Pferdemalerei in der Tang-Dynastie


Hausarbeit, 2008

22 Seiten, Note: 3


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Der Taizong -Kaiser und seine sechs Pferde

3. Physiognomie der Pferde

4. Die Maler und ihre Werke
4.1. Cao Ba (曹壩)
4.2. Han Gan (韓幹)
4.3. Li Gonglin (李公麟)
4.4. Zhao Mengfu (趙孟頫)

5. Ausblick

1. Einleitung

Das Pferd spielt in der Geschichte Chinas, sowie in der Literatur und der Mythologie, eine zentrale Rolle. Es war bereits lange Zeit ein Symbol für Macht und Ansehen bevor es sich in der Tang-Zeit (618-907 n. Chr.) auch in der bildlichen Kunst als eigenständiges und vor allem beliebtes Thema etablierte.

Über 2000 Jahre hatte das Pferd an sich bereits einen großen Stellenwert inne vor allem auf Grund dessen außergewöhnlicher militärischer Bedeutung für das Kaiserreich. Ehemals zogen Pferde nur die Streitwägen zur Schlacht.[1] Als jedoch die Feinde Chinas auf Pferderücken zu Kampfe ritten, sahen sich auch die Chinesen gezwungen ihre Kavallerie auszubauen.[2] Das hatte zur Folge, dass Pferde gezielt importiert wurden, denn es kamen nur die Besten ihrer Art für militärische Zwecke in Frage. Der Taizong -Kaiser machte sogar die Anschaffung von Reitrössern zu einer Priorität seiner Herrschaft. Große Pferdeherden waren also unentbehrlich, um die Sicherheit des Landes zu garantieren und sind somit letztendlich auch der Grund für den Aufstieg des Kaiserreichs. Es wurden harte Strafen, wie Zwangsarbeit, ausgeteilt an diejenigen, die ein Pferd der Regierung stahlen.[3] Denn gute Pferde waren sehr wertvoll und es wurden keine Mühen gescheut, diese zu schützen. Dadurch kam es auch, dass Pferde nach und nach auch gesellschaftlich eine immer größere Rolle spielten. So wurde Polo am Hofe gespielt oder es wurden Pferde zum „Tanzen“ dressiert, um die Herrschaften zu unterhalten.[4] Da Pferde sehr teuer und gute Pferde sehr schwer zu erwerben waren, wurde das Privileg, Pferde zu reiten, eifersüchtig von den Edlen des Reiches gehütet, was sich daran zeigt, dass ein königlicher Erlass aus dem Jahre 667 Handwerkern und Händlern strengstens das Reiten von Pferden untersagte.[5]

Ich werde in dieser Hausarbeit den Versuch unternehmen, den Ursprung zu erläutern, wie es zu der unglaublichen Popularität des Pferdes im alten China gekommen ist, und warum dies in der Tang-Zeit zu der Etablierung des Pferdes in der malerischen Kunst als ein eigenständiges Genre führte.

2. Der Taizong -Kaiser und seine sechs Pferde

Der zweite Kaiser der Tang-Zeit und der als der eigentliche Gründer dieser Dynastie geltende, war Li Shimin. Er ging später unter dem Namen Taizong -Kaiser in die Geschichte Chinas ein. Bereits während der Herrschaft seines Vaters erlangte er wichtige militärische Siege, die die neu gegründete Dynastie festigten.

Er wurde 626 n.Chr. schließlich selbst zum Kaiser ernannt und regierte das Land 23 Jahre lang. Während seiner Regentschaft wuchs China zu einer großen Streitmacht heran und er setzte den Grundstein für eine glorreiche und blühende Dynastie.

Seine größten Siege ließ er zusammen mit den Reitrössern, auf denen er in die jeweilige Schlacht ritt, auf Steinreliefs verewigen, die sein Mausoleum verzierten. Je drei Reliefs an der östlichen und an der westlichen Seite. Diese vielleicht weltweit einzigartigen Steinbilder sind Zeugnisse seiner großen Siege, aber vor allem sind sie Lobpreisungen vom Taizong -Kaiser selbst an seine geliebten Pferde.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: „ Die Sechs Streitrösser des Taizong-Kaisers “, Safrangelb, Museum der Universität von Pennsylvania, Philadelphia.

Jedes der sechs Lieblingspferde des Kaisers wird auf einem eigenen Stein individuell in Pose und Aussehen dargestellt. So werden vier Pferde im fliegenden Galopp gezeigt, während zwei von ihnen traben und eines von einem Offizier einen Pfeil von seiner Brust entfernt bekommt. Jedoch ist das nicht das einzige Ross, welches mit Wunden von der Schlacht verewigt wird.[6] Ein jedes wird gezeigt mit Sattel und Zaumzeug, das repräsentativ ist für die Pferdepflege in der Tang-Dynastie. Der Schweif der Pferde ist kunstvoll geflochten und diente nicht nur zur Zierde, sondern auch dazu, den Windwiderstand zu verringern.

