Im Fokus des folgenden Textes steht die Aufarbeitung zweier Presserklärungen Angela Merkels anhand sprachwissenschaftlicher Methoden, die Aufschluss über den Erfolg oder Misserfolg der intendierten Kommunikationsziele geben soll.
So wird die ubiquitäre, diverse Kritik als Anzeichen genommen, dass die in beiden Fällen gleichermaßen zu beobachtende Intention der Sprecherin, die Rezipienten, also die Wählerinnen und Wähler, zu beruhigen und zu motivieren , zumindest nicht vollumfänglich und konsensuell erreicht werden konnte. Im Gegensatz dazu darf das "Spareinlagen"-Zitat als erfolgreicher Sprechakt angesehen werden. Um eine solche Analyse betreiben zu können, wird im Folgenden das Augenmerk auf die allgemeinen Mechanismen politischer Kommunikation gerichtet. Speziell wird hier im Vordergrund die Frage stehen, inwiefern eine Aussage im politischen Kontext (nur) dann erfolgreich sein kann, wenn sie die Kriterien der Glaubwürdigkeit bei den Rezipienten erfüllt. Somit soll in dieser linguistischen Ebene ein anderer Zugang dafür gefunden werden, zu beantworten, warum die Wirkung vor allem bei erstgenanntem Zitat nicht wie vorgesehen eingetreten ist.
Vor diesem Hintergrund lassen sich verschieden Untersuchungstechniken der Pragmatik applizieren. Der Aufsatz zielt darauf ab, sprechakttheoretische Analyseverfahren so in die Erforschung der Konstitution von Glaubwürdigkeit zu implementieren, dass sich daraus ein kohärentes Bild über die Interdependenz beider Phänomene ablesen lässt. In seiner Anwendung soll dieses Verfahren hier beleuchten, welche Ebenen der Kommunikation die Bundeskanzlerin bei den angeführten Texten verwendet hat und inwiefern die Mechanismen eines illokutionären Aktes mit performativer Intention fehlgeschlagen sind. Bezogen auf das konkrete Beispiel wird somit untersucht, ob Fehlschläge innerhalb des illokutionären Aktes von Angela Merkel als eine Ursache für den Verlust von Glaubwürdigkeit ihrer Aussage gesehen werden können und ob damit die Erreichbarkeit der Intention des Sprechaktes verhindert wurde.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 FORSCHUNGSZIEL
- 1.2 METHODISCHE VORÜBERLEGUNGEN ZUR DATENGRUNDLAGE
- 2. GRUNDLAGEN DER FORSCHUNGSFELDER
- 2.1 DIE SPRECHAKTTHEORIE
- 2.2 DIE KONSTITUTION VON GLAUBWÜRDIGKEIT IN DER POLITIK
- 2.4 KONTEXT UND VERGLEICHBARKEIT DER TEXTE
- 2.5 KOMBINIERBARKEIT DER DISZIPLINEN UND DER FORSCHUNGSLÜCKE
- 3. GLAUBWÜRDIGKEIT IN ANGELA MERKELS ÄUBERUNGEN - ANALYSE
- 3.1 KONTRASTIVE ANALYSE BEIDER TEXTSTELLEN AUF GRUNDLAGE DER GLAUBWÜRDIGKEITSPARAMETER
- 3.1.1 Sachkompetenz
- 3.1.2 Soziale Einbettung
- 3.1.3 Verlässlichkeit/Reputation
- 3.1.4 Verständlichkeit
- 3.2 KONTRASTIVE ANALYSE BEIDER TEXTSTELLEN AUF GRUNDLAGE DER SPRECHAKTTHEORIE
- 3.2.1 Sprechakte „Spareinlagen“
- 3.2.2 Sprechakte „Wir schaffen das“
- 4. FAZIT: GEGENÜBERSTELLUNG DER BEIDEN ZITATE IM HINBLICK AUF DIE SPRECHAKTTHEORIE
- 5. SYNTHESE: GLAUBWÜRDIGKEITSKONSTITUTION ANHAND DER SPRECHAKTTHEORIE
- 6. KONKLUSION: DIE VEREINBARKEIT VON GLAUBWÜRDIGKEITSFORSCHUNG UND SPRECHAKTTHEORIE
- 7. AUSBLICK
- LITERATUR
- ANHANG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die sprachliche Konstruktion von Glaubwürdigkeit in der politischen Kommunikation anhand zweier Presseerklärungen von Angela Merkel. Dabei wird die Sprechakttheorie als analytisches Werkzeug eingesetzt, um die Wirkungsweise der Aussagen im Hinblick auf ihre Glaubwürdigkeit zu analysieren. Die Arbeit zielt darauf ab, die Interdependenz von Glaubwürdigkeit und Sprechhandlungen aufzuzeigen und zu beleuchten, inwiefern der Erfolg oder Misserfolg eines Sprechaktes mit der Zuschreibung von Glaubwürdigkeit zusammenhängt. Die zentralen Themen der Arbeit sind:- Die Sprechakttheorie als Analysemethode für die politische Kommunikation
- Die Konstitution von Glaubwürdigkeit in der Politik
- Die Analyse der Sprechakte „Spareinlagen“ und „Wir schaffen das“ im Hinblick auf Glaubwürdigkeit und Sprechhandlung
- Die Bedeutung von indirekten Sprechakten in der politischen Kommunikation
- Die Interaktion von Glaubwürdigkeit und Sprechhandlung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Forschungsfeld und erläutert die Forschungsfrage und die methodischen Vorüberlegungen. Kapitel 2 legt die theoretischen Grundlagen der Sprechakttheorie und der Glaubwürdigkeitsforschung in der Politik dar. Kapitel 3 analysiert die beiden Presseerklärungen von Angela Merkel im Hinblick auf Glaubwürdigkeitsparameter und die Sprechakttheorie. In Kapitel 4 wird ein Fazit zur Gegenüberstellung der beiden Zitate im Hinblick auf die Sprechakttheorie gezogen. Kapitel 5 synthetisiert die Erkenntnisse der Arbeit und zeigt die Interaktion von Glaubwürdigkeit und Sprechhandlung auf. Kapitel 6 fasst die Ergebnisse zusammen und diskutiert die Vereinbarkeit von Glaubwürdigkeitsforschung und Sprechakttheorie. Schlussendlich bietet ein Ausblick einen Ausblick auf zukünftige Forschungsrichtungen.Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselthemen der politischen Kommunikation, der Sprechakttheorie, der Glaubwürdigkeit, dem illokutionären Akt, der Performativität, der politischen Rhetorik, der Analyse von Presseerklärungen und der Analyse von Angela Merkel.- Citation du texte
- Niklas Behrens (Auteur), 2018, Wie glaubwürdig ist politische Kommunikation? Analyse zweier Presseerklärungen Angela Merkels anhand der Sprechakttheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498337