgetragen werden muss, negativ beeinflusst. Die Differenzen in der Sauerstofftransportkapazität beider Geschlechter zeichnen sich durch eine höhere Konzentration an Hämoglobin (Protein der roten Blutkörperchen) im Körper des Mannes ab (Weineck, 2004, S. 468). Sauerstoff im Blut wird zum einen in physikalisch gelöster Form in den Blutbestandteilen und zum anderen in chemischer Bindung an Hämoglobin transportiert. 1 g Hämoglobin bindet 1.39 Milliliter (ml) Sauerstoff. Die Konzentration liegt bei Männern um 1.5 - 2.0 g pro Deziliter (g/dl) höher als die Konzentration bei Frauen (Larsen & Ziegenfuß, 2009, S. 57f.).
Die physiologische Standardmessgröße der aeroben Kapazität (höchstmögliche Sauerstoffaufnahmefähigkeit) während der maximalen Belastung ist die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max). Diesbezüglich gibt es signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede. Angegeben wird die VO2max in Litern pro Minute (l/min). Diesbezüglich wird von der absoluten maximalen Sauerstoffaufnahmefähigkeit gesprochen. Abbildung 4 zeigt den Vergleich zwischen verschiedenen Personen, aufgrund von Unterschieden in der Anthropometrie (Gewicht, Körperhöhe) auf. So wird die VO2max zur besseren Vergleichbarkeit in Milliliter pro Minute pro Kilogramm (ml/min/kg) dargestellt und als relative maximale Sauerstoffaufnahme bezeichnet (Costa & Guthrie, 1994, S. 170f.). Zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr erreichen beide Geschlechter die höchste maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit. Die aerobe Leistungsfähigkeit sinkt ab dem 30. Lebensjahr bei Männern im Durchschnitt um 1 %, bei Frauen hingegen um durchschnittlich 0.8 %. Aufgrund dieser Tatsache, gleichen sich geschlechtsspezifische Unterschiede der Ausdauerleistungsfähigkeit im hohen Alter wieder aus (Rost, 2005, S. 19f.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Relative maximale Sauerstoffaufnahme im Laufe des Lebens (in Anlehnung an Hollmann & Hettinger, 2000, S. 314f.)
Abbildung 4 zeigt die Unterschiede in der absoluten maximalen Sauerstoffaufnahme auf. Es ist zu beobachten, dass Leistungssportlerinnen in Ausdauersportarten im Durchschnitt dieselbe VO2max Kapazität aufweisen, wie die nicht ausdauertrainierten Männer. Bei Leistungssportlern in Ausdauersportarten hingegen, liegt die durchschnittliche maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit bei 5.9 l/min.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Absolute maximale Sauerstoffaufnahme im Laufe des Lebens (in Anlehnung an Hollmann & Hettinger, 2000, S. 314f.)
Anatomische und physiologische Differenzen zwischen Männern und Frauen führen zu Verschiedenheiten in der Muskelermüdung. Gestel und Teschler (2010) definieren die Muskelermüdung als einen Zustand des Muskels mit einer reduzierten Fähigkeit der Kraft- und Geschwindigkeitsentwicklung infolge erhöhter Belastungen. Eine Muskelermüdung ist im Unterschied zu einer Muskelschwäche durch Erholung reversibel (S. 169). Die Ermüdung des Muskels resultiert durch den Mangel des Energielieferanten Adenosintriphosphat (ATP) und die Anhäufung von Metaboliten wie Laktat (Abbauprodukte von Stoffwechselvorgängen). Darüber hinaus führt die Ermüdung des zentralen Nervensystems (ZNS) zu einer Abnahme der Aktionspotentiale pro Sekunde und ist somit eine weitere Konsequenz der muskulären Erschöpfung.
Zudem verschlechtert sich in Folge dessen die Impulsübertragung auf die motorische Endplatte1, was ebenfalls zu einer Abnahme der Muskelkraft und somit der sportlichen Leistungsfähigkeit führt (Klinke, Pape, Kurtz & Silbenagl, 2010, S. 118).
Im Vergleich zu der höheren Muskelkraft und Ausdauerleistungsfähigkeit, zugunsten des männlichen Geschlechtes, sind in der Muskelermüdung, insbesondere bei geringen Krafteinwirkungen und isometrischen Kontraktionen (statische Arbeitsweise), Vorteile für das weibliche Geschlecht nachgewiesen. Im Allgemeinen sind Frauen bei moderater Intensität und gleichbleibender Kontraktion einzelner Muskeln wie der Ellenbogenbeuge, Fingerbeuge, Rückenstrecker, Kniestreckmuskulatur und Atemmuskulatur ermüdungswiderstandsfähiger als Männer. Die moderate Intensität beschreibt dabei eine Kontraktion zwischen 20 % und 50 % der maximalen Leistungsfähigkeit der jeweiligen Muskelpartie. Bei höheren Intensitäten jedoch, wie beispielsweise einem Hypertrophietraining (Muskelaufbautraining) mit 80 % der maximalen Leistungsfähigkeit oder dem Maximalkrafttraining „1 Repetition Maximum" (1RM), mit 100 % der maximalen Leistungsfähigkeit, sind Frauen im Vergleich zu den Männern nicht ermüdungswiderstandsfähiger. Darüber hinaus ist eine noch schnellere Muskelermüdung der Männer im Vergleich zu Frauen bei intermittierenden isometrischen Kontraktionen (wiederkehrende Kontraktionen mit Unterbrechungen) zu beobachten. Infolge des größeren Muskelquerschnitts des Mannes, weist der arbeitende Muskel bei intermittierenden Kontraktionen eine höhere Durchblutung auf als der Muskel der Frau, was folglich zu einer schnelleren Ermüdung führt (Hunter, 2014, S. 769ff.).