Keines dieser stolzen Tiere wird im Beisein eines Reiters gezeigt. Nur auf einem Relief ist ein Offizier zu sehen, der dem Pferd einen Pfeil aus der Brust entfernt. Es bedarf allerdings keines Reiters bei den Tieren, denn es die Präsenz des Taizong -Kaisers ist unmissverständlich zu spüren.[7]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: „ Die Sechs Streitrösser des Taizong-Kaisers “, Herbsttau, Museum der Universität von Pennsylvania, Philadelphia.

Doch nicht nur die liebevolle und detaillierte Fertigung der Abbilder machen diese Reliefs so berühmt. Der Kaiser selbst, so sagt man, schrieb zu und widmete jedem seiner sechs treuen Reittiere ein Gedicht. Diese Gedichte schienen früher entweder an der rechten oder linken Ecke der je sechs Steinbilder gestanden zu haben.

In den Gedichten nennt er den Namen des jeweiligen Pferdes, lobt die individuellen Stärken des Tieres und welche Schlacht es mit ihm gemeinsam gefochten hat. Diese Gedichte wurden dann von dem renommierten Kalligraphen Ouyang Xun (557-645) in den vorgesehenen Platz graviert. Diese Inschriften sind nach über 1000 Jahren leider nicht mehr zu erkennen, doch sind sie anderweitig überliefert worden. Ein Druckstein (Stele), welcher 1089 aufgestellt wurde, zeugt von diesen Lobgedichten an die Pferde.

Der Taizong -Kaiser erzählt beispielsweise in einem Gedicht über sein Schlachtross Te Qin Biao, ein Pferd mit gelb-weißem Fell und leicht schwarzer Schnauze, mit dem er gegen Song Jingang 619 n.Chr. geritten ist. In dieser Schlacht entledigte Li Shimin sich seiner Rüstung drei Tage nicht und auch sein Pferd blieb drei Tage lang vollständig gesattelt. In dem Gedicht schreibt Li Shimin folgendes über sein Streitross:

„When whipped, it reared into the air, The noise of its neighing came down as from the sky. Rushing toward danger it bore down the enemy; It appeared at the critical moment and saved the difficult situation.”[8]

Diese Steinbilder sind nicht nur Lobpreisungen auf seine geliebten Pferde, sondern dienen zugleich als Dokumente und vor allem auch als Monumente seiner größten Erfolge. Diese Tatsache mag auch vielleicht mit einer der Gründe sein, weshalb das Pferd sich in der chinesischen Kultur als ein Symbol von Macht und Rang etablierte.

Die Besonderheit, die diese Steinbilder weltweit so einzigartig machen, sind nicht die Erfolge, die durch sie dokumentiert werden. Es ist die Individualität, die der Taizong -Kaiser seinen Lieblingspferden verleiht. Der Kaiser selbst ließ seine Pferde vermutlich erst von einem Maler Namens Yan Liben (ca. 600-674 n.Chr.) zeichnen – um nicht zu sagen portraitieren – um sie dann in Stein gemäß den Zeichnungen meißeln zu lassen.[9] Keine anderen Pferde genießen einen solchen Ruhm und eine solche Berühmtheit auf der Welt wie diese sechs. Keine weiteren Pferde gingen mit Namen oder einem ihnen gewidmeten Gedicht in die Geschichte ein. Zwar wurden bereits im 4. Jh.v.Chr. mit Pferden bemalte Objekte als Grabbeigaben verwendet, sowie Grabwände mit Pferdemalereien verziert, oder in späterer Zeit Kaiser mit 1000den von Pferden begraben und auch die Griechen und alten Ägypter meißeln kunstvolle Pferdeskulpturen, doch namentlich wird kein einziges von ihnen genannt.[10]

Durch den Wunsch des Kaisers seine Rösser individuell bildlich festzuhalten, entstand nicht nur eine neue Tradition von Pferdemalerei am Kaiserhof, sondern Kaiser und Ross wurden zunehmend als gleichwertig empfunden.[11] So gehen des Taizong -Kaisers sechs Streitrösser mit ihm zusammen in die Geschichte ein und wurden vom chinesischen Volk ebenso wie ihr Besitzer verehrt und in ihren Gedanken vergöttlicht.[12]

