In dieser Arbeit wird versucht die Schwierigkeiten zu "umgehen", in dem ein Totalitarismuskonzept herangezogen wird, welches eine eindeutige Definition des Totalitarismus liefert und welches streng und systematisch strukturiert ist: jenes vom Politikwissenschaftler Carl J. Friedrich. Anhand dieses Konzeptes soll hier die Forschungsfrage beantwortet werden, ob und inwieweit sich totalitäre Merkmale in Huxleys "Schöne Neue Welt" und Orwells "1984" manifestierten. Durch die Beantwortung dieser Frage beansprucht die Verfasserin die "Lücke" in der Forschung zu schließen, welche oben angesprochen wurde.
Die Verarbeitung des Phänomens des Totalitarismus auf dem Gebiet der Literatur ist ein bisher zu wenig beachtetes Forschungsgebiet. Und das obwohl in der Literatur der "Totalitarismus" mehrmals aufgegriffen wurde. Eine literarische Gattung, die besonders mit dem Totalitarismus in Verbindung gebracht wird, ist jene der Utopien beziehungsweise Dystopien. Bei Letzteren handelt es sich um eine Sonderart der utopischen Literatur, welche im 20. Jahrhundert auftauchte und in der laut Saage "Furchtbilder von Gemeinwesen" geschildert werden.
Als die wohl bekanntesten literarischen Dystopien zählen Aldous Huxleys "Schöne Neue Welt" (Original: "Brave New World", 1932) und George Orwells "1984" (Original: "Ninety Eighty-Four", 1949). Beide erzielten Millionenauflagen und wurden zur Schulbuchlektüre. Darüber hinaus verfügen beide Werke immer noch über eine brennende Aktualität. Huxley taucht regelmäßig auf, wenn aktuelle Streitfragen der Gentechnik, der Stammzellenforschung, der hochtechnisierten Medizin etc. diskutiert werden. Auf Orwell hingegen wird immer wieder Bezug genommen, wenn es darum geht staatliche Überwachungsmaßnahmen (wie sie etwa neuerdings die PRISM-Affäre offenbart hat) kritisch zu reflektieren. Überdies haben die literarischen Dystopien aber etwas anderes gemeinsam: Sie werden beide ununterbrochen mit dem Totalitarismus assoziiert – in dem Sinne, dass gesagt wird, dass sowohl Huxley als auch Orwell in ihren literarischen Dystopien totalitäre Herrschaftssysteme porträtieren würden.
Bisher blieb das aber eine Behauptung. Zahlreiche Forscher gaben an, dass die von Huxley und Orwell präsentierten Systeme totalitäre Merkmale aufwiesen bzw, totalitär waren, eine Verbindungsherstellung zwischen der Totalitarismusforschung und den genannten Dystopien blieb aber aus.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die Totalitarismusforschung im 20. Jahrhundert.
- 2.1 Die Entwicklung der Totalitarismusforschung im 20. Jahrhundert
- 2.1.1 Erste Phase: 1922-1930
- 2.1.2 Zweite Phase: 1930-1945
- 2.1.3 Dritte Phase: Ende der 1940er-1965.
- 2.1.4 Vierte Phase: Ende der 1960er und 1970er Jahre.
- 2.1.5 Fünfte Phase: Nach 1989.
- 2.2 Das klassische Totalitarismuswerk Carl J. Friedrichs..
- 2.2.1 Die allgemeinen Merkmale des Totalitarismus nach Carl J. Friedrich
- 2.2.1.1 Eine Ideologie..
- 2.2.1.2 Eine Partei...
- 2.2.1.3 Ein Monopol der Massenbeeinflussung..
- 2.2.1.4 Eine terroristische Geheimpolizei...
- 2.2.1.5 Ein Waffenmonopol...
- 2.2.1.6 Eine zentral gelenkte Wirtschaft...
- 2.2.2 Carl J. Friedrichs Totalitarismuskonzept in der Kritik
- 3 Totalitarismus und literarische Dystopie im 20. Jahrhundert...............
- 3.1 Der Dystopiebegriff.
- 3.2 Totalitarismus in Huxleys und Orwells dystopischen Werken.
- 3.2.1 Totalitarismus in Huxleys dystopischem Werk „Schöne Neue Welt”
- 3.2.1.1 Inhalt...
- 3.2.1.2 Rezeption......
- 3.2.1.3 Die Manifestation der totalitären Merkmale bei Huxley...
- 3.2.1.4 Interpretation der Ergebnisse........
- 3.2.2 Totalitarismus in Orwells dystopischem Werk „1984“.
- 3.2.2.1 Inhalt.
- 3.2.2.2 Rezeption...
- 3.2.2.3 Die Manifestation der totalitären Merkmale bei Orwell..
- 3.2.2.4 Interpretation der Ergebnisse.......
- 4 Fazit......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit der Analyse der literarischen Dystopien „Schöne Neue Welt“ von Aldous Huxley und „1984“ von George Orwell im Kontext der Totalitarismusforschung des 20. Jahrhunderts. Ziel ist es, die in den beiden Romanen dargestellten totalitären Herrschaftssysteme mit den theoretischen Konzepten der Totalitarismusforschung zu vergleichen und die spezifischen Merkmale der totalitären Herrschaft in den Werken zu identifizieren.
- Die Entwicklung der Totalitarismusforschung im 20. Jahrhundert
- Die Merkmale des Totalitarismus nach Carl J. Friedrich
- Die Rolle der literarischen Dystopie im Kontext der Totalitarismusforschung
- Die Manifestation der totalitären Merkmale in „Schöne Neue Welt“ und „1984“
- Die Rezeption und Aktualität der beiden Romane
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Masterarbeit vor und erläutert die Relevanz der Auseinandersetzung mit den literarischen Dystopien im Kontext der Totalitarismusforschung. Kapitel 2 widmet sich der Entwicklung der Totalitarismusforschung im 20. Jahrhundert und analysiert das klassische Totalitarismuswerk von Carl J. Friedrich. Kapitel 3 befasst sich mit dem Begriff der Dystopie und untersucht die Manifestation von totalitären Merkmalen in den dystopischen Werken „Schöne Neue Welt“ und „1984“. Die Kapitel fokussieren auf die Inhalte der Romane, ihre Rezeption sowie auf die spezifischen totalitären Elemente in den beiden Werken.
Schlüsselwörter
Totalitarismus, Totalitarismusforschung, Dystopie, literarische Dystopie, "Schöne Neue Welt", Aldous Huxley, "1984", George Orwell, Herrschaftssysteme, Kontrolle, Überwachung, Ideologie, Propaganda, Massenbeeinflussung, Terror, Geheimpolizei, Wirtschaftsordnung, Rezeption, Aktualität.
- Arbeit zitieren
- Despoina Tsokou (Autor:in), 2018, Totalitarismus und literarische Dystopie im 20. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498853