Anlass dieses Fachbuchs ist die medienwirksame ARD-Sendung „Krankenhäuser schließen - Leben retten!“ und die zugrunde liegende Studie der Bertelsmann-Stiftung „Zukunftsfähige Krankenhausversorgung Simulation und Analyse einer Neustrukturierung der Krankenhausversorgung am Beispiel einer Versorgungsregion in Nordrhein-Westfalen“. Die Studie der Bertelsmann-Stiftung ermittelt vermeintlich schlechte Qualität kleiner ländlicher Krankenhäuser. Die Schlussfolgerung ist die Forderung einer neuen Kliniklandschaft in Deutschland mit 600 Krankenhäusern.
600 bundesdeutsche Krankenhäuser - das ist eine radikale Umgestaltung der deutschen Kliniklandschaft. Das entspricht gerade einem Drittel des heutigen Klinikbestands.
Die Aufregung ist groß! Der Vorschlag wird kontrovers diskutiert! Das Erstaunliche aber:
Eine bundesweite Bertelsmann-Studie über eine Kliniklandschaft Deutschlands mit nur 600 Krankenhäusern und verbesserter Qualität gibt es gar nicht.
Es gibt eine Auftragsstudie der Bertelsmann-Stiftung im Auftrag des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann. Untersucht wurde ein dicht besiedeltes Gebiet. Laut Bertelsmann-Studie kann man dort 38 Kliniken auf 14 reduzieren und durch diese Konzentrationsprozesse angeblich die Behandlungsqualität verbessern.
Aus dieser Modellstudie …
- eine radikal neue Kliniklandschaft für ganz Deutschland abzuleiten,
- Zweidrittel aller Krankenhäuser stilllegen zu wollen und
- die Umsetzbarkeit dieser Studie in dünn besiedelten ländlichen Regionen vorauszusetzen,
ist geradezu abenteuerlich.
Es verbleibt der fade Beigeschmack, dass die Bevölkerung in einer Blitzaktion hinsichtlich der Qualität kleiner Krankenhäuser verunsichert wurde. bevor Klinikleiter oder Krankenhausträger überhaupt auf die Vorwürfe reagieren konnten. Gesundheitsministerien erhalten die Aufforderung, die deutsche Krankenhauslandschaft radikal umzugestalten.
Deshalb wird sich dieses Fachbuch zunächst mit der seit vielen Jahren motivgebundenen Meinungsbildung zur deutschen Kliniklandschaft und deren Gefahren auseinandersetzen. Es wird anschließend die gute (statt schlechte) Qualität in kleinen Krankenhäusern belegen. Es wird darlegen, wie gefährlich es ist, wenn bestimmte Gesundheitsökonomen, Krankenkassenverbände und die Bertelsmann-Stiftung sich Jahr für Jahr Gehör bei Gesundheitsministerien verschaffen und damit aktiv auf die gesundheitspolitische Gesetzgebung Einfluss nehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1) Krankenhäuser in ländlichen Regionen
- ― eine Selbstverständlichkeit?
- 2) ARD-Sendung Krankenhäuser schließen - Leben retten
- Wie wird Gesundheitspolitik gemacht?
- 3) Kliniksterben – eine irreale Zukunftsvision?
- 4) Bedeutung bundesdeutscher Krankenhäuser
- 5) Entwicklung des Kliniksterbens in Deutschland
- 51) Zeitalter im Gesundheitswesen im Blick des Kliniksterbens
- 511) Klassifizierung
- 5111) Zeitalter der Kostendeckung - Tagessätze
- 5112) Zeitalter der Ökonomisierung - DRG-Fallpauschalen
- 51121) Herausforderung
- 51122) Klinikdefizite und Marktaustritte im Zeitalter der Ökonomisierung
- 51123) Thesen zur Verringerung des klinischen Angebots
- 5113) Zeitalter der Qualität - Klinikdefizite und Marktaustritte
- 51131) Dient Qualitätsdiskussion dem Kliniksterben kleiner Krankenhäuser?
- 511311) Qualitätsmängel in der Öffentlichkeit
- 511312) Gutachterliche Einflussnahme auf den Gesetzgeber
- 511321) Einflussnahme von Prof. Dr. Augurzky, Rheinisch-westfälisches Institut
- 511322) Einflussnahme von Prof. Dr. Reinhard Busse, Technische Universität Berlin
- 511323) Einflussnahme der Bertelsmann-Stiftung
- 511324) Einflussnahme der Gesundheitspolitiker
- 51131) Dient Qualitätsdiskussion dem Kliniksterben kleiner Krankenhäuser?
- 61) 600 statt 1.400 Krankenhäuser - keine bundesweite Studie
- 6) Qualität in ländlichen Krankenhäusern
- 62) Untersuchungsgegenstand der Bertelsmann-Studie
- 63) Das 2-Stufenmodell der Bertelsmann-Studie
- 64) Gutachten für Nordrhein-Westfalen oder mehr?
- 65) Intersektorales Gesundheitszentrum - ein Ausweg
- 66) Zukunftsprognose
- 7) Qualität in ländlichen Krankenhäusern
- 71) Qualitätsmaßstab
- 72) Qualitätsbewertung der Bürger - Weisse Liste
- 73) NZ-Klinikcheck
- 74) Deutschlands beste Krankenhäuser
- 75) Qualität im ländlichen St. Anna Krankenhaus, Sulzbach Rosenberg
- 76) Appelle
- 77) Relativierungen
- 8) Ursachen für Kliniksterben
- 81) Motivation
- 82) Offener Dialog
- 83) Ernst der Qualitätsdiskussion
- 9) Ethische Aspekte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Fachbuch befasst sich kritisch mit der These der Bertelsmann-Stiftung, dass eine Reduzierung der deutschen Kliniklandschaft auf 600 Krankenhäuser notwendig sei. Es argumentiert gegen die Annahme, dass kleinere Krankenhäuser in ländlichen Regionen qualitativ minderwertig sind und dass eine Konzentration der Kliniklandschaft zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung führen würde.
- Analyse der Einflussnahme von Gesundheitsökonomen, Krankenkassenverbänden und der Bertelsmann-Stiftung auf die Gesundheitspolitik
- Bewertung der Qualität ländlicher Krankenhäuser
- Untersuchung der Folgen der Kliniksterben für die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen
- Ethische Aspekte der Gesundheitspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in das Thema des Kliniksterbens ein und beleuchtet die medienwirksame ARD-Sendung „Krankenhäuser schließen – Leben retten!“, die auf einer Studie der Bertelsmann-Stiftung basiert. Das erste Kapitel stellt die These in Frage, dass Krankenhäuser in ländlichen Regionen keine Selbstverständlichkeit sind. Das zweite Kapitel beleuchtet die ARD-Sendung und die Frage, wie Gesundheitspolitik in Deutschland betrieben wird. Das dritte Kapitel behandelt die These, dass das Kliniksterben eine unrealistische Zukunftsvision ist.
Schlüsselwörter
Kliniksterben, ländliche Krankenhäuser, Gesundheitspolitik, Qualitätsdiskussion, Bertelsmann-Stiftung, DRG-Fallpauschalen, Einflussnahme, ethische Aspekte
- 511) Klassifizierung
- 51) Zeitalter im Gesundheitswesen im Blick des Kliniksterbens
- Quote paper
- Dipl. Kaufmann Klaus Emmerich (Author), 2019, Diskussion um Qualität und Schließung ländlicher Krankenhäuser, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/498994