3. Physiognomie der Pferde

Durch die Tatsache, dass Pferde in China insbesondere während der Tang-Zeit immer mehr an Popularität gewannen, und dass sie zunehmend eine politische Notwendigkeit wurden, gewann natürlich auch die Pferdemedizin sowie die Kunst ein gutes Pferd zu erkennen, immer mehr an Bedeutung. Und wenn man sich mit der Pferdemalerei in der Tang-Zeit auseinandersetzt, darf man den Einfluss der Pferdephysiognomie nicht unterschätzen. Denn um herauszufinden, ob nun ein Pferd gesund und kräftig war, war Pferdephysiognomie (chin. xiangma 相馬) ein beliebter Lösungsweg. Und auch die Maler nahmen sich die Kriterien, die in der Pferdephysiognomie für ein gutes Pferd – charakterlich wie auch körperlich – sprachen, zu Herzen. Entstanden ist diese pseudo-wissenschaftliche Lehre wohl in der Bronzezeit (春秋) (ca. 770-476 v.Chr.) und hat auch einen großen Einfluss auf die Pferdemalerei in der chinesischen Kunst genommen.[13]

Wenn man von xiangma spricht, kommt man nicht umhin, auf den wohl bekanntesten chinesischen Meister in der Kunst ein gutes Pferd zu erkennen zu stoßen. Sun Yang lebte während des 7. Jh. v.Chr. und wurde auf Grund seines ungeheuren Verständnisses von Pferden nach dem chinesischen Sternbild Bole genannt, das als Führer der himmlischen Pferde galt, welches im Westen unter dem Sternbild des Skorpions bekannt ist.[14] Gemäß seines Namens, war er ohne Gleichen auf diesem Fachgebiet und sein Können wurde so hoch geschätzt, dass er selbst oft Gegenstand der Pferdemalerei wurde.

[...]


[1] Creel, H. G. (1965): “The Role of the Horse in Chinese History”, in: The American Historical Review, Bd. 70, 3, S. 647-672, hier: S. 648

[2] vgl. Cook, Bill (2000/Hg.): Imperial China: The Art of the Horse in Chinese History, Lexington: Kentucky Horse Park (Ausstellungskatalog), hier: S. 27

[3] vgl. Cook, Bill (2000/Hg.): Imperial China: The Art of the Horse in Chinese History, Lexington: Kentucky Horse Park (Ausstellungskatalog), hier: S. 47

[4] vgl. Cook, Bill (2000/Hg.): Imperial China: The Art of the Horse in Chinese History, Lexington: Kentucky Horse Park (Ausstellungskatalog), hier: S. 48 und 52

[5] Harrist, Robert E., Jr. (1997): Power and Virtue – The Horse in Chinese Art, New York: China Institute in America, hier: S. 22

[6] vgl. Zhou, Xiuqiu (2001): “Emperor Taizong and His Six Horses”, in: Orientations, Bd. 32, 2, S. 40-46, hier: S. 41

[7] Harrist, Robert E., Jr. (1997): Power and Virtue – The Horse in Chinese Art, New York: China Institute in America, hier: S. 19

[8] Zhou, Xiuqiu (2001): “Emperor Taizong and His Six Horses”, in: Orientations, Bd. 32, 2, S. 40-46, hier: S. 42

[9] Harrist, Robert E., Jr. (1997): Power and Virtue – The Horse in Chinese Art, New York: China Institute in America, hier: S. 18

[10] Zhou, Xiuqiu (2001): “Emperor Taizong and His Six Horses”, in: Orientations, Bd. 32, 2, S. 40-46, hier: S. 46

[11] Harrist, Robert E., Jr. (1997): Power and Virtue – The Horse in Chinese Art, New York: China Institute in America, hier: S. 19

[12] Zhou, Xiuqiu (2001): “Emperor Taizong and His Six Horses”, in: Orientations, Bd. 32, 2, S. 40-46, hier: S. 44

[13] Harrist, Robert E., Jr. (1997): “The Legacy of Bole: Physiognomy and Horses in Chinese Painting“, in: Artibus Asiae, Bd. 57, 1/2, S. 135 – 156, hier: S. 135

[14] vgl Harrist, Robert E., Jr. (1997): “The Legacy of Bole: Physiognomy and Horses in Chinese Painting“, in: Artibus Asiae, Bd. 57, 1/2, S. 135-156, hier: S. 135-136

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Pferdemalerei in der Tang-Dynastie
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
3
Autor
Jahr
2008
Seiten
22
Katalognummer
V498555
ISBN (eBook)
9783346022950
ISBN (Buch)
9783346022967
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tang-Dynastie, Pferde, Malerei
Arbeit zitieren
Sonja Ludwig (Autor:in), 2008, Pferdemalerei in der Tang-Dynastie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498555

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