Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Stellenwert von Literatur im Fremdsprachen- und speziell im DaF/ DaZ- Unterricht aus historischer Perspektive auszuleuchten. Es erfolgt eine praxisnahe Didaktisierung des Textes „Die Leichtgläubigen oder Wie eine Taube zwei Gänse rettete“ vom Chamisso-Preisträger Rafik Schami aus dem Jahr 1990 für erwachsene DaZ-Lerner mit einem C1-Niveau nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen.
Einführend sind hier zentrale Legitimationsgrundsätze für literarische Texte im Fremdsprachenunterricht zu formulieren, denn zahlreiche didaktische Entwürfe berücksichtigen die Integration von Literatur mit deren poetischen Komponenten nur unzureichend. Zu Gunsten eines optimalen Lernfortschritts wird Literarizität und die damit einhergehende Komplexität kommunikativ ausgerichteten Lernzielen untergeordnet.
Doch folgt man Harald Weinrichs Forderung nach "Reliterarisierung" oder etwa dem Mehrwert von literarischen Texten gegenüber der Alltagssprache, wie er bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in Konzepten von Deautomatisierung und Endkontextualisierung im russischen Formalismus skizziert wurde, wird schnell das Potenzial von literarischen Texten für den Fremdspracherwerb deutlich.
Die diachrone Perspektive auf die Rolle der Literatur im Fremdsprachenunterricht und auch im Hinblick auf das Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache ist eine interessante. Die Inkongruenz von Literatur- und Kulturauffassungen wirkt sich konsequenterweise auch auf kulturelle Schaffensprozesse – wie u.a. Literatur essentiell definiert werden kann – aus. Dass hierbei die Konzeption von Vermittlungsansätzen für literarische Texte in didaktischen Kontexten ebenso beeinflusst wird, liegt auf der Hand. Dabei ist die Beziehung zwischen Literatur und (Fremdsprachen-) Unterricht interdependent verwoben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1 Literatur im Fremdsprachenunterricht vor 1945
- 2.2 Die Entwicklungen nach 1945
- 2.3 Die Zäsur um das Jahr 1970
- 2.4 Der Interkulturelle Ansatz
- 2.5 Kompetenzorientierung versus Literarizität
- 3. Ausblick
- 4. Didaktisierung
- 4.1 Erste Unterrichtseinheit: Textstrukturelles Wissen
- 4.2 Zweite Unterrichtseinheit: Die Textlektüre
- 4.3 Dritte Unterrichtseinheit: Interkulturelle Kompetenz
- 5. Literaturverzeichnis
- 7. Anhang
- 7.1 Anhang 01: Lesetext
- 7.2 Anhang 02: Lehrskizzen der Projektwoche 1-3
- 7.3 Anhang 03: Arbeitsblatt
- 7.4 Anhang 04: Historische Tabelle: Methodenkonzeption im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle von Literatur im Fremdsprachenunterricht, insbesondere im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, aus historischer Perspektive. Sie analysiert die Entwicklung der Konzepte und Ansätze zur Vermittlung von Literatur im Fremdsprachenunterricht, beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die mit dem Einsatz von Literatur in diesem Kontext verbunden sind, und zeigt, wie die Integration von Literatur mit ihren poetischen Komponenten für einen optimalen Lernfortschritt genutzt werden kann.
- Die Entwicklung des Literaturverständnisses im Fremdsprachenunterricht
- Die Rolle von Literatur im Kontext des Spracherwerbs
- Die Bedeutung von Interkulturalität und Kompetenzorientierung im Literaturunterricht
- Die Didaktisierung literarischer Texte für erwachsene DaZ-Lerner
- Der Stellenwert von Literarizität im Fremdsprachenunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und skizziert die zentrale Fragestellung: Die Rolle von Literatur im Fremdsprachenunterricht aus historischer Perspektive. Sie beleuchtet die problematische Beziehung zwischen Literatur und Fremdsprachenunterricht und stellt die Bedeutung von Literarizität für den Lernprozess heraus. Des Weiteren werden die Zielsetzung und der Aufbau der Arbeit erläutert.
- Kapitel 2.1: Literatur im Fremdsprachenunterricht vor 1945 Dieses Kapitel analysiert die Rolle von Literatur im Fremdsprachenunterricht vor 1945. Es zeigt auf, wie die klassische antike Literatur, insbesondere Werke von Homer und Cicero, als unantastbare Bildungsgüter betrachtet wurden und im Humanismus eine zentrale Rolle im Fremdsprachenunterricht spielten. Der Einfluss von Wilhelm von Humboldt und seine Vorstellung von Sprache als Organ des Denkens wird diskutiert, ebenso wie die dominierende Stellung des Lateinischen im Fremdsprachenunterricht. Schließlich beleuchtet das Kapitel die Grammatik-Übersetzungs-Methode (GÜM), die im 18. und 19. Jahrhundert den Fremdsprachenunterricht prägte und den Umgang mit Literatur stark beeinflusste.
- Kapitel 2.2: Die Entwicklungen nach 1945 In diesem Kapitel werden die Veränderungen im Fremdsprachenunterricht nach 1945 und deren Auswirkungen auf die Rolle von Literatur analysiert. Die gesellschaftlichen Entwicklungen der Nachkriegszeit führten zu einer stärkeren Betonung der sprachlichen Handlungsfähigkeit im Alltag. Die audiolinguale und die audiovisuelle Methode, die auf dem Strukturalismus und dem Behaviorismus basieren, dominierten die didaktischen Ansätze dieser Zeit. Die Bedeutung von Literatur wurde dabei in den Hintergrund gedrängt, sie wurde als nutzlos für den Spracherwerb betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Literatur, Fremdsprachenunterricht, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Literarizität, Interkulturalität, Kompetenzorientierung, Didaktisierung, Geschichte, Entwicklung, Methoden, Ansätze, Grammatik-Übersetzungs-Methode, Audiolinguale Methode, Audiovisuelle Methode.
- Arbeit zitieren
- Michael Prestele (Autor:in), 2018, Literatur im Fremdsprachenunterricht aus historischer Perspektive. Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498104