1.2 Entwicklung der Wettkampfleistungen in Olympischen Spielen
Die OS zählen zu den bedeutendsten Sportereignissen des zwanzigsten Jahrhunderts. Athleten in Einzel- oder Mannschaftswettbewerben bestreiten bei den OS in unterschiedlichen olympischen Disziplinen und Sportarten Wettkämpfe. Unter einem sportlichen Wettkampf wird auf Basis vorbestimmter Wettkampfregeln, der Vergleich sportlicher Leistungen von einzelnen oder mehreren Sportlern, zur Ermittlung von Siegern und Platzierten verstanden (Dickhuth et al., 2007, S. 515).
Der Ursprung der OS geht in das antike Griechenland zurück. Verbleibende Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass die ersten OS im Jahre 776 vor Christus abgehalten wurden (Toohey & Veal, 2007, S. 11). Die OS der Neuzeit werden in Olympische Sommerspiele (OSS) und Olympische Winterspiele (OWS) unterschieden. Sowohl die OSS, als auch die OWS finden alle vier Jahre statt. Die ersten OSS wurden im Jahre 1896 in Athen/Griechenland ausgetragen. Dahingegen fanden die ersten OWS erstmals im Jahre 1924 in Chamonix/Frankreich statt. Zuletzt wurden die OSS im Jahre 2016 in Rio de Janeiro/Brasilien und die OWS im Jahre 2014 in Sotschi/Russland abgehalten. Japan wird im Jahre 2020 das Austragungsland für die nächsten OSS sein und die Republik Korea, für die nächsten OWS, welche 2018 stattfinden werden. Teilnehmende Athleten für die OS, werden von den jeweiligen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) nominiert. Es besteht eine Gesamtanzahl von 206 NOKs, die auf fünf Kontinenten verteilt sind. Das Ziel der NOKs ist es, die olympische Bewegung in ihren jeweiligen Ländern zu entwickeln und zu fördern. Das Internationale Olympische Komitee (IOK) stellt die oberste Organisation der olympischen Bewegung dar und ist für die Organisation der OS verantwortlich (Coubertin, 2000, S. 664).
Neben dem sportlichen Erfolg, dient der Wettkampf der Kontrolle des sportlichen Leistungsstandes und der Wirksamkeit des Trainings. Nach Weineck (2004) wird der sportliche Wettkampf in den gesamten Ablauf und Aufbau des Trainings adaptiert und ist somit Teil der sportlichen Leistungsentwicklung (S. 66). Dabei beschreibt sportliche Leistungsentwicklung eine Veränderung der Leistungsfähigkeit. Sportler streben eine positive Entwicklung ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit an, mit dem Ziel der sportlichen Weiterentwicklung und körperlichen Vervollkommnung. Dabei haben endogene und exogene Faktoren einen Einfluss auf die sportliche Leistungsentwicklung einer Person. Endogene Faktoren beschreiben die Voraussetzungen eines Sportlers sowie die Fähigkeit und Bereitschaft diese zu nutzen, um eine positive Veränderung beispielsweise des Köperbaus und der inneren Organe herbeizuführen. Exogene Faktoren umfassen sämtliche äußere Einflüsse, die auf die Leistungsentwicklung des Sportlers wirken und eine positive Veränderung der sportlichen Leistung auslösen. Wesentliche Faktoren sind unter anderen die gezielte Trainingsplanung und -durchführung (Schnabel, Harre & Krug, 2008, S. 56).
In sportlichen Wettkämpfen ist neben der physischen Vorbereitung, das Übertreffen der eigenen Leistungen, auch auf psychische Faktoren zurückzuführen. Positive Erwartungen an den Wettkampf, das Vertrauen auf die eigene Leistung und die Verwendung von systematischen mentalen Vorbereitungsstrategien, verhelfen Sportlern den antrainierten Leistungsstand im Wettkampf abzurufen und zu übertreffen (Greenleaf, Gould, Diefenbach, 2001, S. 154ff.).
Die verschiedenen Faktoren beeinflussen nicht nur die sportliche Leistungsentwicklung einzelner Sportler, sondern auch die Entwicklung der Leistungen innerhalb einer Sportart. In diesem Zusammenhang haben Lippi, Banfi, Favaloro, Rittweger und Maffulli (2008) die Leistungsentwicklung der Männer und Frauen in der Sportart Leichtathletik, anhand von neun olympischen Disziplinen (100-m bis 10.000-m Lauf, Weitsprung, Hochsprung, Kugelstoßen und Speerwurf), zwischen den Jahren 1900 und 2007 analysiert.
[...]
1 Die motorische Endplatte ist für die Erregungsübertragung von einer Nervenfaser auf die Muskelfaser verantwortlich (vgl. Silbernagl & Despopoulos, 2007).
- Citar trabajo
- Eren Kayman (Autor), 2017, Leistungsentwicklung in Wettkämpfen. Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497685
Así es como funciona
Comentarios